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BULLSHIT

Revolut

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HAbe dieses INtervie vor langem gelesen und wollte es mal reintun, doch leider hab ichs nicht mehr gefunden, jetzt wurde ich fündig.

Als erstes woran ich dachte waren solche User wie Lupo, schwarze Mamba..ect


viel spass, ist sehr Interessanter TExt

"Alle Politiker reden Bullshit"
Harry G. Frankfurt, emeritierter Professor in Princeton, hat ein schmales Büchlein geschrieben - und damit riesigen Erfolg

Harry G. Frankfurt
Foto: PR
Sebastian Moll traf den Mann, der sich in "On Bullshit" fragt, was viele gern wüßten: Warum erwartet niemand mehr von Politikern, daß sie die Wahrheit sagen, obwohl sich alle danach sehnen?


Es ist die unwahrscheinlichste Erfolgsgeschichte des amerikanischen Bücher-Sommers. Ein 67 Seiten dünnes Buch, auf dem in elegant geschwungenen Lettern "On Bullshit" prangt, hält sich seit Wochen auf den vorderen Plätzen sämtlicher Bestsellerlisten. Sein Verfasser, der 76jährige Philosoph Harry G. Frankfurt, wollte eigentlich seinen Ruhestand genießen - nun ist er über Nacht zum Medienliebling geworden. Frankfurt versteht unter Bullshit - im Gegensatz zu Lüge oder Wahrheit - den völligen Verlust der Realität als Bezugspunkt. Seine Diagnose, daß das unentwegte Produzieren von heißer Luft, das sogenannte "bullshitting", zunehmend ein Hauptmerkmal moderner Politik ist, scheint in der Bush-Ära einen Nerv zu treffen. Und nachträglich eine Erklärung für die Niederlage John Kerrys zu liefern: Kerry war der unbegabtere "Bullshitter".


Der Autor des Bestsellers wohnt mit seiner Frau in einer viktorianischen Villa nahe der Elite-Universität Princeton, wo er in den letzten Jahren seiner Laufbahn Philosophie unterrichtet hat. Der Ort verströmt die britische Gediegenheit, die man von den Renommier-Hochschulen der amerikanischen Ostküste kennt. Im Gespräch hört Frankfurt genau zu und nimmt sich Zeit, um möglichst präzise zu antworten. Doch in ihm, so spürt man, gärt es: Frankfurt führt einen Feldzug gegen den achtlosen Umgang mit Sprache und Wahrheit.

Welt am Sonntag: Herr Professor Frankfurt, ein 20 Jahre alter Aufsatz von Ihnen ist plötzlich zum nationalen Bestseller geworden. Sie sind ein Medienstar in den USA - was Philosophen nicht häufig passiert. Können Sie sich das erklären?

Harry Frankfurt: Mein Lektor kannte den Aufsatz, den ich in einer Literaturzeitschrift veröffentlicht hatte, und kam vor einem Jahr auf die Idee, man sollte ihn als Büchlein neu auflegen. Warum genau, weiß ich nicht. Der Erfolg und die Aufmerksamkeit sind für mich so aufregend, wie sie mich verwirren. Zuerst dachte ich, es habe mit dem Titel zu tun. Es ist in den USA nicht eben vornehm, Bullshit zu sagen, und die Tatsache, daß sich ein Professor einer Elite-Universität mit einem solchen Wort beschäftigt, ist eine Provokation. Mittlerweile glaube ich allerdings, daß der Erfolg wohl auch damit zu tun hat, daß die Leute unter all dem Bullshit, mit dem sie täglich gefüttert werden, einen großen Appetit auf die Wahrheit entwickelt haben.

Haben Sie eine Idee, wie man Bullshit noch übersetzen könnte?

Frankfurt: Ich denke, Humbug käme dem recht nahe. Allerdings bedeutet Humbug nicht genau dasselbe wie Bullshit. Humbug impliziert eine vorsätzlich falsche Darstellung der Dinge. Das trifft auf Bullshit nicht zu. Bullshit ist weder vorsätzlich falsch noch vorsätzlich richtig. Bullshit zeichnet sich gerade dadurch aus, daß Richtig und Falsch keine relevanten Kategorien mehr sind.

Es scheint den Begriff nur im Englischen zu geben. Ist Bullshit demnach ein angloamerikanisches Phänomen?

Frankfurt: Das glaube ich nicht. Bullshit tritt überall dort auf, wo die Beteiligung der Bürger am politischen Prozeß stark gefragt ist. Ich denke, während der Französischen Revolution gab es haufenweise Bullshit. Aber natürlich auch im Dritten Reich.

Verfolgen Sie die deutsche Politik?

Frankfurt: Ich habe in der Zeitung etwas über die junge Frau gelesen, die als Kanzlerin kandidiert.

Amtsinhaber Gerhard Schröder hat die letzte Wahl auch auf Grund seiner Gegnerschaft zum Irak-Krieg gewonnen. Das versucht er diesmal erneut. Ist das Bullshit?

Frankfurt: Ich kann mir dazu kein Urteil anmaßen. Aber ich würde vermuten, daß es Bullshit ist, einfach weil nahezu alles, was in der Politik gesagt wird, heutzutage Bullshit ist.

Trifft das auf die USA mehr zu als auf Europa?

Frankfurt: Vielleicht ist die Sorge der Politiker um die öffentliche Meinung in Amerika ein wenig größer als in Europa. Ich denke aber, daß es Bullshit in jedem Land gibt, in dem eine Regierung von der Zustimmung der Bürger abhängt. Die Regierung will stets die Leute überzeugen, daß sie einen guten Job macht, und produziert deshalb Bullshit.

Demokratie produziert also unweigerlich Sorglosigkeit im Umgang mit der Wahrheit?

Frankfurt: Sicherlich. Der Druck, Bullshit zu fabrizieren, ist in Demokratien besonders groß, weil Politiker zu allem eine Meinung haben müssen. Sie können aber unmöglich über alles informiert sein und produzieren deshalb unweigerlich Bullshit. Aber auch totalitäre Regime können nicht überleben, wenn die Bevölkerung sie völlig ablehnt. Deshalb waren ja die Nazis Meister des Bullshits.

Ist demnach Bullshit Propaganda?

Frankfurt: Ja, Propaganda und Bullshit sind sich sehr nahe. Beide zielen auf Manipulation ab.

Sie werfen in Ihrem Buch die Frage auf, warum Amerika mehr Geduld mit Bullshit hat als mit der Lüge, obwohl es das größere Übel ist: Der Lügner hat noch einen Begriff von der Wahrheit, sonst könnte er nicht lügen. Haben Sie eine Antwort darauf?

Frankfurt: Ich habe bislang keine Antwort. Vielleicht denken die Menschen, daß Bullshit leichter zu entlarven ist als das Lügen und deshalb weniger gefährlich.

Im Amerika von George W. Bush scheint man sich daran gewöhnt zu haben, daß sich niemand mehr um die Wahrheit schert.

Frankfurt: Ja, die Leute stören sich nicht mehr sonderlich an Bullshit. Bushs schamlose Verwendung von Bullshit hat allerdings Gegnerschaft mobilisiert. Für meinen Geschmack ist diese Gegnerschaft sogar etwas zu kritisch. Die Kritiker von Bush behaupten etwa, der Grund für den Krieg gegen den Irak sei Bullshit gewesen. Ich bin aber gar nicht so sicher, daß die Behauptung, der Irak produziere Massenvernichtungswaffen, Bullshit war. Es ist doch gar nicht klar, ob Bush selbst daran geglaubt hat oder nicht. Wenn er es geglaubt hat, war es kein Bullshit.

Die US-Medien scheinen dem Beispiel der Politik zu folgen.

Frankfurt: Es gibt sicherlich mehr Bullshit in den Medien als je zuvor. Es gibt aber auch große Anstrengungen, den Bullshit in den Medien zu entlarven.

Was kann man gegen den Verlust des Realitätsbezugs tun?

Frankfurt: Das einzige Gegenmittel zum Bullshit, das mir einfällt, ist die Lächerlichkeit. Nur wenn man sich über Bullshit mokiert, kann man ihn entschärfen. So wie es in Amerika etwa parodistische Nachrichtensendungen wie die "Daily Show" tun.

Was ist eigentlich so schlimm an Bullshit?

Frankfurt: Er ist nicht prinzipiell moralisch verwerflich. Ich denke, das Hauptproblem ist, daß die Menschen den Sinn für den Wert der Wahrheit verlieren, je mehr sie sich an Bullshit gewöhnen.

Und warum wäre das so schlimm?

Frankfurt: Zunächst einmal benötigt unsere Gesellschaft zuverlässige Informationen, um zentrale Aufgaben zu bewältigen. Ganz banale technische Dinge wie Logistik und Infrastruktur. Dann ist die Wahrheit natürlich in zwischenmenschlichen Beziehungen eine wichtige Norm - wir brauchen sie als Bezugspunkt, damit wir einander vertrauen können. Wenn das verlorengeht, sind stabile Beziehungen nicht mehr möglich. Dann gibt es noch einen Wert der Wahrheit, den ich nur sehr unpräzise formulieren kann. Es hat etwas mit Realismus zu tun - wie wir etwa unsere Wünsche und Ambitionen mit dem abgleichen, was möglich ist. Das hat ganz massive Auswirkungen darauf, wie wir unser Leben gestalten.

Nach Ihnen kann Bullshit auch eine Kunst sein. Kann Kunst dann auch Bullshit sein?

Frankfurt: Ich habe meinen Aufsatz 1986 in "Raritan" publiziert, einer literarischen Zeitschrift. Er hatte damals eine Passage über den Roman - der Roman hat ja, wie der Bullshit, nicht die Wahrheit als Bezugspunkt. Die Redakteure strichen diese Passage, weil sie die Aussage nicht drucken mochten, daß Literatur Bullshit ist. Einen wichtigen Unterschied habe ich damals aber übersehen: Fiktion behauptet, nichts anderes zu sein als Fiktion. Es findet also nicht, wie beim Bullshit, eine Manipulation statt.

Fühlen Sie sich in einer von Bullshit durchsetzten Kultur bedroht?

Frankfurt: In der Antike hat man zu Bullshit Sophisterei oder Rhetorik gesagt. Gemeint war alles, was nur auf einen Effekt abzielt und nicht auf die Wahrheit. Insofern die Rhetorik der Feind der Philosophie ist, ist es also wohl auch der Bullshit.

Ihr Essay ist ein Anfang, eine kurze Skizze. Gibt es noch viel zu tun in der Bullshit-Forschung?

Frankfurt: Mich beschäftigt derzeit das, was man in den USA Spin nennt. Spin ist die Art und Weise, wie etwa Politiker bestimmte Themen "drehen", um Kapital daraus zu schlagen. Die PR-Berater der Politiker werden "Spin Doctors" genannt, also Ärzte, im Gegensatz zum "Bullshit Artist". Der Arzt repariert etwas, der Künstler schafft etwas. Hinter Spin steckt also der Gedanke, man könne die Wirklichkeit reparieren. Das finde ich faszinierend.

http://www.wams.de/data/2005/08/28/766730.html
 
Revolut schrieb:
HAbe dieses INtervie vor langem gelesen und wollte es mal reintun, doch leider hab ichs nicht mehr gefunden, jetzt wurde ich fündig.

Als erstes woran ich dachte waren solche User wie Lupo, schwarze Mamba..ect


viel spass, ist sehr Interessanter TExt

"Alle Politiker reden Bullshit"
Harry G. Frankfurt, emeritierter Professor in Princeton, hat ein schmales Büchlein geschrieben - und damit riesigen Erfolg


http://www.wams.de/data/2005/08/28/766730.html

Habe ich je was Anderes gesagt: Politiker reden Bullshit!

ich bin halt auch Professor :D :D :D :D :D
 
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