Albanesi
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Albanien in Aufbruchsstimmung
VON ERICH HOORN (Die Presse) 08.06.2005
Tourismus. Um 40 Millionen Euro wird im Armenhaus Europas ein neues Feriendorf gebaut. Doch Korruption, Rechtsunsicherheit und schlechte Infrastruktur stören das Projekt.
Tirana. Albanien ist es gelungen, ein spektakuläres touristisches Projekt an Land zu ziehen: Der Präsident der Riviera-Gruppe, Dritan Celaj, errichtet mit dem französischen Club Méditerranée im Süden des Landes in Kakome gegenüber der griechischen Insel Korfu ein Feriendorf mit 400 Villen und 800 Betten. Das 40 Mill. Euro teure Projekt liegt auf der rund 120 Kilometer langen albanischen Riviera zwischen der Hafenstadt Vlora und der Stadt Saranda. Seit kurzem wird gebaut, 2007 soll das Feriendorf, das pro Jahr auf 15.000 Gäste hofft, in Betrieb gehen.
Weil die Straßen in Albanien schlecht sind, werden die Touristen auf Korfu landen und mit Booten ins 40 Minuten entfernte Kakome kommen. Der Grund für die ungenügende Verkehrsinfrastruktur in Albanien: Der frühere kommunistische Diktator Enwer Hodscha hatte den Privatbesitz an Autos verboten, nur die Ärzte durften sich ein Motorrad kaufen. Darum fuhren praktisch nur Lkw, die keine großen Ansprüche an die Qualität der Straßen hatten.
Celaj sagt im "Presse"-Gespräch, dass es auch Gegner des Tourismusprojekts gebe. Bauern fordern eine Kompensation für den Boden, obwohl sie keine Dokumente über ihre Besitzrechte haben. Auch andere Geschäftsleute haben in Albanien Schwierigkeiten. Für den Kärntner Robert Rogner jun. stellt die Rechtsunsicherheit das größte Problem dar. Er verhandelt in Albanien über Projekte im Wert von 96 Mill. Euro.
Wer durch Albanien reist, wird bald den Eindruck gewinnen, dass sich das Land in einer Aufbruchstimmung befindet. Es werden moderne Häuser und Straßen gebaut, das in kommunistischen Zeiten überall präsente Grau wird durch bunte Farben verdrängt. Allerdings muss man bedenken, dass in dem 3,5-Millionen-Einwohner-Staat die Wirtschaftsdynamik von einem sehr niedrigen Niveau ausgeht. Der Experte des Wiener Institutes für Internationale Wirtschaftsvergleiche, Mario Holzner, zweifelt an der Qualität der albanischen Statistiken. Sie geben etwa in den vergangenen Jahren das Wirtschaftswachstum mit sechs Prozent an, die Arbeitslosigkeit soll 15 Prozent betragen. In Wirklichkeit sei die Arbeitslosigkeit wohl höher und das Wirtschaftswachstum niedriger.
Der Gouverneur der Albanischen Nationalbank, Ardian Fullani, meint zur "Presse", dass die Finanzpolitik seines Landes eine Erfolgsstory darstelle. Schon 2006 werde Tirana Geld auf dem Kapitalmarkt aufnehmen. Die finanzielle Lage sei gut, die Inflation liege bei nur 2,4 Prozent. Auch das Budgetdefizit hält sich in Grenzen. Erfolgreich wirkt sich die Privatisierung der größten albanischen Bank durch Raiffeisen aus. Als sehr wichtig wird die Landwirtschaft angesehen, weil sie 40 Prozent der Beschäftigung ermöglicht. Darum müsste die Agroindustrie von den Banken Kredite erhalten. Robert Wright von der Raiffeisenbank meint aber, dass solche Kredite zu riskant seien.
Nach Meinung von Fullani sei es Albanien gelungen, bei der Bekämpfung der Armut Erfolge zu erzielen. Laut Statistik leben 25 Prozent der Albaner an der Armutsgrenze von zwei Dollar täglich. Ein weiteres Problem ist die Korruption. 77 Prozent der Albaner sagen, dass sie Beamte bestechen. Außerdem plagt das Land Strommangel, der zur Unterbrechung der Stromversorgung führt.
Albanien in Aufbruchsstimmung
VON ERICH HOORN (Die Presse) 08.06.2005
Tourismus. Um 40 Millionen Euro wird im Armenhaus Europas ein neues Feriendorf gebaut. Doch Korruption, Rechtsunsicherheit und schlechte Infrastruktur stören das Projekt.
Tirana. Albanien ist es gelungen, ein spektakuläres touristisches Projekt an Land zu ziehen: Der Präsident der Riviera-Gruppe, Dritan Celaj, errichtet mit dem französischen Club Méditerranée im Süden des Landes in Kakome gegenüber der griechischen Insel Korfu ein Feriendorf mit 400 Villen und 800 Betten. Das 40 Mill. Euro teure Projekt liegt auf der rund 120 Kilometer langen albanischen Riviera zwischen der Hafenstadt Vlora und der Stadt Saranda. Seit kurzem wird gebaut, 2007 soll das Feriendorf, das pro Jahr auf 15.000 Gäste hofft, in Betrieb gehen.
Weil die Straßen in Albanien schlecht sind, werden die Touristen auf Korfu landen und mit Booten ins 40 Minuten entfernte Kakome kommen. Der Grund für die ungenügende Verkehrsinfrastruktur in Albanien: Der frühere kommunistische Diktator Enwer Hodscha hatte den Privatbesitz an Autos verboten, nur die Ärzte durften sich ein Motorrad kaufen. Darum fuhren praktisch nur Lkw, die keine großen Ansprüche an die Qualität der Straßen hatten.
Celaj sagt im "Presse"-Gespräch, dass es auch Gegner des Tourismusprojekts gebe. Bauern fordern eine Kompensation für den Boden, obwohl sie keine Dokumente über ihre Besitzrechte haben. Auch andere Geschäftsleute haben in Albanien Schwierigkeiten. Für den Kärntner Robert Rogner jun. stellt die Rechtsunsicherheit das größte Problem dar. Er verhandelt in Albanien über Projekte im Wert von 96 Mill. Euro.
Wer durch Albanien reist, wird bald den Eindruck gewinnen, dass sich das Land in einer Aufbruchstimmung befindet. Es werden moderne Häuser und Straßen gebaut, das in kommunistischen Zeiten überall präsente Grau wird durch bunte Farben verdrängt. Allerdings muss man bedenken, dass in dem 3,5-Millionen-Einwohner-Staat die Wirtschaftsdynamik von einem sehr niedrigen Niveau ausgeht. Der Experte des Wiener Institutes für Internationale Wirtschaftsvergleiche, Mario Holzner, zweifelt an der Qualität der albanischen Statistiken. Sie geben etwa in den vergangenen Jahren das Wirtschaftswachstum mit sechs Prozent an, die Arbeitslosigkeit soll 15 Prozent betragen. In Wirklichkeit sei die Arbeitslosigkeit wohl höher und das Wirtschaftswachstum niedriger.
Der Gouverneur der Albanischen Nationalbank, Ardian Fullani, meint zur "Presse", dass die Finanzpolitik seines Landes eine Erfolgsstory darstelle. Schon 2006 werde Tirana Geld auf dem Kapitalmarkt aufnehmen. Die finanzielle Lage sei gut, die Inflation liege bei nur 2,4 Prozent. Auch das Budgetdefizit hält sich in Grenzen. Erfolgreich wirkt sich die Privatisierung der größten albanischen Bank durch Raiffeisen aus. Als sehr wichtig wird die Landwirtschaft angesehen, weil sie 40 Prozent der Beschäftigung ermöglicht. Darum müsste die Agroindustrie von den Banken Kredite erhalten. Robert Wright von der Raiffeisenbank meint aber, dass solche Kredite zu riskant seien.
Nach Meinung von Fullani sei es Albanien gelungen, bei der Bekämpfung der Armut Erfolge zu erzielen. Laut Statistik leben 25 Prozent der Albaner an der Armutsgrenze von zwei Dollar täglich. Ein weiteres Problem ist die Korruption. 77 Prozent der Albaner sagen, dass sie Beamte bestechen. Außerdem plagt das Land Strommangel, der zur Unterbrechung der Stromversorgung führt.