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Dakisch (Sprache)

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Dakisch


1. Sprache und ihre Sprecher

Das Dakische war die Sprache der einheimischen Bevölkerung im Osten der Balkanhalbinsel, genauer
gesagt im heutigen Rumänien und im Osten Ungarns sowie in der heutigen Dobrudža, im nördlichen
Bulgarien und im östlichen Serbien. Die dakischen Sprachreste bestehen aus ca. 60 Glossen, einer kurzen
Inschrift, einer gewissen Anzahl von Personen-, Stammes- und Völkernamen. Daran schließen sich ca. 100
Substratwörter an, erhalten im heutigen Rumänischen.


2. Die Glossen

Dies sind Pflanzennamen, die in den Synonymenlisten von Dioskurides (1. Jh. n. Chr.) und Pseudoapuleius
(3./4. Jh. n. Chr.) überliefert sind (Georgiev 1964): adila „Natterwurz“, amalusta „Kamille“, βoυδάθλα
„βoύγλωσσov“ „Ochsenzunge“, δάκικα „eine Anemonenart“, διέσεμα „Himmelbrand“, διέλλιvα/dielina
„Bilsenkraut“, δύv „Brennnessel“, ζήvα „Schierling“, κιvoύβoιλα „weiße Zaunrübe“, κoαδάμα πoταμoγείτωv
„Potamogeiton natans“, κoτίατα „Queckengras“, κ(o)υριovvηκoύμ „φoιvίκεov, έρυθμόv“, μαvτία „Brombeere“,
μίζηλα „Thymian“, ῥαθιβίδα „Schamkraut“, σέβα „Holunderbaum“, sipoax/sipotax/simpeax „Wegerich“, σκιάρη
„Kardendistel“ u. a.


3. Die Inschrift aus Grădiştea

Die Inschrift aus Grădiştea, Kreis Orăştie, auf einem Tongefäß mit zwei Siegeln: Decebalus per Scorilo
„Decebal, Sohn des Scorilo“. Die darin erwähnten Personen Decebalus und Scorilo sind aus anderen
Quellen als Könige der Daker bekannt: Δεκέβαλoς (Cassius Dio), Scorylo „dux Dacorum“ (Frontinus).
Decebalus wird mit dem altindischen daśabalaḥ „zehn Kräfte“ gleichgesetzt (G. Bonfante), was lautlich
nicht annehmbar ist; per = lat. puer „Knabe“ < idg. *pwero-; Scorilo mit -o ist Gen. Sg. < Abl.


4. Die geographischen Namen

Die dakischen Flussnamen haben fast keine Parallelen in Thrakien. Der Struktur nach sind sie meistens
einstämmig – einfache Bildungen oder suffixale Ableitungen. Zur ersten Gruppe gehören: Apos, Carpis,
Κρίσoς (heute rum. Crişul), Pincus/Pingus (heute Pek in Serbien), Τoύτης (heute Bega), Zyras (heute
Batovska reka in Nordostbulgarien). Suffixale Ableitungen sind: Ἀλoύτας/Aluta fluvio (heute Olt), Arine,
Ίέρασoς (heute Seret), Μάρις/Μάρισoς (heute ung. Maros, rum. Mureş), Μoυσαῖoς/Μoυσέoς (heute Buzău),
Όρδησσός (heute Argeş), Ράβωv (heute Jiul), Σέρετoς, Τιβίσκoς/Tibisia (heute rum. Timişul). Es gibt
auch präfixale Bildungen: Πασπίριoς (mit pa-), Sanpaeus rivus, latinisierte Form des dakischen *san apa,
„Zusammenfluss“. Der bei Plinius (N. H.) überlieferte Name Pathissus für die Theiß bezeichnete in der Tat
das Flusstal mit dem Präfix pa- + Flussnamen Thissus. Aus dem Dakischen stammt sicher der rumänische
Name der Donau Dunăre, dessen Struktur nicht ganz klar ist. Die Oronymie Dakiens ist den antiken
Autoren wenig bekannt gewesen. Der Name des Hauptgebirges in Dakien Καρπάτης ὄρoς (Ptolemäus)
wird von dak. *karpa (alb. karpë „Fels“) < idg. *(s)korpa abgeleitet. Die dakischen Siedlungsnamen werden
nach ihrer Struktur in drei Typen aufgeteilt: a) einstämmige einfache Ortsnamen: Dierna, Galtis, Κάρπoς,
Malva, Τόμoι u. a.; b) suffixale Bildungen: Eg-eta, Drob-eta(e), Αἴζ-ιδις, ἈΑκμovία, Bers-ovia, Burt-icum,
Clev-ora, Αρκ-ίvvα, Απ-oύλov, Ναϊσσός, Sals-ovia u. a.; c) zweistämmige Ortsnamen: Αξί-oπα, Γερμί-ζερα,
Deu-sara, Ζάλδ-απα, Βάλ-αυσov, Παδι-σάρα u. a. Zu dieser Gruppe gehören die Ortsnamen mit
Hinterglied -dava, -daua, -daba „Stadt“ < idg. *dēwā wie Aci-dava, Δoκί-δαυα, Pelen-dova, Gil-doba.
Dieser Namentyp ist charakteristisch für das dakische Sprachgebiet.
In der dakischen Toponymie sind auch präfixale Bildungen bekannt: Α-μoύτριov (mit Ad-), Τρα-μαρίσκα
(heute Tutrakan).


5. Personen- und Götternamen

Die dakischen Personennamen sind meistens einstämmig: Βλωστι, Διηγις, Ζoλτης. Zweistämmig ist der
Personennamen Βυρη-βίστας (alb. burrë „Mann“ + -bistas < idg. *bid-tos, gr. πιστός „treu“). Der Name
des Hauptgottes bei den Geten und Dakern Zalmoxis/Zamolxis ist nicht sicher gedeutet. Bei Herodot
(IV 94) steht stattdessen Γεβελέϊζις, Βελέϊζιv aus urspr. *Nebeleizis „Wolkengott“ aus *Nebele, gr. vεφέλη
„Wolke“. Der Kult des thrakischen Ἥρως ist ebenso in Moesia auf Inschriften bezeugt.


6. Völker und Stammesnamen

Den antiken Autoren zufolge hießen die Daker einst Δαoί, eine Totembezeichnung aus idg. *dawos
„Wolf“, phryg. δάoς. Der Name der Daker (Δακoί, Dāci) stellt eine Weiterbildung vom selben Wort mit
dem Suffix -ko- dar, idg. *dawkoi (Kretschmer). Bei den antiken Autoren sind auch die Stammesnamen
Γέται und Μυσoί bezeugt, beide ohne sichere Deutung; vgl. weiter Δαρδαvoί (Cassius Dio), abgeleitet von
einem geographischen Namen zu alb. dardhë „Birnbaum“; Triballi (Plinius) < idg. *tb-al-oi „Siedler“.


7. Charakteristika der dakischen Sprache

Im Bereich des Vokalismus sind die idg. Kurzvokale a, i, u erhalten geblieben, das idg. o ist zu a geworden,
das kurze e wurde zu e dipthongiert. Die Langvokale: idg. ō wurde zunächst zu oi und weiter zu e vereinfacht;
idg. ū > dak. ui > ü > i; die Dipthonge idg. ay, aw > dak. a, idg. ey, ew > dak. e. Die Sonanten  und
 (für die anderen gibt es keine Nachweise) entwickelten sich zu ri (ir, im/in). Im Konsonantismus: die
idg. Tenues p, t, k und die Media b, d, g sind im Unterschied zum Thrakischen erhalten geblieben. Die
Palatalisierung der Velare k, g, g vor hellen Vokalen e und i ist genau so wie im Thrakischen: s oder þ,
z oder ð. Die Labiovelare k, g, k sind entlabialisiert zu k, g, später zu ć, (d)ź; vor a, o, u wurden sie
mundartlich zu p, b. Die Lautgruppe tt (dt, dt) ist zu s geworden wie im Lateinischen, Keltischen und
Germanischen. Im Bereich der Derivation zeigt das Dakische die Suffixe -ila: adila „Natterwurz“, -ela:
μίζηλα „Thymian“, -is-: Marisia, -eta: Δρουβητίς, Aegeta, Ereta, -uta: Aluta, -ik-: Σούρικου u. a.


Ivan Duridanov

8. Literatur

Detschew D. 1957: Die thrakischen Sprachreste. Wien.
Георгиев В. 1960: Българска етимология и ономастика. София.
Georgiev V. 1964: Die dakischen Glossen und ihre Bedeutung zum Studium der dakischen Sprache. Linguistique balkanique
8, 5–14.
Georgiev V. 1983: Thrakisch und Dakisch. Temporini H., Haase W. (Hg.): Aufstieg und Niedergang der römischen Welt II/2,
1148–1194. Berlin.
Kretschmer P. 1896: Einleitung in die Geschichte der griechischen Sprache. Göttingen.
Russu I. I. 1969: Die Sprache der Thrako-Daker. Bukarest.
Vraciu A. 1980: Limba daco-geţilor. Timişoara.
 
Kann man mit sicherheit sagen dass sich dakisch als eigenständige Sprache innerhalb der thrakischen Familie herausgebildet hat, oder war es eher ein Dialekt (oder sogar nur eine Mundart ?) der thrakischen Sprache?

Auf jedem Fall, wenn ich mich nicht irre, hat sich diese Sprache östlich der Karpaten am längsten erhalten. Der Stamm der Karpen soll es noch bis ins 6. Jh. gesprochen haben.
 
Ich habe gestern eine Liste mit vielen thrakischen Wörtern gefunden. Keins davon gibt es auch in der rumänischen Sprache oder hört sich wenigstens ähnlich an. Es waren aber viele Wörter dabei die es auf bulgarisch und litauisch gibt. Ich glaube dass dakisch eine eigenständige Sprache war.

Hier ist die Liste: Thrakische Sprache - Wikipedia

Anscheinend gibt es auch in der serbischen Sprache Wörter thrakischen Ursprungs:

Vielleicht kann ein Serbe mal die Liste durchschauen ob es noch mehr gibt..

saldas = golden (vgl. Bulgarisch zlaten (златен) Altbulgarisch salta (залта))
Serbisch: zlato
 
Zuletzt bearbeitet:
Ok..ich blick da auch nicht mehr durch..

[FONT=Arial,Helvetica,sans-serif]saldas, saltas (instead of *zaldas) ‘golden’ [Old-Bulg. zlato (from the Proto-Slavic *zalta) ‘gold (noun)’ , New-Bulg. zlato ‘gold’, zlaten ‘golden’].

Dann versteh ich aber nicht warum das bulgarische Wort als Vergleich genommen wird.
[/FONT]
 
Eine Karte mit thrakischen und dakischen Ortsnamen.
An den Endungen -dava und -deva erkennt man die dakischen. Dava heißt Stadt / Burg / Festung.
Vielleicht finde ich noch eine mit allen 200 dakischen Ortsnamen.

 
Zuletzt bearbeitet:
Interessant ist dass man in dieser Karte auch im eigentlichen thrakischen Sprachraum einige Ortsnamen findet, deren Endungen mit -dava ähnlich sind:

Cumudeva.
Bregedaba.

Aber die meisten Endungen sind südlich des Balkangebirges -para. Was bedeutete das auf thrakisch?
 
[SIZE=-1]DECEBALUS PER SCORILO

decebalus.jpg

[/SIZE]
 
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