Heute jährt sich zum dritten Mal der Beginn des Krieges zwischen der Ukraine und Russland. Über die unmittelbare Ursache des Krieges, oder genauer gesagt, was als unmittelbare Auslöser für seinen Ausbruch diente, habe ich in den westlichen, russischen oder ukrainischen Medien bislang nichts gelesen. Einzige Ausnahme ist die ukrainische oppositionelle Online-Zeitung „Strana.ua“. Bis zum Frühjahr 2021 deutete nichts auf einen Krieg zwischen Russland und der Ukraine hin, doch plötzlich, ab Ende März 2021, begann Russland mit einer groß angelegten Truppenverlegung an die Grenzen der Ukraine, an seinen Grenzen begannen Waffengerassel und ständige Militärübungen. Gleichzeitig begann Russland, westliche Länder zu bedrohen, forderte eine Überarbeitung des Sicherheitssystems in Europa und stellte der NATO am 15. Dezember 2021 ein Ultimatum ihre Truppen aus Osteuropa abzuziehen, andernfalls drohte es mit dem Einsatz von Atomwaffen. Am 24. Februar 2022 überquerten russische Truppen die ukrainische Grenze und es begann ein Krieg, der bis heute andauert. Der erste bekannte Politiker der im Oktober 2024 die unmittelbare Ursache des Krieges benannte ist der ehem. ukrainische Präsident (1994-2005) Leonid Kutschma:
„- Inwieweit war Ihrer Meinung nach die Reaktion Russlands auf die unabhängige Entwicklungsrichtung der Ukraine in Form eines Krieges unvermeidlich? Wie hätte dies vermieden werden können?
- L. Kutschma: Natürlich war Krieg nicht das einzige Szenario für Putin. Es ist klar, dass er einfachere Wege bevorzugen würde, um uns unter seine Gewalt zu bringen. Der erste Punkt des Plans war wahrscheinlich die 5. Kolonne, um einen internen Konflikt in der Ukraine zu provozieren. Aber es hat nicht geklappt. Ich denke, der Angriff auf Medwedtschuks Strukturen im Februar 2021 war ein entscheidender Schritt unserer Führung, nach dem Putin erkannte, dass er mit uns nicht so leicht fertig werden würde.
Wie hätte der Krieg vermieden werden können? Die Ukraine könnte dies auf zwei Arten tun: Entweder die Verteidigung soweit zu verstärken, dass ein Angriff Russlands abgeschreckt würde, oder kampflos zu kapitulieren. Leider haben unsere Regierungen das Erstere viele Jahre lang nicht getan. Zum Glück haben sie das Zweite im Jahr 2022 nicht gemacht."
Первая часть эксклюзивного интервью второго президента Украины (1994-2005 гг.) Леонида Кучмы информационному агентству "Интерфакс-Украина"
ru.interfax.com.ua
Das heißt, der ehemalige ukrainische Präsident Kutschma glaubt, dass die unmittelbare Ursache der russischen Aggression gegen die Ukraine im Februar 2022 die Repressionen gegen Medwedtschuk waren. Wer ist Medwedtschuk? Um es einfach zu sagen die Hand Moskau in der Ukraine. Er baute (mit dem Geld aus dem Kreml?) eine Medienholding auf, zu der einflussreiche Fernsehsender, Internet-Nachrichtenportale und die im Parlament vertretene prorussische Partei „Oppositionsplattform – Für das Leben“ gehörten. Diese prorussischen Medien und die prorussische Partei richteten sich an den prorussischen Teil der ukrainischen Bevölkerung und waren Teil der Soft Power, mit der der Kreml versuchte die Ukraine im Einflussbereich des Kremls zu halten und ein Abdriften des Landes in das Lager des Westens zu verhindern. Am 2 Februar 2021 begannen Repressionen gegen Medwedtschuks Medienholding, Fernsehsender und Internetportale wurden geschlossen; dann gegen die Partei und gegen Medwedtschuk selbst, der zunächst unter Hausarrest und dann ins Gefängnis gesetzt wurde. Wie wertvoll Medwedtschuk für den Kreml war, lässt sich daran ermessen, dass später im September 2022 wurde er gegen 200 ukrainische Soldaten ausgetauscht, von denen mehr als die Hälfte ukrainische Offiziere waren, und außerdem 108 Asow-Batailonkämpfer, die nach den Kämpfen um das Asow-Stahlwerk in Mariupol in Gefangenschaft geraten waren.
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