Heros
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Im Kosovo führt das Milosevic-Regime zum vierten Mal seit 1990 Krieg gegen ein nicht-serbisches Volk des ehemaligen Jugoslawien. Bis 1989 war der zu mehr als 90 Prozent von Albanern bewohnte Kosovo ein autonomes Gebiet innerhalb des damaligen Jugoslawien und den sechs Republiken politisch gleichgestellt. Sofort nach seiner Machtübernahme hob Milosevic diesen Autonomiestatus jedoch auf. Kosovo wurde einer rigiden Serbisierungspolitik unterworfen. Jahrelang leisteten die Kosovo-Albaner dagegen gewaltfrei Widerstand und hofften auf Hilfe von außen, um ihre Selbstbestimmung wiederzuerlangen.
Doch nach der Dayton-Konferenz erkannten die Staaten der Bosnien-Kontaktgruppe (bis auf die USA) die neue "Bundesrepublik Jugoslawien" an, ohne die Interessen der Albaner zu berücksichtigen. So schufen sie die völkerrechtlichen Fakten, die ihnen heute angeblich ein Eingreifen in die "inneren Angelegenheiten" Serbiens, d. h. in den Krieg des Milosevic-Regimes gegen die zwei Millionen Kosovo-Albaner, unmöglich machen.
KRIEGSVORBEREITUNGEN
Der Krieg gegen die Kosovo-Albaner ist von langer Hand vorbereitet worden. Erste Hinweise gab es schon Ende 1997. Am 11. Februar 1998 wiesen Oppositionelle der ungarischen Minderheit aus der Vojodina auf einer Pressekonferenz in Novi Sad darauf hin, daß sie "unumstößliche Beweise" dafür hätten, daß die Armee für einen Krieg im Kosovo mobilisiert werde. Am 5. März 1998, kurz nach Ausbruch der Kämpfe, protestierte UNHCR-Sprecher Mons Nyberg gegen die völkerrechtswidrige Rekrutierung serbischer Flüchtlinge aus Kroatien für den Armeedienst im Kosovo. Im Juni 1998 bestätigten Angehörige der ungarischen Minderheit aus der Vojvodina gegenüber der Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV), daß mehr als 300 ungarische Soldaten gegen ihren Willen im Kosovo im Einsatz wären.
Die serbische Truppenstärke wird auf bis zu 50.000 Mann geschätzt, die Kosten des Krieges betragen täglich schätzungsweise zwei Millionen US-Dollar. Auch Beutegut aus dem Bosnien-Krieg kommt zum Einsatz, so etwa im Sommer 1995 widerrechtlich erbeutete Panzerfahrzeuge der in Srebrenica stationierten holländischen UNPROFOR.
KRIEGSVERLAUF
Die Kampfhandlungen begannen am 28. Februar 1998 mit den Massakern in der Drenica-Region und dehnten sich rasch aus. Ab Mitte Juni kam der Krieg in den Zentralkosovo, Mitte Juli verschärften sich die Kämpfe in der Region Mitrovica und Prizren, am 14. Juli wurde im Süden in der Region Opoje an der Grenze zu Mazedonien serbischer Truppenaufmarsch beobachtet. Am 19. Juli feuerten die serbischen Truppen offenbar mehrere Granaten auch auf das Territorium des Nachbarstaates Albanien ab. Am 25. Juli starteten die serbischen Truppen schließlich eine Großoffensive im Zentralkosovo. Bei den Angriffen wird offenbar gezielt gegen Zivilisten vorgegangen. Zwei von der "Kosova-Befreiungsarmee" UCK an die OSZE überstellte Deserteure aus der jugoslawischen Armee bestätigten, entsprechende Befehle erhalten zu haben.
FLÜCHTLINGE
Die Flüchtlingszahlen steigen stetig. Seit Anfang März und bis Anfang Juli waren nach Schätzungen der GfbV 160.000 Menschen auf der Flucht. Albanische Hilfsorganisationen gingen am 16. Juli bereits von 200.000 Flüchtlingen aus. Am 29. Juli schätzte die kosovarische Hilfsorganisation "Mutter Theresa" in Malisheva die Zahl der Binnenflüchtlinge auf 263.000. Das wären mehr als zehn Prozent der Bevölkerung des Kosovo. Internationale Organisationen warnen vor einer humanitären Tragödie. Bereits im Juni 1998 mahnte der Leiter des schweizerischen Katastrophenhilfekorps SKH, Charles Raedersdorf, dringend Vorbereitungen für den Wintereinbruch an, der für Mitte Oktober zu erwarten sei.
SYSTEMATIK DER ANGRIFFE
Die Angriffe folgen einer Systematik, die an jene aus dem Bosnien-Krieg erinnert. Sie beginnen häufig mit Überraschungsangriffen im Morgengrauen, die teils mit schweren Waffen wie Boden-Boden-Raketen und raketengetriebenen Granaten geführt werden. Dann werden Scharfschützen postiert, die der Zivilbevölkerung die Bewegungsfreiheit nehmen. Viele Zivilisten verbergen sich deshalb tagsüber im Wald und kehren nachts in ihre Häuser zurück, um sich mit dem Nötigsten zu versorgen. Schließlich ziehen schwer bewaffnete Truppen auf, die tagsüber alle Straßenverbindungen blockieren. Unter ihrem Schutz kommen Spezialeinheiten in dunklen Uniformen mit Macheten und "Skorpion"-Gewehren tschechischer Produktion in die jeweilige Ortschaft. Diese Truppen sollen Massaker begangen haben. Nach Tagen oder Wochen des Terrors werden die Bombardierungen wieder gesteigert und auch in der Nacht fortgesetzt, bis die Bevölkerung den Ort verläßt. Es folgen Plünderungen im großen Stil. Die Häuser werden niedergebrannt. Das Vieh bleibt unversorgt oder wird getötet.
Nach einer Statistik der GfbV wurden zwischen Anfang März und Ende Juli 1998 mehr als 250 albanische Dörfer von den serbischen Truppen angegriffen, mit schwerer Artillerie bombardiert und ganz oder teilweise zerstört. Laut der US-amerikanischen Menschenrechtsorganisation Physicians for Human Rights wurden Frauen festgenommen und vergewaltigt. Einige der Frauen seien anschließend "verschwunden". Nach Schätzungen der GfbV kamen bis Ende Juli mindestens 1.000 Zivilisten ums Leben.
MASSAKER UND MASSENERSCHIESSUNGEN
Seit der Offensive in der Drenica-Region von Anfang März begehen die serbischen Truppen - serbische Spezialpolizei, jugoslawische Armee und paramilitärische "Tschetnik"-Truppen unter Führung der mutmaßlichen Kriegsverbrecher Zeljko Raznjatovic "Arkan" und Vojislav Seselj - schwere Menschenrechtsverletzungen an der albanischen Zivilbevölkerung. Bei Massakern in Qirez/Cirez, Likoshan/Likosan, Prekaz, Glogjan/Glodjan, Zhara, Drenoc, Lubeniq/Ljubenic, Poklek i Ri bei Glogovc/Glogovac, Padesh in den Bergen bei Decan und bei der Erstürmung der Stadt Rahovec/Orahovac wurden ganze Familien hingerichtet, schwangere Frauen, Greise und Kinder getötet, Männer an Strommasten aufgehängt und Handgranaten in Keller mit Flüchtlingen geworfen. Die albanische Menschenrechtsorganisation Council for the Defense of Human Rights and Freedoms (CDHRF), Pristina, die serbische Menschenrechtsorganisation Humanitarian Law Fund (HLF), Belgrad, Human Rights Watch, Amnesty International, Physicians for Human Rights (Ärzte für Menschenrechte) und UN-Ermittler haben aufgrund von Untersuchungen an den Tatorten und aufgrund von Zeugenaussagen erste Dokumentationen vorgelegt. Genaue kriminalistische Untersuchungen stehen jedoch noch aus. Das UN-Kriegsverbrechertribunal für das ehemalige Jugoslawien in Den Haag hat am 12. Juni 1998 Ermittlungen wegen Verbrechen im Kosovo aufgenommen.
LAGER
Es gibt Hinweise darauf, daß im serbischen Truppenstützpunkt "Munitionsfabrik" in Skenderaj/Srbica Gefangene vorübergehend interniert, gefoltert und möglicherweise exekutiert worden sind. Nach Angaben des griechischen Helsinki-Komitees und von Human Rights Watch nannten Flüchtlinge auch immer wieder die Sekundarschule und das "Dekor"-Gebäude der inzwischen zerstörten Stadt Decan als Internierungslager für albanische Männer. Im Gefängnis von Gjilan/Gnilane wurden albanische Gefangene offenbar so schwer mißhandelt, daß ihre Schmerzensschreie bis auf die Straße zu hören waren.
Das gesamte Kosovo-Gebiet ist unter der Kontrolle der serbischen Truppen, die flächendeckend ein Netz von Checkpoints an allen Fernstraßen, wichtigen Kreuzungen, Bahnhöfen, Bushaltestellen, Ausfallstraßen von Städten und Dörfern errichtet haben. Fortwährend werden - vor allem von den serbischen Truppen, aber auch von der kosovo-albanische Guerillaarmee ("Kosova-Befreiungsfront") UCK - insbesondere Männer im wehrfähigen Alter bei Straßenkontrollen willkürlich aus Bussen und Zügen geholt und bei der Eroberung von Städten und Dörfern festgehalten und mißhandelt, aber auch verhaftet und entführt.
VERMISSTE
Während einerseits von rund 400 Albanern jede Spur fehlt, werden andererseits immer wieder Leichen unter ungeklärten Umständen, auch Unbekannte, aufgefunden oder von der Polizei in Krankenhäuser gebracht. Mit einem dramatischen Appell rief am 8.7.1998 die albanische Menschenrechtsorganisation CDHRF "alle Seiten" dazu auf, die Genfer Konventionen einzuhalten und alle Gefangenen freizulassen. Nach Angaben des Internationalen Roten Kreuzes ist das Schicksal von 130 Serben unaufgeklärt.
HUMANITÄRE SITUATION
Die humanitäre Situation ist seit März 1998 im gesamten Kosovo-Gebiet angespannt. Zehntausende Flüchtlinge aus den unmittelbaren Kampfzonen müssen versorgt werden. Die Hilfsgüter internationaler Hilfsorganisationen werden beschlagnahmt oder aufgehalten und dürfen nicht in die Notstandsgebiete passieren. In zwölf Bezirken des Kosovo, vor allem im Westen und Südwesten, ist die Versorgung mit Nahrungsmitteln, Medikamenten und Hilfsgütern seit März ganz oder teilweise blockiert, Strom und Wasser wurden ganz oder zeitweise unterbrochen. Die Bevölkerung in diesen Gebieten wurde Mitte Juni auf 750.000 Menschen geschätzt, darunter sind mehr als 100.000 Flüchtlinge. Während die von der UCK kontrollierten Gebiete von den serbischen Truppen hermetisch abgeriegelt sind, leben die Menschen in den serbisch kontrollierten Gebieten im Ausnahmezustand. Oft überwachen serbische Scharfschützen jede Bewegung, niemand kann das Gebiet frei betreten oder verlassen. Immer wieder werden Hilfstransporte zurückgewiesen und Mitarbeiter albanischer Hilfsorganisationen wegen "Unterstützung des Feindes" verhaftet.
Doch nach der Dayton-Konferenz erkannten die Staaten der Bosnien-Kontaktgruppe (bis auf die USA) die neue "Bundesrepublik Jugoslawien" an, ohne die Interessen der Albaner zu berücksichtigen. So schufen sie die völkerrechtlichen Fakten, die ihnen heute angeblich ein Eingreifen in die "inneren Angelegenheiten" Serbiens, d. h. in den Krieg des Milosevic-Regimes gegen die zwei Millionen Kosovo-Albaner, unmöglich machen.
KRIEGSVORBEREITUNGEN
Der Krieg gegen die Kosovo-Albaner ist von langer Hand vorbereitet worden. Erste Hinweise gab es schon Ende 1997. Am 11. Februar 1998 wiesen Oppositionelle der ungarischen Minderheit aus der Vojodina auf einer Pressekonferenz in Novi Sad darauf hin, daß sie "unumstößliche Beweise" dafür hätten, daß die Armee für einen Krieg im Kosovo mobilisiert werde. Am 5. März 1998, kurz nach Ausbruch der Kämpfe, protestierte UNHCR-Sprecher Mons Nyberg gegen die völkerrechtswidrige Rekrutierung serbischer Flüchtlinge aus Kroatien für den Armeedienst im Kosovo. Im Juni 1998 bestätigten Angehörige der ungarischen Minderheit aus der Vojvodina gegenüber der Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV), daß mehr als 300 ungarische Soldaten gegen ihren Willen im Kosovo im Einsatz wären.
Die serbische Truppenstärke wird auf bis zu 50.000 Mann geschätzt, die Kosten des Krieges betragen täglich schätzungsweise zwei Millionen US-Dollar. Auch Beutegut aus dem Bosnien-Krieg kommt zum Einsatz, so etwa im Sommer 1995 widerrechtlich erbeutete Panzerfahrzeuge der in Srebrenica stationierten holländischen UNPROFOR.
KRIEGSVERLAUF
Die Kampfhandlungen begannen am 28. Februar 1998 mit den Massakern in der Drenica-Region und dehnten sich rasch aus. Ab Mitte Juni kam der Krieg in den Zentralkosovo, Mitte Juli verschärften sich die Kämpfe in der Region Mitrovica und Prizren, am 14. Juli wurde im Süden in der Region Opoje an der Grenze zu Mazedonien serbischer Truppenaufmarsch beobachtet. Am 19. Juli feuerten die serbischen Truppen offenbar mehrere Granaten auch auf das Territorium des Nachbarstaates Albanien ab. Am 25. Juli starteten die serbischen Truppen schließlich eine Großoffensive im Zentralkosovo. Bei den Angriffen wird offenbar gezielt gegen Zivilisten vorgegangen. Zwei von der "Kosova-Befreiungsarmee" UCK an die OSZE überstellte Deserteure aus der jugoslawischen Armee bestätigten, entsprechende Befehle erhalten zu haben.
FLÜCHTLINGE
Die Flüchtlingszahlen steigen stetig. Seit Anfang März und bis Anfang Juli waren nach Schätzungen der GfbV 160.000 Menschen auf der Flucht. Albanische Hilfsorganisationen gingen am 16. Juli bereits von 200.000 Flüchtlingen aus. Am 29. Juli schätzte die kosovarische Hilfsorganisation "Mutter Theresa" in Malisheva die Zahl der Binnenflüchtlinge auf 263.000. Das wären mehr als zehn Prozent der Bevölkerung des Kosovo. Internationale Organisationen warnen vor einer humanitären Tragödie. Bereits im Juni 1998 mahnte der Leiter des schweizerischen Katastrophenhilfekorps SKH, Charles Raedersdorf, dringend Vorbereitungen für den Wintereinbruch an, der für Mitte Oktober zu erwarten sei.
SYSTEMATIK DER ANGRIFFE
Die Angriffe folgen einer Systematik, die an jene aus dem Bosnien-Krieg erinnert. Sie beginnen häufig mit Überraschungsangriffen im Morgengrauen, die teils mit schweren Waffen wie Boden-Boden-Raketen und raketengetriebenen Granaten geführt werden. Dann werden Scharfschützen postiert, die der Zivilbevölkerung die Bewegungsfreiheit nehmen. Viele Zivilisten verbergen sich deshalb tagsüber im Wald und kehren nachts in ihre Häuser zurück, um sich mit dem Nötigsten zu versorgen. Schließlich ziehen schwer bewaffnete Truppen auf, die tagsüber alle Straßenverbindungen blockieren. Unter ihrem Schutz kommen Spezialeinheiten in dunklen Uniformen mit Macheten und "Skorpion"-Gewehren tschechischer Produktion in die jeweilige Ortschaft. Diese Truppen sollen Massaker begangen haben. Nach Tagen oder Wochen des Terrors werden die Bombardierungen wieder gesteigert und auch in der Nacht fortgesetzt, bis die Bevölkerung den Ort verläßt. Es folgen Plünderungen im großen Stil. Die Häuser werden niedergebrannt. Das Vieh bleibt unversorgt oder wird getötet.
Nach einer Statistik der GfbV wurden zwischen Anfang März und Ende Juli 1998 mehr als 250 albanische Dörfer von den serbischen Truppen angegriffen, mit schwerer Artillerie bombardiert und ganz oder teilweise zerstört. Laut der US-amerikanischen Menschenrechtsorganisation Physicians for Human Rights wurden Frauen festgenommen und vergewaltigt. Einige der Frauen seien anschließend "verschwunden". Nach Schätzungen der GfbV kamen bis Ende Juli mindestens 1.000 Zivilisten ums Leben.
MASSAKER UND MASSENERSCHIESSUNGEN
Seit der Offensive in der Drenica-Region von Anfang März begehen die serbischen Truppen - serbische Spezialpolizei, jugoslawische Armee und paramilitärische "Tschetnik"-Truppen unter Führung der mutmaßlichen Kriegsverbrecher Zeljko Raznjatovic "Arkan" und Vojislav Seselj - schwere Menschenrechtsverletzungen an der albanischen Zivilbevölkerung. Bei Massakern in Qirez/Cirez, Likoshan/Likosan, Prekaz, Glogjan/Glodjan, Zhara, Drenoc, Lubeniq/Ljubenic, Poklek i Ri bei Glogovc/Glogovac, Padesh in den Bergen bei Decan und bei der Erstürmung der Stadt Rahovec/Orahovac wurden ganze Familien hingerichtet, schwangere Frauen, Greise und Kinder getötet, Männer an Strommasten aufgehängt und Handgranaten in Keller mit Flüchtlingen geworfen. Die albanische Menschenrechtsorganisation Council for the Defense of Human Rights and Freedoms (CDHRF), Pristina, die serbische Menschenrechtsorganisation Humanitarian Law Fund (HLF), Belgrad, Human Rights Watch, Amnesty International, Physicians for Human Rights (Ärzte für Menschenrechte) und UN-Ermittler haben aufgrund von Untersuchungen an den Tatorten und aufgrund von Zeugenaussagen erste Dokumentationen vorgelegt. Genaue kriminalistische Untersuchungen stehen jedoch noch aus. Das UN-Kriegsverbrechertribunal für das ehemalige Jugoslawien in Den Haag hat am 12. Juni 1998 Ermittlungen wegen Verbrechen im Kosovo aufgenommen.
LAGER
Es gibt Hinweise darauf, daß im serbischen Truppenstützpunkt "Munitionsfabrik" in Skenderaj/Srbica Gefangene vorübergehend interniert, gefoltert und möglicherweise exekutiert worden sind. Nach Angaben des griechischen Helsinki-Komitees und von Human Rights Watch nannten Flüchtlinge auch immer wieder die Sekundarschule und das "Dekor"-Gebäude der inzwischen zerstörten Stadt Decan als Internierungslager für albanische Männer. Im Gefängnis von Gjilan/Gnilane wurden albanische Gefangene offenbar so schwer mißhandelt, daß ihre Schmerzensschreie bis auf die Straße zu hören waren.
Das gesamte Kosovo-Gebiet ist unter der Kontrolle der serbischen Truppen, die flächendeckend ein Netz von Checkpoints an allen Fernstraßen, wichtigen Kreuzungen, Bahnhöfen, Bushaltestellen, Ausfallstraßen von Städten und Dörfern errichtet haben. Fortwährend werden - vor allem von den serbischen Truppen, aber auch von der kosovo-albanische Guerillaarmee ("Kosova-Befreiungsfront") UCK - insbesondere Männer im wehrfähigen Alter bei Straßenkontrollen willkürlich aus Bussen und Zügen geholt und bei der Eroberung von Städten und Dörfern festgehalten und mißhandelt, aber auch verhaftet und entführt.
VERMISSTE
Während einerseits von rund 400 Albanern jede Spur fehlt, werden andererseits immer wieder Leichen unter ungeklärten Umständen, auch Unbekannte, aufgefunden oder von der Polizei in Krankenhäuser gebracht. Mit einem dramatischen Appell rief am 8.7.1998 die albanische Menschenrechtsorganisation CDHRF "alle Seiten" dazu auf, die Genfer Konventionen einzuhalten und alle Gefangenen freizulassen. Nach Angaben des Internationalen Roten Kreuzes ist das Schicksal von 130 Serben unaufgeklärt.
HUMANITÄRE SITUATION
Die humanitäre Situation ist seit März 1998 im gesamten Kosovo-Gebiet angespannt. Zehntausende Flüchtlinge aus den unmittelbaren Kampfzonen müssen versorgt werden. Die Hilfsgüter internationaler Hilfsorganisationen werden beschlagnahmt oder aufgehalten und dürfen nicht in die Notstandsgebiete passieren. In zwölf Bezirken des Kosovo, vor allem im Westen und Südwesten, ist die Versorgung mit Nahrungsmitteln, Medikamenten und Hilfsgütern seit März ganz oder teilweise blockiert, Strom und Wasser wurden ganz oder zeitweise unterbrochen. Die Bevölkerung in diesen Gebieten wurde Mitte Juni auf 750.000 Menschen geschätzt, darunter sind mehr als 100.000 Flüchtlinge. Während die von der UCK kontrollierten Gebiete von den serbischen Truppen hermetisch abgeriegelt sind, leben die Menschen in den serbisch kontrollierten Gebieten im Ausnahmezustand. Oft überwachen serbische Scharfschützen jede Bewegung, niemand kann das Gebiet frei betreten oder verlassen. Immer wieder werden Hilfstransporte zurückgewiesen und Mitarbeiter albanischer Hilfsorganisationen wegen "Unterstützung des Feindes" verhaftet.