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Beten und siegen
Das brasilianische Team spielt Weltklasse-Fussball und zelebriert den christlichen Glauben: Torschützen zeigen ihr Jesus-Leibchen, nach dem Sieg kniet die Mannschaft nieder und dankt Gott. Warum? – Eine Annäherung an die Spiritualität der Brasilianer.
Mit dem 4:1-Finalsieg über Argentinien und einer atemberaubenden Leistung am Confederations Cup im letzten Sommer hat sich Weltmeister Brasilien zum Top-Favoriten für die WM 2006 gekürt. Dort sah man eine brasilianische Mannschaft aufspielen, wie vielleicht noch nie eine aufgetrumpft hatte. Wunderbaren Fussball hatte Brasilien zwar schon oft zelebriert, doch noch nie einen so kompletten, von hinten bis vorne und von links nach rechts. Brasilien brillant wie nie" und "Brasiliens triumphale Ballnacht" titelten die Zeitungen nach dem Sieg.
Der fünfmalige Weltmeister feierte die Geburt einer wundervollen Mannschaft. Selbst der so nüchterne Nationaltrainer Carlos Alberto Parreira liess sich von der Ballfertigkeit und Begeisterung seiner Talente mitreissen. "Wir haben eine aussergewöhnliche Zusammensetzung und einen unglaublichen Teamgeist", sagte der Coach, der Brasilien schon 1994 auf den WM-Thron geführt hatte.
Was macht die Brasilianer so erfolgreich?
Verantwortlich für den neuen Fussballzauber der Brasilianer sind drei Supertalente, die das Spiel der Seleção heute prägen: Ronaldinho, Kaká und Adriano. Von der Herkunft ist das famose Offensiv-Trio denkbar unterschiedlich: Kaká entstammt einer wohlhabenden Gegend in São Paulo, Ronaldinho einem armen Wohnviertel von Porto Alegre und Adriano einer der gefährlichsten Favelas von Rio. Was die drei verbindet, ist das Spielerische, aber auch das Spirituelle, das immer Teil des brasilianischen Fussballs war.
Vor allem Kaká, den die Kollegen "Sandy" getauft haben, ist ein frommer Evangelist, der auf jedem Schuh die Aufschrift trägt: "Ich gehöre Jesus." Der Glaube steht bei ihm an erster Stelle, erklärt er: "Aus dem Glauben schöpfe ich die nötige Kraft. Er ist ein Teil von mir." Das Schlüsselerlebnis war ein schwerer Unfall im Oktober 2000: Kaká prallte mit dem Hinterkopf auf den Poolrand, brach sich einen Wirbel, riskierte eine Lähmung. Er war lange rekonvaleszent. "Ich denke, dass das Gottes Fingerzeig war, bewusster mit dem Leben umzugehen."
Kaká - ein seltenes Talent
Der brasilianische Nationalcoach Carlos Alberto Parreira schwärmt von Kaká, der mit richtigem Namen Ricardo Izecson Santos Leite heisst: "Einen Spieler wie ihn gibt es alle 50 Jahre nur einmal." Für Brasiliens Fussball-Idol Pelé ist Kaká "ein wahres Genie", für seinen Trainer beim AC Milan Carlo Ancelotti ist er "der neue Platini". Er bewege sich gleich wie der Franzose, lese das Spiel ebenso gut wie dieser, schiesse dabei auch noch Tore. Bei Kaká sehe alles einfach aus, auch die komplizierten Dinge. Der schüchterne Brasilianer gehörte als 20-Jähriger zum Kader der Weltmeistertruppe 2002, kam aber nur zu einem 18-minütigen Kurzeinsatz. Inzwischen gehört der Mittelfeldstratege zum festen Kreis der Nationalmannschaft.
Zwölfter Mann im Team?
Der Sieg von Brasilien an der "Mini-WM" in Deutschland blieb den Fans aber nicht nur wegen des eindrücklichen Siegs gegen Argentinien in Erinnerung, sondern auch wegen der Szenen nach dem Spiel: Nach ausgelassenen Sambatänzen bildeten die Spieler, die teilweise T-Shirts mit Aufschriften wie "Jesus liebt euch" oder "100 % Jesus" trugen, einen Kreis, knieten nieder, legten sich die Hände auf die Schultern und verharrten minutenlang in scheinbarer Stille. Sie hätten zusammen das "Vater unser" gebetet, wie sie anschliessend erklärten.
"Der Glaube hilft uns einfach. Wir haben von Anfang an gesagt, wir müssen beten, wenn wir etwas erreichen wollen", sagte Trainer Parreira. "Sing Hallelujah!", hiess es auf der nicht enden wollenden Ehrenrunde. Es scheint so, als hätte Brasilien einen zwölften Mann im Team.
Mit dem Glauben aufwachsen
Woher kommt das? Das Wahrzeichen von Brasilien ist die in Rio de Janeiro gegenüber dem Zuckerhut gelegene, riesige Jesus-Statue auf dem Corcovado. Ist das ein Hinweis, dass die Brasilianer Jesus ein wenig näher stehen als andere Nationen? Tatsache ist, dass es im Nationalteam der Brasilianer überproportional viele Nachfolger von Jesus gibt. Mehrere Spieler der Seleção sind Mitglied von "Athletes of Christ", einer christlichen Vereinigung von über 6000 Sportlern.
Gemessen an der Einwohnerzahl von 185 Millionen Menschen, gibt es in Brasilien mit 125 Millionen überdurchschnittlich viele Katholiken - mehr als drei Viertel davon praktizieren ihren Glauben. Laut dem staatlichen Statistikamt sind heute die Pfingstkirchen die am stärksten gewachsene Glaubensgruppe in Brasilien. So hat sich ihr Anteil von 3 Prozent (1980) auf 11 Prozent oder 18 Millionen Anhänger im Jahr 2000 erhöht.
T-Shirt-Aufschriften ohne Folgen
Mit einer Weisung hat die Fifa im Mai 2003 durchgesetzt, dass die Fussballspieler ihre Unterleibchen nicht mehr beschriften dürfen. Der Weltfussballverband zeigt sich dabei streng, was politische und religiöse Neutralität anbelangt. Wer sein Trikot lüftet und darunter Gott, seine Liebste, das Neugeborene oder sonst wen grüsst, der muss mit einem Verweis rechnen - wenn das Spiel läuft. Während der 90 Minuten ist es gerade mal erlaubt, sich zu bekreuzigen, den Ringfinger zu küssen oder mit einem Blick nach oben höheren Mächten zu danken.
Das Nationalteam von Brasilien erlebte am Confederations Cup aber kein Ungemach für die Gebetsstunde auf dem Fussballplatz. Die Brasilianer wussten diesmal einen gnädigen Weltfussballverband hinter sich. Es gab von Seiten der Fifa keine Sanktionen für die öffentliche Preisung des Herrn und die Aufschriften auf den T-Shirts. Vor und nach dem Spiel bezeugt die Fifa grösstmöglichen Respekt gegenüber jenen, die ihrer religiösen Überzeugung Ausdruck verleihen wollen.
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Find ich gut, ... aber naja, gestern war Gott nicht gerade auf Brasiliens seite, wenn man sich das Spiel gegen Kroatien angeschaut hat
Das brasilianische Team spielt Weltklasse-Fussball und zelebriert den christlichen Glauben: Torschützen zeigen ihr Jesus-Leibchen, nach dem Sieg kniet die Mannschaft nieder und dankt Gott. Warum? – Eine Annäherung an die Spiritualität der Brasilianer.
Mit dem 4:1-Finalsieg über Argentinien und einer atemberaubenden Leistung am Confederations Cup im letzten Sommer hat sich Weltmeister Brasilien zum Top-Favoriten für die WM 2006 gekürt. Dort sah man eine brasilianische Mannschaft aufspielen, wie vielleicht noch nie eine aufgetrumpft hatte. Wunderbaren Fussball hatte Brasilien zwar schon oft zelebriert, doch noch nie einen so kompletten, von hinten bis vorne und von links nach rechts. Brasilien brillant wie nie" und "Brasiliens triumphale Ballnacht" titelten die Zeitungen nach dem Sieg.
Der fünfmalige Weltmeister feierte die Geburt einer wundervollen Mannschaft. Selbst der so nüchterne Nationaltrainer Carlos Alberto Parreira liess sich von der Ballfertigkeit und Begeisterung seiner Talente mitreissen. "Wir haben eine aussergewöhnliche Zusammensetzung und einen unglaublichen Teamgeist", sagte der Coach, der Brasilien schon 1994 auf den WM-Thron geführt hatte.
Was macht die Brasilianer so erfolgreich?
Verantwortlich für den neuen Fussballzauber der Brasilianer sind drei Supertalente, die das Spiel der Seleção heute prägen: Ronaldinho, Kaká und Adriano. Von der Herkunft ist das famose Offensiv-Trio denkbar unterschiedlich: Kaká entstammt einer wohlhabenden Gegend in São Paulo, Ronaldinho einem armen Wohnviertel von Porto Alegre und Adriano einer der gefährlichsten Favelas von Rio. Was die drei verbindet, ist das Spielerische, aber auch das Spirituelle, das immer Teil des brasilianischen Fussballs war.
Vor allem Kaká, den die Kollegen "Sandy" getauft haben, ist ein frommer Evangelist, der auf jedem Schuh die Aufschrift trägt: "Ich gehöre Jesus." Der Glaube steht bei ihm an erster Stelle, erklärt er: "Aus dem Glauben schöpfe ich die nötige Kraft. Er ist ein Teil von mir." Das Schlüsselerlebnis war ein schwerer Unfall im Oktober 2000: Kaká prallte mit dem Hinterkopf auf den Poolrand, brach sich einen Wirbel, riskierte eine Lähmung. Er war lange rekonvaleszent. "Ich denke, dass das Gottes Fingerzeig war, bewusster mit dem Leben umzugehen."
Kaká - ein seltenes Talent
Der brasilianische Nationalcoach Carlos Alberto Parreira schwärmt von Kaká, der mit richtigem Namen Ricardo Izecson Santos Leite heisst: "Einen Spieler wie ihn gibt es alle 50 Jahre nur einmal." Für Brasiliens Fussball-Idol Pelé ist Kaká "ein wahres Genie", für seinen Trainer beim AC Milan Carlo Ancelotti ist er "der neue Platini". Er bewege sich gleich wie der Franzose, lese das Spiel ebenso gut wie dieser, schiesse dabei auch noch Tore. Bei Kaká sehe alles einfach aus, auch die komplizierten Dinge. Der schüchterne Brasilianer gehörte als 20-Jähriger zum Kader der Weltmeistertruppe 2002, kam aber nur zu einem 18-minütigen Kurzeinsatz. Inzwischen gehört der Mittelfeldstratege zum festen Kreis der Nationalmannschaft.
Zwölfter Mann im Team?
Der Sieg von Brasilien an der "Mini-WM" in Deutschland blieb den Fans aber nicht nur wegen des eindrücklichen Siegs gegen Argentinien in Erinnerung, sondern auch wegen der Szenen nach dem Spiel: Nach ausgelassenen Sambatänzen bildeten die Spieler, die teilweise T-Shirts mit Aufschriften wie "Jesus liebt euch" oder "100 % Jesus" trugen, einen Kreis, knieten nieder, legten sich die Hände auf die Schultern und verharrten minutenlang in scheinbarer Stille. Sie hätten zusammen das "Vater unser" gebetet, wie sie anschliessend erklärten.
"Der Glaube hilft uns einfach. Wir haben von Anfang an gesagt, wir müssen beten, wenn wir etwas erreichen wollen", sagte Trainer Parreira. "Sing Hallelujah!", hiess es auf der nicht enden wollenden Ehrenrunde. Es scheint so, als hätte Brasilien einen zwölften Mann im Team.
Mit dem Glauben aufwachsen
Woher kommt das? Das Wahrzeichen von Brasilien ist die in Rio de Janeiro gegenüber dem Zuckerhut gelegene, riesige Jesus-Statue auf dem Corcovado. Ist das ein Hinweis, dass die Brasilianer Jesus ein wenig näher stehen als andere Nationen? Tatsache ist, dass es im Nationalteam der Brasilianer überproportional viele Nachfolger von Jesus gibt. Mehrere Spieler der Seleção sind Mitglied von "Athletes of Christ", einer christlichen Vereinigung von über 6000 Sportlern.
Gemessen an der Einwohnerzahl von 185 Millionen Menschen, gibt es in Brasilien mit 125 Millionen überdurchschnittlich viele Katholiken - mehr als drei Viertel davon praktizieren ihren Glauben. Laut dem staatlichen Statistikamt sind heute die Pfingstkirchen die am stärksten gewachsene Glaubensgruppe in Brasilien. So hat sich ihr Anteil von 3 Prozent (1980) auf 11 Prozent oder 18 Millionen Anhänger im Jahr 2000 erhöht.
T-Shirt-Aufschriften ohne Folgen
Mit einer Weisung hat die Fifa im Mai 2003 durchgesetzt, dass die Fussballspieler ihre Unterleibchen nicht mehr beschriften dürfen. Der Weltfussballverband zeigt sich dabei streng, was politische und religiöse Neutralität anbelangt. Wer sein Trikot lüftet und darunter Gott, seine Liebste, das Neugeborene oder sonst wen grüsst, der muss mit einem Verweis rechnen - wenn das Spiel läuft. Während der 90 Minuten ist es gerade mal erlaubt, sich zu bekreuzigen, den Ringfinger zu küssen oder mit einem Blick nach oben höheren Mächten zu danken.
Das Nationalteam von Brasilien erlebte am Confederations Cup aber kein Ungemach für die Gebetsstunde auf dem Fussballplatz. Die Brasilianer wussten diesmal einen gnädigen Weltfussballverband hinter sich. Es gab von Seiten der Fifa keine Sanktionen für die öffentliche Preisung des Herrn und die Aufschriften auf den T-Shirts. Vor und nach dem Spiel bezeugt die Fifa grösstmöglichen Respekt gegenüber jenen, die ihrer religiösen Überzeugung Ausdruck verleihen wollen.
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Find ich gut, ... aber naja, gestern war Gott nicht gerade auf Brasiliens seite, wenn man sich das Spiel gegen Kroatien angeschaut hat