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Über die Macht der Kirche in Kroatien

Yutaka

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Über die Macht der Kirche in Kroatien

Gott lebt - oder er lebt "höchstwahrscheinlich" nicht, wie Richard Dawkins meint. Die Frage ist ein paar tausend Jahr alt, und jeder Mensch hat eine Antwort darauf, mindestens. Doch gilt es heute als ausgemacht, dass ein öffentlicher Verkehrsbetrieb eher keine Antwort darauf haben sollte. Mit einer Ausnahme: Die Straßenbahngesellschaft in Zagreb (ZET) hat sich jüngst für die Existenz Gottes entschieden.

n Großbritannien fahren derzeit 800 Busse mit dem Slogan herum: "There"s probably no God. Now stop worrying and enjoy your life" - "Es gibt wahrscheinlich keinen Gott. Also hören Sie auf, sich Sorgen zu machen, und erfreuen Sie sich Ihres Lebens." In Italien, Spanien, Kanada und Australien wurde die Kampagne schon nachgeahmt. Auch in Berlin, München und Köln soll es ähnliche Aktionen geben, drei Monate lang oder wenigstens solange es Geld gibt, um atheistische Kampagnen zu finanzieren.


In Zagreb konnte man das Banner mit der Aufschrift "Ohne Gott - ohne Herr" nur am 4. März sehen, obwohl die Aktion einen Monat dauern sollte. Für den Abbruch erhielt das "Frauennetz", eine Nichtregierungsorganisation, von der die "Koalition für säkulare Aktion" in Zagreb angeführt wird, gleich mehrere Erklärungen von der ZET: Inoffiziell sagte der Marketingchef, dass sich zu viele Menschen beschwert hätten. Zudem habe es zwischen dem "Frauennetz" und der Straßenbahngesellschaft nur eine Absprache, keinen Vertrag, gegeben. Man werde den Organisatoren der Kampagne die Kosten jedoch erstatten.




Die offizielle Erklärung der ZET lautete anders: "Unser Unternehmen gestattet keine Werbung, die dazu geeignet ist, die moralischen, politischen oder religiösen Überzeugungen der Bürger herauszufordern." Gefragt, ob die ZET bereit wäre, religiöse Botschaften wie "Du sollst an Gott glauben" zu publizieren, hieß es jedoch: "Wir würden jede Botschaft akzeptieren, die sich nicht gegen andere religiöse Gruppen richtet." Der Satz trifft den Nagel auf den Kopf: Das Unternehmen will nur "andere religiöse Gruppen" kennen. Was aber ist mit nichtreligiösen Gruppen? Was ist mit Atheisten und deren Recht auf freie Meinungsäußerung?


Zensur oder Selbstzensur?


Und so entstehen Fragen: Wenn es in Kroatien formell keine Zensur gibt, wie kann die ZET dann entscheiden, welche Slogans öffentliches Ärgernis erregen und welche nicht? Wer besitzt das Recht zu werben - solange in den Anzeigen keine Gesetze übertreten werden? Wer zahlt, hat recht, denkt man sich - aber vielleicht trifft das nicht immer zu? Wie kommt es, dass die ZET, ein Unternehmen der öffentlichen Hand, sich über die Verfassung setzen kann? Schließlich wurden Fragen der Legalität nicht einmal angesprochen, keiner kam auf den Gedanken, zur Polizei zu gehen oder die Staatsanwaltschaft einzuschalten. Und handelt es sich nicht auch weniger um Zensur als vielmehr um Selbstzensur?




Selbstverständlich wird in einem Fall wie diesem auch immer auf die Probe gestellt, wie es eine Gesellschaft mit den Rechten von Minderheiten hält. Der Test fiel nicht gut aus. Es ist vermutlich übertrieben, die Entscheidung der ZET mit der offiziellen und inoffiziellen Zensur des kommunistischen Regimes zu vergleichen. Aber man wird vielleicht daran denken müssen, dass 95 Prozent aller Kroaten gläubig sind und fast alle von ihnen katholisch. Die Atheisten bilden also tatsächlich eine kleine Minderheit. Merkwürdig, denkt man sich angesichts solcher Zahlen: Der kommunistische Staat, der einmal Jugoslawien war, hatte die Religion zwar nicht verboten, aber den Atheismus doch gefordert. Und trotzdem glauben fast alle?




Der Fall ist schwierig, vor allem vor dem Hintergrund der jüngsten Kriege: Ein Kroate ist heute ein Katholik, während ein Serbe ein orthodoxer Christ ist. Viele Menschen betrachten ihren katholischen Glauben eher als Element ihrer kulturellen und nationalen Identität denn als Religion - was man daran erkennt, wie leer die Kirchen sind. Und doch ist der Einfluss der katholischen Kirche auf das öffentliche Leben und die Staatsgeschäfte enorm. Um nur ein Beispiel zu nennen: Das Gesetz, das dem Einzelhandel verbietet, am Sonntag zu öffnen, kam unter dem Druck der Kirche zustande. "Wir werden den Taliban immer ähnlicher", beklagte der Sprecher einer NGO, "im Iran entscheiden die Mullahs, und bei uns herrscht die Kirche."




In Rom, Barcelona und London kam es zu Protesten von Gläubigen. Sie veranstalteten Demonstrationen und schwenkten Spruchbänder mit Aufschriften wie "Gott lebt" oder "Gott liebt dich". Einige Passagiere weigerten sich mit den Bussen zu fahren, die mit atheistischen Aufschriften herumfuhren. Kein Zweifel, dass sich die katholische Kirche an diesen Orten herausgefordert gesehen hat. Es ist selbstverständlich, dass sie protestiert und ihre Überzeugung verteidigt. In keinem Land außer Kroatien führte die Aktion jedoch zu einer Zensur. "In einer aufgeklärten Gesellschaft", meint Philipp Möller, einer der deutschen Organisatoren der Kampagne, "muss man so etwas sagen können, ohne bestraft zu werden." Kroatien ist offensichtlich nicht aufgeklärt genug.
 
Na toll. Habs grad gefunden und wollts präsentieren. :(




Was lächerlich ist. Sie schreibt von leeren Kirchen??? Äem, also mal im ernst, wann sind die leer? Eigentlich sind die immer voll. Außer du hast 40 Grad dann bleiben die Leute lieber daheim.
 
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