Albanesi
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Bosnien im Aufbruch
Es war alles andere als ein normales Freundschaftsspiel. "Einen Monat nach Kriegsende erhielten wir die Einladung aus Albanien", sagte Fuad Muzurović, Bosnien-Herzegowinas erster Nationaltrainer, gegenüber uefa.com. "Wir nahmen die Einladung an, obwohl wir gar keine Mannschaft hatten. Irgendwie haben wir dann aber zwölf Spieler zusammen bekommen." Der Großteil dieser Mannschaft stand damals vor dem Karriereende oder war bereits zurückgetreten. "Unsere albanischen Gastgeber haben uns Ausrüstungsgegenstände geliehen, wir hatten nur Trikots. Es war eine große Veranstaltung, aber unser Volk hat erst später vom Ergebnis erfahren."
Grund zur Freude
Nur wenige Leute in Bosnien-Herzegowina wussten zu dieser Zeit, dass es überhaupt eine Nationalelf gab. Das Land lag in Trümmern, und die Partie konnte weder im TV noch im Radio übertragen werden. Über Umwege wurde das Ergebnis des Spiels bekannt, aber die elf Spieler, die Geschichte schrieben, waren in der Heimat unbekannt, ehe das Team einige Tage später zurückkehrte. Erst dann konnten die örtlichen Journalisten einen Spielbericht erstellen. Aber alleine die Tatsache, dass es ein erstes offizielles Länderspiel gegeben hatte, war Grund zu ausschweifender Freude.
Frieden von Dayton
Bosnien-Herzegowina verlor zwar in Tirana mit 0:2, doch dieses Resultat war nicht von Bedeutung. Wichtig war nur, dass die Partie überhaupt stattfand - und das nur neun Tage nach Aushandlung des Dayton-Friedensvertrages, der dem Balkankrieg ein Ende bereitete und wenig später unterschrieben wurde. Als Bosnien-Herzegowina am 30. November 1995 gegen Albanien spielte, währte gerade erst der Waffenstillstand nach dem blutigsten Konflikt in Europa seit dem Zweiten Weltkrieg.
"Historisches Spiel"
Muhamed Konjić, der damals die Kapitänsbinde trug, denkt mit Stolz an damals zurück. "Es war ein historisches Spiel, die schönste Partie in meiner Karriere", sagte er. "Es war eine Ehre für mich, erster Kapitän des Teams zu sein. Bei dem Spiel in Tirana wurde erstmals unsere Nationalhymne bei einer Sportveranstaltung gespielt." Das Nationalstadion in Sarajevo war während des Krieges zerstört worden, daher fand das Rückspiel fünf Monate später in Zenica statt. Die Partie endete mit einem torlosen Remis.
FIFA-Mitgliedschaft
Bosnien-Herzegowina erhielt während der FIFA-Weltmeisterschaft 1994 eine provisorische FIFA-Mitgliedschaft. Das Land befand sich immer noch im Krieg, aber ein Team mit Spielern wie Faruk Hadžibegić, Safet Sušić und Blaž Slišković (mittlerweile Nationaltrainer) bestritt in ganz Europa Auswahlspiele. Diese Akteure befanden sich bei Ausbruch des Krieges im Ausland. 1995 wurde Bosnien-Herzegowina vollwertiges FIFA-Mitglied, einen Monat nach der Partie in Tirana nahm die Nationalelf erstmals an einer WM-Qualifikation teil.
Erste Erfolge
"Nach diesem Spiel haben wir eine Nationalmannschaft mit Spielern aus dem In- und Ausland aus der Taufe gehoben", sagte Muzurović. "In unserer ersten Qualifikation zur WM 1998 haben wir drei tolle Siege gefeiert [zwei Mal gegen Slowenien und einmal gegen Dänemark] und Italien empfangen. Wir haben zudem in Brasilien gespielt. Der Kader von damals bildete das Grundgerüst der heutigen Mannschaft. Es ist schwer, das alte mit dem neuen Team zu vergleichen. Die aktuelle Mannschaft hat die Qualifikation zur [UEFA] EURO 2004™ und zur WM 2006 in Deutschland nur knapp verpasst."
Brücken schlagen
In einem Land, das zehn Jahre nach dem Krieg noch immer geteilt ist, stellt die Nationalmannschaft ein wichtiges Fenster zur Außenwelt dar. In ihr arbeiten Serben, Kroaten und Bosnier erfolgreich zusammen und schlagen Brücken innerhalb Bosnien-Herzegowinas sowie zur internationalen Gemeinschaft. In Sarajevos neu aufgebautem Koševo-Stadion fand zu Beginn der jüngsten WM-Qualifikation die Partie gegen Serbien und Montenegro (0:0) statt.
Knapp gescheitert
Bis zum letzten Spieltag der Qualifikationsgruppe 7 konnte Bosnien-Herzegowina auf eine WM-Teilnahme hoffen, doch eine 0:1-Niederlage in Belgrad gegen Serbien und Montenegro ließ alle Träume platzen. Dennoch war das letzte Jahrzehnt für das Land äußerst erfolgreich. "Meine Spieler und ich bedauern sehr, dass es mit der Qualifikation nicht geklappt hat, aber wir haben große Fortschritte gemacht. Wir sind Dritter in einer Gruppe mit Spanien, Serbien und Montenegro sowie Belgien geworden", sagte Slišković. "Wir haben ein weiteres Ziel erreicht und jüngere Spieler in unsere Mannschaft integriert."
"Optimismus"
Nun gilt es, die kommenden Aufgaben zu meistern. Doch dies wird ein schwieriges Unterfangen. Kapitän Sergej Barbarez hat seinen Rücktritt erklärt, die beiden Routiniers Konjić und Elvir Bolić werden ihm wohl folgen. Vor allem Barbarez dürfte kaum zu ersetzen sein. Er war der Leitwolf der Mannschaft und zugleich der verlängerte Arm von Trainer Slišković. Nachdem das Team in so kurzer Zeit so viel erreicht hat, sind die Erwartungen der Fans nun natürlich sehr groß. Viele erwarten schon bald die erste Teilnahme an einem großen Turnier. Die UEFA EURO 2008™ dürfte für Sliškovićs junge Mannschaft wohl noch zu früh kommen, aber der Trainer ist zuversichtlich, dass sich die Erfolge bald einstellen werden. "Wichtig ist zunächst einmal, dass sich die jungen Spieler im Team etablieren. Das lässt mich optimistisch in die Zukunft schauen", sagte er. Zehn Jahre nach dem ersten Länderspiel in Tirana steht die Nationalmannschaft also vor dem nächsten Meilenstein.
Zusätzliche Berichterstattung von Kadira Malkoc
Bosnien im Aufbruch
Es war alles andere als ein normales Freundschaftsspiel. "Einen Monat nach Kriegsende erhielten wir die Einladung aus Albanien", sagte Fuad Muzurović, Bosnien-Herzegowinas erster Nationaltrainer, gegenüber uefa.com. "Wir nahmen die Einladung an, obwohl wir gar keine Mannschaft hatten. Irgendwie haben wir dann aber zwölf Spieler zusammen bekommen." Der Großteil dieser Mannschaft stand damals vor dem Karriereende oder war bereits zurückgetreten. "Unsere albanischen Gastgeber haben uns Ausrüstungsgegenstände geliehen, wir hatten nur Trikots. Es war eine große Veranstaltung, aber unser Volk hat erst später vom Ergebnis erfahren."
Grund zur Freude
Nur wenige Leute in Bosnien-Herzegowina wussten zu dieser Zeit, dass es überhaupt eine Nationalelf gab. Das Land lag in Trümmern, und die Partie konnte weder im TV noch im Radio übertragen werden. Über Umwege wurde das Ergebnis des Spiels bekannt, aber die elf Spieler, die Geschichte schrieben, waren in der Heimat unbekannt, ehe das Team einige Tage später zurückkehrte. Erst dann konnten die örtlichen Journalisten einen Spielbericht erstellen. Aber alleine die Tatsache, dass es ein erstes offizielles Länderspiel gegeben hatte, war Grund zu ausschweifender Freude.
Frieden von Dayton
Bosnien-Herzegowina verlor zwar in Tirana mit 0:2, doch dieses Resultat war nicht von Bedeutung. Wichtig war nur, dass die Partie überhaupt stattfand - und das nur neun Tage nach Aushandlung des Dayton-Friedensvertrages, der dem Balkankrieg ein Ende bereitete und wenig später unterschrieben wurde. Als Bosnien-Herzegowina am 30. November 1995 gegen Albanien spielte, währte gerade erst der Waffenstillstand nach dem blutigsten Konflikt in Europa seit dem Zweiten Weltkrieg.
"Historisches Spiel"
Muhamed Konjić, der damals die Kapitänsbinde trug, denkt mit Stolz an damals zurück. "Es war ein historisches Spiel, die schönste Partie in meiner Karriere", sagte er. "Es war eine Ehre für mich, erster Kapitän des Teams zu sein. Bei dem Spiel in Tirana wurde erstmals unsere Nationalhymne bei einer Sportveranstaltung gespielt." Das Nationalstadion in Sarajevo war während des Krieges zerstört worden, daher fand das Rückspiel fünf Monate später in Zenica statt. Die Partie endete mit einem torlosen Remis.
FIFA-Mitgliedschaft
Bosnien-Herzegowina erhielt während der FIFA-Weltmeisterschaft 1994 eine provisorische FIFA-Mitgliedschaft. Das Land befand sich immer noch im Krieg, aber ein Team mit Spielern wie Faruk Hadžibegić, Safet Sušić und Blaž Slišković (mittlerweile Nationaltrainer) bestritt in ganz Europa Auswahlspiele. Diese Akteure befanden sich bei Ausbruch des Krieges im Ausland. 1995 wurde Bosnien-Herzegowina vollwertiges FIFA-Mitglied, einen Monat nach der Partie in Tirana nahm die Nationalelf erstmals an einer WM-Qualifikation teil.
Erste Erfolge
"Nach diesem Spiel haben wir eine Nationalmannschaft mit Spielern aus dem In- und Ausland aus der Taufe gehoben", sagte Muzurović. "In unserer ersten Qualifikation zur WM 1998 haben wir drei tolle Siege gefeiert [zwei Mal gegen Slowenien und einmal gegen Dänemark] und Italien empfangen. Wir haben zudem in Brasilien gespielt. Der Kader von damals bildete das Grundgerüst der heutigen Mannschaft. Es ist schwer, das alte mit dem neuen Team zu vergleichen. Die aktuelle Mannschaft hat die Qualifikation zur [UEFA] EURO 2004™ und zur WM 2006 in Deutschland nur knapp verpasst."
Brücken schlagen
In einem Land, das zehn Jahre nach dem Krieg noch immer geteilt ist, stellt die Nationalmannschaft ein wichtiges Fenster zur Außenwelt dar. In ihr arbeiten Serben, Kroaten und Bosnier erfolgreich zusammen und schlagen Brücken innerhalb Bosnien-Herzegowinas sowie zur internationalen Gemeinschaft. In Sarajevos neu aufgebautem Koševo-Stadion fand zu Beginn der jüngsten WM-Qualifikation die Partie gegen Serbien und Montenegro (0:0) statt.
Knapp gescheitert
Bis zum letzten Spieltag der Qualifikationsgruppe 7 konnte Bosnien-Herzegowina auf eine WM-Teilnahme hoffen, doch eine 0:1-Niederlage in Belgrad gegen Serbien und Montenegro ließ alle Träume platzen. Dennoch war das letzte Jahrzehnt für das Land äußerst erfolgreich. "Meine Spieler und ich bedauern sehr, dass es mit der Qualifikation nicht geklappt hat, aber wir haben große Fortschritte gemacht. Wir sind Dritter in einer Gruppe mit Spanien, Serbien und Montenegro sowie Belgien geworden", sagte Slišković. "Wir haben ein weiteres Ziel erreicht und jüngere Spieler in unsere Mannschaft integriert."
"Optimismus"
Nun gilt es, die kommenden Aufgaben zu meistern. Doch dies wird ein schwieriges Unterfangen. Kapitän Sergej Barbarez hat seinen Rücktritt erklärt, die beiden Routiniers Konjić und Elvir Bolić werden ihm wohl folgen. Vor allem Barbarez dürfte kaum zu ersetzen sein. Er war der Leitwolf der Mannschaft und zugleich der verlängerte Arm von Trainer Slišković. Nachdem das Team in so kurzer Zeit so viel erreicht hat, sind die Erwartungen der Fans nun natürlich sehr groß. Viele erwarten schon bald die erste Teilnahme an einem großen Turnier. Die UEFA EURO 2008™ dürfte für Sliškovićs junge Mannschaft wohl noch zu früh kommen, aber der Trainer ist zuversichtlich, dass sich die Erfolge bald einstellen werden. "Wichtig ist zunächst einmal, dass sich die jungen Spieler im Team etablieren. Das lässt mich optimistisch in die Zukunft schauen", sagte er. Zehn Jahre nach dem ersten Länderspiel in Tirana steht die Nationalmannschaft also vor dem nächsten Meilenstein.
Zusätzliche Berichterstattung von Kadira Malkoc