Ausschreitungen bei antijapanische Großdemonstration in Peking
Protest gegen Tokios Schulbuch-"Revisionismus" - Angriff auf Botschaft - Restaurant verwüstet
Peking - Tausende Chinesen haben am Samstag in Peking gegen die Neuauflage eines als "revisionistisch" eingestuften Schulbuchs in Japan demonstriert, das die Verbrechen des japanischen Militarismus und Imperialismus verharmlost und in China und Südkorea bereits heftige offizielle Proteste hervorgerufen hat. Während der "patriotischen Kundgebung" in der Nähe des Geländes der Peking-Universität (Beida) wurde auch zum Boykott japanischer Produkte aufgerufen. Auf Transparenten forderten die Teilnehmer, dass Japans Anspruch auf einen Ständigen Sitz im UNO-Sicherheitsrat nicht berücksichtigt werden dürfe.
Bereits am Dienstag waren die japanischen Botschafter in Peking und Seoul in die jeweiligen Außenministerien zitiert worden, wo ihnen offizielle Protestnoten der Regierungen Chinas und Südkoreas ausgehändigt wurden. Das kritisierte Geschichtsbuch für den japanischen Schulunterricht für 13- bis 15-Jährige soll ab 2006 verwendet werden. Der Begriff "Invasion" für die japanische Besetzung weiter Teile Ost- und Südostasiens vor und während des Zweiten Weltkriegs wird darin peinlich vermieden. Das chinesische Außenamt forderte, dass das Schulbuch überarbeitet werden müsse, um der jungen Generation in Japan die "korrekte historische Perspektive" nahe zu bringen.
"Zwischenfall"
Das Massaker von Nanking (Nanjing) erwähnt das Buch lediglich als "Zwischenfall". Es gehörte zu den schwersten Kriegsverbrechen des vergangenen Jahrhunderts. Nanking - von 1928 bis 1949 chinesische Hauptstadt - war von 1937 bis 1945 von japanischen Truppen besetzt. Nach der Erstürmung der Stadt am 13. Dezember 1937 hatten die japanischen Truppen nach chinesischen Schätzungen 300.000 Menschen niedergemetzelt. Die Grausamkeit und Brutalität, mit der sie mordeten, vergewaltigten und brandschatzten, hat keine Parallelen. Chinas früherer Staats- und Parteichef Jiang Zemin hatte am 60. Jahrestag des Blutbads an Japan feierlich appelliert, endlich "die Lehren aus der Geschichte zu ziehen". Dies sei die Voraussetzung für eine gesunde Entwicklung der chinesisch-japanischen Beziehungen.
Der chinesisch-japanische Krieg hatte am 7. Juli 1937 mit einem Scharmützel an der Lugouqiao-Brücke (Marco-Polo-Brücke) begonnen. Bereits 1932 hatten die Japaner in der von ihnen besetzten Mandschurei den Marionettenstaat "Mandschukuo" unter der nominellen Herrschaft des (1912 entthronten) letzten chinesischen Kaisers Pu Yi errichtet.
Angriff auf Botschaft
Bei der antijapanischen Demonstration in Peking ist es am Samstag zu Ausschreitungen gekommen. Hunderte aufgebrachter Chinesen zerschmetterten mit Steinen die Fenster eines japanischen Restaurants und schleuderten Getränkedosen und Flaschen gegen das Gebäude der japanischen Botschaft. Zuvor hatten sich tausende Menschen an einem Protestmarsch gegen das umstrittene japanische Schulbuch für den Geschichtsunterricht beteiligt.
Nach Angaben der Organisatoren waren mindestens 20.000 Menschen dem Aufruf von Historikern und Universitätslehrern zu der Kundgebung gefolgt; die Pekinger Polizei sprach von rund 10.000 Teilnehmern.(APA/AP)
http://derstandard.at/?id=2009488
Protest gegen Tokios Schulbuch-"Revisionismus" - Angriff auf Botschaft - Restaurant verwüstet
Peking - Tausende Chinesen haben am Samstag in Peking gegen die Neuauflage eines als "revisionistisch" eingestuften Schulbuchs in Japan demonstriert, das die Verbrechen des japanischen Militarismus und Imperialismus verharmlost und in China und Südkorea bereits heftige offizielle Proteste hervorgerufen hat. Während der "patriotischen Kundgebung" in der Nähe des Geländes der Peking-Universität (Beida) wurde auch zum Boykott japanischer Produkte aufgerufen. Auf Transparenten forderten die Teilnehmer, dass Japans Anspruch auf einen Ständigen Sitz im UNO-Sicherheitsrat nicht berücksichtigt werden dürfe.
Bereits am Dienstag waren die japanischen Botschafter in Peking und Seoul in die jeweiligen Außenministerien zitiert worden, wo ihnen offizielle Protestnoten der Regierungen Chinas und Südkoreas ausgehändigt wurden. Das kritisierte Geschichtsbuch für den japanischen Schulunterricht für 13- bis 15-Jährige soll ab 2006 verwendet werden. Der Begriff "Invasion" für die japanische Besetzung weiter Teile Ost- und Südostasiens vor und während des Zweiten Weltkriegs wird darin peinlich vermieden. Das chinesische Außenamt forderte, dass das Schulbuch überarbeitet werden müsse, um der jungen Generation in Japan die "korrekte historische Perspektive" nahe zu bringen.
"Zwischenfall"
Das Massaker von Nanking (Nanjing) erwähnt das Buch lediglich als "Zwischenfall". Es gehörte zu den schwersten Kriegsverbrechen des vergangenen Jahrhunderts. Nanking - von 1928 bis 1949 chinesische Hauptstadt - war von 1937 bis 1945 von japanischen Truppen besetzt. Nach der Erstürmung der Stadt am 13. Dezember 1937 hatten die japanischen Truppen nach chinesischen Schätzungen 300.000 Menschen niedergemetzelt. Die Grausamkeit und Brutalität, mit der sie mordeten, vergewaltigten und brandschatzten, hat keine Parallelen. Chinas früherer Staats- und Parteichef Jiang Zemin hatte am 60. Jahrestag des Blutbads an Japan feierlich appelliert, endlich "die Lehren aus der Geschichte zu ziehen". Dies sei die Voraussetzung für eine gesunde Entwicklung der chinesisch-japanischen Beziehungen.
Der chinesisch-japanische Krieg hatte am 7. Juli 1937 mit einem Scharmützel an der Lugouqiao-Brücke (Marco-Polo-Brücke) begonnen. Bereits 1932 hatten die Japaner in der von ihnen besetzten Mandschurei den Marionettenstaat "Mandschukuo" unter der nominellen Herrschaft des (1912 entthronten) letzten chinesischen Kaisers Pu Yi errichtet.
Angriff auf Botschaft
Bei der antijapanischen Demonstration in Peking ist es am Samstag zu Ausschreitungen gekommen. Hunderte aufgebrachter Chinesen zerschmetterten mit Steinen die Fenster eines japanischen Restaurants und schleuderten Getränkedosen und Flaschen gegen das Gebäude der japanischen Botschaft. Zuvor hatten sich tausende Menschen an einem Protestmarsch gegen das umstrittene japanische Schulbuch für den Geschichtsunterricht beteiligt.
Nach Angaben der Organisatoren waren mindestens 20.000 Menschen dem Aufruf von Historikern und Universitätslehrern zu der Kundgebung gefolgt; die Pekinger Polizei sprach von rund 10.000 Teilnehmern.(APA/AP)
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