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Frauen als Kriegsopfer: 20 Jahre nach dem Kosovo-Krieg sitzen die Wunden noch tief

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Ardian

Guest
Kriege werden fast nur von Männern geführt. Wie das Beispiel Kosovo zeigt, sind es jedoch vor allem Frauen, die an den Folgen militärischer Konflikte auch Jahrzehnte später noch zu leiden haben.

Von unserem Korrespondenten Thomas Roser, Pristina

Der Krieg ist für die dunkelhaarige Frau noch immer nicht vorbei. Eigentlich sei sie immer “eine sehr starke Person” gewesen, erzählt im Kosovo-Rehabilitationszentrum für Folteropfer (KRCT) in Pristina die 50-jährige Adelina (Name geändert): “Ob Armut oder Gewalt, ich hatte in meinem Leben viele Probleme zu lösen. Doch dieser Sache war ich nicht gewachsen: Selbst mit meiner Familie kann ich bis heute nicht darüber sprechen.”

Zur falschen Zeit am falschen Ort: Mit ineinander geschlagenen Händen spricht Adelina über den verhängnisvollen Tag im April 1999, der ihr Leben aus der Bahn werfen sollte. Am Tag zuvor hatten serbische Milizen in ihrem Dorf ein Massaker an über 20 Männern verübt. “Nach den Erschießungen schienen selbst die Tiere nicht mehr zur Ruhe zu kommen. Die Hunde bellten, die Kühe muhten, die Hühner gackerten.” Die Angst, dass auch ihr vermisster Bruder unter den Toten sein könnte, erschwerten es ihr, einen klaren Gedanken zu fassen: “Ich konnte einfach nicht verstehen, wie Menschen anderen Menschen das antun können.”

Ohne ihren damals im Ausland arbeitenden Mann allein auf sich gestellt, suchte Adelina mit ihren fünf Kindern zunächst im Haus ihrer Eltern Zuflucht. Die Sorge um ihre hungrigen Kinder war es, die die Familienmutter am nächsten Tag für Milch und Eier doch noch einmal zu ihrem eigenen Hof aufbrechen ließen. “Mama, kommst du wieder zurück?”, fragte sie ihr dreijähriger Sohn weinend beim Aufbruch.
Als sie das Gatter zur Kuh auf der Weide öffnete, bemerkte Adelina die beiden Soldaten beim Hühnerstall zu spät. “Sie vergewaltigten mich”, erzählt sie mit stockender Stimme: “Ich sagte ihnen, dass ich fünf Kinder habe und bat sie, mich gehen zu lassen. Sie lachten und sagten, dass sie mir noch mehr Kinder machen würden. Und riefen nach anderen Soldaten, um mich mitzunehmen.”

“Ich riss mich los, rannte weg”

Sie habe nur noch an das ihrem Sohn gegebene Versprechen ihrer Rückkehr gedacht, sagt Adelina: “Ich riss mich los, rannte weg. Als ich mich umschaute, sah ich, wie einer der Soldaten seine Pistole auf mich richtete. Der andere fiel ihm in den Arm – und verhinderte den Schuss.” Mit ihrer Familie könne sie über das Erlebte nicht sprechen: “Aber ich kann das nicht vergessen, werde es auch nie vergessen können – bis zum Ende meines Lebens.”
Von Februar 1998 bis Juni 1999 wütete in Kosovo der Krieg. 20 Jahre später machen dessen Folgen den Bewohnern des seit 2008 unabhängigen Balkanstaats noch immer zu schaffen. Allein die Zahl der Vergewaltigungsopfer wird auf 20.000 Frauen geschätzt. Vergewaltigung sei eine “Kriegswaffe”, die nach Jahrzehnten noch Wirkung zeige, so die KRCT-Therapeutin Selvi Izeti. In Kosovo seien die Opfer zwischen acht und 60 Jahre alt gewesen, auch Kinder, ältere und behinderte Frauen vergewaltigt worden: “Es ging nicht darum, ob die Frauen attraktiv oder anziehend waren,es ging den Tätern darum, die Gesellschaft zu verletzen.”

Seit 2016 suche sie das Rehabilitationszentrum regelmäßig auf, erzählt Adelina: “Immer wenn ich das Gefühl habe, dass ich mit der Erinnerung an die Vergewaltigung alleine nicht fertig werde, komme ich vorbei oder rufe ich an.” Selbst ihrem Mann habe sie sich aus Furcht vor dessen Reaktion hingegen nie eröffnen können: “Er trinkt oft viel, ist manchmal auch gewalttätig. Ich weiß nicht, wie er reagieren würde.” Einmal habe sie ihn gefragt, was er von vergewaltigten Frauen halte: “Er sagte, dass er glaube, dass solche Frauen unmoralisch seien.” Ihre Kinder seien inzwischen zwar erwachsen, doch auch ihnen könne sie noch immer nicht von der Vergewaltigung erzählen: “Ich hätte heute auch Schwierigkeiten, ihnen zu erklären, warum ich ihnen das so lange verschwiegen habe.”
Im Gegensatz zu traumatisierten Kriegsveteranen habe bisher nur ein Bruchteil der Vergewaltigungsopfer um Hilfe ersucht – und meist ohne Kenntnis ihrer Familien, so die Therapeutin Izeti. Das Stigma, das den Opfern sexueller Gewalt in Kosovo anhafte, erschwere es ihnen, sich ihren Angehörigen zu eröffnen: “Weil sie über das Erlebte nie sprechen konnten, ist der Krieg für sie immer noch frisch, ihre Traumata aber chronisch.”

Viele Männer wurden nie gefunden

Nicht nur die Opfer des Kriegs, sondern auch deren Angehörigen haben zu leiden. Der schwarze Albaneradler prangt in Krusha e Madhe auf einer rot getünchten Häuserwand. Vor 20 Jahre wurde die Landgemeinde unweit von Gjakove (Djakovica) zum Schauplatz eines der blutigsten Massaker des Kosovokriegs. Vom 25. bis zum 27. März 1999 brannten die Truppen der Jugoslawischen Armee Hunderte von Häusern von Kosovos zweitgrößten Dorf nieder: Bei Massenerschießungen wurden über hundert Männer hingerichtet. Insgesamt wurden über 140 Frauen in Krusha während des Kriegs zu Witwen: Viele ihrer Männer, deren in Massengräbern verscharrte Leichen oft nie gefunden worden, gelten als vermisst. Jahrelang hatte die Witwe Fahrije Hoti nach dem Krieg für die Aufklärung des Schicksals der Kriegsvermissten gestritten.

Heute mag die Frau mit dem kräftigen Händedruck über den Krieg, den Verlust ihres noch immer verschollenen Mannes und die Flucht nach Albanien mit ihren beiden kleinen Kindern nicht mehr sprechen. Den Schmerz über den Verlust der getöteten Angehörigen könne man “nur mit dem Blick zurück kaum überwinden”, so die Erfahrung der Gründerin der Frauenkooperative von Krushe: “Nur mit Arbeit kommt man über den Kummer hinweg – weil man dann nicht ständig an die Ermordeten denken muss.”

Witwen haben “geringsten Wert”

Mit “drei Arten von Krieg” sei sie nach der Rückkehr in ihr völlig zerstörtes Dorf konfrontiert worden, sagt die 49-jährige Genossenschafterin, während sie mit tiefen Zügen den Rauch ihrer Zigarette inhaliert. Neben der Bewältigung der erlebten Kriegstraumata hätten ihr vor allem der Kampf um das wirtschaftliche Überleben ihrer Familie und der “Krieg gegen die Vorurteile” im eigenen Dorf zu schaffen gemacht. Witwen hätten in der albanischen und kosovarischen Gesellschaft den “geringsten Wert – auch in der Familie”. “Von Frauen wird hier traditionell nicht erwartet, unabhängig zu sein. Und manche hatten hier darum anfangs ein Problem, dass wir als Witwen Gemüse verarbeiten – und verkaufen.”
Ihre Mitstreiterinnen lernte sie bei dem 2005 gegründetem Verband der Angehörigen der Kriegsvermissten in Krushe kennen. Leicht sei es den Witwen nicht immer gefallen, sich mit ihrer 2010 schließlich in eine kommerzielle Agrarkooperative umgewandelte Selbsthilfeinitiative über das soziale Stigma und die Vorurteile hinwegzusetzen, bekennt Fahrije: “Aber wir nahmen unsere Leben in die eigenen Hände, taten selbst etwas für unseren eigenen Lebensunterhalt.” Heute zähle die Kooperative 50 Beschäftigte, werde von 70 Landwirten beliefert und exportiere ihre Gemüse- und Ajvargläser selbst in die Schweiz und nach Deutschland: “Inzwischen sind es mehr als 200 Familien, die von unserer Arbeit leben.”
Seit zwei Jahren arbeitet die Kriegswitwe Ganimeti Hoti in der Kooperative. In Kosovo werde erwartet, dass Witwen in der Familie ihres Mannes lebten, ein Kopftuch und lange Kleider trügen und sich ausschließlich um den Haushalt kümmerten, erzählt die dunkelhaarige Frau. Als sie ihrer Familie eröffnet habe, dass sie arbeiten gehen wolle, um ihren drei Töchtern das Studium zu finanzieren, habe sie diese “aus dem Haus geworfen”: “Die Familie wollte das nicht akzeptieren. Aber ich entschied, nur noch das zu tun, was ich will – und für richtig halte.” Bereut habe sie den Bruch mit der Familie nie: “Ich bin glücklich in der Kooperative – und froh, die Ausbildung meiner Töchter finanzieren zu können.”
Ein kalter Regen peitscht durch die grauen Straßenschluchten von Pristina. Nach dem Krieg seien ihre Landsleute “sehr hoffnungsvoll” gewesen, berichtet die KCRT-Therapeutin Izeti. Doch mittlerweile konstatiert sie wegen der Wirtschaftsmisere und der hohen Arbeitslosigkeit eine “kollektive Depression”. Das Problem sei, dass die Jungen ohne Jobs in die Emigration getrieben würden, klagt in Krusha die Kriegswitwe Fahrije. Die Ursache dafür sei die Korruption, die von der Polizei bis zur Justiz alle Bereiche der Gesellschaft infiziere: “In Kosovo kommt man im Leid – und geht man im Leid. Solange die jetzige Generation krimineller Politiker nicht ausgestorben ist, wird sich in Kosovo nie etwas ändern.”
Frauen als Kriegsopfer: 20 Jahre nach dem Kosovo-Krieg sitzen die Wunden noch tief | Tageblatt.lu
 
Këtë pasdite, LSM Kontesha e Wessex së bashku me Shyhrete Tahiri Sylejmani u takua me gjykatës, prokurorë dhe policë të Kosovës për ta diskutuar punën e sistemit të drejtësisë së Kosovës drejt sigurimit të drejtësisë për të mbijetuarit e dhunës seksuale të lidhur me konfliktin (CRSV) në Kosovë. LSM Kontesha e Wessex pranoi vështirësitë për hetimin dhe ndjekjen penale të rasteve të krimeve të luftës, veçanërisht të rasteve ku përfshihen CRSV-të. Ajo sqaroi se Mbretëria e Bashkuar do ta mbajë një konferencë ndërkombëtare, si pjesë e Nismës për Parandalimin e Dhunës Seksuale (PSVI), në nëntor 2019, në të cilën do të arrihet pajtimi për një kod ndërkombëtar të sjelljes për dokumentimin e përgjegjësisë për CRSV-të dhe dhunën në baza gjinore.

#TimeforJustice #RoyalVisitKosovo
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Danas popodne se je Nj. K. V. grofica od Veseksa zajedno sa Šihrete Tahiri Silejmani sastala sa sudijama, tužiocima i službenicima Policije Kosova kako bi razgovarali o radu kosovskog pravosudnog sistema na obezbeđivanju pravde za preživele seksualnog nasilja povezanog sa sukobom (CRSV) na Kosovu. Nj. K. V. grofica od Veseksa je primila k znanju poteškoće u istraživanju i procesiranju slučajeva ratnih zločina, posebno onih koji se tiču CRSV-a. Objasnila je da će Velika Britanija u novembru 2019. održati međunarodnu konferenciju u okviru Inicijative za sprečavanje seksualnog nasilja (PSVI) na kojoj će biti dogovoren međunarodni kodeks ponašanja za dokumentovanje odgovornosti za CRSV i rodno zasnovano nasilje.
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This afternoon, HRH The Countess of Wessex together with Shyhrete Tahiri Sylejmani met judges, prosecutors and Kosovo Police officers to discuss the work of the Kosovo justice system towards ensuring justice for conflict-related sexual violence (CRSV) survivors in Kosovo. HRH The Countess of Wessex acknowledged the difficulties of investigating and prosecuting war crime cases, especially those involving CRSV. She explained that the UK will be holding an international conference, as part of the Preventing Sexual Violence Initiative (PSVI), in November 2019, at which an international code of conduct for accountability-relevant documentation of CRSV and gender-based violence will be agreed.

British Embassy, Prishtina

https://www.facebook.com/486536561505440/posts/1393657117460042/
 
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