G
Gelöschtes Mitglied 8317
Guest
Nachbarstreit an der Adria: Kroatien will Bosnien-Herzegowina überbrücken
Wer per Auto nach Dubrovnik will, der muss mitten in Kroatien über bosnisches Staatsgebiet. Der kleine Küstenstreifen ist ein Flaschenhals für Urlauber und Zankapfel zwischen den Nachbarn. Eine Brücke soll Entlastung schaffen - hoffen die Kroaten.
Zagreb/Neum - Kroatien ist seit langem zweigeteilt. An der Adria gehört ein etwa 20 Kilometer langer Küstenstreifen zu Bosnien-Herzegowina. Für viele Urlauber aus Deutschland, Österreich und Tschechien heißt das: Sie müssen von Norden kommend bei der Ortschaft Klek aus Kroatien aus- und weniger als zehn Kilometer Küstenstraße weiter wieder einreisen. Die Folge: Staus und Wut - und das nicht nur bei Touristen.
Durch den Beitritt Kroatiens zur EU am 1. Juli hat die Union dieses Problem geerbt - und es droht zum Dauerstreitthema zu werden. Jetzt ist auch das Unionsgebiet zweigeteilt: ein Riesenteil im Norden - und ein winziger kleiner Teil im Süden Kroatiens mit Dubrovnik. Die Urlauberhochburg ist mit 25.000 Besuchern am Tag so beliebt, dass eine Bürgerinitiative sich schon beschwert: Die Touristen würden den Ort im Hochsommer regelrecht besetzt halten.
Die Bewohner Dubrovniks und die rund 120.000 Einwohner im gesamten Südabschnitt klagen seit langem, dass sie nicht durchgehend an das Straßennetz Kroatiens und damit der EU angeschlossen sind. In diesem Winter soll auch noch der wöchentliche Flug nach Frankfurt gestrichen werden.
Im Oktober 2007 begann die kroatische Regierung mit dem Bau einer Brücke auf die Halbinsel Peljesac. Mit diesem Trick sollte der bosnische Korridor bei der Stadt Neum umfahren werden. Freie Fahrt für Einheimische und Urlauber, lautete die Devise. Doch das Milliardenprojekt übersteigt die Möglichkeiten von Kroatien. 2010 wurden die Arbeiten eingestellt. Nach dem EU-Beitritt hoffen die Unterstützer der Brückenidee - das sind große Teile der Bevölkerung - auf finanzielle Unterstützung durch Brüssel.
Bosnien will freien Zugang zur Adria
Bereits wenige Wochen nach ihrem Einzug ins Europaparlament haben kroatische Abgeordnete bei der EU-Kommission für das Projekt geworben. Nach Darstellung von Außenministerin Vesna Pusic steht die Kommission nach einer ersten Machbarkeitsstudie der 2,4 Kilometer langen und 21 Meter breiten Brücke recht positiv gegenüber. Und auch die Brückenfans vor Ort verleihen ihrer Forderung Nachdruck: Einmal im Jahr bilden sie eine Bootskette vom Festland auf die Halbinsel Peljesac.
Sturm gegen das Projekt läuft dagegen Bosnien-Herzegowina. Zwar weigert sich der Bürgermeister von Neum, Zivko Matusko, hartnäckig, mit Journalisten zu sprechen. In der Hauptstadt Sarajevo wird dafür aber umso lauter geklagt: Eine Brücke würde Bosnien den international garantierten Zugang zum offenen Meer versperren - immerhin liegt vor Neum der einzige, nur zehn Kilometer lange Küstenabschnitt. Daneben sei die Brücke durch Wind und Erdbeben gefährdet. Hinter vorgehaltener Hand wird der Widerstand mit den Worten begründet: "Wir werden zur Sackgasse, zum unbedeutenden Wurmfortsatz."
In Kroatien sind mittlerweile auch die letzten Brückenskeptiker überzeugt. "Ich war einer der größten Gegner dieses Projekts, aber jetzt haben sich die Dinge so geändert, dass ich für die Peljesac-Brücke bin", sagt Kroatiens Regierungschef Zoran Milanovic. Ein kroatisches Ingenieurbüro hat noch eine andere Idee: Es schlägt statt einer Brücke den Bau eines Tunnels vor. Das sei mit 78 Millionen Euro deutlich billiger.
Wer per Auto nach Dubrovnik will, der muss mitten in Kroatien über bosnisches Staatsgebiet. Der kleine Küstenstreifen ist ein Flaschenhals für Urlauber und Zankapfel zwischen den Nachbarn. Eine Brücke soll Entlastung schaffen - hoffen die Kroaten.
Zagreb/Neum - Kroatien ist seit langem zweigeteilt. An der Adria gehört ein etwa 20 Kilometer langer Küstenstreifen zu Bosnien-Herzegowina. Für viele Urlauber aus Deutschland, Österreich und Tschechien heißt das: Sie müssen von Norden kommend bei der Ortschaft Klek aus Kroatien aus- und weniger als zehn Kilometer Küstenstraße weiter wieder einreisen. Die Folge: Staus und Wut - und das nicht nur bei Touristen.
Durch den Beitritt Kroatiens zur EU am 1. Juli hat die Union dieses Problem geerbt - und es droht zum Dauerstreitthema zu werden. Jetzt ist auch das Unionsgebiet zweigeteilt: ein Riesenteil im Norden - und ein winziger kleiner Teil im Süden Kroatiens mit Dubrovnik. Die Urlauberhochburg ist mit 25.000 Besuchern am Tag so beliebt, dass eine Bürgerinitiative sich schon beschwert: Die Touristen würden den Ort im Hochsommer regelrecht besetzt halten.
Die Bewohner Dubrovniks und die rund 120.000 Einwohner im gesamten Südabschnitt klagen seit langem, dass sie nicht durchgehend an das Straßennetz Kroatiens und damit der EU angeschlossen sind. In diesem Winter soll auch noch der wöchentliche Flug nach Frankfurt gestrichen werden.
Im Oktober 2007 begann die kroatische Regierung mit dem Bau einer Brücke auf die Halbinsel Peljesac. Mit diesem Trick sollte der bosnische Korridor bei der Stadt Neum umfahren werden. Freie Fahrt für Einheimische und Urlauber, lautete die Devise. Doch das Milliardenprojekt übersteigt die Möglichkeiten von Kroatien. 2010 wurden die Arbeiten eingestellt. Nach dem EU-Beitritt hoffen die Unterstützer der Brückenidee - das sind große Teile der Bevölkerung - auf finanzielle Unterstützung durch Brüssel.
Bosnien will freien Zugang zur Adria
Bereits wenige Wochen nach ihrem Einzug ins Europaparlament haben kroatische Abgeordnete bei der EU-Kommission für das Projekt geworben. Nach Darstellung von Außenministerin Vesna Pusic steht die Kommission nach einer ersten Machbarkeitsstudie der 2,4 Kilometer langen und 21 Meter breiten Brücke recht positiv gegenüber. Und auch die Brückenfans vor Ort verleihen ihrer Forderung Nachdruck: Einmal im Jahr bilden sie eine Bootskette vom Festland auf die Halbinsel Peljesac.
Sturm gegen das Projekt läuft dagegen Bosnien-Herzegowina. Zwar weigert sich der Bürgermeister von Neum, Zivko Matusko, hartnäckig, mit Journalisten zu sprechen. In der Hauptstadt Sarajevo wird dafür aber umso lauter geklagt: Eine Brücke würde Bosnien den international garantierten Zugang zum offenen Meer versperren - immerhin liegt vor Neum der einzige, nur zehn Kilometer lange Küstenabschnitt. Daneben sei die Brücke durch Wind und Erdbeben gefährdet. Hinter vorgehaltener Hand wird der Widerstand mit den Worten begründet: "Wir werden zur Sackgasse, zum unbedeutenden Wurmfortsatz."
In Kroatien sind mittlerweile auch die letzten Brückenskeptiker überzeugt. "Ich war einer der größten Gegner dieses Projekts, aber jetzt haben sich die Dinge so geändert, dass ich für die Peljesac-Brücke bin", sagt Kroatiens Regierungschef Zoran Milanovic. Ein kroatisches Ingenieurbüro hat noch eine andere Idee: Es schlägt statt einer Brücke den Bau eines Tunnels vor. Das sei mit 78 Millionen Euro deutlich billiger.