Aktuelles
  • Herzlich Willkommen im Balkanforum
    Sind Sie neu hier? Dann werden Sie Mitglied in unserer Community.
    Bitte hier registrieren

Bruch zwischen den Dynastien Karađorđevići von Serbien und Petrovići von Montenegro?

  • Ersteller Ersteller Gelöschtes Mitglied 28870
  • Erstellt am Erstellt am
G

Gelöschtes Mitglied 28870

Guest
Bruch zwischen den Dynastien Karađorđevići von Serbien und Petrovići von Montenegro?

Im 19. Jahrhundert bis 1914 gab es zwei serbische Staaten und Dynastien, einmal Serbien unter den Karadjordjevici (1804-1941) und Montenegro unter den Petrovici-Njegoš (1697-1918). Sie waren sogar verschwägert, König Petar I. Karadjordjevic von Serbien heiratete die Tochter von König Nikola I. Petrovic von Montenegro, bekamen ein gemeinsamen Sohn, König Aleksandar I. Karadjordjevic, der später ab 1918 das gemeinsame Königreich Jugoslawien gründen sollte (1918-1929 unter den Namen Königreich der Serben, Kroaten und Slowenen).

kralj-nikola-i-kralj-aleksandar-1910.g.jpg

Hier noch vereint, Opa und Enkel, König Nikola I. von Montenegro mit Prinz Alekdandar I. von Serbien





im 1.Weltkrieg floh König Nikola 1916 nach der Okkupation Montenegros durch Österreich ins italienische Exil, sammt den ganzen Gold, er kehrte nie wieder zurück. 1918 befreite Serbien unter Aleksandar I. Montenegro von Österreich und schloss es dem gemeinsamen Serbien an.



Das eigentliche Thema: Wie kam es zum Bruch der zwei Dynastien, die ein gemeinsamen serbischen Staat anstrebten, wo die Nachkommen bis heute nicht miteinander reden?
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Im Wettkampf um den "jugoslawischen Thron" gab es weder in Slowenien noch in Kroatien Könige, und nur die Dynastie in Montenegro war Serbiens einziger ernsthafter Konkurrent. Es stimmt zwar, dass anfangs Nikola für die Vereinigung zwischen den beiden Königreichen Serbien und Montenegro war. Er war sogar bereit, den Thron zugunsten des serbischen Herrschers abzutreten, ebenso wie sein Vorgänger Prinz Danilo. Aber wie es halt so ist wenn die Macht und Politik immer schmackhafter und verführerischer wird, wuchsen im Laufe der Zeit auch seine Ambitionen. Er verheiratete geschickt seine Kinder, stärkte dadurch den politischen Einfluss, gewann an Popularität unter den Menschen, bekam auch unter dem Volk den informellen Titel "Kaiser der Helden" verpasst. Es war schwer vorstellbar, dass er als Herrscher eines kleinen Landes seine Herrschaft im benachbarten Serbien durchsetzen könnte. Und es war auch schwer vorstellbar, dass Montenegro das "Piemont der Serben" sein würde, da die anderen Serben westlich der Drina das Königreich Serbien als ihr Mutterland betrachteten und sich ihnen anschliessen wollten. Montenegro konnte sich also nur durch einen weiteren Krieg territorial vergrössern, expandieren und dadurch mehr an Macht gewinnen.

König Nikola erkannte dies und wandte sich langsam der Idee der Existenz zweier unabhängiger serbischer Staaten zu. Er erklärte sich sogar zum König, um sich mit dem Herrscher Serbiens gleichzusetzen und ihn wissen zu lassen, dass er Montenegro nicht einfach an andere übergeben würde. Trotz allem hat er dem "Serbentum" nicht abgeschworen, ebenso wie zu dieser Zeit fast ganz Montenegro.

Andrija Radovic (ehemaliger Ministerpräsident Montenegros) als einer der grössten Befürworter der Vereinigung Serbiens und Montenegros sah als Idee sogar vor, dass die serbische Dynastie gemeinsam Jugoslawien regieren sollten, und abwechselnd ein Mitglied der Familie Petrovic und der Familie Karadjordjevic den Thron besetzen sollte. Aber niemand in der Politik nahm diesen Vorschlag so richtig ernst. Nach dem ersten Weltkrieg wurde Montenegros Isolation durch Spannungen im benachbarten Albanien verstärkt, dass nun im Fokus internationaler Meinungsverschiedenheiten war. Die serbische Armee hatte Ende 1918 grosse Teile von Nordalbanien besetzt und viele Dörfer im Tal des Drin zerstört. Dieses Vorgehen war aber von den Franzosen gebilligt, die sich ein starkers Nachkriegs-Serbien wünschten und vorhatten, Albanien aufzuteilen. Die Amerikaner genau das Gegenteil, sie waren die grössten Befürworter eines unabhängigen Albaniens.

Diese komplizierten Auseinandersetzungen lenkten jedoch die Aufmerksamkeit von anderen Vorgängen in anderen Ländern ab. Unterdessen bildeten sich in Montenegro zwei konkurrierende politische Lager, doch es gab kein etabliertes Forum, auf dem sie ihren Wettstreit hätten austragen können. Das panserbische Lager (massgeblich durch Radovic beeinflusst) drängte sowohl auf eine Vereinigung mit Serbien als auch auf die Schaffung eines jugoslawischen Staates unter der Führung Belgrads. Diese Kräfte gingen davon aus, dass die montenegrinische Verfassung aus der Vorkriegszeit hinfällig war, und versuchten ihre Ziele durch ein einseitiges Vorgehen durchzusetzen. Übrigens, das ist ein klassisches Beispiel für selbst ernannte Demokraten, die aber keine Geduld für demokratische Prozesse aufbringen bereit sind.

Es ist auch interessant, wenn man den einen Punkt vom US Präsident Wilsons "14-Punkte-Programm" liest, dass vor allem Grossbritannien als auch Frankreich die Leitlinien der Alliierten Politik repräsentieren, dass sowohl Rumänien, Serbien und Montenegro geräumt werden sollen und die besetzten Gebiete zurückgeben werden mussten. Serbien sollte ein freier und sicherer Zugang zur See gewährt werden und die Beziehung der verschiedenen Balkanstaaten untereinander sollten durch freundschaftliche Übereinkunft geregelt werden. Aber unter den Bedingungen die im November 1918 herrschten, war sicherlich nicht an eine "freundschaftliche Übereinkunft" zu denken. Nikola hatte im Exil trotz aller Bedenken seine Beitrittsbereitschaft zum neuen jugoslawischen Staat bekundet, angelehnt dass der neue föderative jugoslawische Staat dem Modell des Deutschen Reiches ähneln sollte, in dem mehrere regierende Monarchen ihre Königswürde hätten erhalten können.

Aber die politischen Gruppen bekamen keine Chance, gleichberechtigt miteinander zu konkurrieren. Übrigens, es war auch Serbien dass Podgorica und nicht die Königstadt Cetinje, zum Tagungsort der Grossen Nationalversammlung bestimmten (einer der Wurzeln, wieso sich im Laufe der Jahrzehnte gerade in Cetinje eine antiserbische Bastion herauskristallisierte, die hunderte Jahre zuvor als serbische Sparta galt), und zu dem Zeitpunkt gab es nur sehr wenige ausländische Beobachter, die von den Wahlen erfuhren und die Grosse Nationalversammlung war etwas ganz anderes als die konstitutionelle Skupstina, die der König einberufen hatte. Politik kennt keine Gnade, nicht mal unter der Familie, geschweige unter verschiedenen konkurrierenden Dynastien.
 
Hat sich nicht viel verändert, gibt immer noch die gleichen 2 serbischen Staaten. Nur halt ohne die adligen Volksausbeuter.

- - - Aktualisiert - - -

Robespierre wusste wie mit Adligen umzugehen ist.
 
Im Wettkampf um den "jugoslawischen Thron" gab es weder in Slowenien noch in Kroatien Könige, und nur die Dynastie in Montenegro war Serbiens einziger ernsthafter Konkurrent. Es stimmt zwar, dass anfangs Nikola für die Vereinigung zwischen den beiden Königreichen Serbien und Montenegro war. Er war sogar bereit, den Thron zugunsten des serbischen Herrschers abzutreten, ebenso wie sein Vorgänger Prinz Danilo. Aber wie es halt so ist wenn die Macht und Politik immer schmackhafter und verführerischer wird, wuchsen im Laufe der Zeit auch seine Ambitionen. Er verheiratete geschickt seine Kinder, stärkte dadurch den politischen Einfluss, gewann an Popularität unter den Menschen, bekam auch unter dem Volk den informellen Titel "Kaiser der Helden" verpasst. Es war schwer vorstellbar, dass er als Herrscher eines kleinen Landes seine Herrschaft im benachbarten Serbien durchsetzen könnte. Und es war auch schwer vorstellbar, dass Montenegro das "Piemont der Serben" sein würde, da die anderen Serben westlich der Drina das Königreich Serbien als ihr Mutterland betrachteten und sich ihnen anschliessen wollten. Montenegro konnte sich also nur durch einen weiteren Krieg territorial vergrössern, expandieren und dadurch mehr an Macht gewinnen.

König Nikola erkannte dies und wandte sich langsam der Idee der Existenz zweier unabhängiger serbischer Staaten zu. Er erklärte sich sogar zum König, um sich mit dem Herrscher Serbiens gleichzusetzen und ihn wissen zu lassen, dass er Montenegro nicht einfach an andere übergeben würde. Trotz allem hat er dem "Serbentum" nicht abgeschworen, ebenso wie zu dieser Zeit fast ganz Montenegro.

Andrija Radovic (ehemaliger Ministerpräsident Montenegros) als einer der grössten Befürworter der Vereinigung Serbiens und Montenegros sah als Idee sogar vor, dass die serbische Dynastie gemeinsam Jugoslawien regieren sollten, und abwechselnd ein Mitglied der Familie Petrovic und der Familie Karadjordjevic den Thron besetzen sollte. Aber niemand in der Politik nahm diesen Vorschlag so richtig ernst. Nach dem ersten Weltkrieg wurde Montenegros Isolation durch Spannungen im benachbarten Albanien verstärkt, dass nun im Fokus internationaler Meinungsverschiedenheiten war. Die serbische Armee hatte Ende 1918 grosse Teile von Nordalbanien besetzt und viele Dörfer im Tal des Drin zerstört. Dieses Vorgehen war aber von den Franzosen gebilligt, die sich ein starkers Nachkriegs-Serbien wünschten und vorhatten, Albanien aufzuteilen. Die Amerikaner genau das Gegenteil, sie waren die grössten Befürworter eines unabhängigen Albaniens.

Diese komplizierten Auseinandersetzungen lenkten jedoch die Aufmerksamkeit von anderen Vorgängen in anderen Ländern ab. Unterdessen bildeten sich in Montenegro zwei konkurrierende politische Lager, doch es gab kein etabliertes Forum, auf dem sie ihren Wettstreit hätten austragen können. Das panserbische Lager (massgeblich durch Radovic beeinflusst) drängte sowohl auf eine Vereinigung mit Serbien als auch auf die Schaffung eines jugoslawischen Staates unter der Führung Belgrads. Diese Kräfte gingen davon aus, dass die montenegrinische Verfassung aus der Vorkriegszeit hinfällig war, und versuchten ihre Ziele durch ein einseitiges Vorgehen durchzusetzen. Übrigens, das ist ein klassisches Beispiel für selbst ernannte Demokraten, die aber keine Geduld für demokratische Prozesse aufbringen bereit sind.

Es ist auch interessant, wenn man den einen Punkt vom US Präsident Wilsons "14-Punkte-Programm" liest, dass vor allem Grossbritannien als auch Frankreich die Leitlinien der Alliierten Politik repräsentieren, dass sowohl Rumänien, Serbien und Montenegro geräumt werden sollen und die besetzten Gebiete zurückgeben werden mussten. Serbien sollte ein freier und sicherer Zugang zur See gewährt werden und die Beziehung der verschiedenen Balkanstaaten untereinander sollten durch freundschaftliche Übereinkunft geregelt werden. Aber unter den Bedingungen die im November 1918 herrschten, war sicherlich nicht an eine "freundschaftliche Übereinkunft" zu denken. Nikola hatte im Exil trotz aller Bedenken seine Beitrittsbereitschaft zum neuen jugoslawischen Staat bekundet, angelehnt dass der neue föderative jugoslawische Staat dem Modell des Deutschen Reiches ähneln sollte, in dem mehrere regierende Monarchen ihre Königswürde hätten erhalten können.

Aber die politischen Gruppen bekamen keine Chance, gleichberechtigt miteinander zu konkurrieren. Übrigens, es war auch Serbien dass Podgorica und nicht die Königstadt Cetinje, zum Tagungsort der Grossen Nationalversammlung bestimmten (einer der Wurzeln, wieso sich im Laufe der Jahrzehnte gerade in Cetinje eine antiserbische Bastion herauskristallisierte, die hunderte Jahre zuvor als serbische Sparta galt), und zu dem Zeitpunkt gab es nur sehr wenige ausländische Beobachter, die von den Wahlen erfuhren und die Grosse Nationalversammlung war etwas ganz anderes als die konstitutionelle Skupstina, die der König einberufen hatte. Politik kennt keine Gnade, nicht mal unter der Familie, geschweige unter verschiedenen konkurrierenden Dynastien.

Klingt interessant, sofern das alles stimmt, aber wieso kehrte Nikola nicht 1918 zurück? Weil sein Enkel Aleksandar ihn sein Thron nicht mehr wiedergeben wollte?

Die Vereinigung mit Serbien wurde ja 1918 auf Beschluss der Montenegriner im Parlament in Podgorica beschlossen, wohl auch durch die grosse Mehrehit der Bevölkerung.

- - - Aktualisiert - - -

Viele werfen Nikola auch vor das er 1916 ins italienische Exil flüchtete anstatt zu kämpfen mit sein Volk, und dabei Tonnen Gold mitnahm.
 
Klingt interessant, sofern das alles stimmt, aber wieso kehrte Nikola nicht 1918 zurück? Weil sein Enkel Aleksandar ihn sein Thron nicht mehr wiedergeben wollte?

Wie erwähnt war er zwar zu Beginn (mit seiner Vision der monarchistischen Herrschaft) für einen solchen vereinigten südslawischen Staat, aber später in einem an die Alliierten gerichteten Memorandum verlangt er von ihnen, dass sie die territoriale und politische Unabhängigkeit Montenegros garantieren sollen. Seine Antwort stiess vor allem auf die engsten Verbündeten, allen voran Russen und Franzosen, auf taube Ohren und waren von nun an gegen ihn gerichtet.

Frankreich, das politisch einflussreichste alliierte Land, hat die Regierung des Königreichs Serbien mit der Durchführung dieser Entthronungs-Aktion beauftragt. Bis Ende 1916 hatte die serbische Regierung politische, diplomatische und propagandistische Aktivitäten aufgenommen. Als Verräter, Anti-Patriot und Spekulant dargestellt, begann der Sturz von König Nikola einer "edlen Mission" zu ähneln. Dann begann die Aktion mit seiner politischen Isolation, d.h. ohne Medienmanagement, ohne Armee, Geld, Logistik und ohne jegliche Unterstützung irgend eines der Verbündeten Staaten. Liess dir den Beschluss der sogenannten Podgorica-Deklaration durch dann weist du wieso er nicht mehr auf den Thron zurückkommen durfte wo das bereits beschlossene Sache war, sogar der erste Punkt der Deklaration.

Die Vereinigung mit Serbien wurde ja 1918 auf Beschluss der Montenegriner im Parlament in Podgorica beschlossen, wohl auch durch die grosse Mehrehit der Bevölkerung.
Viele werfen Nikola auch vor das er 1916 ins italienische Exil flüchtete anstatt zu kämpfen mit sein Volk, und dabei Tonnen Gold mitnahm.

Das stimmt und die grössten Anschuldigungen kommen vor allem von den damals zweieinflussreichsten Leuten in Montenegro: vom General in den Armeen des Fürstentums und Königreichs Montenegros aus den Balkankriegen und Ersten Weltkrieg Janko Vukotic und damaligen Aussenminister Mitar Martinovic. Sie waren vor allem deswegen auf Nikola wütend, weil er sie ohne strategische Überlegung nach Mojkovac losschickte und so unnötig ihre Soldaten opferten, obwohl der grösste Teil der serbischen Armee sich fast hinter der Toren von Mojkovac und bereits in Skadar befand. So komisch sich das heute auch anhören mag, ihnen war der Ehrenkodex (cojstvo) lebensbedeutend, wo seit Jahrhunderten in ihrer traditionellen Kultur verinnerlicht wurde, dass die Montenegriner vor niemanden fliehen, sondern dass sie sich bis zum letzten Mann für das Vaterland opfern und gerade König Nikola war es, der stets seinen Soldaten "za mnom junaci moji" zurufe und "urplötzlich" ausgerechnet er derjenige war, der ins Ausland floh. Sie waren auch deswegen auf ihn sauer, dass König Nikola zum ersten Mal in seiner fast 60-jährigen Regierungszeit das Kommando über die montenegrinische Armee an jemanden aus einem anderen Staat übergab, der befahl, die Armee aufzulösen und befahl den Soldaten nach Hause zu gehen. Am schwersten fiel ihnen ihre Waffen niederzulegen. Damals galt es als die beschämendste Tat, eine Waffe abzugeben, und viele wollten auch unter der Androhung des Todes nicht zurückgeben, also nahmen viele sie sie mit nach Hause.

Hätte er den Thron im neuen Staat bestiegen, hätten ihn wahrscheinlich die Serben selbst in wenigen Monaten umgebracht. Im Prinzip war Nikola nur an Bosnien, Prizren und Skadar (heutiges Skhoder) interessiert. An Bosnien war er deswegen interessiert, weil seine Vorfahren ursprünglich aus Zenica kamen. Zuerst kamen sie aus Zenica als "heraki" nach Herzegowina und bestiegen dann Lovcen und wurden zu Petrovici-Njegosi, Anlehnung an das bestehende Dorf Njegusi.
 
Wie erwähnt war er zwar zu Beginn (mit seiner Vision der monarchistischen Herrschaft) für einen solchen vereinigten südslawischen Staat, aber später in einem an die Alliierten gerichteten Memorandum verlangt er von ihnen, dass sie die territoriale und politische Unabhängigkeit Montenegros garantieren sollen. Seine Antwort stiess vor allem auf die engsten Verbündeten, allen voran Russen und Franzosen, auf taube Ohren und waren von nun an gegen ihn gerichtet.

Frankreich, das politisch einflussreichste alliierte Land, hat die Regierung des Königreichs Serbien mit der Durchführung dieser Entthronungs-Aktion beauftragt. Bis Ende 1916 hatte die serbische Regierung politische, diplomatische und propagandistische Aktivitäten aufgenommen. Als Verräter, Anti-Patriot und Spekulant dargestellt, begann der Sturz von König Nikola einer "edlen Mission" zu ähneln. Dann begann die Aktion mit seiner politischen Isolation, d.h. ohne Medienmanagement, ohne Armee, Geld, Logistik und ohne jegliche Unterstützung irgend eines der Verbündeten Staaten. Liess dir den Beschluss der sogenannten Podgorica-Deklaration durch dann weist du wieso er nicht mehr auf den Thron zurückkommen durfte wo das bereits beschlossene Sache war, sogar der erste Punkt der Deklaration.



Das stimmt und die grössten Anschuldigungen kommen vor allem von den damals zweieinflussreichsten Leuten in Montenegro: vom General in den Armeen des Fürstentums und Königreichs Montenegros aus den Balkankriegen und Ersten Weltkrieg Janko Vukotic und damaligen Aussenminister Mitar Martinovic. Sie waren vor allem deswegen auf Nikola wütend, weil er sie ohne strategische Überlegung nach Mojkovac losschickte und so unnötig ihre Soldaten opferten, obwohl der grösste Teil der serbischen Armee sich fast hinter der Toren von Mojkovac und bereits in Skadar befand. So komisch sich das heute auch anhören mag, ihnen war der Ehrenkodex (cojstvo) lebensbedeutend, wo seit Jahrhunderten in ihrer traditionellen Kultur verinnerlicht wurde, dass die Montenegriner vor niemanden fliehen, sondern dass sie sich bis zum letzten Mann für das Vaterland opfern und gerade König Nikola war es, der stets seinen Soldaten "za mnom junaci moji" zurufe und "urplötzlich" ausgerechnet er derjenige war, der ins Ausland floh. Sie waren auch deswegen auf ihn sauer, dass König Nikola zum ersten Mal in seiner fast 60-jährigen Regierungszeit das Kommando über die montenegrinische Armee an jemanden aus einem anderen Staat übergab, der befahl, die Armee aufzulösen und befahl den Soldaten nach Hause zu gehen. Am schwersten fiel ihnen ihre Waffen niederzulegen. Damals galt es als die beschämendste Tat, eine Waffe abzugeben, und viele wollten auch unter der Androhung des Todes nicht zurückgeben, also nahmen viele sie sie mit nach Hause.

Hätte er den Thron im neuen Staat bestiegen, hätten ihn wahrscheinlich die Serben selbst in wenigen Monaten umgebracht. Im Prinzip war Nikola nur an Bosnien, Prizren und Skadar (heutiges Skhoder) interessiert. An Bosnien war er deswegen interessiert, weil seine Vorfahren ursprünglich aus Zenica kamen. Zuerst kamen sie aus Zenica als "heraki" nach Herzegowina und bestiegen dann Lovcen und wurden zu Petrovici-Njegosi, Anlehnung an das bestehende Dorf Njegusi.


Nikola befreite ja auch zunächst Teile der Methoja (Westkosovo), so gehört Pec erst zu Montenegro, wurde dann an Serbien übergeben. Auch Skadar befreite er von den Osmanen, fiel dann später an Albanien ab 1912.

Auf Prizren war er besonders scharf drauf, weil er zeigen wollte das er die einstige Zarenstadt von Kaiser Dusan befreien würde. Er dichtete 1867 sogar ein Lied über Prizren und Metohija "Onamo 'namo", bis heute ein bekanntes Volkslied in Montenegro. "Dahinten, dahinten, da liegt Prizren, das ist meins, zur Heimat komme ich zurück" schreibt er im Lied, , das dichtete er fast 50 Jahre bevor man Kosovo überhaupt befreite von den Osmanen

https://www.youtube.com/watch?v=wc1RaE8j7WI



Das er ursprünglich aus Bosnien/Zenica stammt, wusste ich nicht, sind also die Petrovici-Njegosi vor 500 Jahren aus Bosnien nach Montenegro gewandert oder meinst du damit speziell eins seiner engeren Familienmitglieder? Die Petrovici führten ja während der osmanischen Okkupationszeit eine Schatten- bzw. eine Kloster Regierung in Montenegro, weit vor den Karadjordjevici/Obrenovici in Serbien
 
Es ist auch interessant, wenn man den einen Punkt vom US Präsident Wilsons "14-Punkte-Programm" liest, dass vor allem Grossbritannien als auch Frankreich die Leitlinien der Alliierten Politik repräsentieren, dass sowohl Rumänien, Serbien und Montenegro geräumt werden sollen und die besetzten Gebiete zurückgeben werden mussten. Serbien sollte ein freier und sicherer Zugang zur See gewährt werden und die Beziehung der verschiedenen Balkanstaaten untereinander sollten durch freundschaftliche Übereinkunft geregelt werden. Aber unter den Bedingungen die im November 1918 herrschten, war sicherlich nicht an eine "freundschaftliche Übereinkunft" zu denken. Nikola hatte im Exil trotz aller Bedenken seine Beitrittsbereitschaft zum neuen jugoslawischen Staat bekundet, angelehnt dass der neue föderative jugoslawische Staat dem Modell des Deutschen Reiches ähneln sollte, in dem mehrere regierende Monarchen ihre Königswürde hätten erhalten können. .

Warum sollten Grossbritanien und Frankreich, sprich die Alliierten, Serbien einen freien Zugang zum Meer gewähren? Grossbritanien war stets gegen Russland, ausser der Ausrutscher mit Tripple Entente, wo der Zar anschliessend den Preis mit der Auslöschung seiner gesamten Familie bezahlte.

Wollten etwa die Allierten Serbien, bzw. die serbische Regierung, mit diesem Zückerchen von einem freien Zugang zum Meer, kaufen.

Warum die Ideen von einem vereinigten Königreich der Serben, Kroaten und Slowenen? Das war doch von Anfang zum Scheitern verurteilt. Da herrschten doch jetzt fast 1000 Jahre Frostzeiten zwischen West und Ost? Ging es darum vielleicht Serbien in einem Bund zu locken (Jugoslawien), um es langfristig von Innen schwächen zu können? Welche Rolle spielte da das Haus Karađorđević?

Ich lese einfach zu viel, dass die serbischen Könige und die Attatürks immer wieder von den Franzosen oder von den Briten ausgebildet werden, kämpfen in deren Legionen und kommen eines Tages nach Hause und lassen sich als Helden feiern, in dem sie auf der einen Seite die Serben und auf der anderen Seite die Türken von den rückständigen Osmanen befreien.

Das ist doch so, wie wenn heute die CIA einen Laufburschen ausbildet, mehr schlecht, als Recht und ihn dann nach Syrien schickt, um dort den Freiheitskämpfer zu spielen. Ist doch immer derselbe billige Zaubertrick???

Das grosse Bild sagt mir, dass Grossbritannien nie Interesse hatte, dass sich Russland sich weiter zum Mittelmeer ausdehnt und das ist bis heute so geblieben. Also warum sollten die USA und Grossbritanien ein Interesse haben Serbien, einem treuen Verbündeten Russlands, einen Meerzugang zu ermöglichen?
 
Zurück
Oben