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Befehl verweigert, Welt gerettet

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Russe am Drücker
Befehl verweigert, Welt gerettet

Wenn in jener Septembernacht 1983 in Serpuchow-15 nicht Stanislaw Petrow Dienst getan hätte, wäre Europa heute ein Trümmerhaufen: Der Sowjet-Oberst hat den Dritten Weltkrieg verhindert.

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Serpuchow-15 ist 1983 auf keiner Karte eingezeichnet. Die Stadt 90 Kilometer südlich von Moskau ist Sperrgebiet und um einen Stützpunkt der Luftverteidigung gebaut. Hier hat am 26. September Oberst Stanislaw Petrow Dienst, der mit 80 anderen Offizieren und Soldaten das satellitengestützte Frühwarnsystem «Oko» betreut.

«Um 0.15 Uhr – ich werde die Uhrzeit nie vergessen – schrillte die Sirene», erinnert sich der heute 72-Jährige bei «Welt Online». «Auf einer grossen Wand gegenüber meinem Arbeitsplatz leuchteten plötzlich in blutrot die Buchstaben START. Man konnte darauf eine Stelle sehen, die ein Quadrat um eine Militärbasis zeigte, die Meldung für den Start einer Rakete.» Die Welt am Rande des Dritten Weltkrieges.

Alle Augen auf Petrow

Der Spionagesatellit «Kosmos1382» hat den Abschuss registriert. «Wenn der Ernstfall dann eintritt, ist das wie ein Schock», sagt Petrow Jahrzehnte später. Die Augen seiner Männer richten sich auf ihn: Der Oberst muss handeln. «Ich habe sekundenlang nur auf diese Wand starren können.» Die Computer, die in 16 Schränken verstaut sind, werden überprüft, sie laufen einwandfrei. Einen Systemfehler hatte es ohnehin noch nie gegeben. «Ich fragte die für die visuelle Beobachtung zuständigen Experten, aber auch sie konnten nichts erkennen.»

Patrow kann keine Raketen ausmachen – und mag der Technik nicht trauen. «Wir sind klüger als Computer. Wir haben sie geschaffen», erklärt er im «Spiegel». Petrow ist kein eingefleischter Militär. Bevor er zur Luftabwehr kam, machte der an der Universität sein Ingenieursdiplom. Die Situation kommt ihm spanisch vor: «Ich hatte gelernt, ein Angriff würde nicht mit einzelnen Raketen starten, sondern es würden viele Raketen gleichzeitig losgeschickt.»

18 Minuten Herzrasen

An seine Frau Raissa und die beiden Kinder denkt Petrow nicht. Aber er sorgt sich, was seine Entscheidung auslösen kann. «Ein Hahn fängt an zu krähen, und obwohl die Sonne noch gar nicht aufgegangen ist, legen alle anderen auch los.» Er lässt sich mit Moskau verbinden – und meldet einen Fehlalarm. Doch von Entwarnung kann noch keine Rede sein: Ein zweiter, dritter, vierter und fünfter Alarm folgen. Petrow lässt sich aber nicht beirren: «Ich hatte nichts zu revidieren.»

Weil über Satelliten keine Raketen zu sehen war, kann nur noch das Radar, das den sowjetischen Luftraum überwacht, für endgültige Klarheit sorgen. «Bei der ersten Rakete hätte das etwa so nach 18 Minuten passieren müssen. Das Warten war furchtbar.» Angesichts der politischen Lage im Jahr 1983 ist das Verhalten des Ingenieurs nicht nur weitsichtig, sondern auch abgebrüht: Der Kalte Krieg ist auf seinem Höhepunkt.

USA vs. Sowjetunion: Bis einer weint

Zum einen liegt es am Rüstungswettlauf zwischen den beiden Supermächten. Nachdem die Sowjets SS-20-Raketen in Europa stationiert haben, reagierte die NATO mit der Verlegung des Pendants Pershing II nach Deutschland. Ronald Reagan hatte den Ton gegenüber Moskau verschärft, seit er 1981 ins Amt gewählt worden war: Der US-Präsident forderte das «Reich des Bösen» immer wieder heraus. So verlegte er Flugzeugträger in den Pazifik und liess die Piloten in den russische Luftraum im Osten einfliegen.

Die Taktik hat praktische Gründe: Die Militärs können durch die Reaktion der sowjetischen Luftwaffe Rückschlüsse auf die gegnerische Radarleistung ziehen. Anfang September führen die amerikanischen Provokationen jedoch zu einem folgenschweren Unglück. Eine Boeing 747 der «Korean Airlines» kommt am 1. September 1983 vom Kurs ab und fliegt unbeabsichtigt über die Halbinsel Kamtschatka. Die ohnehin angespannte sowjetische Militärführung lässt das vermeintliche Aufklärungsflugzeug abschiessen: 269 Menschen sterben.

Soviets Shoot Down Korean Airliner September 1, 1983 - YouTube

Europa wäre ein Trümmerhaufen

Last but not least beunruhigt das Militär ein Nato-Manöver namens «Able Archer», das von der Spionage für die Vorbereitung eines Angriffskrieges interpretiert wurde. Hätte Stansilaw Petrow in dieser Lage Alarm geschlagen, wären alle Städte über 100 000 Einwohner in West und Ost eingeäschert worden. Der Oberst wird jedoch für seine Tat nicht ausgezeichnet, sondern getadelt, weil er den Vorfall falsch protokolliert hat. Erst 1998 kommt seine Heldentat ans Licht.

Obwohl er selbst sagt, er habe nur seine Pflicht getan, schicken dankbare Europäer und Amerikaner dann und wann Geschenke nach Moskau. Der Oberst, dessen Frau Raissa 1997 an Krebs starb, lebt alleine im Vorort Frjasino. Manchmal erinnern sich die Menschen noch an ihn: In Baden Baden bekam der Rentner jüngst den deutschen Medienpreis verliehen. «Er ist es nicht gewohnt im Rampenlicht zu stehen», schreibt die «Welt». «Es ist ihm sichtlich unangenehm.»

Friedensnobelpreis für Stanislaw Petrow! - YouTube

Doku:
1983: The Brink of Apocalypse(Englisch)

Able Archer 1983_1/8 - YouTube
 
Schade, dass den kaum jemand kennt, aber wenn ne trulla den Weltrekord im Blasen stellen will, liest man überall davon:fts:

I don't wanna live on this planet anymore:fts:
 
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