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Serbien: Cevapcici-Orgien auf Pump
29.03.2009 | 18:04 | Von unserem Korrespondenten THOMAS ROSER (Die Presse)
Eine Imbissbude verklagt die Stadtverwaltung: Beamte schaufelten über Jahre 600.000 faschierte Würstchen in sich hinein und zahlten nie.
Novi Pazar. Bergeweise pflegen die Bewohner der Nachfolgestaaten des früheren Jugoslawien die würzigen Cevapcici-Röllchen zu vertilgen. Doch die Klage eines Imbisslokals im südserbischen Novi Pazar gegen die eigene Kommunalverwaltung sorgt nun selbst im Fleischland Serbien für Schlagzeilen: Die Angestellten des Rathauses verspeisten demnach in vier Jahren im Cevapcici-Grill „Bei Jonuz“ stattliche 600.000 der nahrhaften Fleischdinger – freilich ohne die fälligen Rechnungen je zu bezahlen.
Das überwiegend muslimisch besiedelte Novi Pazar gilt als Heimat der besten Cevapcici Serbiens: Denn statt des üblichen Faschiertenmixes aus Schwein und Rind brutzelt dort reines Kalbfleisch auf dem Grill. Doch der Heißhunger der Beamten auf die lokale Spezialität sorgte selbst im lokalen Amtsgericht für Verblüffung. Nicht bezahlte Rechnungen in Höhe von sechs Millionen Dinar (65.000 Euro) für die vergangenen vier Jahre reichte der entnervte Grillbesitzer beim zuständigen Gericht ein. Bei einem Preis von zehn Dinar pro Stück hätten die Beamten bei ihm über die Jahre hinweg 577 Fleischröllchen pro Tag verzehrt, errechnete ungläubig die serbische Tageszeitung „Danas“.
Während die Presse rätselt, ob die hungrigen Beamten von Bandwürmern geplagt wurden oder möglicherweise ihre Freundes- und Verwandtenschar an den kommunalen Hackfleischorgien teilhaben ließen, wird am Gericht von Novi Pazar derzeit sorgfältig die Richtigkeit der abgezeichneten Rechnungen geprüft. Zumindest die beglichenen Rechnungen in anderen Gaststätten scheinen den unstillbaren Heißhunger und auch Durst der Staatsdiener zu bestätigen.
Vom Schnorrer zum Minister
Der frühere Bürgermeister der Stadt, unter dessen Ägide in Bars und Grillstuben kräftig angeschrieben worden ist, ist mittlerweile im fernen Belgrad zum Minister aufgestiegen: Gespannt harren die nationalen Rechnungsprüfer der künftigen Nachforderungen der Hauptstadtgastronomen.
29.03.2009 | 18:04 | Von unserem Korrespondenten THOMAS ROSER (Die Presse)
Eine Imbissbude verklagt die Stadtverwaltung: Beamte schaufelten über Jahre 600.000 faschierte Würstchen in sich hinein und zahlten nie.
Novi Pazar. Bergeweise pflegen die Bewohner der Nachfolgestaaten des früheren Jugoslawien die würzigen Cevapcici-Röllchen zu vertilgen. Doch die Klage eines Imbisslokals im südserbischen Novi Pazar gegen die eigene Kommunalverwaltung sorgt nun selbst im Fleischland Serbien für Schlagzeilen: Die Angestellten des Rathauses verspeisten demnach in vier Jahren im Cevapcici-Grill „Bei Jonuz“ stattliche 600.000 der nahrhaften Fleischdinger – freilich ohne die fälligen Rechnungen je zu bezahlen.
Das überwiegend muslimisch besiedelte Novi Pazar gilt als Heimat der besten Cevapcici Serbiens: Denn statt des üblichen Faschiertenmixes aus Schwein und Rind brutzelt dort reines Kalbfleisch auf dem Grill. Doch der Heißhunger der Beamten auf die lokale Spezialität sorgte selbst im lokalen Amtsgericht für Verblüffung. Nicht bezahlte Rechnungen in Höhe von sechs Millionen Dinar (65.000 Euro) für die vergangenen vier Jahre reichte der entnervte Grillbesitzer beim zuständigen Gericht ein. Bei einem Preis von zehn Dinar pro Stück hätten die Beamten bei ihm über die Jahre hinweg 577 Fleischröllchen pro Tag verzehrt, errechnete ungläubig die serbische Tageszeitung „Danas“.
Während die Presse rätselt, ob die hungrigen Beamten von Bandwürmern geplagt wurden oder möglicherweise ihre Freundes- und Verwandtenschar an den kommunalen Hackfleischorgien teilhaben ließen, wird am Gericht von Novi Pazar derzeit sorgfältig die Richtigkeit der abgezeichneten Rechnungen geprüft. Zumindest die beglichenen Rechnungen in anderen Gaststätten scheinen den unstillbaren Heißhunger und auch Durst der Staatsdiener zu bestätigen.
Vom Schnorrer zum Minister
Der frühere Bürgermeister der Stadt, unter dessen Ägide in Bars und Grillstuben kräftig angeschrieben worden ist, ist mittlerweile im fernen Belgrad zum Minister aufgestiegen: Gespannt harren die nationalen Rechnungsprüfer der künftigen Nachforderungen der Hauptstadtgastronomen.