demokrit
Heisenberg
Vllt. kennt ihn ja einer von dem Film "Bronson" mit TOm Hardy.
Hier ein Artikel über ihn:
Eigentlich sollte er nur sieben Jahre einsitzen, er machte 40 draus: Charles Bronson gilt als der brutalste Häftling Großbritanniens. Im Gefängnis beging er unzählige Gewalttaten, verbrachte Jahrzehnte in Einzelhaft - und wurde trotzdem zum Popstar, der Gedichte und Fitnessratgeber veröffentlicht. Von Arno Frank
Charles Bronson, das ist doch dieser unglaublich harte, kompromisslose Typ. Dieser Kerl, der sich von keinem was sagen lässt. Genau! Doch beim Namen Charles Bronson denkt kaum ein Engländer an den berühmten US-Schauspieler, sondern an einen Mann, der nicht nur so tut als ob.
Es ist ein Mann, der bis jetzt zwölf Bücher veröffentlicht hat. Unter anderem schrieb er eine Autobiografie und einen Gedichtband. Aber auch einen Fitnessratgeber. Seine Bleistiftzeichnungen werden von Kunstkritikern gelobt und für gute Zwecke versteigert. Aber Michael Gordon Peterson alias Charles Bronson ist kein gewöhnlicher Künstler, er ist ein Häftling. Er ist aber auch kein gewöhnlicher Häftling, sondern gilt als der "gewalttätigste Mann" im ganzen Land.
Charles Bronson ist ein verstörendes Phänomen, das dem Begriff "Intensivtäter" eine völlig neue Dimension verleiht. In allein vier Jahren beging er im Gefängnis rund 200 brutale Straftaten, wurde etwa 120-mal verlegt und hat in seinem Leben bereits jede einzelne Strafanstalt in Großbritannien von innen gesehen. Er hat niemanden umgebracht, niemanden vergewaltigt, keinen terroristischen Anschlag geplant - und sitzt doch seit 1974 mit nur zwei kurzen Unterbrechungen im Gefängnis. Am Donnerstag, den 6. Dezember, wird er 60 Jahre alt. 38 davon hat er hinter Gittern verbracht, die meiste Zeit davon in Einzelhaft.
Warum nur?
Ganze Generationen von britischen Psychologen und Soziologen konnten die Frage nicht klären, wie und warum Bronson auf die "schiefe Bahn" geriet. Seine Kindheit in Luton als eines von drei Geschwistern aus einer kleinbürgerlichen Familie wird sowohl von seiner Mutter Eira als auch von seinen Brüdern als behütet und "normal" beschrieben. Eira Peterson - eine ruhige, freundliche Dame - erinnert sich, dass ihr kleiner Michael nur dann extrem reagierte, wenn er öffentlich zurechtgewiesen wurde. Die Trennung von den Großeltern habe er schlecht verschmerzt, und einmal schlug ihn seine Mutter in der engen Küche mit einer Ketchup-Flasche nieder, allerdings versehentlich. Sonst gibt es nichts, was auf ein Trauma hinweisen könnte.
Ein zunehmend abweichendes Verhalten zeigte er erst, nachdem er eine Karriere als Profiboxer anpeilte. Sein Onkel war Trainer, der Junge talentiert, und bald verdiente er ein wenig Geld mit halblegalen Faustkämpfen in den Hinterhöfen von London. Es war ein Promoter, der seinem Schützling den einschüchternden nom de guerre verpasste: Charles Bronson, der Star aus den "Ein Mann sieht rot"-Filmen. "Ich hatte noch nie einen Film mit Charles Bronson gesehen", schrieb Bronson später nicht ohne Humor: "Wenn ich es mir selbst hätte aussuchen können, hätte ich mich Jack Palance genannt."
Als junger Mann kam er immer häufiger mit dem Gesetz in Konflikt, verprügelte seinen Chef im Supermarkt und wurde 1972 erstmals inhaftiert, nachdem er eine Reihe parkender Autos demoliert hatte. Noch einmal kam er mit einem blauen Auge davon, nachdem er mit einem gestohlenen Lastwagen einen Unfall provozierte. Bronson heiratete, bekam einen Sohn - und überfiel 1974 eine Post in der Provinz.
Er tat es mit einer abgesägten Schrotflinte, erbeutete genau 26 Pfund und 18 Pence und wurde dafür zu sieben Jahren Knast verurteilt. Seitdem hat er 38 Jahre im Gefängnis verbracht. Entlassen wurde er in dieser Zeit nur zweimal. Zuerst 1988, wo er nach 68 Tagen, und dann 1991, wo er nach 53 Tagen wieder in den Bau wanderte. Einmal wegen Raubüberfalls, das andere Mal wegen der Planung eines Raubüberfalls. Seine Zeit in Freiheit bis zum Überfall auf einen Juwelier verbrachte er wieder mit illegalen Kämpfen, bei denen er einmal für viel Geld einen Rottweiler mit bloßen Händen getötet haben soll.
Geiselnahme wegen Uzi, Eiscreme und Gummipuppe
Die Länge der Strafe, verbracht vor allem in Einzelhaft, resultierte vor allem aus gefährlichen Körperverletzungen, die er im Gefängnis anderen Insassen, Wärtern, Anwälten oder Therapeuten zufügte. Mal stach er mit einem angespitzten Löffel aus der Kantine zu, mal mit einer Glasscherbe, meistens aber genügten ihm seine eigenen, durchaus enormen körperlichen Kräfte.
Bei aller Brutalität war es nicht wirklich die Schwere der Vorfälle, sondern vielmehr deren absurde Häufung, die dazu führte, dass Bronsons Haft immer wieder und wieder verlängert werden musste. Es war der Umstand, dass sich dieser Mann weder resozialisieren noch brechen ließ. In ihrer Ratlosigkeit erklärte ihn die Justiz sogar für verrückt, nur um ihn dann, nachdem auch ein Aufenthalt in der psychiatrischen Klinik keine Erfolge zeitigte, wieder für gesund zu erklären. Diagnostiziert worden waren ohnehin nur "Narzissmus" und "Paranoia".
Was die Öffentlichkeit allmählich auf den seltsamen Fall aufmerksam machte, waren Bronsons spektakuläre Geiselnahmen - von denen er ebenfalls mehr beging, als hier beschrieben werden können. Mal war das Opfer sein Anwalt, mal ein Angestellter aus der Gefängnisbibliothek, mal waren es zwei irakische Häftlinge. Stets drohte Bronson mit bizarrer Gewalt, und nicht minder bizarr waren seine Forderungen. Ein Uzi-Maschinengewehr beispielsweise, eine aufblasbare Gummipuppe, Eiscreme oder ein Hubschrauber nach Kuba. Die Geiselnahmen endeten in der Regel unblutig, sorgten aber für Aufsehen, weil es Bronson bei seinen durch stacheldrahtbewehrte Mauern begrenzten Fluchten immer aufs Gefängnisdach zog. Dort konnte er gut gesehen, aber schlecht verhaftet werden.
"König der Dächer" nannte ihn die Boulevardpresse bald - in einer Mischung aus Faszination und Abscheu. Da ist ein Mensch, der sich nicht unter Kontrolle hat und auch nicht kontrolliert werden kann.
"Solange meiner Mutter der Film gefällt, bin ich glücklich"
Wer will, der kann in ihm das unmaskiert "Wilde" sehen, das wir alle in uns tragen - hätte er im Mittelalter unter den Landsknechten gelebt, vielleicht stünde sein Name heute in den Geschichtsbüchern. Wer will, kann seinen Fall als Versagen eines Justizsystems deuten, in dem Menschen wie Charles Bronson nicht vorgesehen sind. Und wer will, kann nach dem warmherzigen und humorvollen Menschen hinter der Fassade suchen, wie das ein Kinofilm mit Tom Hardy in der Hauptrolle 2008 versucht hat: "Bronson" war höchst umstritten und sorgte für einen Skandal, weil darin eine Originalbotschaft des Inhaftierten zu hören war, die unter ungeklärte Umständen aus seiner Zelle im Hochsicherheitsgefängnis von Wakefield geschmuggelt worden war:
"Ich bin stolz auf diesen Film, denn wenn ich heute Nacht tot umfalle, werde ich darin weiterleben. Solange meiner Mutter der Film gefällt, bin ich glücklich. Ich will keinen Hehl daraus machen, ich war ein schrecklicher, gewalttätiger, böser Mensch. Ich bin nicht stolz darauf, aber ich schäme mich auch nicht dafür. Denn für jeden Schlag, den ich in meinem Leben ausgeteilt habe, habe ich 21 eingesteckt."
Seiner Mutter Eira, damals 78, gefiel der Film, sie sagte der Presse: "Er ist jetzt anders, keine Gefahr mehr für irgendwen, er ist milder geworden. Ich wünschte, er käme raus und könnte ein neues Leben beginnen, bevor ich sterbe." Ein frommer Wunsch, der nicht in Erfüllung gehen wird. Bronson lebt schon so lange in Einzelhaft, dass er ein Leben in Freiheit wohl nicht einmal bewältigen könnte, wenn er es wirklich wollte - was wahrscheinlich nicht der Fall ist.
Charles Bronson: Der gefährlichste Häftling Großbritanniens - SPIEGEL ONLINE
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Hier ein Artikel über ihn:
Eigentlich sollte er nur sieben Jahre einsitzen, er machte 40 draus: Charles Bronson gilt als der brutalste Häftling Großbritanniens. Im Gefängnis beging er unzählige Gewalttaten, verbrachte Jahrzehnte in Einzelhaft - und wurde trotzdem zum Popstar, der Gedichte und Fitnessratgeber veröffentlicht. Von Arno Frank
Charles Bronson, das ist doch dieser unglaublich harte, kompromisslose Typ. Dieser Kerl, der sich von keinem was sagen lässt. Genau! Doch beim Namen Charles Bronson denkt kaum ein Engländer an den berühmten US-Schauspieler, sondern an einen Mann, der nicht nur so tut als ob.
Es ist ein Mann, der bis jetzt zwölf Bücher veröffentlicht hat. Unter anderem schrieb er eine Autobiografie und einen Gedichtband. Aber auch einen Fitnessratgeber. Seine Bleistiftzeichnungen werden von Kunstkritikern gelobt und für gute Zwecke versteigert. Aber Michael Gordon Peterson alias Charles Bronson ist kein gewöhnlicher Künstler, er ist ein Häftling. Er ist aber auch kein gewöhnlicher Häftling, sondern gilt als der "gewalttätigste Mann" im ganzen Land.
Charles Bronson ist ein verstörendes Phänomen, das dem Begriff "Intensivtäter" eine völlig neue Dimension verleiht. In allein vier Jahren beging er im Gefängnis rund 200 brutale Straftaten, wurde etwa 120-mal verlegt und hat in seinem Leben bereits jede einzelne Strafanstalt in Großbritannien von innen gesehen. Er hat niemanden umgebracht, niemanden vergewaltigt, keinen terroristischen Anschlag geplant - und sitzt doch seit 1974 mit nur zwei kurzen Unterbrechungen im Gefängnis. Am Donnerstag, den 6. Dezember, wird er 60 Jahre alt. 38 davon hat er hinter Gittern verbracht, die meiste Zeit davon in Einzelhaft.
Warum nur?
Ganze Generationen von britischen Psychologen und Soziologen konnten die Frage nicht klären, wie und warum Bronson auf die "schiefe Bahn" geriet. Seine Kindheit in Luton als eines von drei Geschwistern aus einer kleinbürgerlichen Familie wird sowohl von seiner Mutter Eira als auch von seinen Brüdern als behütet und "normal" beschrieben. Eira Peterson - eine ruhige, freundliche Dame - erinnert sich, dass ihr kleiner Michael nur dann extrem reagierte, wenn er öffentlich zurechtgewiesen wurde. Die Trennung von den Großeltern habe er schlecht verschmerzt, und einmal schlug ihn seine Mutter in der engen Küche mit einer Ketchup-Flasche nieder, allerdings versehentlich. Sonst gibt es nichts, was auf ein Trauma hinweisen könnte.
Ein zunehmend abweichendes Verhalten zeigte er erst, nachdem er eine Karriere als Profiboxer anpeilte. Sein Onkel war Trainer, der Junge talentiert, und bald verdiente er ein wenig Geld mit halblegalen Faustkämpfen in den Hinterhöfen von London. Es war ein Promoter, der seinem Schützling den einschüchternden nom de guerre verpasste: Charles Bronson, der Star aus den "Ein Mann sieht rot"-Filmen. "Ich hatte noch nie einen Film mit Charles Bronson gesehen", schrieb Bronson später nicht ohne Humor: "Wenn ich es mir selbst hätte aussuchen können, hätte ich mich Jack Palance genannt."
Als junger Mann kam er immer häufiger mit dem Gesetz in Konflikt, verprügelte seinen Chef im Supermarkt und wurde 1972 erstmals inhaftiert, nachdem er eine Reihe parkender Autos demoliert hatte. Noch einmal kam er mit einem blauen Auge davon, nachdem er mit einem gestohlenen Lastwagen einen Unfall provozierte. Bronson heiratete, bekam einen Sohn - und überfiel 1974 eine Post in der Provinz.
Er tat es mit einer abgesägten Schrotflinte, erbeutete genau 26 Pfund und 18 Pence und wurde dafür zu sieben Jahren Knast verurteilt. Seitdem hat er 38 Jahre im Gefängnis verbracht. Entlassen wurde er in dieser Zeit nur zweimal. Zuerst 1988, wo er nach 68 Tagen, und dann 1991, wo er nach 53 Tagen wieder in den Bau wanderte. Einmal wegen Raubüberfalls, das andere Mal wegen der Planung eines Raubüberfalls. Seine Zeit in Freiheit bis zum Überfall auf einen Juwelier verbrachte er wieder mit illegalen Kämpfen, bei denen er einmal für viel Geld einen Rottweiler mit bloßen Händen getötet haben soll.
Geiselnahme wegen Uzi, Eiscreme und Gummipuppe
Die Länge der Strafe, verbracht vor allem in Einzelhaft, resultierte vor allem aus gefährlichen Körperverletzungen, die er im Gefängnis anderen Insassen, Wärtern, Anwälten oder Therapeuten zufügte. Mal stach er mit einem angespitzten Löffel aus der Kantine zu, mal mit einer Glasscherbe, meistens aber genügten ihm seine eigenen, durchaus enormen körperlichen Kräfte.
Bei aller Brutalität war es nicht wirklich die Schwere der Vorfälle, sondern vielmehr deren absurde Häufung, die dazu führte, dass Bronsons Haft immer wieder und wieder verlängert werden musste. Es war der Umstand, dass sich dieser Mann weder resozialisieren noch brechen ließ. In ihrer Ratlosigkeit erklärte ihn die Justiz sogar für verrückt, nur um ihn dann, nachdem auch ein Aufenthalt in der psychiatrischen Klinik keine Erfolge zeitigte, wieder für gesund zu erklären. Diagnostiziert worden waren ohnehin nur "Narzissmus" und "Paranoia".
Was die Öffentlichkeit allmählich auf den seltsamen Fall aufmerksam machte, waren Bronsons spektakuläre Geiselnahmen - von denen er ebenfalls mehr beging, als hier beschrieben werden können. Mal war das Opfer sein Anwalt, mal ein Angestellter aus der Gefängnisbibliothek, mal waren es zwei irakische Häftlinge. Stets drohte Bronson mit bizarrer Gewalt, und nicht minder bizarr waren seine Forderungen. Ein Uzi-Maschinengewehr beispielsweise, eine aufblasbare Gummipuppe, Eiscreme oder ein Hubschrauber nach Kuba. Die Geiselnahmen endeten in der Regel unblutig, sorgten aber für Aufsehen, weil es Bronson bei seinen durch stacheldrahtbewehrte Mauern begrenzten Fluchten immer aufs Gefängnisdach zog. Dort konnte er gut gesehen, aber schlecht verhaftet werden.
"König der Dächer" nannte ihn die Boulevardpresse bald - in einer Mischung aus Faszination und Abscheu. Da ist ein Mensch, der sich nicht unter Kontrolle hat und auch nicht kontrolliert werden kann.
"Solange meiner Mutter der Film gefällt, bin ich glücklich"
Wer will, der kann in ihm das unmaskiert "Wilde" sehen, das wir alle in uns tragen - hätte er im Mittelalter unter den Landsknechten gelebt, vielleicht stünde sein Name heute in den Geschichtsbüchern. Wer will, kann seinen Fall als Versagen eines Justizsystems deuten, in dem Menschen wie Charles Bronson nicht vorgesehen sind. Und wer will, kann nach dem warmherzigen und humorvollen Menschen hinter der Fassade suchen, wie das ein Kinofilm mit Tom Hardy in der Hauptrolle 2008 versucht hat: "Bronson" war höchst umstritten und sorgte für einen Skandal, weil darin eine Originalbotschaft des Inhaftierten zu hören war, die unter ungeklärte Umständen aus seiner Zelle im Hochsicherheitsgefängnis von Wakefield geschmuggelt worden war:
"Ich bin stolz auf diesen Film, denn wenn ich heute Nacht tot umfalle, werde ich darin weiterleben. Solange meiner Mutter der Film gefällt, bin ich glücklich. Ich will keinen Hehl daraus machen, ich war ein schrecklicher, gewalttätiger, böser Mensch. Ich bin nicht stolz darauf, aber ich schäme mich auch nicht dafür. Denn für jeden Schlag, den ich in meinem Leben ausgeteilt habe, habe ich 21 eingesteckt."
Seiner Mutter Eira, damals 78, gefiel der Film, sie sagte der Presse: "Er ist jetzt anders, keine Gefahr mehr für irgendwen, er ist milder geworden. Ich wünschte, er käme raus und könnte ein neues Leben beginnen, bevor ich sterbe." Ein frommer Wunsch, der nicht in Erfüllung gehen wird. Bronson lebt schon so lange in Einzelhaft, dass er ein Leben in Freiheit wohl nicht einmal bewältigen könnte, wenn er es wirklich wollte - was wahrscheinlich nicht der Fall ist.
Charles Bronson: Der gefährlichste Häftling Großbritanniens - SPIEGEL ONLINE
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