Die Wunde, die nicht heilt: Wie George Floyds Tod Amerika veränderte und es dann schlimmer wurde
Es war der Sommer, in dem die Welt stillstand – wegen eines Virus, das Grenzen überwand, und wegen eines Videos, das niemand mehr vergessen konnte. Am 25. Mai 2020 drückte ein weißer Polizeibeamter sein Knie über neun Minuten auf den Nacken eines gefesselten Schwarzen Mannes. Der Mann war George Floyd. Und seine letzten Worte – „I can’t breathe“ – brannten sich in die kollektive Seele Amerikas ein wie ein Hilferuf aus einem Land, das sich selbst verloren hatte.
Fünf Jahre später ist vieles passiert. Und doch ist vieles geblieben.
„Er sagte: ‚Ich kann nicht atmen. Sie werden mich töten.‘ Und sie taten es trotzdem“. Was als Reaktion auf einen mutmaßlich gefälschten 20-Dollar-Schein begann, wurde zur internationalen Anklage gegen einen strukturell rassistischen Sicherheitsapparat.
Die Journalistin Noreen Nasir war in Minneapolis, als die Stadt explodierte. „Wut, ja. Aber auch Trauer, Verzweiflung. Diese Mischung war fast greifbar“, sagt sie. Aus einem improvisierten Gedenkort wuchs innerhalb weniger Tage ein Mahnmal – der George Floyd Square, gefüllt mit Blumen, Kerzen, Stimmen, Tränen.
Und dann waren da die, die protestierten. Manche zum ersten Mal in ihrem Leben. Junge Schwarze, weiße Mütter, queere Aktivist:innen, Einwanderer:innen. Menschen, die sagten: Wir sind das System leid. Menschen, die riefen: Genug ist genug.
Aber da war auch Angst. Die somalischstämmigen Ladenbesitzer in der Nachbarschaft – selbst Schwarz, selbst marginalisiert – klebten Schilder an ihre zerstörten Fenster: „Minority owned.“ Ein stiller Appell: Bitte verschont uns. Wir sind nicht das Ziel. Wir sind Teil derselben Geschichte.
Und dann kam der Prozess. Die Videoaufnahme war der Dreh- und Angelpunkt – der Satz der Staatsanwaltschaft: „Glaubt euren Augen“ wurde zur moralischen Richtschnur. Es war die 17-jährige Darnella Frazier, deren Mut die Wahrheit dokumentierte. Und es war Prosecutor Jerry Blackwell, der in seinem Schlussplädoyer sagte: „George Floyd starb nicht, weil sein Herz zu groß war. Sondern weil das Herz von Derek Chauvin zu klein war.“
Am Ende sprach eine gemischte Jury Chauvin in allen Anklagepunkten schuldig. Ein Moment der Gerechtigkeit? Vielleicht. Ein Moment der Erleichterung? Ja. Aber keine Heilung.
Was also bleibt?
„Es war, als hätte jemand ein Streichholz in ein bereits entzündbares Land geworfen“, sagt Nasir. „Alle waren zu Hause, eingesperrt, wütend – und plötzlich war da dieses Video. Jeder sah es. Niemand konnte wegsehen.“