Man kann immer nur bei der recht einfachen Wahrheit bleiben: Ein Verbrechen macht das andere nicht zum Recht. Genauso wie Aufrechnung, Bodycounting einfach übel und unwürdig ist.
Ja, der russische Umgang mit Stalin ist beschämend und im gewissen Sinn paradox. Zumal nicht nur ob Hunger, ob Säuberungswellen usw. die Russen selbst ordentlich davon betroffen waren. Die Menschen, die damals in den Kriegsgebieten lebten, wissen sehr genau, von wem sie was abbekommen haben. Nicht nur die Deutschen haben den Leuten teils das letzte Vieh geklaut usw. Durfte man lange genug auch nicht groß zum Thema machen. Sehr wahrscheinlich hat auch deswegen eine auch sehr starke Verklärung, auch Verdrängung des eigenen Drecks so Fuß fassen können.
Was heute vor 80 Jahren begann, war ein gnadenloser, rassistischer Vernichtungskrieg. Er war so geplant, er war so ausgeführt. Man kann das üble Verbrechen Leningrad anbringen, unsere Kriegsgefangenen, all die Dörfer, die man mitsamt den Menschen bei lebendigem Leib niedergebrannt hat. Die Menschen, die man mit einem Fischhaken durchstochen hat und dann für den Galgen daran hochgezogen hat. Das ist die Wahrheit, Scheiße mann! Die Zwangsarbeiter, die man dann in Deutschland ähnlich dem Sklavenhandel ausgezogen hat, damit man sie wie Vieh begutachten kann so mit Zustand der Zähne usw.
Das größte Rätsel, das größte Unverständnis kommt bei mir immer mit der Frage: Die Deutschen waren zu der Zeit, die Deutschen sind ganz ohne Frage eine große entwickelte, zivilisierte Kulturnation, Bildungsnation. Ich habe nie erfassen können, wie dieses Ausmaß an Barbarei, an extremsten Rassismus, Grausamkeit so möglich war, so viel Inhumanität. In mir prsönlich ist schon eingebrannt diese "Erfahrung", dieses Gefühl, dass jemand nicht wollte und so wie er konnte daran gearbeitet hat, dass es meine Großeltern, Eltern, mich nicht gibt und geben soll.