Robert
Gesperrt
Quelle UNI Klagenfurt
August
Kovačec
Arbanasi-Albanisch
1. Sprachgebiet, Sprecher, Geschichte
Die albanische Mundart von Zadar (Kroatien) ist eine gegische (nordalbanische) Mundart, die aus dem Gebiet des heutigen Montenegro, zwischen Skadarsee und Bar an der Adriaküste, hinübergebracht wurde. Während ihrer etwas weniger als dreihundertjährigen isolierten Entwicklung in Dalmatien hat sich diese Mundart, besonders im Wortschatz, von den Mundarten Montenegros und Nordalbaniens, mit denen sie unmittelbar verwandt ist, entfernt; sie hat jedoch noch immer ihre Grundmerkmale beibehalten.
Die katholischen Albaner sind in zwei großen (1726 und 1733), zwischenzeitlich auch in mehreren kleineren Wanderungen nach Dalmatien gezogen. Bei der ersten Wanderung der Bewohner aus Briska, Šestani, Livari sind 146 Personen bis nach Zadar gekommen; bei der zweiten weitere 199, auch von anderen Dörfern. Die Albaner, die in kleineren Gruppen zwischenzeitlich Zadar erreicht hatten, wurden in der Umgebung angesiedelt (z. B. in Zemunik, Ploče) und schon bis Mitte des 19. Jh. sprachlich und kulturell völlig kroatisiert (Spuren ihrer albanischen Herkunft haben sich in der Patronymie und in der Mikrotopo-nymik bewahrt).
Am Anfang haben die albanischen Katholiken die alte Gegend des Dreigrenzgebiets – zwischen Türkei, Montenegro und venezianischem Albanien – wegen der Pest, die sich in den türkische Teilen der Balkanhalbinsel ausbreitete, verlassen, danach wegen der ständigen Zusammenstöße, Plünderungen und wegen der Blutrache im türkisch-montenegrinisch-paštrovićschen Grenzgebiet, wie auch wegen der Zwangs-rekrutierung in die türkische Armee und wegen des Sammelns von Söldnern für den Krieg, den die Türkei mit Persien führte (1725–1736). Während der zweiten Wanderung kam noch hinzu, dass der neue Pascha, der nichtalbanischen Ursprungs war, mit Verfolgungen gegen albanische Katholiken angefangen hatte.
Bei ihrer Flucht wurde den Albanern vom Erzbischof von Zadar, Vicko Zmajević (1713–1745), einem gebürtigen Kroaten aus Perast, in der Bucht von Kotor geholfen. Dieser war früher Bischof von Bar gewesen (1701–1713) und kannte daher die albanischsprechenden Katholiken sehr gut. Der Erzbischof sorgte dafür, dass die Arbanasi in ihrer unmittelbaren Nähe, neben den Stadtmauern, angesiedelt wurden. Nach dem venezianischen Provveditore für Dalmatien und Albanien, der die Albaner (Arbanasi) in Zadar empfangen hatte (Nicolo Erizzo II., 1723–1726), hatte diese Ansiedlung den italienischen Namen Borgo Erizzo bekommen, albanisch (arbanasisch) hieß sie Arbënèsh, kroatisch zuerst Eričin Varoš, aber schon von 1740 an Arbanasi; diesen Namen trägt die Ansiedlung noch heute, obwohl sie ganz in Zadar aufgegangen ist. Das Land, das die albanischen Katholiken bekamen, haben die Einwanderer durch Roden und Trockenlegen fruchtbar gemacht. Sie hatten das Recht, ihren eigenen Dorfkapitän zu wählen, darüber hinaus durften sie einen eigenen Gouverneur bestimmen. Diese Dienststelle wurde aber 1749 aufgelöst. Wie in ihrer alten Heimat beschäftigten sie sich auch in Dalmatien mit der Landwirtschaft (Getreide- und Maisanbau, Weinbau, Olivenanbau und Ölproduktion, Obst- und Gemüseanbau sowie Viehzucht).
Ohne Rücksicht auf die Frage, in welchem Ausmaß ihre Einwohner die Sprache ihrer Vorfahren bewahrt haben, wird die Ansiedlung innerhalb der Stadt Zadar heute als eine kompakte und eigenständige Einheit wahrgenommen. Seit 1866 war in der Siedlung eine bekannte kroatische Lehrerbildungsanstalt ansässig, die von den Italienern 1921 geschlossen wurde. Seit der Mitte des 19. Jh. bis 1921 haben sich die meisten albanischsprechenden Familien in ihrer politisch-nationalen Gesinnung als Kroaten gefühlt und deklariert, daher gab es dort auch verschiedene kroatische Kulturorganisationen. Wegen der intoleranten faschistischen Politik während der italienischen Okkupation zwischen den zwei Weltkriegen ist ein Teil der Arbanasi in das damalige Königreich Jugoslawien geflohen. Andererseits hat genau wegen der früheren italienischen Kultur- und Politikpropaganda nach dem Zweiten Weltkrieg ein kleinerer Teil der Arbanasi für Italien optiert. Nach der Volkszählung von 1991 war die Arbanasisiedlung in nationaler Hinsicht der kompakteste und „reinste“ kroatische Teil der Stadt Zadar (98 % deklarierte Kroaten), was bedeutet, dass die eventuelle Kenntnis der albanischen Sprache keinen Einfluss auf die nationale Zugehörigkeit der Einwohner hat. Wie das Istrorumänische und das Istriotische ist das Zadaralbanische ein Beispiel eines Idioms, das sich durch Trägheit erhält und keine eigenen Institutionen hat: Außer einer unbedeutenden Zahl an Fragmenten eigener Folklore (die Zadaralbaner haben meist kroatische Folkloretexte ins Albanische übersetzt) gibt es keinen Unterricht und keinen Gottesdienst in albanischer Sprache, mit der Kenntnis der albanischen Sprache ist kein besonderes Nationalbewusstsein verbunden. Alle Arbanasi, die noch ihre Sprache bewahren, sind zweisprachig; neben dem Arbanasi-Albanischen können sie obligatorisch auch Kroatisch. Einige ältere Arbanasi sprechen neben dem Kroatischen und Arbanasi-Albanischen auch Italienisch.
Nach ihrer Ansiedlung Mitte des 18. Jh. war die Zahl der Sprecher des Arbanasi-Albanischen in der Vorstadt Zadars nicht größer als 350. Nach der italienischen Volkszählung von 1921 hatten von den 2888 Bewohnern der Vorstadt Arbanasi 2200 Albanisch als Muttersprache angegeben. Die jugoslawischen und kroatischen Volkszählungen legten leider nur auf die Nationalzugehörigkeit und nicht auch auf die Sprache Augenmerk. Nach heutigen Schätzungen gibt es in Arbanasi maximal 500 Personen, die in der einen oder anderen Weise noch das Zadaralbanische können; die Zahl derer, die es solid und aktiv beherrschen und sich dessen mehr oder weniger regelmäßig bedienen, ist jedoch beträchtlich kleiner (nach einigen Meinungen zwischen 100 und 200 Personen). Man muss hinzufügen, dass mehrere Gruppen von Zadaralbanern – Intellektuelle, Fachleute und Künstler – ständig in anderen Zentren Kroatiens wie Zagreb, Rijeka, Split leben (man vergleiche Familiennamen wie Dešpalj, Gjergja/Đerđa, Krstić, Nikpalj, Petan, Stipčević usw.); einige von ihnen beherrschen jedoch noch das Arbanasi-Albanisch. Aber wegen fehlender Institutionen, die die Sprache bewahren helfen könnten, ist das Zadaralbanische heute, wie auch das Istrorumänische und das Istriotische, auf dem Wege unterzugehen.
2. Charakteristika des Arbanasi-Albanischen
Bis auf eine bestimmte Zahl albanischer Wörter, die nicht mehr im nordwestlichen Gegischen in Gebrauch sind, ist es für den arbanasi-albanischen Wortschatz charakteristisch, dass er aus dem Kroatischen eine Vielzahl von Wörtern übernommen hat, hier auch dalmatinische Romanismen einschließend (amòr „Liebe“, apêna „kaum, kaum einmal“, armerû „Schrank“, advokàt „Advokat“, baçvàr „Fassbinder“, bâk „Stier“,
bakalôr „Stockfisch“, me balât „tanzen“, bandîr „Fahne“, beshtîme „Fluch“, bërshlàn „Efen“, bôc „Flasche“, bragêsha „Hosen, me cicât „saugen“, çagj „Russ“, çâro „deutlich, klar“, m’u denjât „sich herablassen“, dirìt „Recht“, divèr „Schwager“, me doît „säugen“, i dùmboko „tief“, faculetìç „Taschentuch“ usw.). Die bilingualen Sprecher, die sich schwächer und seltener des Arbanasi-Albanischen bedienen, benutzen mehr Kroatismen.
Im Zadaralbanischen gibt es keine nasalisierten Vokale (die sonst charakteristisch für das Gegische sind), in finaler Position verschwindet -ë (wie in anderen gegischen Mundarten vâjz „Mädchen“ anstelle von vajzë), der Konsonant h verschwindet wie im lokalen Kroatischen (ùnd „Nase“), es fehlt ein „starkes“ rr (me arûa „vergessen“). Die palatalen Verschlusslaute kj, gj zeigen in der Aussprache die Tendenz, sich den kroatischen Affrikaten č oder ć, dž oder đ anzugleichen (me čêp oder me ćêp „nähen“, džùm oder đùm „Schlaf, Traum“ neben me kjêp, gjùm).
Wie bei den benachbarten Čakawischsprechenden (polje > pole „Feld“) ist palatales lj [ļ] oder [ľ] in alveo-dentales l übergegangen (kroat. Ortsname Smiljevac > arb. Smilevci). Die Phoneme, die dem Kroatischen fremd sind, wie beispielsweise die interdentalen Konsonanten th und dh [θ, δ] und velares ll [ł], haben nach dem Ersten Weltkrieg in einigen Teilen der Ansiedlung einen Wechsel erfahren: th > s (me thân > me sân „sagen“), dh > ll [ł] oder l oder t oder d (me ardh > me arl, me art, me ard „kommen“, dhent > llent „Schaf“), ll [ł] > l (llômi > lômi „Müll, Mist“, môlla > môla „Apfel“). Ohne Rücksicht auf den Grad der Vollständigkeit haben alle diese Veränderungen in der Folge die Unterschiede zwischen dem arbanasi-albanischen und dem kroatischen Konsonantismus vermindert. Derselben Reihe der Veränderungen gehört auch der Tausch des y mit u (i lym > i lùm „glückselig“) oder mit ë an (me shtyp > shtëp „schlagen“); im Kroatischen ist ë kein besonderes Phonem, jedoch eine häufige Realisation, z. B. beim syllabischen r.
Die phonetische und morphologische Adaption der Lehnwörter aus dem Kroatischen (einschließlich der Romanismen) entwickelt sich nach üblichen Schemata. Ohne Berücksichtigung der kroatischen Sprache sind in der Morphologie der Nomina und des Verbs verschiedene analogische Phänomene entstanden, wahrscheinlich auch deshalb, weil die Zadaralbaner aus verschiedenen Siedlungen gekommen waren. Die Zahl der Endungen für den Plural ist reduziert; in der Deklination ist der Lokativ nicht mit einem besonderen Morphem ausgedrückt; vor dem Adjektiv steht immer ein präponierter Artikel; der Komparativ und der Superlativ können sich nur aufgrund des Kontextes und nicht aufgrund des Gebrauchs eines besonderen Morphems unterscheiden; eine große Zahl unregelmäßiger Verben hat durch Analogie eine regelmäßige Konjugation erhalten; das Futur wird regelmäßig durch das Präsens des Verbs ausgedrückt; bewahrt werden die Formen des Konjunktivs und des Optativs. Im Unterschied zu den ursprünglichen albanischen Adjektiven haben die aus dem Kroatischen entlehnten eine unveränderte Form, die der kroatischen Form für das Neutrum gleich ist (i/e/të dùmboko „tief“). Besondere Formen für eine reflexiv-passive Bedeutung des Verbs gibt es nur im Präsens (loem „ich wasche mich“, këta loet me uj të nxet „es wäscht sich mit heißem Wasser“, vishem „ich kleide mich“), während in anderen Formen (Imperfekt, Konditional, Konjunktiv, Imperativ) diese Bedeutung entweder durch die Form des Aktivs, vor dem die passiv-reflexive Partikel u – in einigen Fällen auch das kroatische se – steht, oder mit Formen des Hilfsverbs me kên „sein“ und dem Partizip und nicht mit Formen des Hilfsverbs me pât „haben“ (kam vish „ich habe angezogen“, z. B. ein Hemd, aber jam vish „ich habe mich gekleidet“) gebildet wird: lou = l o + u „wasche dich!“, lômi se „waschen wir uns!“, afrôni se „nähert euch an!“, çeshu = çesh + u „lache!“, mos u çesh „lache nicht!“, nuk u vishnjesh „ich würde mich nicht bekleiden“ usw. In der Syntax erkennt man die Tendenz zur Proposition, je treuer ihre Struktur sich dem Kroatischen anpasst.
3. Der soziolinguistische Status des Arbanasi-Albanischen
Als „Sprache“ ohne eigene Institutionen, deren Sprecher kein besonderes, vom kroatischen unterschiedenes Nationalgefühl haben, funktioniert das Arbanasi-Albanisch heute wie ein Idiom „unter dem Dach“ des Kroatischen.
4. Literatur
Ajeti I. 1961: Istorijski razvitak gegijskog govora Arbanasa kod Zadra. Sarajevo.
Erber T. 1883: La colonia albanese di borgo Erizzo presso Zara. Dubrovnik.
Krstić K. 1987: Rječnik govora zadarskih Arbanasa. Zadar.
Miklosich F. 1870/71: Albanische Forschungen. Bde. I–III. Wien.
Tagliavini C. 1937: Contributi alla conoscenza del dialetto ghego di Borgo Erizzo presso Zara. Firenze.
Weigand G. 1911: Der gegische Dialekt von Borgo Erizzo bei Zara in Dalmatien. Jahresbericht des Instituts für rumänische Sprache XVII–XVIII. Leipzig, 177–239.
August
Kovačec
Arbanasi-Albanisch
1. Sprachgebiet, Sprecher, Geschichte
Die albanische Mundart von Zadar (Kroatien) ist eine gegische (nordalbanische) Mundart, die aus dem Gebiet des heutigen Montenegro, zwischen Skadarsee und Bar an der Adriaküste, hinübergebracht wurde. Während ihrer etwas weniger als dreihundertjährigen isolierten Entwicklung in Dalmatien hat sich diese Mundart, besonders im Wortschatz, von den Mundarten Montenegros und Nordalbaniens, mit denen sie unmittelbar verwandt ist, entfernt; sie hat jedoch noch immer ihre Grundmerkmale beibehalten.
Die katholischen Albaner sind in zwei großen (1726 und 1733), zwischenzeitlich auch in mehreren kleineren Wanderungen nach Dalmatien gezogen. Bei der ersten Wanderung der Bewohner aus Briska, Šestani, Livari sind 146 Personen bis nach Zadar gekommen; bei der zweiten weitere 199, auch von anderen Dörfern. Die Albaner, die in kleineren Gruppen zwischenzeitlich Zadar erreicht hatten, wurden in der Umgebung angesiedelt (z. B. in Zemunik, Ploče) und schon bis Mitte des 19. Jh. sprachlich und kulturell völlig kroatisiert (Spuren ihrer albanischen Herkunft haben sich in der Patronymie und in der Mikrotopo-nymik bewahrt).
Am Anfang haben die albanischen Katholiken die alte Gegend des Dreigrenzgebiets – zwischen Türkei, Montenegro und venezianischem Albanien – wegen der Pest, die sich in den türkische Teilen der Balkanhalbinsel ausbreitete, verlassen, danach wegen der ständigen Zusammenstöße, Plünderungen und wegen der Blutrache im türkisch-montenegrinisch-paštrovićschen Grenzgebiet, wie auch wegen der Zwangs-rekrutierung in die türkische Armee und wegen des Sammelns von Söldnern für den Krieg, den die Türkei mit Persien führte (1725–1736). Während der zweiten Wanderung kam noch hinzu, dass der neue Pascha, der nichtalbanischen Ursprungs war, mit Verfolgungen gegen albanische Katholiken angefangen hatte.
Bei ihrer Flucht wurde den Albanern vom Erzbischof von Zadar, Vicko Zmajević (1713–1745), einem gebürtigen Kroaten aus Perast, in der Bucht von Kotor geholfen. Dieser war früher Bischof von Bar gewesen (1701–1713) und kannte daher die albanischsprechenden Katholiken sehr gut. Der Erzbischof sorgte dafür, dass die Arbanasi in ihrer unmittelbaren Nähe, neben den Stadtmauern, angesiedelt wurden. Nach dem venezianischen Provveditore für Dalmatien und Albanien, der die Albaner (Arbanasi) in Zadar empfangen hatte (Nicolo Erizzo II., 1723–1726), hatte diese Ansiedlung den italienischen Namen Borgo Erizzo bekommen, albanisch (arbanasisch) hieß sie Arbënèsh, kroatisch zuerst Eričin Varoš, aber schon von 1740 an Arbanasi; diesen Namen trägt die Ansiedlung noch heute, obwohl sie ganz in Zadar aufgegangen ist. Das Land, das die albanischen Katholiken bekamen, haben die Einwanderer durch Roden und Trockenlegen fruchtbar gemacht. Sie hatten das Recht, ihren eigenen Dorfkapitän zu wählen, darüber hinaus durften sie einen eigenen Gouverneur bestimmen. Diese Dienststelle wurde aber 1749 aufgelöst. Wie in ihrer alten Heimat beschäftigten sie sich auch in Dalmatien mit der Landwirtschaft (Getreide- und Maisanbau, Weinbau, Olivenanbau und Ölproduktion, Obst- und Gemüseanbau sowie Viehzucht).
Ohne Rücksicht auf die Frage, in welchem Ausmaß ihre Einwohner die Sprache ihrer Vorfahren bewahrt haben, wird die Ansiedlung innerhalb der Stadt Zadar heute als eine kompakte und eigenständige Einheit wahrgenommen. Seit 1866 war in der Siedlung eine bekannte kroatische Lehrerbildungsanstalt ansässig, die von den Italienern 1921 geschlossen wurde. Seit der Mitte des 19. Jh. bis 1921 haben sich die meisten albanischsprechenden Familien in ihrer politisch-nationalen Gesinnung als Kroaten gefühlt und deklariert, daher gab es dort auch verschiedene kroatische Kulturorganisationen. Wegen der intoleranten faschistischen Politik während der italienischen Okkupation zwischen den zwei Weltkriegen ist ein Teil der Arbanasi in das damalige Königreich Jugoslawien geflohen. Andererseits hat genau wegen der früheren italienischen Kultur- und Politikpropaganda nach dem Zweiten Weltkrieg ein kleinerer Teil der Arbanasi für Italien optiert. Nach der Volkszählung von 1991 war die Arbanasisiedlung in nationaler Hinsicht der kompakteste und „reinste“ kroatische Teil der Stadt Zadar (98 % deklarierte Kroaten), was bedeutet, dass die eventuelle Kenntnis der albanischen Sprache keinen Einfluss auf die nationale Zugehörigkeit der Einwohner hat. Wie das Istrorumänische und das Istriotische ist das Zadaralbanische ein Beispiel eines Idioms, das sich durch Trägheit erhält und keine eigenen Institutionen hat: Außer einer unbedeutenden Zahl an Fragmenten eigener Folklore (die Zadaralbaner haben meist kroatische Folkloretexte ins Albanische übersetzt) gibt es keinen Unterricht und keinen Gottesdienst in albanischer Sprache, mit der Kenntnis der albanischen Sprache ist kein besonderes Nationalbewusstsein verbunden. Alle Arbanasi, die noch ihre Sprache bewahren, sind zweisprachig; neben dem Arbanasi-Albanischen können sie obligatorisch auch Kroatisch. Einige ältere Arbanasi sprechen neben dem Kroatischen und Arbanasi-Albanischen auch Italienisch.
Nach ihrer Ansiedlung Mitte des 18. Jh. war die Zahl der Sprecher des Arbanasi-Albanischen in der Vorstadt Zadars nicht größer als 350. Nach der italienischen Volkszählung von 1921 hatten von den 2888 Bewohnern der Vorstadt Arbanasi 2200 Albanisch als Muttersprache angegeben. Die jugoslawischen und kroatischen Volkszählungen legten leider nur auf die Nationalzugehörigkeit und nicht auch auf die Sprache Augenmerk. Nach heutigen Schätzungen gibt es in Arbanasi maximal 500 Personen, die in der einen oder anderen Weise noch das Zadaralbanische können; die Zahl derer, die es solid und aktiv beherrschen und sich dessen mehr oder weniger regelmäßig bedienen, ist jedoch beträchtlich kleiner (nach einigen Meinungen zwischen 100 und 200 Personen). Man muss hinzufügen, dass mehrere Gruppen von Zadaralbanern – Intellektuelle, Fachleute und Künstler – ständig in anderen Zentren Kroatiens wie Zagreb, Rijeka, Split leben (man vergleiche Familiennamen wie Dešpalj, Gjergja/Đerđa, Krstić, Nikpalj, Petan, Stipčević usw.); einige von ihnen beherrschen jedoch noch das Arbanasi-Albanisch. Aber wegen fehlender Institutionen, die die Sprache bewahren helfen könnten, ist das Zadaralbanische heute, wie auch das Istrorumänische und das Istriotische, auf dem Wege unterzugehen.
2. Charakteristika des Arbanasi-Albanischen
Bis auf eine bestimmte Zahl albanischer Wörter, die nicht mehr im nordwestlichen Gegischen in Gebrauch sind, ist es für den arbanasi-albanischen Wortschatz charakteristisch, dass er aus dem Kroatischen eine Vielzahl von Wörtern übernommen hat, hier auch dalmatinische Romanismen einschließend (amòr „Liebe“, apêna „kaum, kaum einmal“, armerû „Schrank“, advokàt „Advokat“, baçvàr „Fassbinder“, bâk „Stier“,
bakalôr „Stockfisch“, me balât „tanzen“, bandîr „Fahne“, beshtîme „Fluch“, bërshlàn „Efen“, bôc „Flasche“, bragêsha „Hosen, me cicât „saugen“, çagj „Russ“, çâro „deutlich, klar“, m’u denjât „sich herablassen“, dirìt „Recht“, divèr „Schwager“, me doît „säugen“, i dùmboko „tief“, faculetìç „Taschentuch“ usw.). Die bilingualen Sprecher, die sich schwächer und seltener des Arbanasi-Albanischen bedienen, benutzen mehr Kroatismen.
Im Zadaralbanischen gibt es keine nasalisierten Vokale (die sonst charakteristisch für das Gegische sind), in finaler Position verschwindet -ë (wie in anderen gegischen Mundarten vâjz „Mädchen“ anstelle von vajzë), der Konsonant h verschwindet wie im lokalen Kroatischen (ùnd „Nase“), es fehlt ein „starkes“ rr (me arûa „vergessen“). Die palatalen Verschlusslaute kj, gj zeigen in der Aussprache die Tendenz, sich den kroatischen Affrikaten č oder ć, dž oder đ anzugleichen (me čêp oder me ćêp „nähen“, džùm oder đùm „Schlaf, Traum“ neben me kjêp, gjùm).
Wie bei den benachbarten Čakawischsprechenden (polje > pole „Feld“) ist palatales lj [ļ] oder [ľ] in alveo-dentales l übergegangen (kroat. Ortsname Smiljevac > arb. Smilevci). Die Phoneme, die dem Kroatischen fremd sind, wie beispielsweise die interdentalen Konsonanten th und dh [θ, δ] und velares ll [ł], haben nach dem Ersten Weltkrieg in einigen Teilen der Ansiedlung einen Wechsel erfahren: th > s (me thân > me sân „sagen“), dh > ll [ł] oder l oder t oder d (me ardh > me arl, me art, me ard „kommen“, dhent > llent „Schaf“), ll [ł] > l (llômi > lômi „Müll, Mist“, môlla > môla „Apfel“). Ohne Rücksicht auf den Grad der Vollständigkeit haben alle diese Veränderungen in der Folge die Unterschiede zwischen dem arbanasi-albanischen und dem kroatischen Konsonantismus vermindert. Derselben Reihe der Veränderungen gehört auch der Tausch des y mit u (i lym > i lùm „glückselig“) oder mit ë an (me shtyp > shtëp „schlagen“); im Kroatischen ist ë kein besonderes Phonem, jedoch eine häufige Realisation, z. B. beim syllabischen r.
Die phonetische und morphologische Adaption der Lehnwörter aus dem Kroatischen (einschließlich der Romanismen) entwickelt sich nach üblichen Schemata. Ohne Berücksichtigung der kroatischen Sprache sind in der Morphologie der Nomina und des Verbs verschiedene analogische Phänomene entstanden, wahrscheinlich auch deshalb, weil die Zadaralbaner aus verschiedenen Siedlungen gekommen waren. Die Zahl der Endungen für den Plural ist reduziert; in der Deklination ist der Lokativ nicht mit einem besonderen Morphem ausgedrückt; vor dem Adjektiv steht immer ein präponierter Artikel; der Komparativ und der Superlativ können sich nur aufgrund des Kontextes und nicht aufgrund des Gebrauchs eines besonderen Morphems unterscheiden; eine große Zahl unregelmäßiger Verben hat durch Analogie eine regelmäßige Konjugation erhalten; das Futur wird regelmäßig durch das Präsens des Verbs ausgedrückt; bewahrt werden die Formen des Konjunktivs und des Optativs. Im Unterschied zu den ursprünglichen albanischen Adjektiven haben die aus dem Kroatischen entlehnten eine unveränderte Form, die der kroatischen Form für das Neutrum gleich ist (i/e/të dùmboko „tief“). Besondere Formen für eine reflexiv-passive Bedeutung des Verbs gibt es nur im Präsens (loem „ich wasche mich“, këta loet me uj të nxet „es wäscht sich mit heißem Wasser“, vishem „ich kleide mich“), während in anderen Formen (Imperfekt, Konditional, Konjunktiv, Imperativ) diese Bedeutung entweder durch die Form des Aktivs, vor dem die passiv-reflexive Partikel u – in einigen Fällen auch das kroatische se – steht, oder mit Formen des Hilfsverbs me kên „sein“ und dem Partizip und nicht mit Formen des Hilfsverbs me pât „haben“ (kam vish „ich habe angezogen“, z. B. ein Hemd, aber jam vish „ich habe mich gekleidet“) gebildet wird: lou = l o + u „wasche dich!“, lômi se „waschen wir uns!“, afrôni se „nähert euch an!“, çeshu = çesh + u „lache!“, mos u çesh „lache nicht!“, nuk u vishnjesh „ich würde mich nicht bekleiden“ usw. In der Syntax erkennt man die Tendenz zur Proposition, je treuer ihre Struktur sich dem Kroatischen anpasst.
3. Der soziolinguistische Status des Arbanasi-Albanischen
Als „Sprache“ ohne eigene Institutionen, deren Sprecher kein besonderes, vom kroatischen unterschiedenes Nationalgefühl haben, funktioniert das Arbanasi-Albanisch heute wie ein Idiom „unter dem Dach“ des Kroatischen.
4. Literatur
Ajeti I. 1961: Istorijski razvitak gegijskog govora Arbanasa kod Zadra. Sarajevo.
Erber T. 1883: La colonia albanese di borgo Erizzo presso Zara. Dubrovnik.
Krstić K. 1987: Rječnik govora zadarskih Arbanasa. Zadar.
Miklosich F. 1870/71: Albanische Forschungen. Bde. I–III. Wien.
Tagliavini C. 1937: Contributi alla conoscenza del dialetto ghego di Borgo Erizzo presso Zara. Firenze.
Weigand G. 1911: Der gegische Dialekt von Borgo Erizzo bei Zara in Dalmatien. Jahresbericht des Instituts für rumänische Sprache XVII–XVIII. Leipzig, 177–239.