R
Rehana
Guest
Jahrtausendfeier mit Verspätung
Äthiopien hat sich Zeit gelassen. Sieben Jahre nach den meisten Ländern der Welt bricht in Athiopien das neue Millenium an. Viele Menschen hoffen, dass der Jahrtausendwechsel ihnen Glück bringt. Doch Äthiopien leidet unter Armut, Krieg und Unterdrückung.
Am letzten Tag des alten Jahrtausends zieht Lidia Gebru mit ihren Freundinnen durch die Straßen von Addis Abeba. "Wir gehen von Haus zu Haus, singen, schenken den Leuten Blumen und bitten um ein paar Süßigkeiten", erzählt die Achtjährige aus dem Slumviertel Kirkos. Die Innenstadt hat sich herausgeputzt. Girlanden und Lichterketten schmücken die Straßen, Transparente und riesige Friedentauben säumen den zentralen "Meskel Square". Auf einer Anzeigentafel läuft der Countdown für die letzten Stunden und Minuten und Sekunden des Jahres.
Äthiopien hat eine weltweit einmalige Zeitrechnung. Sie ist ähnlich dem von Julius Cäsar eingeführten Julianischem Kalender, aber mit einigen Abweichungen, erklärt Patriarch Paulos, das Oberhaupt der äthiopisch-orthodoxen Kirche. "Wir haben zwölf Monate mit 30 Tagen und noch einen mit fünf oder sechs Tagen. Das Motto des Landes lautet: 13 Monate Sonnenschein." Mehrere Korrekturen und häufigere Schaltjahre haben zu dem Unterschied von sieben Jahren, neun Monaten und zwölf Tagen gegenüber dem gregorianischen Kalender geführt.
[h2]Neues Jahrtausend soll Fortschritt bringen[/h2]
Die meisten Leute freuen sich, sagt der Lehrer Mestika Negash. Der Millenniumswechsel habe vor allem eine hohe symbolische Bedeutung. "Wir sind glücklich und feiern. Denn wir erwarten Fortschritt und Entwicklung vom neuen Jahrtausend. Und daran müssen wir gemeinsam arbeiten, Hand in Hand."
[Bildunterschrift: Militärische Abenteuer trotz Armut: Ende vergangenen Jahres marschierten äthiopische Soldaten nach Somalia ein.]
Die Herausforderungen sind jedoch gewaltig. Äthiopien ist eines der ärmsten Länder der Welt und leidet unter chronischer Dürre und Hunger. Die Regierung leistet sich seit Jahren einen Grenzkonflikt mit dem nördlichen Nachbarn Eritrea, ist in Somalia einmarschiert und gibt sich diktatorisch gegenüber der Opposition.
[h2]Kalender behindert Entwicklung[/h2]
Deshalb sieht der frühere Staatspräsident Negasso Gidada wenig Grund zur Freude. Der Einfluss der orthodoxen Kirche sei übermächtig und schädlich, die Zahl von 120 Feiertagen im Jahr - auch ein einzigartiges Merkmal des äthiopischen Kalenders - verheerend für die Entwicklung des Landes. "Das ist der Grund für unsere Rückständigkeit. Wir müssen uns von diesen Traditionen verabschieden und die Zahl der Feiertage verringern", fordert er.
Im Kalender hinkt Äthiopien sieben Jahre hinterher, sagt Negasso, der lange in Deutschland gelebt hat. In Wirklichkeit sei das Land aber 200 Jahre hinter dem Westen zurück. Dem widerspricht Patriarch Paulos natürlich entschieden. "Auch wenn jeder zweite Tag arbeitsfrei ist, heißt das doch nicht, dass wir faul sind. Die Gläubigen nutzen die Zeit zum Beten und Gott zu danken."
[Bildunterschrift: Die Hälfte der Bevölkerung Äthiopiens gilt als unterernährt - Millionen Äthiopier sind auf Lebensmittelhilfe angewiesen.]
In einer großen Säuberungsaktion wurden in den letzten Wochen alle Bettler aus Addis Abeba vertrieben. Nun patrouillieren schwer bewaffnete Soldaten durch die Straßen. An der nagelneuen Millenniumshalle wird Stunden vor dem Jahreswechsel noch hektisch gebaut. Wer dort in der Nacht zu einem Konzert auftritt, ist immer noch nicht sicher. Außerdem fragen sich die Leute, wer sich eine Eintrittskarte für 150 Euro leisten kann. Vielleicht Touristen, oder die Reggae-Fans und Rastafari, die aus aller Welt gekommen sind, um in ihrer spirituellen Heimat zu feiern. Es sei eben das Größte, sagt einer von ihnen, diesem Moment gemeinsam in Äthiopien zu verbringen.
na dann frohes neues jahr
Äthiopien hat sich Zeit gelassen. Sieben Jahre nach den meisten Ländern der Welt bricht in Athiopien das neue Millenium an. Viele Menschen hoffen, dass der Jahrtausendwechsel ihnen Glück bringt. Doch Äthiopien leidet unter Armut, Krieg und Unterdrückung.
Am letzten Tag des alten Jahrtausends zieht Lidia Gebru mit ihren Freundinnen durch die Straßen von Addis Abeba. "Wir gehen von Haus zu Haus, singen, schenken den Leuten Blumen und bitten um ein paar Süßigkeiten", erzählt die Achtjährige aus dem Slumviertel Kirkos. Die Innenstadt hat sich herausgeputzt. Girlanden und Lichterketten schmücken die Straßen, Transparente und riesige Friedentauben säumen den zentralen "Meskel Square". Auf einer Anzeigentafel läuft der Countdown für die letzten Stunden und Minuten und Sekunden des Jahres.
Äthiopien hat eine weltweit einmalige Zeitrechnung. Sie ist ähnlich dem von Julius Cäsar eingeführten Julianischem Kalender, aber mit einigen Abweichungen, erklärt Patriarch Paulos, das Oberhaupt der äthiopisch-orthodoxen Kirche. "Wir haben zwölf Monate mit 30 Tagen und noch einen mit fünf oder sechs Tagen. Das Motto des Landes lautet: 13 Monate Sonnenschein." Mehrere Korrekturen und häufigere Schaltjahre haben zu dem Unterschied von sieben Jahren, neun Monaten und zwölf Tagen gegenüber dem gregorianischen Kalender geführt.
[h2]Neues Jahrtausend soll Fortschritt bringen[/h2]
Die meisten Leute freuen sich, sagt der Lehrer Mestika Negash. Der Millenniumswechsel habe vor allem eine hohe symbolische Bedeutung. "Wir sind glücklich und feiern. Denn wir erwarten Fortschritt und Entwicklung vom neuen Jahrtausend. Und daran müssen wir gemeinsam arbeiten, Hand in Hand."
[Bildunterschrift: Militärische Abenteuer trotz Armut: Ende vergangenen Jahres marschierten äthiopische Soldaten nach Somalia ein.]
Die Herausforderungen sind jedoch gewaltig. Äthiopien ist eines der ärmsten Länder der Welt und leidet unter chronischer Dürre und Hunger. Die Regierung leistet sich seit Jahren einen Grenzkonflikt mit dem nördlichen Nachbarn Eritrea, ist in Somalia einmarschiert und gibt sich diktatorisch gegenüber der Opposition.
[h2]Kalender behindert Entwicklung[/h2]
Deshalb sieht der frühere Staatspräsident Negasso Gidada wenig Grund zur Freude. Der Einfluss der orthodoxen Kirche sei übermächtig und schädlich, die Zahl von 120 Feiertagen im Jahr - auch ein einzigartiges Merkmal des äthiopischen Kalenders - verheerend für die Entwicklung des Landes. "Das ist der Grund für unsere Rückständigkeit. Wir müssen uns von diesen Traditionen verabschieden und die Zahl der Feiertage verringern", fordert er.
Im Kalender hinkt Äthiopien sieben Jahre hinterher, sagt Negasso, der lange in Deutschland gelebt hat. In Wirklichkeit sei das Land aber 200 Jahre hinter dem Westen zurück. Dem widerspricht Patriarch Paulos natürlich entschieden. "Auch wenn jeder zweite Tag arbeitsfrei ist, heißt das doch nicht, dass wir faul sind. Die Gläubigen nutzen die Zeit zum Beten und Gott zu danken."
[Bildunterschrift: Die Hälfte der Bevölkerung Äthiopiens gilt als unterernährt - Millionen Äthiopier sind auf Lebensmittelhilfe angewiesen.]
In einer großen Säuberungsaktion wurden in den letzten Wochen alle Bettler aus Addis Abeba vertrieben. Nun patrouillieren schwer bewaffnete Soldaten durch die Straßen. An der nagelneuen Millenniumshalle wird Stunden vor dem Jahreswechsel noch hektisch gebaut. Wer dort in der Nacht zu einem Konzert auftritt, ist immer noch nicht sicher. Außerdem fragen sich die Leute, wer sich eine Eintrittskarte für 150 Euro leisten kann. Vielleicht Touristen, oder die Reggae-Fans und Rastafari, die aus aller Welt gekommen sind, um in ihrer spirituellen Heimat zu feiern. Es sei eben das Größte, sagt einer von ihnen, diesem Moment gemeinsam in Äthiopien zu verbringen.
na dann frohes neues jahr