Portrait: "Ciro" Blazevic: Fußball-Exzentriker hält Tudjman-Erbe hoch
Ex-Teamchef: "Wenn ich Präsident werde, wird niemand vor Del Ponte kriechen"
Miroslav "Ciro" Blazevic, Ex-Teamchef
Zagreb - Miroslav "Ciro" Blazevic hat als Fußball-Trainer zweifellos Meriten. 1998 eroberte er mit Kroatien den dritten Platz bei der WM-Endrunde in Frankreich. Ansonsten ist er für sein taktloses, bizarres und bisweilen vulgäres Auftreten in der Öffentlichkeit bekannt. Selbstzweifel peinigen ihn zweifellos keine, deshalb bewirbt sich der 69-jährige am 2. Jänner auch um das höchste Amt im Staat. Nicht zuletzt, weil er das Erbe des verstorbenen Ex-Präsidenten Franjo Tudjman hoch halten will.
"Eines meiner großen Motive, in dieses Abenteuer zu gehen, ist, dass über meinem Kopf ein Bild Tudjmans hängen wird", meint Blazevic, "und auch in allen Büros des Staates. Das ist wohl das Mindeste, was wir ihm schuldig sind. Weil er hat uns den Staat gegeben." Dass die Tudjman-Ära auch eine Isolation Kroatiens mit sich brachte, juckt Blazevic wenig: "Tudjman war in der speziellen Kriegssituation ein genialer Präsident. Heute ist die Situation eine andere. Aber er wäre auch heute erfolgreich, weil er ein sehr intelligenter Mann war. Und Intelligenz heißt, sich Situationen anpassen zu können."
"Enttudjmanisierung"
Präsident Stjepan Mesic, dem große Chancen auf eine Wiederwahl eingeräumt werden, habe hingegen Tudjmans Werk desavouiert. "Er hat eine wahre Enttudjmanisierung durchgeführt. Ohne Tudjman wäre Mesic aber nie Präsident. Und andere wären auch nichts. Sie schulden Tudjman alles und jetzt kritisieren sie ihn. Es steht alles auf dem Kopf, aber ich werde es wieder auf die Füße stellen. Salto mortale."
Daher ist Blazevic auch die Kooperation mit dem UNO-Tribunal in Den Haag ein Dorn im Auge: "Es gibt gute Gründe, dieses Gericht in Zweifel zu ziehen." Und der von Den Haag angeklagte General Ante Gotovina, dessen Flucht Kroatiens Annäherung an die EU behindern könnte, ist für ihn über alle Zweifel erhaben: "Er hat die Genfer Konvention wortwörtlich erfüllt. Er war allergisch gegen jede Art von Raubrittertum. Gotovina soll nicht ins Gefängnis, sondern Europa als leuchtendes Beispiel für einen Soldaten ohne Fehl und Tadel dienen."
Bei einem Wahlsieg von Blazevic jedenfalls würde niemand mehr vor UNO-Chefanklägerin Carla del Ponte "kriechen": "Del Ponte kommt nach Kroatien wie eine Königin. Mit rotem Teppich. Der Präsident erwartet sie. Wir lassen alle unsere Unterhosen vor ihr runter. Und für einen klugen Kroaten ist dieser Präsident bei der Prüfung durchgefallen. Dabei ist sie eine Beamtin. Alles wird anders, wenn ich Präsident werde. Ich will Ehre für das kroatische Volk."
Blazevic will auch dem EU-Beitritt nicht alles unterordnen: "Wir müssen Europa dazu bringen, dass sie uns aufnehmen wollen. Bietest du dich selbst an, will dich niemand. Wir sollten der EU die Kraft unserer Einheit, des Tourismus, der Prosperität zeigen. Geostrategisch sind wir interessant. Die NATO muss also zahlen, damit wir beitreten. Nicht wir müssen bitten, beitreten zu dürfen. Wir sind ein kleines, aber ein stolzes Volk."
Dafür müssten aber die Antagonismen in der kroatischen Politik ("Wenn heute eine Partei einen Vorschlag macht, würde eine andere nie zugeben, dass er etwas taugt") verschwinden. "Ich kann das neutralisieren. Eine neue Mentalität schaffen. Ich war bei der WM auf dem dritten Platz, weil ich für Eintracht in der Mannschaft gesorgt habe. Wir sind ein zu kleines Land, um ohne Eintracht zu existieren."
Daher will sich Blazevic - er gehört an sich der Kroatischen Demokratischen Gemeinschaft (HDZ) von Premier Ivo Sanader an, die Familien- und Kriegsveteranen-Ministerin Jadranka Kosor ins Rennen schickt - auch um die unterprivilegierten Teile der Gesellschaft kümmern. "Der Präsident soll sich um das kroatische Volk kümmern. Es lebt aber sehr schlecht. Weil ich im Wohlstand lebe, fällt es mir schwer, die Leute neben mir leiden zu sehen." (APA)
http://derstandard.at/?url=/?id=1900533
Ex-Teamchef: "Wenn ich Präsident werde, wird niemand vor Del Ponte kriechen"
Miroslav "Ciro" Blazevic, Ex-Teamchef
Zagreb - Miroslav "Ciro" Blazevic hat als Fußball-Trainer zweifellos Meriten. 1998 eroberte er mit Kroatien den dritten Platz bei der WM-Endrunde in Frankreich. Ansonsten ist er für sein taktloses, bizarres und bisweilen vulgäres Auftreten in der Öffentlichkeit bekannt. Selbstzweifel peinigen ihn zweifellos keine, deshalb bewirbt sich der 69-jährige am 2. Jänner auch um das höchste Amt im Staat. Nicht zuletzt, weil er das Erbe des verstorbenen Ex-Präsidenten Franjo Tudjman hoch halten will.
"Eines meiner großen Motive, in dieses Abenteuer zu gehen, ist, dass über meinem Kopf ein Bild Tudjmans hängen wird", meint Blazevic, "und auch in allen Büros des Staates. Das ist wohl das Mindeste, was wir ihm schuldig sind. Weil er hat uns den Staat gegeben." Dass die Tudjman-Ära auch eine Isolation Kroatiens mit sich brachte, juckt Blazevic wenig: "Tudjman war in der speziellen Kriegssituation ein genialer Präsident. Heute ist die Situation eine andere. Aber er wäre auch heute erfolgreich, weil er ein sehr intelligenter Mann war. Und Intelligenz heißt, sich Situationen anpassen zu können."
"Enttudjmanisierung"
Präsident Stjepan Mesic, dem große Chancen auf eine Wiederwahl eingeräumt werden, habe hingegen Tudjmans Werk desavouiert. "Er hat eine wahre Enttudjmanisierung durchgeführt. Ohne Tudjman wäre Mesic aber nie Präsident. Und andere wären auch nichts. Sie schulden Tudjman alles und jetzt kritisieren sie ihn. Es steht alles auf dem Kopf, aber ich werde es wieder auf die Füße stellen. Salto mortale."
Daher ist Blazevic auch die Kooperation mit dem UNO-Tribunal in Den Haag ein Dorn im Auge: "Es gibt gute Gründe, dieses Gericht in Zweifel zu ziehen." Und der von Den Haag angeklagte General Ante Gotovina, dessen Flucht Kroatiens Annäherung an die EU behindern könnte, ist für ihn über alle Zweifel erhaben: "Er hat die Genfer Konvention wortwörtlich erfüllt. Er war allergisch gegen jede Art von Raubrittertum. Gotovina soll nicht ins Gefängnis, sondern Europa als leuchtendes Beispiel für einen Soldaten ohne Fehl und Tadel dienen."
Bei einem Wahlsieg von Blazevic jedenfalls würde niemand mehr vor UNO-Chefanklägerin Carla del Ponte "kriechen": "Del Ponte kommt nach Kroatien wie eine Königin. Mit rotem Teppich. Der Präsident erwartet sie. Wir lassen alle unsere Unterhosen vor ihr runter. Und für einen klugen Kroaten ist dieser Präsident bei der Prüfung durchgefallen. Dabei ist sie eine Beamtin. Alles wird anders, wenn ich Präsident werde. Ich will Ehre für das kroatische Volk."
Blazevic will auch dem EU-Beitritt nicht alles unterordnen: "Wir müssen Europa dazu bringen, dass sie uns aufnehmen wollen. Bietest du dich selbst an, will dich niemand. Wir sollten der EU die Kraft unserer Einheit, des Tourismus, der Prosperität zeigen. Geostrategisch sind wir interessant. Die NATO muss also zahlen, damit wir beitreten. Nicht wir müssen bitten, beitreten zu dürfen. Wir sind ein kleines, aber ein stolzes Volk."
Dafür müssten aber die Antagonismen in der kroatischen Politik ("Wenn heute eine Partei einen Vorschlag macht, würde eine andere nie zugeben, dass er etwas taugt") verschwinden. "Ich kann das neutralisieren. Eine neue Mentalität schaffen. Ich war bei der WM auf dem dritten Platz, weil ich für Eintracht in der Mannschaft gesorgt habe. Wir sind ein zu kleines Land, um ohne Eintracht zu existieren."
Daher will sich Blazevic - er gehört an sich der Kroatischen Demokratischen Gemeinschaft (HDZ) von Premier Ivo Sanader an, die Familien- und Kriegsveteranen-Ministerin Jadranka Kosor ins Rennen schickt - auch um die unterprivilegierten Teile der Gesellschaft kümmern. "Der Präsident soll sich um das kroatische Volk kümmern. Es lebt aber sehr schlecht. Weil ich im Wohlstand lebe, fällt es mir schwer, die Leute neben mir leiden zu sehen." (APA)
http://derstandard.at/?url=/?id=1900533