Pjetër Balsha
Malësia e Madhe
Albanien profitiert von Griechen-Krise
Auf der Suche nach Arbeit hat in den vergangenen Jahren fast eine Million Albaner ihre bitterarme Heimat in Richtung Griechenland verlassen. Die Krise dort traf sie besonders hart, die Billig-Jobs der Immigranten waren die ersten, die gestrichen wurden. Doch Albaniens Regierungschef Sali Berisha sieht nach "anfangs großen Sorgen" mittlerweile sogar positive Effekte der griechischen Krise.
KURIER: Wie wirkt sich die Krise des wichtigen Nachbarn Griechenland aus?
Sali Berisha: Wir waren zunächst in großer Sorge wegen der griechischen Banken in Albanien. Doch sie haben verantwortungsvoll agiert und sich weiter gut entwickelt. Aber wir spüren, dass die Überweisungen der albanischen Emigranten in Griechenland nach Hause zuletzt stark zurückgegangen sind.
Wird dieses Geld nicht schmerzhaft fehlen?
Die befürchteten negativen Effekte der Griechenland-Krise sind nicht eingetreten. Im Gegenteil sind mehrere zehntausend Albaner zurückgekommen. Sie haben ihr Geld, das sie in Griechenland erwirtschaftet und gespart haben, mitgenommen und sie haben begonnen, in kleine Geschäfte zu investieren. Für Albanien ist das ein großer Gewinn. Leute, die im Ausland viel gelernt haben, kommen zurück und bauen jetzt hier etwas Neues auf.
Wie hat Albanien die Wirtschaftskrise 2008 umschifft?
Sie hat uns wenig getroffen. Im Gegensatz zu anderen Ländern, die eine Rezession erlebten, sank unser Wirtschaftswachstum von 8,2 Prozent (2008) auf 3,2 im Jahr 2009, aber immerhin war es ein Wachstum, das auch heuer hoffentlich wieder fünf Prozent erreichen wird. Das liegt zum Teil an den Investitionen in unsere Infrastruktur. In den vergangenen zwei Jahren haben wir zehn Prozent unseres Bruttonationalproduktes in den Straßenbau investiert, wir haben über 8000 km Straßen gebaut.
Warum gibt es in Albanien mit seinen langen Küsten noch immer so gut wie keine österreichischen Touristen?
Die erste Touristengruppe, die ich heuer getroffen habe, waren Österreicher. Aber es ist wahr. Im Vorjahr hatten wir 3,5 Millionen Touristen, wobei die meisten Gäste aus den Nachbarländern kommen. Richtig ist: Die notwendige Werbung für Gäste aus Österreich und Deutschland haben wir bisher versäumt.
Bis vor Kurzem wollten die meisten jungen Albaner ihre Heimat verlassen. Das scheint nun anders zu sein?
Seit Dezember haben wir Visa-Freiheit - und trotzdem hat es überhaupt keinen Sturm nach draußen gegeben. Wir waren nach dem Ende des Kommunismus eines der ärmsten und unterentwickelten Länder der Welt. Als ich vor 20 Jahren Präsident wurde, habe ich im Monat 16 Dollar verdient. Ein Durchschnittseinkommen betrug sechs Dollar. Jetzt beträgt der Durchschnittslohn 520 Dollar. Wir haben unsere Studentenzahlen verdreifacht, die Steuereinnahmen in den letzten vier Jahren verdoppelt. Wir haben einen niedrigen Steuersatz und ein gutes Geschäftsklima. Es gibt total neue Perspektiven. Das Land ändert sich und deswegen wollen die Leute hier bleiben. Und dass Albanien EU-Mitglied werden kann, ist nicht leicht, aber möglich. Dafür aber müssen wir in jeder Ecke unseres Landes Europa selbst aufbauen und unsere Standards heben.
Behindert der ewige Streit zwischen Regierung und Opposition diese Entwicklung ?
Auch dieses Problem müssen die Albaner selbst lösen. Seit den Parlamentswahlen 2009, wo Oppositionsführer Edi Rama verlor, blockieren die Sozialisten jede Entscheidung im Parlament. Dadurch können wir die Beschlüsse, die mit Drei-Fünftel-Mehrheit im Parlament angenommen werden müssen, nicht durchbringen. Damit hängen aber auch alle notwendigen Gesetze für die EU-Annäherung in der Luft. Rama glaubt, dass er mit Blockieren wichtiger agiert als mit Abstimmungen.
Macht es nicht ein schlechtes Bild, dass nun auch der Sieg der Bürgermeister-Wahl in Tirana strittig ist?
Die Entscheidung liegt bei den Gerichten. Ich werde jede Entscheidung akzeptieren: Wer mit einer Stimme verliert, hat verloren.
Albanien profitiert von Griechen-Krise | kurier.at
Auf der Suche nach Arbeit hat in den vergangenen Jahren fast eine Million Albaner ihre bitterarme Heimat in Richtung Griechenland verlassen. Die Krise dort traf sie besonders hart, die Billig-Jobs der Immigranten waren die ersten, die gestrichen wurden. Doch Albaniens Regierungschef Sali Berisha sieht nach "anfangs großen Sorgen" mittlerweile sogar positive Effekte der griechischen Krise.
KURIER: Wie wirkt sich die Krise des wichtigen Nachbarn Griechenland aus?
Sali Berisha: Wir waren zunächst in großer Sorge wegen der griechischen Banken in Albanien. Doch sie haben verantwortungsvoll agiert und sich weiter gut entwickelt. Aber wir spüren, dass die Überweisungen der albanischen Emigranten in Griechenland nach Hause zuletzt stark zurückgegangen sind.
Wird dieses Geld nicht schmerzhaft fehlen?
Die befürchteten negativen Effekte der Griechenland-Krise sind nicht eingetreten. Im Gegenteil sind mehrere zehntausend Albaner zurückgekommen. Sie haben ihr Geld, das sie in Griechenland erwirtschaftet und gespart haben, mitgenommen und sie haben begonnen, in kleine Geschäfte zu investieren. Für Albanien ist das ein großer Gewinn. Leute, die im Ausland viel gelernt haben, kommen zurück und bauen jetzt hier etwas Neues auf.
Wie hat Albanien die Wirtschaftskrise 2008 umschifft?
Sie hat uns wenig getroffen. Im Gegensatz zu anderen Ländern, die eine Rezession erlebten, sank unser Wirtschaftswachstum von 8,2 Prozent (2008) auf 3,2 im Jahr 2009, aber immerhin war es ein Wachstum, das auch heuer hoffentlich wieder fünf Prozent erreichen wird. Das liegt zum Teil an den Investitionen in unsere Infrastruktur. In den vergangenen zwei Jahren haben wir zehn Prozent unseres Bruttonationalproduktes in den Straßenbau investiert, wir haben über 8000 km Straßen gebaut.
Warum gibt es in Albanien mit seinen langen Küsten noch immer so gut wie keine österreichischen Touristen?
Die erste Touristengruppe, die ich heuer getroffen habe, waren Österreicher. Aber es ist wahr. Im Vorjahr hatten wir 3,5 Millionen Touristen, wobei die meisten Gäste aus den Nachbarländern kommen. Richtig ist: Die notwendige Werbung für Gäste aus Österreich und Deutschland haben wir bisher versäumt.
Bis vor Kurzem wollten die meisten jungen Albaner ihre Heimat verlassen. Das scheint nun anders zu sein?
Seit Dezember haben wir Visa-Freiheit - und trotzdem hat es überhaupt keinen Sturm nach draußen gegeben. Wir waren nach dem Ende des Kommunismus eines der ärmsten und unterentwickelten Länder der Welt. Als ich vor 20 Jahren Präsident wurde, habe ich im Monat 16 Dollar verdient. Ein Durchschnittseinkommen betrug sechs Dollar. Jetzt beträgt der Durchschnittslohn 520 Dollar. Wir haben unsere Studentenzahlen verdreifacht, die Steuereinnahmen in den letzten vier Jahren verdoppelt. Wir haben einen niedrigen Steuersatz und ein gutes Geschäftsklima. Es gibt total neue Perspektiven. Das Land ändert sich und deswegen wollen die Leute hier bleiben. Und dass Albanien EU-Mitglied werden kann, ist nicht leicht, aber möglich. Dafür aber müssen wir in jeder Ecke unseres Landes Europa selbst aufbauen und unsere Standards heben.
Behindert der ewige Streit zwischen Regierung und Opposition diese Entwicklung ?
Auch dieses Problem müssen die Albaner selbst lösen. Seit den Parlamentswahlen 2009, wo Oppositionsführer Edi Rama verlor, blockieren die Sozialisten jede Entscheidung im Parlament. Dadurch können wir die Beschlüsse, die mit Drei-Fünftel-Mehrheit im Parlament angenommen werden müssen, nicht durchbringen. Damit hängen aber auch alle notwendigen Gesetze für die EU-Annäherung in der Luft. Rama glaubt, dass er mit Blockieren wichtiger agiert als mit Abstimmungen.
Macht es nicht ein schlechtes Bild, dass nun auch der Sieg der Bürgermeister-Wahl in Tirana strittig ist?
Die Entscheidung liegt bei den Gerichten. Ich werde jede Entscheidung akzeptieren: Wer mit einer Stimme verliert, hat verloren.
Albanien profitiert von Griechen-Krise | kurier.at