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Bosniens Auferstehung

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Das ehemalige Bürgerkriegsland boomt - doch es erholt sich nur schwer von den Schrecken der Vergangenheit.
Von Susanne Simon

Sarajevo - Vor vier Monaten konnte sie sich ihn endlich leisten, den dunkelgrauen Audi A 2. "Frisch aus Deutschland kam er", sagt Esma Fajzic (37), eine selbstständige Architektin aus Sarajevo. "Ein bisschen Luxus muss schon sein, wenn das Geschäft gut läuft", sagt sie, und zeigt Anfragen von mittelständischen bosnischen Unternehmen, für die sie neue Werkshallen bauen soll. In erster Linie Möbelunternehmen, Fensterhersteller und Sanitärfirmen aus Sarajevo, Tuzla, Mostar und Bihac.

"In Bosnien wird überall gebaut", sagt Esma Fajzic, "das ist gut für unser Land". Bei einer Inflationsrate von zwei Prozent, und einer Verdreifachung des Bruttosozialprodukts in den letzten zehn Jahren, wird Bosnien von der Weltbank als Nachkriegs-Erfolgsgeschichte gelobt. Banken wurden erfolgreich privatisiert und die ausländischen Direktinvestitionen lagen 2004 bereits bei 750 Millionen Euro. "Früher hing unsere Wirtschaft ganz am Tropf der internationalen Hilfe", sagt der bosnisch-herzegowinische Premierminister Adnan Terzic, "heute machen sich immer mehr einheimische Firmen stark".

In Esma Fajzic´s Büro läuft der Fernseher. CNN berichtet über die Libanon-Krise. Esmas Cousine, auch eine Architektin, lebt verheiratet mit einem Palästinenser in Beirut. Wenn der Krieg weitergeht, wollen sie Unterschlupf in Sarajevo suchen. Esma hat schon Vorbereitungen getroffen. "Dass Bosnien einmal Kriegsflüchtlinge aus dem Libanon aufnehmen wird, hätten wir uns vor zehn Jahren nicht träumen lassen".

Denn da lag Bosnien selbst am Boden. Nach dem blutigen Bürgerkrieg zwischen 1992 und 1995 war fast 90 Prozent der Infrastruktur zerstört. 200 000 Menschen kamen ums Leben. Bis zu zwei Drittel der einst 4,5 Millionen Bürger von Bosnien-Herzegowina flohen oder wurden vertrieben. In über 100 Konzentrations- und Internierungslagern wurden mehr als 200 000 Menschen gefangen gehalten, etwa 30 000 getötet. Es war ein Krieg zwischen den Ethnien. Zwischen Serben, Kroaten und Bosniaken (bosnische Muslime). Zwischen Nachbarn, deren Großeltern sich schon im Zweiten Weltkrieg töteten. Als das kroatische Ustascha-Regime, das mit den deutschen Nationalsozialisten kollaborierte, Bosnien-Herzegowina annektierte, und Tausende Serben, Juden und Roma in Konzentrationslagern endeten. Oder 1908, als Österreich-Ungarn das Land eroberte, und die Muslime von ihren Nachbarn vertrieben wurden. Schon damals wurde geraubt, vergewaltigt und getötet.

"Die Familiengeschichten in Bosnien sind tragisch, "sagt Dragan Sokolac (41), ein bosnischer Serbe, der Esma Fajzic im Architekturbüro hilft. "Egal, ob man serbisch, kroatisch oder muslimisch ist. Vergessen kann man das Familienleid nicht, aber wenn man hasst, geht die Zerstörung weiter." Auch Sokolac verfolgt dieser Tage die Libanon Krise. "Wir Bosnier fragen uns, ob der Konflikt auch hier wieder ausbrechen kann". Doch der Deutsche Christian Schwarz-Schilling, derzeit Hoher Repräsentant in Bosnien, meint in den lokalen Medien: "Die Bürger brauchen sich nicht zu beunruhigen. Das Land lebt wieder in stabilen Verhältnissen. Zum Libanon gibt es keine Parallelen." Für seinen Job sieht Schwarz-Schilling nur noch bis zum Sommer 2007 Bedarf. "Dann ist Bosnien-Herzegowina reif, das Ruder selbst zu übernehmen." Fast elf Jahre nach dem Friedensabkommen von Dayton will Schwarz-Schilling zukünftig als EU-Repräsentant die frühere jugoslawische Teilrepublik näher an EU und Nato heranführen. Ende des Jahres beginnen die Verhandlungen über ein Stabilisierungs- und Assoziierungsabkommen mit der EU. Auch der Britische Brigadier Nigel Alwyn-Foster, stellvertretender Kommandeur der 6200 Eufor-Truppen, meint: "In Bosnien-Herzegowina findet man zurück zur Normalität. Der Alltag verläuft wieder ruhig und stabil."

Bosniens Auferstehung (2)

Vor zwei Jahren heiratete Sokolac eine Muslimin. Seit einem Jahr hat er einen kleinen Sohn, der es einmal besser haben soll: Sokolac legt alle Ersparnisse für seinen Spross zurück. Eine "gemischte" Ehe ist in Bosnien inzwischen keine Seltenheit mehr. Schon jetzt gibt es in der bosnisch-kroatischen Föderation (Bosnien-Herzegowina besteht aus den zwei etwa gleich großen Entitäten der bosnischen Serbenrepublik und der bosnisch-kroatischen Föderation) fast so viele gemischte Ehen, wie vor dem Krieg. Vor allem heiraten Muslime und Kroaten einander sowie Muslime und Serben. Serbisch-kroatische Ehen sind seltener.

Esma Fajzic hat mehr als fünf Jahre auf die Rückgabe ihres Hauses gewartet, das Serben illegal bewohnten. Umgekehrt hatten Muslime sich in der Wohnung von Dragan Sokolac eingerichtet. Erst vor zwei Jahren zog er zurück. 98 Prozent des illegal konfiszierten Wohnraums in Bosnien wurde bis heute an die legalen Besitzer zurückgeben. Viele haben ihre Wohnungen und Häuser getauscht. In der bosnischen Serbenrepublik etwa hält sich die Rückkehr der Muslime in Grenzen. Sie verkaufen lieber an Serben und kaufen sich eine neue Bleibe in der bosnisch-kroatischen Föderation. Vor allem seit im Mai bekannt wurde, dass 90 Prozent der Bewohner der bosnischen Serbenrepublik sich für ein Unabhängigkeitsreferendum aussprechen. "Wer weiß, wo in zehn Jahren die Grenzen verlaufen", sagt Jasmin Zalica, der sein Haus in der Nähe von Banja Luka gegen eins in Sarajevo eintauschte.

Auch viele Schulen sind in Bosnien immer noch getrennt. Die Serben verfolgen weiter ihren Lehrplan auf Kyrillisch, in den muslimischen Schulen wird arabisch angeboten und in kroatischen Schulen unterrichten mancherorts katholische Nonnen. Will man auf dem Land die Schulen zusammenlegen, kommt es immer wieder zu Protesten.

"Das Leben in den Städten wird immer besser", sagt Vedrana Zubak, eine kroatische Ärztin aus dem nördlichen Brcko, "doch auf dem Land herrscht bittere Armut". 20 Prozent der bosnischen Bevölkerung lebt unterhalb der Armutsgrenze. Drogenhandel und organisierte Kriminalität werden immer mehr zum Problem. Vor drei Monaten wurde Esma Fajzic´s nagelneuer Audi A2 bei einer Fahrt in die bosnische Serbenrepublik geklaut. Zwei Tage später bekam sie einen Anruf aus Brcko. Man bot ihr den Wagen für eine fünfstellige Ablösesumme an. Dragan Sokolac´ Onkel, Polizeikommissar aus Brcko, konnte den Autodieb stellen. Ein arbeitsloser Serbe, der mit seinem muslimischen Komplizen aus Sarajevo der örtlichen Polizei wegen Autohehlerei bekannt war.

Artikel erschienen am Do, 10. August 2006

http://www.welt.de/data/2006/08/10/991904.html
 
Vor allem heiraten Muslime und Kroaten einander sowie Muslime und Serben. Serbisch-kroatische Ehen sind seltener.

Das freut mich, Liebe geht durch alle Ethnische Schichten, Liebe wird nicht anhand der Religion,Herkunftsland etc. definiert.

Ich hatte auch serbische ,bosnische Freundinnen ohne irgendwelche Probleme ich akzeptiere Ihr Glauben und Vorstellungen...

Man verliebt Sie in den Menschen mit all seinen Eigenschaften und nicht Anhand des Herkunftsland oder Religion, einige wenige Menschen mit Verstand checken das andere wiederum nicht :!:

Lustig ist zb auch das meine kroatischen Freunden unten zb. Freundinen sogar aus Serbien,Bonsnien ,Tschech,Slowakei haben, aber die Kroaten hier im Ausland sind oftmals nur auf eine reine Kroatin aus, kapier ich irgendwie nicht, liegt wohl an einem Minderwertigkeitskomplex oder so :roll:
 
T1tt0l4r00c4 schrieb:
Vor allem heiraten Muslime und Kroaten einander sowie Muslime und Serben. Serbisch-kroatische Ehen sind seltener.

Das freut mich, Liebe geht durch alle Ethnische Schichten, Liebe wird nicht anhand der Religion,Herkunftsland etc. definiert.

Ich hatte auch serbische ,bosnische Freundinnen ohne irgendwelche Probleme ich akzeptiere Ihr Glauben und Vorstellungen...

Man verliebt Sie in den Menschen mit all seinen Eigenschaften und nicht Anhand des Herkunftsland oder Religion, einige wenige Menschen mit Verstand checken das andere wiederum nicht :!:

Lustig ist zb auch das meine kroatischen Freunden unten zb. Freundinen sogar aus Serbien,Bonsnien ,Tschech,Slowakei haben, aber die Kroaten hier im Ausland sind oftmals nur auf eine reine Kroatin aus, kapier ich irgendwie nicht, liegt wohl an einem Minderwertigkeitskomplex oder so :roll:


:thumbup:
 
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