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Awaren

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Bis zum Ende des 8. Jahrhunderts beherrschten sie ganz Pannonien sowie Karantanien, Slowenien und Kroatien, sahen sich aber zunehmenden Angriffen von Bulgaren, Kroaten und anderen Slawenstämmen ausgesetzt. Die Awaren gaben durch ihren Einfluss auf den Osthandelswegen Anlass zur Gründung einer östlichen Grenzmark (Awarische Mark), weil sie Karl den Großen um 800 nötigten, zum Schutz der Handelswege und der Reichsgrenzen eine Awarenmark (später marchia orientalis genannt) einzurichten. Die bis dahin bekundete Kriegslust und Aggressivität der Awaren zur Zeit Karls des Großen ist durch die bisher bekannten Quellen nicht eindeutig zu belegen. Die jüngere Forschung geht davon aus, dass die Zeit der größeren Kriegszüge um 800 längst beendet war. Die von Einhard beschriebenen Schätze der Awaren würden demnach aus längst vergangenen Zeiten stammen. Dafür spricht auch die Tatsache, dass Einhard in seiner Vita Karoli Magni von dem verhältnismäßig geringen Widerstand bei Karls Awarenzügen berichtet.
In den Feldzügen zwischen 791 und 803 schlug der fränkische König (und ab 800 Kaiser) Karl der Große gemeinsam mit dem bulgarischen Khan Krum die Awaren vernichtend. Die Awaren, inzwischen längst sesshaft, verloren nun den Kontakt zu den übrigen Steppenvölkern und ihr politischer Einfluss trat in den Hintergrund.
Das Volk der Awaren, wie das der Hunnen, ging zum Teil in einigen südslawischen Völkern auf. Hierfür gibt es humangenetische Hinweise. So zeigten molekulargenetische Untersuchungen an Y-Chromosomen in der Bevölkerung der kroatischen Insel Hvar Merkmale, die auf eine zentralasiatische Abstammung schließen lassen.
Im Namen Banat verbirgt sich der ursprünglich aus dem Persischen stammende awarische Fürstentitel „Ban“ (nach dem Khagan Baian, dem berühmten Heerführer), der später als Banus an die Kroaten überging.
Ob das gleichnamige Kaukasusvolk der Awaren bzw. präziser Neu-Awaren in der russischen Teilrepublik Dagestan Nachfahren eines Teils der historischen Awaren sind, ist umstritten. Der Sprachwissenschaftler Harald Haarmann geht davon aus, dass Teile der awarischen Bevölkerung bei Eindringungen nach Europa im Kaukasus blieben. Dort haben sich seiner Meinung nach ihre Kultur und Sprache an das Kaukasische angepasst.
 
Sehr dürftiges Sprachmaterial [Bearbeiten]
Versuche der Sprachwissenschaft, die Sprache der Awaren zu identifizieren, müssen bisher als gescheitert betrachtet werden. Der Grund dafür liegt primär im äußerst dürftig überlieferten Sprachmaterial der Awaren (im Wesentlichen einige Eigennamen, Titel und Landschaftsbezeichnungen), das eine Entscheidung, zu welcher Sprachfamilie das Awarische gehört, fast unmöglich macht. Es ist nicht einmal sicher, ob die Awaren nur eine einzige Sprache gesprochen haben, sondern – möglicherweise als multiethnische Gruppe – mehrere Sprachen in ihrem Herrschaftsbereich verwendeten. Auch ist ein Sprachwechsel im Verlauf ihrer historischen Entwicklung nicht ausgeschlossen.
Selbst bei Steppenvölkern, bei denen relevante Sprachreste vorhanden sind, ist die Zuordnung zu einer Sprachfamilie schwierig, da die überlieferten Wörter auch weitgehend Lehnwörter aus anderen Sprachen sein könnten und damit in die Irre führen. (Dieses Problem tritt besonders bei Personennamen und Titeln auf, die häufig aus anderen Sprachen übernommen sind.)
Dass die schlechte Ausgangssituation bei der Erforschung des Awarischen zu verschiedenen Hypothesen über die Zugehörigkeit dieses Volkes und seiner Sprache geführt hat, ist verständlich. Alle Hypothesen müssen auf Basis des vorhandenen Materials prinzipiell eher als spekulativ angesehen werden. (Auch wenn Linguisten solche Vorbehalte klar einräumten, wurden ihre Hypothesen von Historikern gern als bewiesene Tatsachen aufgegriffen.)
 
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