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Bunker in Albanien: Ein Volk unter Beton - SPIEGEL ONLINE
Wenn er wollte, konnte er sein ganzes Volk verschwinden lassen - unter Beton: 750.000 Bunker ließ Albaniens Diktator Enver Hodscha in den siebziger und achtziger Jahren aus Angst vor ausländischen Invasoren bauen. Der gefürchtete Feind kam nie. Dafür verschwanden die Bunkerbauer. Von Solveig Grothe
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Diktator mit Paranoia
Allein die Zahl ist überwältigend: Schätzungsweise 750.000 Bunker hat Albaniens früherer kommunistischer Staatschef Enver Hodscha in den siebziger und frühen achtziger Jahren bauen lassen - einen für durchschnittlich vier Personen. Weil das Projekt unter strengster Geheimhaltung ablief, sind Details der Baupläne bis heute kaum bekannt. Studenten gelang es 2009 immerhin, 745.145 dieser Bauten zu lokalisieren.
Die Verbunkerung Albaniens ist Ausdruck der beispiellosen Paranoia seines früheren Diktators, dessen Angst vor ausländischen Invasoren sich während seiner rund 40-jährigen Regentschaft augenscheinlich zum Wahn steigerte. Hodscha trat sein Amt an, als es den albanischen Kommunisten gerade gelungen war, sich nach einem mehrjährigen Partisanenkrieg von der seit 1939 währenden italienischen Besatzung zu befreien. Doch das Misstrauen gegenüber den Nachbarn blieb. Und es richtete sich nicht allein gegen Italien: Den Kriegszustand mit Griechenland hob Hodscha zeitlebens nie auf; dem ideologisch gleichgesinnten Tito unterstellte er, er wolle Albanien zur siebten Teilrepublik Jugoslawiens machen.
Als die Sowjetunion schließlich in den sechziger Jahren mit dem Personenkult um Stalin brach, den Hodscha stets bewundert hatte, und der Warschauer Pakt in Prag einmarschierte, verabschiedete sich Albanien auch aus der Einflusssphäre des Ostblocks. Um sich gegen die Sowjets abzusichern, übte Hodscha den Schulterschluss mit China. Doch auch dieses Bündnis hielt nur so lange, bis sich die asiatische Großmacht entschloss, ihre Beziehungen zu den USA, Albaniens Feind Nummer eins, zu normalisieren.
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Volk unter Waffen
Nach und nach brach Hodscha sämtliche Kontakte zu anderen Staaten ab und machte Albanien zu einem der einsamsten und am stärksten isolierten Länder der Welt.
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Bereits Dreijährigen wurde daher gelehrt, "wachsam gegenüber den Feinden im Inneren und von außen" zu sein, wie Christopher Portway 1986 in der Londoner "Times" schrieb. Mitglieder der kommunistischen Jugendorganisation wurden darin trainiert, zur Abwehr von Luftlandeangriffen spitze Stacheln auf Baumwipfeln anzubringen, die Fallschirmjäger aufspießen sollten, berichtet die britische Historikerin Miranda Vickers.
Verbunkerung
Schon Zwölfjährige seien darauf vorbereitet worden, sich in Minibunkern als Scharfschützen zu verschanzen, schrieb 1999 der "Philadelphia Inquirer".
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Außerhalb der Übungszeiten waren Familien zudem dazu verpflichtet, "ihren" Bunker in Ordnung zu halten und zu reinigen.
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Verteidigungsminister Beqir Balluku hatte das Bunkersystem 1974 öffentlich kritisiert und dabei auch Hodschas Panikmache widersprochen, wonach Albanien gleichermaßen von den USA und der Sowjetunion bedroht würde. Der Generaloberst und zwei weitere hohe Offiziere wurden daraufhin hingerichtet, rund ein Dutzend Militärs wie Zegali inhaftiert.
Ich hoffe, Albanien findet irgendwann das Geld zur Beseitigung dieser Idiotie Envers. Er hat das Land einfach mal mit Bunkern zugepflastert - und Menschen, die gegen seine Pläne opponierten, töten lassen.