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Anschlagspläne in Washington

  • Ersteller Ersteller Gelöschtes Mitglied 9433
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Gelöschtes Mitglied 9433

Guest
Na wenn wir bald keine spannungen haben!!!!!!!!!!!!!




Der iranischstämmige Gebrauchtwagenhändler und Restaurantbetreiber Mansur Arbabsiar, wohnhaft in der texanischen Stadt Corpus Christi, hat öfter auch geschäftliche Kontakte ins nahe Mexiko. Er lebt, getrennt von seiner Frau Esperanza, in einer Wohnanlage in einer beschaulichen Sackgasse. Hin und wieder besuchen ihn seine beiden Kinder aus der geschiedenen Ehe. Von Nachbarn wird er bald als ordentlich, aber wenig umgänglich, bald als richtig netter Kerl beschrieben, der meistens guter Laune gewesen sei. Manche nennen ihn „Jack“, weil ihnen der Name Mansur zu kompliziert ist.
Plötzlich steht der 56 Jahre alte Mann mit amerikanischem und iranischem Pass in New York vor Gericht, weil er nach Überzeugung der Behörden gemeinsam mit einem Mitverschwörer in Teheran einen Terroranschlag ausgeheckt haben soll, der einer offenen Kriegserklärung Irans gegen den Rivalen Saudi-Arabien gleichgekommen wäre. Als die Pläne so weit fortgeschritten sind, dass der seit Monaten geplante Mordanschlag eines gedungenen Auftragskillers aus Mexiko gegen den saudischen Botschafter in Washington endlich verübt werden kann, sagt Arbabsiar seinem Auftraggeber in Teheran am Telefon in verschlüsseltem Gestammel „Der Chevrolet ist fertig ... ähm ... also er ist jetzt so weit, dass er gemacht werden kann.“ Es klingt nach einem Drehbuch für einen Agentenfilm - und dazu nach einem schlechten. Das findet auch der Direktor der amerikanischen Bundespolizei FBI, Robert Mueller. Die Anklageschrift, die in der Nacht zum Mittwoch veröffentlicht wurde, lese sich gewiss „wie ein Hollywood-Drehbuch, doch die Folgen wären sehr real gewesen und hätten vielen das Leben gekostet“, sagte Mueller, als er in der Nacht zum Mittwoch gemeinsam mit Justizminister Eric Holder in Washington die Einzelheiten der Verschwörung vorstellte.
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Danach ergibt sich in etwa folgender Ablauf. In diesem Frühjahr wird Arbabsiar von einem Vetter in Teheran beauftragt, einen Auftragskiller zur Ermordung des saudischen Botschafters Adel al Dschubeir zu finden. Nach dem Mordanschlag in einem von dem saudischen Diplomaten sowie von Washingtoner Politikern frequentierten Restaurant sollen weitere Attentate verübt werden, etwa auf die israelische Botschaft in Washington sowie auf die saudischen und israelischen Vertretungen in der argentinischen Hauptstadt Buenos Aires. Als Budget für die Anschläge stehen 1,5 Millionen Dollar zur Verfügung. Verbindungsmann für Arbabsiar und dessen Vetter in Teheran ist nach Überzeugung der amerikanischen Ermittler Gholam Shakuri, ein ranghohes Mitglied der Al-Quds-Kommandoeinheit der allmächtigen iranischen Revolutionsgarden.
Am 24. Mai trifft sich Arbabsiar bei einer Reise nach Mexiko mit einem Verbindungsmann des Drogenkartells „Las Zetas“, um mit ihm die Pläne zur Ermordung al Dschubeirs zu besprechen. Die „Zetas“ sind für ihre besonders grausamen Morde an Mitgliedern konkurrierender Kartelle sowie an Polizisten bekannt: Die enthaupteten oder anders verstümmelten Leichen werden etwa von Brücken gehängt oder gleich dutzendweise in Lastwagen „entsorgt“, die am helllichten Tag auf vielbefahrenen Stadtautobahnen abgestellt werden.
Bei dem vermeintlichen Mittelsmann der „Zetas“ handelte es sich aber um einen Informanten der amerikanischen Drogenfahndung in Mexiko, der seine Führungsbeamten sogleich von dem seltsamen Treffen mit dem Iraner in Kenntnis setzte. Unklar ist - und wird wohl bleiben -, ob der Informant gezielt auf Arbabsiar angesetzt war oder zufällig von dem Iraner mit dem amerikanischen Pass angesprochen wurde.
Nach dem Treffen in Mexiko vom Mai wird Arbabsiar vom FBI rund um die Uhr überwacht, seine Telefongespräche werden abgehört, seine E-Mails mitgelesen. Bald nach der konspirativen Zusammenkunft mit dem vermeintlichen Auftragsmörder von „Las Zetas“ fliegt Arbabsiar direkt von Mexiko nach Iran, wo er erstmals mit Gholam Shakuri von der Al-Quds-Einheit zusammenkommt. Später folgen weitere Treffen Arbabsiars mit Shakuri, der weiter gesucht wird und sich in Iran aufhalten dürfte.
Im Juni und Juli pendelt Arbabsiar buchstäblich zwischen Mexiko und Iran, um weitere Einzelheiten der geplanten Terroranschläge abzusprechen. Der amerikanische Agent und vermeintliche Auftragskiller fordert insgesamt 1,5 Millionen Dollar, um das Komplott gemeinsam mit vier Komplizen auszuführen. Bei einem Treffen vom 17. Juli warnt der Informant Arbabsiar, dass bei einem Feuerüberfall oder einem Bombenanschlag auf das Restaurant zahlreiche weitere Menschen getötet werden könnten, worauf Arbabsiar antwortet: „Sie wollen den Typen wirklich haben, und wenn hundert mit ihm gehen, dann soll es verdammt noch mal so sein!“
Im August fliegt Arbabsiar abermals von Mexiko nach Iran und überweist von dort die erste Abschlagszahlung für den Auftragsmord in Höhe von 100000 Dollar. Das Geld landet auf einem Konto in Mexiko, das aber nicht „Las Zetas“ gehört, sondern vom FBI kontrolliert wird. Am 20. September teilt der FBI-Informant seinen Auftraggebern in Iran mit, die Vorbereitungen seien abgeschlossen, man sei bereit für die Operation „Chevrolet“. Entweder sollten weitere 700000 Dollar als zweite Abschlagszahlung unverzüglich überwiesen werden oder Arbabsiar solle von Iran nach Mexiko fliegen, um sich als eine Art menschliches Pfand persönlich für die Zahlung der Restsumme von 1,4 Millionen Dollar zu verbürgen.
Die amerikanischen Behörden erfahren, dass Arbabsiar am 28. September von Iran aus über Frankfurt nach Mexiko fliegt. Sie unterrichten die mexikanischen Behörden, die von Beginn an in die Ermittlungen gegen Arbabsiar und Shakuri eingeweiht sind, und bitten sie, Arbabsiar die Einreise nach Mexiko zu verweigern und ihn stattdessen vom Flughafen in Mexiko-Stadt mit einem Flug über New York nach Iran abzuschieben. Auf dem New Yorker John-F.-Kennedy-Flughafen wird Arbabsiar am 29. September festgenommen und sitzt seither in Untersuchungshaft.
Nach Angaben des FBI hat Arbabsiar seine Beteiligung an dem Komplott gestanden und sogar mit den Behörden kooperiert. Im Auftrag und unter Überwachung des FBI hat Arbabsiar weitere Telefonate mit Shakuri in Iran geführt. Der mutmaßliche Al-Quds-Offizier soll nach der jetzt veröffentlichten Anklageschrift Arbabsiar, von dessen Festnahme er nichts wissen konnte, zur Ausführung der geplanten Anschläge aufgefordert haben. Im Falle einer Verurteilung wegen eines Mordkomplotts, des geplanten Einsatzes einer Massenvernichtungswaffe und terroristischer Taten droht Arbabsiar eine lebenslange Freiheitsstrafe.
Das Weiße Haus und das Außenministerium wurden seit Juni über die Ermittlungen gegen Arbabsiar und Shakuri regelmäßig unterrichtet. Präsident Barack Obama warf Iran vor, das Völkerrecht verletzt zu haben. Das Finanzministerium verfügte in einer ersten Reaktion, dass mögliche Bankguthaben von fünf namentlich genannten führenden Mitgliedern der Al-Quds-Einheit - unter ihnen Shakuri - gesperrt werden. Zudem soll die Angelegenheit nach Angaben von Außenministerin Hillary Clinton vor den UN-Sicherheitsrat gebracht werden. Die Islamische Republik Iran wies die Vorwürfe zurück und bezichtigte die Vereinigten Staaten, sie betrieben mit erfundenen Geschichten Kriegshetze.
Ob das Komplott von der Führung der Al-Quds-Brigade und letztlich mit Kenntnis von Irans oberstem Führer Ajatollah Ali Chamenei in Auftrag gegeben oder aber von Gholam Shakuri auf eigene Faust ausgeheckt wurde, ist unter Fachleuten und Beobachtern umstritten. Michael Rubin, Nahost-Experte der konservativen Washingtoner Forschungseinrichtung „American Enterprise Institute“, sieht das Komplott als Zeichen unverfrorener Selbstgewissheit Irans und vor allem der Al-Quds-Einheiten, die offenbar überzeugt seien, sich überall auf der Welt alles erlauben zu können. Die Iran-Expertin Barbara Slavin vom „Atlantic Council“ beschreibt den Vorgang dagegen als „ziemlich sonderbar“, weil Teheran im Ausland gewöhnlich iranische Dissidenten töten lasse, bisher aber keine Mordanschläge gegen Vertreter verfeindeter Staaten wie Saudi-Arabien in Auftrag gegeben habe.
Der Haftrichter beim Bundesgericht in New York sah die belastenden Beweise gegen Mansur Arbabsiar als so schwerwiegend an, dass er die Untersuchungshaft ohne die Möglichkeit der Freilassung gegen Hinterlegung einer Kaution auf unbestimmte Zeit verlängerte.
 
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