lupo-de-mare
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Ich bin mal gespannt, ob jemand dieses Spiel in Kroatien findet und uns bringt.
Kommentar
Computerheld des Tages
Ante Gotovina
Die Staats- und Regierungschefs der EU haben sich bei ihrem Gipfel in Brüssel am Mittwoch darauf geeinigt, die Anbahnung einer Mitgliedschaft Kroatiens auf Eis zu legen und die EU-Tauglichkeit des Landes durch eine Arbeitsgruppe untersuchen zu lassen. Vor allem die Nichtauslieferung des Generals Ante Gotovina an das sogenannte Kriegsverbrechertribunal in Den Haag ist den europäischen Granden ein Dorn im Auge. Gegen Gotovina liegt eine Anklage vor, die dem Kommandeur der kroatischen Offensive gegen die serbische Krajina im Sommer 1995 die in diesem Zusammenhang begangenen Menschenrechtsverletzungen (genannt werden verharmlosend 200000 Vertriebene und 150 Tote) zur Last legt.
In Kroatien reagiert man auf die Undankbarkeit des Westens – schließlich haben Gotovina und die Seinen damals in höherem Auftrag aus Bonn und Washington gehandelt – auf die deftige Art: Recht offen kursiert ein Computerspiel, in dem die Haager Chefanklägerin Carla del Ponte zur Zielscheibe gemacht wird. Der Spieler übernimmt die Rolle eines Geheimdienstagenten, der die Teilnehmer eines Prozesses beschützen soll. Drei Aufzüge öffnen in dem Szenario abwechselnd ihre Türen, und die Hauptpersonen des Prozesses erscheinen: Del Ponte, der gesuchte Gotovina und der kroatische Ministerpräsident Ivo Sanader, aber auch bewaffnete Terroristen. »Du mußt nur die gefährlichen Personen eliminieren, also die Bewaffneten«, heißt es in der Anleitung. Allerdings bekommt der Spieler auch dann Punkte gutgeschrieben, wenn er auf die handschellenzückende Del Ponte schießt. Trifft er dagegen Gotovina, hat dies den »Tod« des Spielers zur Folge.
Die Vermarkter des Computergames könnten den Absatz vermutlich steigern, wenn sie neben Gotovina auch noch seine ebenfalls flüchtigen Amtskollegen aus den anderen Volksgruppen, den Serben Ratko Mladic und den Muslim Rasim Delic, dem Schutz der Spieler anvertrauten und zusätzlich William (»Bill«) Clinton und Madeleine Albright zum virtuellen Abschuß freigäben. Im vergnügten Ballern auf die Hauptkriegsverbrecher könnten die zerstrittenen Balkanesen vielleicht zu einer neuen Einheit finden.
(je)
Kommentar
Computerheld des Tages
Ante Gotovina
Die Staats- und Regierungschefs der EU haben sich bei ihrem Gipfel in Brüssel am Mittwoch darauf geeinigt, die Anbahnung einer Mitgliedschaft Kroatiens auf Eis zu legen und die EU-Tauglichkeit des Landes durch eine Arbeitsgruppe untersuchen zu lassen. Vor allem die Nichtauslieferung des Generals Ante Gotovina an das sogenannte Kriegsverbrechertribunal in Den Haag ist den europäischen Granden ein Dorn im Auge. Gegen Gotovina liegt eine Anklage vor, die dem Kommandeur der kroatischen Offensive gegen die serbische Krajina im Sommer 1995 die in diesem Zusammenhang begangenen Menschenrechtsverletzungen (genannt werden verharmlosend 200000 Vertriebene und 150 Tote) zur Last legt.
In Kroatien reagiert man auf die Undankbarkeit des Westens – schließlich haben Gotovina und die Seinen damals in höherem Auftrag aus Bonn und Washington gehandelt – auf die deftige Art: Recht offen kursiert ein Computerspiel, in dem die Haager Chefanklägerin Carla del Ponte zur Zielscheibe gemacht wird. Der Spieler übernimmt die Rolle eines Geheimdienstagenten, der die Teilnehmer eines Prozesses beschützen soll. Drei Aufzüge öffnen in dem Szenario abwechselnd ihre Türen, und die Hauptpersonen des Prozesses erscheinen: Del Ponte, der gesuchte Gotovina und der kroatische Ministerpräsident Ivo Sanader, aber auch bewaffnete Terroristen. »Du mußt nur die gefährlichen Personen eliminieren, also die Bewaffneten«, heißt es in der Anleitung. Allerdings bekommt der Spieler auch dann Punkte gutgeschrieben, wenn er auf die handschellenzückende Del Ponte schießt. Trifft er dagegen Gotovina, hat dies den »Tod« des Spielers zur Folge.
Die Vermarkter des Computergames könnten den Absatz vermutlich steigern, wenn sie neben Gotovina auch noch seine ebenfalls flüchtigen Amtskollegen aus den anderen Volksgruppen, den Serben Ratko Mladic und den Muslim Rasim Delic, dem Schutz der Spieler anvertrauten und zusätzlich William (»Bill«) Clinton und Madeleine Albright zum virtuellen Abschuß freigäben. Im vergnügten Ballern auf die Hauptkriegsverbrecher könnten die zerstrittenen Balkanesen vielleicht zu einer neuen Einheit finden.
(je)