Immer eine Frage der Sichtweise
1. Lehrpersonen und Schulleitungen müssten (noch mehr) Polizisten spielen.
Müssen sie nicht wenn es klare Regeln für alle gibt. Eine gewisse Kleiderordnung, nicht Unifom, ist ethisch durchaus vertretbar
Es gibt Schulen, wo nicht einmal die Schneeball-Regeln eingehalten werden können von den Kindern.
Lehrpersonen und Schulleiter müssen sich damit tagelang beschäftigen, weil es die Kids einfach nicht kapieren wollen. Und dann hat man noch Eltern, die ihre Kids bei allem unterstützen. Wie soll man das dann mit einem Kopftuch-Verbot bewerkstelligen? Ich habe ehrlich gesagt keine Lust, ein Verbotspolizist an meiner Schule zu werden, ich will einfach nur unterrichten. Von mir aus können da die Hüter des Abendlandes ins Klassenzimmer kommen und diese Aufgabe machen.
2. Schon früh entsteht das Gefühl bei muslimischen Kindern, in der Gesellschaft nicht akzeptiert zu werden.
Schon früh werden muslimische Kinder von den Eltern durch Traditionen, sei es nun Handschlag, Kopftuch, Schwimmunterricht, etc. ausgegrenzt, weil sie oder bereits die Kinder das Aussehen oder die Lebensweise aller anderen Kinder nicht akzeptieren.
Stimmt alles. Muss jetzt der Staat auch noch mit Repressalien gegenüber den Kindern kommen? Ich glaube nicht.
3. Zuhause werden die tyrannisierenden und fanatischen Eltern weiter ihr Mädchen zwingen, eines zu tragen.
Dann gerade sollte man diesen Kindern wenigstens ein paar Stunden Freiheit gönnen. So haben sie wenigstens den Hauch einer Möglichkeit sich für ihr Leben, denn es nur um ihr Leben, zu entscheiden und den fanatischen Eltern zu entkommen.
Das akzeptiere ich als Argument, aber zuhause sollte sich der Staat genauso anstrengen, das Gedankengut der Eltern zu liberalisieren.
4. Der Staat sollte keine Kleiderordnungen herausgeben. Mit solch belanglosen Dingen sollte er sich nicht beschäftigen. Je weniger Gesetze, desto besser. Im Sinne des Liberalismus.
Siehe Punkt 1. Betrifft auch Mädchen, die halbnackt in die Schule rennen würden, oder Jungs mit Basecap und Sonnenbrille oder sonstwas, wenn das nicht untersagt wäre. Es handelt sich keineswegs um "belanglose Dinge" oder würdest du Thor Steinar "Mode" als belanglos betrachten und tolerieren?
Ich halte das einfach nur für lächerlich, wenn der Staat Kleiderregeln herausgibt. Was ist dann das für ein liberaler und demokratischer Staat? Einer, wie die Islamische «Republik» Iran?
5. Solange andere fanatische Gläubige ihre Kinder zu etwas zwingen dürfen, solange dürfen das auch fanatische Muslime tun. Gleiches Recht für alle. Keine Extrawürste für «einheimische» Sekten & Co.
Bitte um Beispiele von Extrawürsten in staatlichen Schulen. Darum gehts doch hier? Warum sollten staatliche Schulen irgendwelchen Zwängen auch noch Vorschub leisten? Ziel sollte sein den einheimischen Fanatismus einzudämmen und keinem weiteren aus liberalen Gründen einen Nährboden zu geben.
Man nehme zum Beispiel die Sexualkunde, die im Jahr 2017 immer noch von Menschen in einem modernen Staat wie der Schweiz nicht als Unterrichtsthema akzeptiert wird. Es gibt die explizite Erlaubnis für diese «frommen» bzw. fanatischen (eben oft christlichen) Eltern, ihr Kind dann dispensieren zu lassen.
6. Unser Staat kann nur dann weiter ein Vorbild für Demokratie sein, wenn er sie auch lebt. Staatlichen Zwang und staatliche Kleiderordnungen à la Saudi-Arabien und Iran brauchen wir hier nicht auch noch.
Du wiederholst dich mit Kleiderordnungen. Auf der einen Seite schreibst du selbst von Fanatismus, auf der anderen von Kleidern ?! Warum sollten denn die Kleiderordnungen à la Saudi-Arabien und Iran hier geduldet werden wenn sie dort Zwang sind und die Frauen dort massiv dagegen protestieren? Wenn etwas lange genug geduldet wird, wird es irgendwann Normalität und die Mädchen haben hier in Europa gar keine Chance mehr liberal aufwachsen zu können. Nicht wenige sind genau davor geflüchtet.
Die Menschheit hat sich nicht mithilfe von Autoritäten (wie hier dem Staat) emanzipiert. Nein, sie schaffte es alleine. Mit eigener Kraft. Wir brauchen hier keine Kleiderordnungen wie in Saudi-Arabien, bei uns kann jede und jeder das anziehen, was sie oder er will. Ich finde es ungaublich heuchlerisch, wenn man Kopftücher an Schulen verbieten will, aber 10-jährige Mädchen mit sexualisierten Kleidern herumlaufen lässt. Was ist das für ein «Liberalismus»? Einer zur Stereotypisierung von Frauen und Sexualisierung von Kindern? Ich bin auch gegen Verbote von bauchfreien Tops und hautengen Leggings. Denn die Kinder können selber für sich lernen, was gut für sie ist und was nicht. Es braucht nicht den Staat dazu.
7. Irgendwann wird die Enttäuschung und vielleicht auch Wut bei den Menschen über den verbietenden Staat sich ausladen. Solche Entwicklungen brauchen wir nicht auch noch.
Ein Staat, der sich aus lauter Angst vor der Wut von einem kleinen Anteil der Gesellschaft duckt, den brauchen wir zweimal nicht. Diese Entwicklungen gibts in Deutschland, Österreich, England, Frankreich, Schweden, usw. bereits weil viel zu viel viel zu lange toleriert wurde. Du lebst eben in der Schweiz, die von islamistischen Auswüchsen in Form von Terroranschlägen (noch) verschont wurde.
Terrorismus ist nur eine Form, die extreme Form dieser Ausladung. Es gibt noch viele andere Konsequenzen, die aus gefühlter Diskriminierung resultieren.
Fazit: jede katholische, islamische, jüdische, usw. Privatschule kann im Rahmen des Gesetzes tun oder lassen was sie will.
Von staatlichen Schulen erwarte ich Neutralität und zwar von Lehrern wie Schülern gleichermaßen. Was in den Köpfen vor sich geht ist eine andere Sache, darauf hat keiner Einfluss, eine Gesinnungspolizei braucht und will sicherlich keiner. Aber das was möglich ist um Kindern wenigstens in staatlichen Schulen dieselbe Basis zu geben sollte getan werden auch wenn es zunächst unpopulär erscheint.
Ich bringe gerne noch einmal das Beispiel Türkei und Frankreich. Der Laizismus bietet dort Kindern diese «gleiche Basis». Was ist jetzt dort so unheimlich besser als zum Beispiel in Deutschland oder in der Schweiz? Hatten Türken und Franzosen nun eine schönere Kindheit?
Für mich ist der erzwungene Laizismus genauso sinnlos wie ein erzwungener religiöser Fanatismus. Beides gehört bekämpft, weil ich überzeugt bin, dass sich der Mensch alleine mit all den heutigen Möglichkeiten emanzipieren kann. Er braucht keine staatliche Bevormundung.