Sicher. Auf dem Boden unseres derzeitigen globalen Gesellschaftssystems ist alles was ich will utopisch. Wobei dagegen stets vergessen wird dass wir selbst bereits in einer (Negativ)-Utopie leben. Wenn du einem kleinen Kind das noch nicht sozialisiert ist erzählst das wir Menschen Dinge nicht zur Befriedigung von Bedürfnissen und Genuss herstellen sondern lediglich um aus Geld mehr Geld zu machen, dass es Menschen gibt die hungern müssen, obwohl genug für alle da wäre, und wir unsere eigenen Lebensgrundlagen zerstören, so wird es wohl auch den Kopf schütteln...
Nebenbei sind Nationen auch nichts überhistorisches oder gar natürliches, sondern von Menschen geschaffene Gebilde die auch jederzeit wieder abgeschafft werden können (wie übrigens auch Religionen). Auf dem Boden des derzeitigen gesellschaftlichen Zusammenhangs sind sie natürlich notwendig. Deswegen bin ich ja auch z.B. Pro-Israel - aber eben auch nur solange die anderen Nationen existieren. Gibts kein Deutschland, keine Türkei, keine USA, kein China, Japan, Iran etc. mehr, so braucht es auch kein Israel mehr.
Zitat von Marcuse: "So würde ökonomische Freiheit Freiheit von der Wirtschaft bedeuten - von der Kontrolle durch ökonomische Kräfte und Verhältnisse; Freiheit vom täglichen Kampf ums Dasein, davon, sich seinen Lebensunterhalt verdienen zu müssen. Politische Freiheit würde die Befreiung der Individuen von der Politik bedeuten, über die sie keine wirkliche Kontrolle ausüben. Entsprechend würde geistige Freiheit die Wiederherstellung des individuellen Denkens bedeuten, das jetzt durch Massenkommunikation und -schulung aufgesogen wird, die Abschaffung der "öffentlichen Meinung" mitsamt ihren Herstellern. Der unrealistische Klang dieser Behauptungen deutet nicht etwa auf ihren utopischen Charakter hin, sondern auf die Gewalt der Kräfte, die ihrer Verwirklichung im Wege stehen."
Stichwort "Alternativen" bzw. konstruktive Vorschläge. Zitat Adorno: "Wesentlich deutsch, obwohl wiederum nicht so durchaus, wie leicht der annimmt, der nicht Analoges in anderen Ländern zu beobachten Gelegenheit hatte, ist ein antikiritisches Schema, das aus der Philosophie, eben jener, die den Raisonneur anschwärzte, ins Gewäsch herabsank: die Anrufung des Positiven. Stets wieder findet man dem Wort Kritik, wenn es denn durchaus toleriert werden soll, oder wenn man gar selbst kritisch agiert, das Wort konstruktiv beigesellt. Unterstellt wird, dass nur der Kritik üben könne, der etwas Besseres anstelle des Kritisierten vorzuschlagen habe; in der Ästhetik hat Lessing vor zweihundert Jahren darüber gespottet. Durch die Auflage des Positiven wird Kritik von vornherein gezähmt und um ihre Vehemenz gebracht. Bei Gottfried Keller gibt es eine Stelle, an der er die Forderung nach dem Aufbauenden einen Lebkuchenwert nennt."
Ich finde Rackets wie z.B. in Somalia nicht besser als bürgerliche Staaten. Ich möchte nur über die jetztige gesellschaftliche Konstitution hinauskommen und nich stehen bleiben bzw. womöglich sogar noch dahinter zurückfallen. Die letzte Konsequenz wäre nunmal eine freie Assoziation von freien Individuen oder eine Gesellschaft jenseits von Staat Ware und Geld oder aber schlichtweg Kommunismus - nenn es wie du willst.