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Gibt es eine „wahhabitische“ Gefahr in Bosnien? - Von Erdin Kadunic, Sarajevo
Verteilt in der großen Moschee sitzen Männer auf dem grünen, dicken und weichen Teppich. Viele der Anwesenden rezitieren den Qur’an, einigen von ihnen laut, die Mehrheit still vor sich hin. Hier und da beten die Menschen ihre Gebete. Es handelt sich wohl um freiwillige Gebete, die in der Nacht vor dem Montag einen besonderen Stellenwert im Islam haben. In einem abgeschiedenen Eckchen sitzt ein Lehrer, der mit Jugendlichen und Kindern den Qur’an rezitiert. Kurz vor dem Gebetsruf nutzen die kleinen Kinder den großen Platz in der Moschee, indem sie sich gegenseitig durch die Moschee jagen. Kinderspiele kurz vor dem Nachtgebet und Alltag in einer Moschee in Sarajevo. Weit und breit ist in der großen titoistischen Neubau-Gegend keine größere Moschee anzutreffen, die den religiösen Bedürfnissen entgegenkommt. Die Moschee im Stadtteil Otoka ist vier Tramstationen entfernt; eine kleinere, hölzerne Moschee Richtung Dobrinja-Zentrum ist drei Trolleybus-Stationen weit weg und hat nicht die Kapazität, die Gläubigen aufzunehmen, sodass hier ein interessanter Mix von Muslimen anzutreffen ist. Die sogenannte „alte Garde“ der Muslime, die in diesem Stadtteil ebenso die Moschee nutzt, lässt sich dabei leicht erkennen: Bundfaltenhosen, dunkles Sakko, Pullunder oder Weste und die berühmte Baskenmütze, die bei der älteren Generation nicht fehlen darf. Die „neue Garde“ der Muslime entspricht dagegen einem anderen Bild: hochgezogene Hosen, längere Bärte, ab und zu eine Dschalabija, also eher dem arabischen Stil einzuordnen. Auch beim folgenden Nachtgebet erkennt man die so titulierten „Wahhabiten“ sofort. Sie beten Fuß an Fuß zu ihren Nachbarn, verschränken die Hände in Höhe der Brust und heben diese immer wieder erneut zum Takbir, wenn sie sich mit der Stirn auf den Boden werfen. Doch irgendwie sind dies nur äußerliche Aspekte, die nichts wirkliches erkennen lassen, was im Geiste und dem Herzen der Menschen vorgeht. Für die westlichen Agenten und Beobachter, die laut einem Bericht von „Voice of America“ mit bis zu 800 CIA-Agenten in Bosnien vertreten sein sollen, reichen diese Äußerlichkeiten wohl aus, um von einem Ansteigen der wahhabitischen Richtung des Islam zu sprechen. Laut CIA-Aussagen finanziere sich der „Dschihad“ in Bosnien auch durch den Vertrieb und Verkauf von „islamistischer“ Literatur sowie Audio- und Videokassetten. Muhammed Hamzic (Name geändert) ist einer von ihnen, der in in diese Gruppierung passt, da er vor der Moschee Qur’an-CDs, islamische Lehr- und Gebetskassetten, welche islamische Glaubensgrundlagen behandeln, Gebetsteppiche und zahlreiche Bücher und Zeitschriften verkauft. Interessanterweise findet sich unter dem großen Buchangebot auch Sufi-Literatur, wie Bücher von Al-Ghazali, oder auch Buchtitel des Libris-Verlags, der in Bosnien bekannt dafür ist, Standardwerke der Sufi-Literatur zu veröffentlichen. Verkehrte Welt auf dem Buchstand vor der Fahd-Moschee in Dobrinja? „Wir sind alle Muslime und momentan unter besonderer Beobachtung, egal ob wir nun mit oder ohne Bart in die Moschee gehen. Doch ich kümmere mich eher darum, dass ich bei Allah unter einer guten Beobachtung stehe. Und ich liebe Al-Ghazali, er gibt mir Tiefe“, kommentiert der junge vollbärtige Muhammed, der nebenbei eine Frau und zwei Kinder zu ernähren hat, die Geschehnisse im Land und die Sufi-Bücher. „Durch den Verkauf finanziere ich mir meinen Lebensunterhalt, denn viele Jugendliche haben keine Möglichkeit, sich auf dem Arbeitsmarkt zu beweisen“, fügt der junge Politikstudent hinzu, da Bosnien-Herzegowina mit einer offiziellen Arbeitslosenquote um die 25 Prozent zu kämpfen hat. Trotz der schwierigen Situation, mit der Muhammed zu leben hat, ist er im großen und ganzen mit sich und seinem Schicksal zufrieden. Darauf angesprochen, dass ausländische Agenten behaupten, dass durch Aktivitäten wie die seine der „Dschihad in Bosnien“ unterstützt werde, lacht der junge Muhammed laut auf und sagt: „Stimmt, es wird der Dschihad unterstützt, der Dschihad, dass ich meiner Familie unser täglich Brot nach Hause bringe, das ist der Dschihad, den wir Bosnier momentan haben!“ Der Traum von vollen bosnischen Moscheen saudischer Ausrichtung ist ausgeträumt, da auch hier die Moscheen nicht genügend für die Jugendlichen tun. So sind die Räumlichkeiten und Computerräume mit fehlendem Internetanschluss in der mittelbosnischen Stadt Bugojno leer, die ebenso eine große saudische Moschee beheimatet. Am Ende sind die zahlreichen städtischen Internet-Cafes mit den vernetzten Computern für die Kids viel interessanter, denn dort lassen sie beim PC-Spiel „Counter Strike“ ihre Seele baumeln, während ein dröges „Minesweeper“ in den Moscheen wenig oder gar keine Jugendlichen anzieht. Es fehlt diesen Institutionen an kreativen und neuen Ideen, teilweise auch an Pragmatismus. Vielerorts wurden diese Moscheen in die Landschaft gesetzt ohne eine konkretes Strategiepapier, sodass neben den leeren Computerräumen auch Seminarsäle und vorgesehene Kindergärten nicht ihre Funktion erfüllen. Die berühmte Aussage „in Bosnien wachsen keine Datteln, sondern Pflaumen“ sieht man in jedem Winkel des Landes. Es ist der Islam mit einem osmanischen Touch, der Gesamt-Bosnien prägt, und nicht eine saudische oder ausländische Auslegung und Lesart. Dr. Ahmet Alibasic, Dozent an der Fakultät für Islamwissenschaften, islamische Zivilisation und islamische Geschichte in Sarajevo, sieht die Entwicklung ähnlich: „Die Idee des Wahhabismus fällt ab.“ Viele Muslime aus diesem Kreisen beißen sich die Zähne aus, indem sie in endlos langen Debatten versuchen, ihre Position den anderen nahe zu bringen, was eine Vielzahl der Muslime in Bosnien eher abschreckt. Keine gute Da’wa-Strategie. Die wahre Gefahr sieht Alibasic in einem anderen Projekt in Bosnien. „In Bosnien sind die Vertreter der großstaatlichen und nationalistisch-faschistischen Ideologien der Nachbarländer eine viel größere Gefahr für Land und Leute vor Ort. Sie sind es, die mehrere zehntausende Menschenleben auf dem Gewissen haben, die alle Moscheen außer einer in der Republika Srpska zerstört haben, die ebenso 70 bosnische Rückkehrer auf dem Gebiet der Republika Srpska umgebracht haben und den Wiederaufbau der alten Ferhadija-Moschee in Banja Luka und der Aladza-Moschee im ostbosnischen Foca zu verhindern versuchen“, fügt Alibasic hinzu. Da das Thema der Ideologie des Wahhabismus angerissen wurde, hake ich nochmal nach. Ist es wahr, dass die Saudis versucht haben, die Leute zu kaufen, indem sie einzelnen Frauen das Kopftuchtragen bezahlten und Jugendliche sponsern? Dr. Alibasic kommentiert: „Ich habe keine Informationen, dass solche Dinge passiert sind. Es kann sein, dass solche Dinge passiert sind. Doch den Saudis wurden zahlreiche Dinge vorgeworfen, die sie gar nicht getan haben, dabei vieles Gutes und auch Schlechtes. Auch was die neugegründeten Moschee angeht, ist dies ebenso eine Mär. Die Projekte wurden von einheimischen Leuten projektiert und durchgeführt, nur das Geld floss von außen.“ Ein besonderen Punkt in dieser Ideologie ist Dr. Ahmet Alibasic besonders wichtig: „Wo wir schon bei dem Kauf von Menschen durch Ideologien sind, so weiß ich aus verlässlichen Quellen, dass sogenannte Aktivisten der liberalen Idee und selektierte Menschenrechtschützer schon vor langer Zeit von westlichen Organisationen, Stiftungen und Institutionen gekauft wurden, die ihnen weiterhin große Gelder zufließen lassen, was ebenso für eine Gruppe von sogenannten ‘unabhängigen’ Journalisten gilt.“
http://www.islamische-zeitung.de/archiv/artikel.cgi?nr=5698
Verteilt in der großen Moschee sitzen Männer auf dem grünen, dicken und weichen Teppich. Viele der Anwesenden rezitieren den Qur’an, einigen von ihnen laut, die Mehrheit still vor sich hin. Hier und da beten die Menschen ihre Gebete. Es handelt sich wohl um freiwillige Gebete, die in der Nacht vor dem Montag einen besonderen Stellenwert im Islam haben. In einem abgeschiedenen Eckchen sitzt ein Lehrer, der mit Jugendlichen und Kindern den Qur’an rezitiert. Kurz vor dem Gebetsruf nutzen die kleinen Kinder den großen Platz in der Moschee, indem sie sich gegenseitig durch die Moschee jagen. Kinderspiele kurz vor dem Nachtgebet und Alltag in einer Moschee in Sarajevo. Weit und breit ist in der großen titoistischen Neubau-Gegend keine größere Moschee anzutreffen, die den religiösen Bedürfnissen entgegenkommt. Die Moschee im Stadtteil Otoka ist vier Tramstationen entfernt; eine kleinere, hölzerne Moschee Richtung Dobrinja-Zentrum ist drei Trolleybus-Stationen weit weg und hat nicht die Kapazität, die Gläubigen aufzunehmen, sodass hier ein interessanter Mix von Muslimen anzutreffen ist. Die sogenannte „alte Garde“ der Muslime, die in diesem Stadtteil ebenso die Moschee nutzt, lässt sich dabei leicht erkennen: Bundfaltenhosen, dunkles Sakko, Pullunder oder Weste und die berühmte Baskenmütze, die bei der älteren Generation nicht fehlen darf. Die „neue Garde“ der Muslime entspricht dagegen einem anderen Bild: hochgezogene Hosen, längere Bärte, ab und zu eine Dschalabija, also eher dem arabischen Stil einzuordnen. Auch beim folgenden Nachtgebet erkennt man die so titulierten „Wahhabiten“ sofort. Sie beten Fuß an Fuß zu ihren Nachbarn, verschränken die Hände in Höhe der Brust und heben diese immer wieder erneut zum Takbir, wenn sie sich mit der Stirn auf den Boden werfen. Doch irgendwie sind dies nur äußerliche Aspekte, die nichts wirkliches erkennen lassen, was im Geiste und dem Herzen der Menschen vorgeht. Für die westlichen Agenten und Beobachter, die laut einem Bericht von „Voice of America“ mit bis zu 800 CIA-Agenten in Bosnien vertreten sein sollen, reichen diese Äußerlichkeiten wohl aus, um von einem Ansteigen der wahhabitischen Richtung des Islam zu sprechen. Laut CIA-Aussagen finanziere sich der „Dschihad“ in Bosnien auch durch den Vertrieb und Verkauf von „islamistischer“ Literatur sowie Audio- und Videokassetten. Muhammed Hamzic (Name geändert) ist einer von ihnen, der in in diese Gruppierung passt, da er vor der Moschee Qur’an-CDs, islamische Lehr- und Gebetskassetten, welche islamische Glaubensgrundlagen behandeln, Gebetsteppiche und zahlreiche Bücher und Zeitschriften verkauft. Interessanterweise findet sich unter dem großen Buchangebot auch Sufi-Literatur, wie Bücher von Al-Ghazali, oder auch Buchtitel des Libris-Verlags, der in Bosnien bekannt dafür ist, Standardwerke der Sufi-Literatur zu veröffentlichen. Verkehrte Welt auf dem Buchstand vor der Fahd-Moschee in Dobrinja? „Wir sind alle Muslime und momentan unter besonderer Beobachtung, egal ob wir nun mit oder ohne Bart in die Moschee gehen. Doch ich kümmere mich eher darum, dass ich bei Allah unter einer guten Beobachtung stehe. Und ich liebe Al-Ghazali, er gibt mir Tiefe“, kommentiert der junge vollbärtige Muhammed, der nebenbei eine Frau und zwei Kinder zu ernähren hat, die Geschehnisse im Land und die Sufi-Bücher. „Durch den Verkauf finanziere ich mir meinen Lebensunterhalt, denn viele Jugendliche haben keine Möglichkeit, sich auf dem Arbeitsmarkt zu beweisen“, fügt der junge Politikstudent hinzu, da Bosnien-Herzegowina mit einer offiziellen Arbeitslosenquote um die 25 Prozent zu kämpfen hat. Trotz der schwierigen Situation, mit der Muhammed zu leben hat, ist er im großen und ganzen mit sich und seinem Schicksal zufrieden. Darauf angesprochen, dass ausländische Agenten behaupten, dass durch Aktivitäten wie die seine der „Dschihad in Bosnien“ unterstützt werde, lacht der junge Muhammed laut auf und sagt: „Stimmt, es wird der Dschihad unterstützt, der Dschihad, dass ich meiner Familie unser täglich Brot nach Hause bringe, das ist der Dschihad, den wir Bosnier momentan haben!“ Der Traum von vollen bosnischen Moscheen saudischer Ausrichtung ist ausgeträumt, da auch hier die Moscheen nicht genügend für die Jugendlichen tun. So sind die Räumlichkeiten und Computerräume mit fehlendem Internetanschluss in der mittelbosnischen Stadt Bugojno leer, die ebenso eine große saudische Moschee beheimatet. Am Ende sind die zahlreichen städtischen Internet-Cafes mit den vernetzten Computern für die Kids viel interessanter, denn dort lassen sie beim PC-Spiel „Counter Strike“ ihre Seele baumeln, während ein dröges „Minesweeper“ in den Moscheen wenig oder gar keine Jugendlichen anzieht. Es fehlt diesen Institutionen an kreativen und neuen Ideen, teilweise auch an Pragmatismus. Vielerorts wurden diese Moscheen in die Landschaft gesetzt ohne eine konkretes Strategiepapier, sodass neben den leeren Computerräumen auch Seminarsäle und vorgesehene Kindergärten nicht ihre Funktion erfüllen. Die berühmte Aussage „in Bosnien wachsen keine Datteln, sondern Pflaumen“ sieht man in jedem Winkel des Landes. Es ist der Islam mit einem osmanischen Touch, der Gesamt-Bosnien prägt, und nicht eine saudische oder ausländische Auslegung und Lesart. Dr. Ahmet Alibasic, Dozent an der Fakultät für Islamwissenschaften, islamische Zivilisation und islamische Geschichte in Sarajevo, sieht die Entwicklung ähnlich: „Die Idee des Wahhabismus fällt ab.“ Viele Muslime aus diesem Kreisen beißen sich die Zähne aus, indem sie in endlos langen Debatten versuchen, ihre Position den anderen nahe zu bringen, was eine Vielzahl der Muslime in Bosnien eher abschreckt. Keine gute Da’wa-Strategie. Die wahre Gefahr sieht Alibasic in einem anderen Projekt in Bosnien. „In Bosnien sind die Vertreter der großstaatlichen und nationalistisch-faschistischen Ideologien der Nachbarländer eine viel größere Gefahr für Land und Leute vor Ort. Sie sind es, die mehrere zehntausende Menschenleben auf dem Gewissen haben, die alle Moscheen außer einer in der Republika Srpska zerstört haben, die ebenso 70 bosnische Rückkehrer auf dem Gebiet der Republika Srpska umgebracht haben und den Wiederaufbau der alten Ferhadija-Moschee in Banja Luka und der Aladza-Moschee im ostbosnischen Foca zu verhindern versuchen“, fügt Alibasic hinzu. Da das Thema der Ideologie des Wahhabismus angerissen wurde, hake ich nochmal nach. Ist es wahr, dass die Saudis versucht haben, die Leute zu kaufen, indem sie einzelnen Frauen das Kopftuchtragen bezahlten und Jugendliche sponsern? Dr. Alibasic kommentiert: „Ich habe keine Informationen, dass solche Dinge passiert sind. Es kann sein, dass solche Dinge passiert sind. Doch den Saudis wurden zahlreiche Dinge vorgeworfen, die sie gar nicht getan haben, dabei vieles Gutes und auch Schlechtes. Auch was die neugegründeten Moschee angeht, ist dies ebenso eine Mär. Die Projekte wurden von einheimischen Leuten projektiert und durchgeführt, nur das Geld floss von außen.“ Ein besonderen Punkt in dieser Ideologie ist Dr. Ahmet Alibasic besonders wichtig: „Wo wir schon bei dem Kauf von Menschen durch Ideologien sind, so weiß ich aus verlässlichen Quellen, dass sogenannte Aktivisten der liberalen Idee und selektierte Menschenrechtschützer schon vor langer Zeit von westlichen Organisationen, Stiftungen und Institutionen gekauft wurden, die ihnen weiterhin große Gelder zufließen lassen, was ebenso für eine Gruppe von sogenannten ‘unabhängigen’ Journalisten gilt.“
http://www.islamische-zeitung.de/archiv/artikel.cgi?nr=5698