Styria
Top-Poster
Einbruchswelle: Fokus auf Ausländer
25.11.2009 | 18:19 | ANDREAS WETZ (Die Presse)
Mehr als zwei Drittel der Einbrüche in Häuser und Wohnungen werden von Ausländern verübt. Das Innenministerium will deswegen künftig gezielt Bürger aus osteuropäischen Staaten kontrollieren.
http://diepresse.com/images/uploads/f/c/4/524228/einbruch20091125184230.jpg
Ausländer osteuropäischer Herkunft werden in den nächsten Monaten verstärkt Besuch von der Polizei bekommen. Weil insbesondere Ostösterreich seit Monaten von einer regelrechten Welle der Einbruchskriminalität heimgesucht wird, hat das Innenministerium nun den sogenannten „Masterplan Einbruchsdiebstahl“ präsentiert. Im Zentrum der bundesweit und langfristig anberaumten Aktion stehen nicht die Verdächtigen, sondern generell Bürger aus Rumänien, Moldawien, Exjugoslawien, Georgien, Russland und der Kaukasusregion. Zuletzt war diese Methode unter dem Begriff „ethnic profiling“ in die Schlagzeilen geraten.
http://squid.diepresse.com/RealMedi...a436f557232506e6341434a7135?524228&width=1419
„Dieser Ansatz hat nichts mit grundsätzlicher Skepsis gegenüber Ausländern, sondern mit Tatsachen zu tun“, begründet Ressortchefin Maria Fekter (V) das gezielte Sammeln von Informationen über bestimmte Ethnien. Fekter stützt sich dabei auf Analysen des Bundeskriminalamts, die wegen ihres sozialpolitischen Sprengstoffs so detailliert noch nicht veröffentlicht wurden. Die Auswertungen nennen in nüchternen Zahlen, was an den Stammtischen längst als verbrieftes Wissen gehandelt wird: Einbruchskriminalität ist Ausländerkriminalität. Ausländer waren 2009 für die Einbrüche in 73,9Prozent der betroffenen Häuser und 67,7 Prozent der Wohnungen verantwortlich. Zahlen, die man laut Fekter „nicht mehr negieren“ dürfe. Die Fokussierung der Ermittlungsarbeit auf bestimmte Ethnien ergebe sich ebenfalls aus der Statistik.
Die Lehren aus der „Soko Ost“
Operativ gebündelt und koordiniert werden soll der „Masterplan Einbruchsdiebstahl“ von der neu geschaffenen Koordinierungsstelle Eigentumsdelikte im Bundeskriminalamt, die aus der inzwischen wieder aufgelösten „Soko Ost“ hervorgegangen ist, die im vergangenen Sommer als eine Art schnelle Eingreiftruppe gegen die überbordende Einbruchskriminalität ins Leben gerufen worden ist. Aufgabe der Koordinierungsstelle, angesiedelt in der Abteilung des Topkriminalisten Ernst Geiger, ist es, die Einsatzkräfte auf der Straße mit aktuellen Analysen über Hotspots von Einbruchdiebstählen zu versorgen, länderübergreifende Einsätze zu koordinieren sowie Kontakte ins benachbarte Ausland zu halten. Gemeinsam mit Joanneum Research wird dort derzeit auch eine Analysesoftware entwickelt, die auf Basis von bekannten Daten über Ort, Art und Uhrzeit von Einbrüchen mögliche künftige Einbruchswellen in bestimmten Regionen vorhersagen können soll.
Den Begriff „ethnic profiling“ hat man wegen der massiven Kritik an der Methode vonseiten des Menschenrechtsbeirats und der Grünen inzwischen aus dem Vokabular gestrichen. Der politisch korrekte Begriff für die Gefahrenerforschung innerhalb ausgesuchter Ethnien heißt nun „Intensivtäterermittlung“.
Ernst Geiger hält die Methode jedenfalls für notwendig. Wenn man weiß, so Geiger, dass gerade Georgier, Rumänen oder Bürger aus den Nachfolgestaaten des ehemaligen Jugoslawien besonders häufig in Wohnungen oder Häuser einsteigen, sei es nur logisch, in genau diesen Bevölkerungskreisen gezielt nach Verdächtigen zu suchen.
Im Bundeskriminalamt wird betont, dass man sich der sozialpolitischen Brisanz des Themas durchaus bewusst sei. Im Zuge der Ausforschung krimineller Organisationen sowie der Verfolgung der Täter müsse man sich sachlich und vorbehaltlos mit den statistisch unverrückbaren Zahlen auseinandersetzen.
Exekutive braucht Hilfe der Bürger
Ministerium und Bundeskriminalamt weisen darauf hin, dass sich die Herkunft der Kriminellen seit dem Fall des Eisernen Vorhangs fundamental geändert habe. Habe man es vorher wegen der nach Osten praktisch völlig verschlossenen Grenze fast ausschließlich mit Tätern österreichischer Herkunft zu tun gehabt, habe sich das Verhältnis zwischen inländischen und ausländischen Tatverdächtigen in den letzten 20 Jahren umgekehrt.
Die Hoffnung, dass die gezielte Fahndung in bestimmten Personengruppen das Problem der explodierenden Einbruchskriminalität nachhaltig löst (im Vergleich zum Vorjahr stieg in Wien die Zahl der Einbrüche in Wohnungen um neun, in Einfamilienhäuser gar um 72Prozent), ist aber selbst im Innenministerium gering. Gemeinsam mit der Versicherungswirtschaft will man die Bürger künftig in Informationskampagnen verstärkt zum Selbstschutz animieren. Auch Programme der Nachbarschaftshilfe („Neighbourhood watching“) sollen gefördert werden. Die größte Hoffnung setzen selbst Kriminalisten wie Ernst Geiger aber in die soziale Entwicklung der Herkunftsländer der Kriminellen: „Wenn dort der Wohlstand einzieht, fallen hierzulande auch die Täter weg.“
http://diepresse.com/images/uploads...chtige_Einbruchsdiebstaehle20091125204731.jpg http://diepresse.com/images/uploads...chtige_Einbruchsdiebstaehle20091125204731.jpg
("Die Presse", Print-Ausgabe, 26.11.2009)
Starker Tobak
25.11.2009 | 18:19 | ANDREAS WETZ (Die Presse)
Mehr als zwei Drittel der Einbrüche in Häuser und Wohnungen werden von Ausländern verübt. Das Innenministerium will deswegen künftig gezielt Bürger aus osteuropäischen Staaten kontrollieren.
http://diepresse.com/images/uploads/f/c/4/524228/einbruch20091125184230.jpg
Ausländer osteuropäischer Herkunft werden in den nächsten Monaten verstärkt Besuch von der Polizei bekommen. Weil insbesondere Ostösterreich seit Monaten von einer regelrechten Welle der Einbruchskriminalität heimgesucht wird, hat das Innenministerium nun den sogenannten „Masterplan Einbruchsdiebstahl“ präsentiert. Im Zentrum der bundesweit und langfristig anberaumten Aktion stehen nicht die Verdächtigen, sondern generell Bürger aus Rumänien, Moldawien, Exjugoslawien, Georgien, Russland und der Kaukasusregion. Zuletzt war diese Methode unter dem Begriff „ethnic profiling“ in die Schlagzeilen geraten.
http://squid.diepresse.com/RealMedi...a436f557232506e6341434a7135?524228&width=1419
„Dieser Ansatz hat nichts mit grundsätzlicher Skepsis gegenüber Ausländern, sondern mit Tatsachen zu tun“, begründet Ressortchefin Maria Fekter (V) das gezielte Sammeln von Informationen über bestimmte Ethnien. Fekter stützt sich dabei auf Analysen des Bundeskriminalamts, die wegen ihres sozialpolitischen Sprengstoffs so detailliert noch nicht veröffentlicht wurden. Die Auswertungen nennen in nüchternen Zahlen, was an den Stammtischen längst als verbrieftes Wissen gehandelt wird: Einbruchskriminalität ist Ausländerkriminalität. Ausländer waren 2009 für die Einbrüche in 73,9Prozent der betroffenen Häuser und 67,7 Prozent der Wohnungen verantwortlich. Zahlen, die man laut Fekter „nicht mehr negieren“ dürfe. Die Fokussierung der Ermittlungsarbeit auf bestimmte Ethnien ergebe sich ebenfalls aus der Statistik.
Die Lehren aus der „Soko Ost“
Operativ gebündelt und koordiniert werden soll der „Masterplan Einbruchsdiebstahl“ von der neu geschaffenen Koordinierungsstelle Eigentumsdelikte im Bundeskriminalamt, die aus der inzwischen wieder aufgelösten „Soko Ost“ hervorgegangen ist, die im vergangenen Sommer als eine Art schnelle Eingreiftruppe gegen die überbordende Einbruchskriminalität ins Leben gerufen worden ist. Aufgabe der Koordinierungsstelle, angesiedelt in der Abteilung des Topkriminalisten Ernst Geiger, ist es, die Einsatzkräfte auf der Straße mit aktuellen Analysen über Hotspots von Einbruchdiebstählen zu versorgen, länderübergreifende Einsätze zu koordinieren sowie Kontakte ins benachbarte Ausland zu halten. Gemeinsam mit Joanneum Research wird dort derzeit auch eine Analysesoftware entwickelt, die auf Basis von bekannten Daten über Ort, Art und Uhrzeit von Einbrüchen mögliche künftige Einbruchswellen in bestimmten Regionen vorhersagen können soll.
Den Begriff „ethnic profiling“ hat man wegen der massiven Kritik an der Methode vonseiten des Menschenrechtsbeirats und der Grünen inzwischen aus dem Vokabular gestrichen. Der politisch korrekte Begriff für die Gefahrenerforschung innerhalb ausgesuchter Ethnien heißt nun „Intensivtäterermittlung“.
Ernst Geiger hält die Methode jedenfalls für notwendig. Wenn man weiß, so Geiger, dass gerade Georgier, Rumänen oder Bürger aus den Nachfolgestaaten des ehemaligen Jugoslawien besonders häufig in Wohnungen oder Häuser einsteigen, sei es nur logisch, in genau diesen Bevölkerungskreisen gezielt nach Verdächtigen zu suchen.
Im Bundeskriminalamt wird betont, dass man sich der sozialpolitischen Brisanz des Themas durchaus bewusst sei. Im Zuge der Ausforschung krimineller Organisationen sowie der Verfolgung der Täter müsse man sich sachlich und vorbehaltlos mit den statistisch unverrückbaren Zahlen auseinandersetzen.
Exekutive braucht Hilfe der Bürger
Ministerium und Bundeskriminalamt weisen darauf hin, dass sich die Herkunft der Kriminellen seit dem Fall des Eisernen Vorhangs fundamental geändert habe. Habe man es vorher wegen der nach Osten praktisch völlig verschlossenen Grenze fast ausschließlich mit Tätern österreichischer Herkunft zu tun gehabt, habe sich das Verhältnis zwischen inländischen und ausländischen Tatverdächtigen in den letzten 20 Jahren umgekehrt.
Die Hoffnung, dass die gezielte Fahndung in bestimmten Personengruppen das Problem der explodierenden Einbruchskriminalität nachhaltig löst (im Vergleich zum Vorjahr stieg in Wien die Zahl der Einbrüche in Wohnungen um neun, in Einfamilienhäuser gar um 72Prozent), ist aber selbst im Innenministerium gering. Gemeinsam mit der Versicherungswirtschaft will man die Bürger künftig in Informationskampagnen verstärkt zum Selbstschutz animieren. Auch Programme der Nachbarschaftshilfe („Neighbourhood watching“) sollen gefördert werden. Die größte Hoffnung setzen selbst Kriminalisten wie Ernst Geiger aber in die soziale Entwicklung der Herkunftsländer der Kriminellen: „Wenn dort der Wohlstand einzieht, fallen hierzulande auch die Täter weg.“
http://diepresse.com/images/uploads...chtige_Einbruchsdiebstaehle20091125204731.jpg http://diepresse.com/images/uploads...chtige_Einbruchsdiebstaehle20091125204731.jpg
("Die Presse", Print-Ausgabe, 26.11.2009)
Starker Tobak