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Kosovo-Albanerin ist Weltmeisterin
Einige der deutschen Weltmeisterinnen kennen das Gefühl noch nicht, den wertvollsten Pokal zu stemmen. So wie Fatmire Bajramaj, die Jüngste im Team, die nach Papas Wunsch was anderes werden sollte als Fußballerin.
Das Spiel war vorbei, das Stadion leer, da rauschte neben dem wartenden Mannschaftsbus am Hongkou Football Stadion in Schanghai plötzlich eine Gruppe kreischender, singender Frauen heran. Hätten sie nicht die roten Auswärtstrikots der deutschen Frauenfußball-Nationalmannschaft angehabt, man hätte die Mädels für eine aufgekratzte Partyrunde in der Nacht von Schanghai halten können.
Doch wie soll man einen Abend feiern, an dem man ein WM-Endspiel gewonnen hat, wenn nicht auf eine besondere Art und Weise? Die alten und neuen Weltmeisterinnen tanzten, sangen ohne Text und ohne Scheu ihre Freude in die Nacht. Und mittendrin diese junge, zierliche Person, die mit Mühe, aber sichtbarem Spaß den goldenen Pokal in Händen hielt.
"Der ist unglaublich schwer“, meinte Fatmire Bajramaj, "und es ist unglaublich, den jetzt in Händen zu halten.“ Die 19-jährige Mittelfeldspielerin aus dem Kosovo ist die jüngste und schmalste in der DFB-Mannschaft. Dennoch schenkte ihr die Bundestrainerin nicht nur das Vertrauen, sie mit zur WM zu nehmen, sie wechselte sie dort auch in fünf der sechs Partien ein.
Jetzt stand Bajramaj vor dem von Fans und Fifa-Mitarbeitern umzingelten Bus, diese geschwungene Trophäe in Händen, und konnte nicht anders, als ein ums andere Mal laut zu schreien. "Das ist Wahnsinn“, rief Bajramja, "einfach Wahnsinn.“ Normal ist es jedenfalls nicht, was die junge Frau aus dem Ruhrgebiet in China erreicht hat. Denn eigentlich sollte die junge Muslimin nie eine Fußballerin werden.
Mit vier Jahren ist Bajramaj mit ihrer Familie aus dem Kosovo nach Deutschland geflohen, "wir hatten nur ein paar Taschen dabei, mehr nicht“, erinnert sich Bajramaj. Ihre beiden Brüder spielten in Mönchengladbach bald Fußball, wie das Jungs eben so machen. Nur Lira, wie die junge Frau gerufen wird, sollte nach dem Willen ihres Vaters "mal etwas Schönes machen“, erzählt Bajramaj, "Tänzerin oder Schauspielerin, das hätte ihm gefallen.“
Doch die kleine Lira ging im Stadtteil Rheydt heimlich zum Bolzplatz, spielte dort mit den Jungs und lieh sich dafür von einer Freundin die Sportschuhe. Als sie einmal bei einem Hallenturnier mitspielte, entdeckte ein Vereinstrainer ihr Talent, und wie das in so einem Fall dann nun mal ist, schaute er bei Papa Bajramaj vorbei, um zu fragen, ob Lira nicht bei ihm im Verein spielen möchte. "Fußball? Lira?“, erwiderte der perplexe Vater.
Seine Tochter hatte ein Talent, von dem er nichts wusste, und das er sich nicht vorstellen konnte. Die Neugier und das Vertrauen aber überwogen die Skepsis, und "inzwischen ist er stolz auf seine kleine Fußballerin“, sagt Bajramaj.
Als er erfuhr, dass die Bundestrainerin Lira für die WM in China nominiert hat, standen dem gläubigen, aber nicht strengen Muslim Tränen in den Augen. Bajramaj mag sich gar nicht vorstellen, wie es wohl für ihren Vater war, als mit dem Schlusspfiff in Schanghai klar war, dass die junge, zierliche Lira aus dem Kosovo nun Weltmeisterin ist.
Anstatt eine Tänzerin zu sein, ist Bajramaj heute in der Sportfördergruppe der Bundeswehr und nun also Fußball-Weltmeisterin. Irgendwann, wenn dieser Traum vom Fußballer-Leben einmal vorbei ist, "dann möchte ich Kosmetikerin werden.“ Sie hat eben einen Sinn für das Schöne, ob im Fußball oder sonst im Leben. Und Tanzen, das mag sie auch. Vor allem in der Nacht nach einem gewonnenen WM-Finale.
Frauenfußball-WM ''Das ist Wahnsinn, einfach Wahnsinn'' - Sport - sueddeutsche.de
Einige der deutschen Weltmeisterinnen kennen das Gefühl noch nicht, den wertvollsten Pokal zu stemmen. So wie Fatmire Bajramaj, die Jüngste im Team, die nach Papas Wunsch was anderes werden sollte als Fußballerin.
Das Spiel war vorbei, das Stadion leer, da rauschte neben dem wartenden Mannschaftsbus am Hongkou Football Stadion in Schanghai plötzlich eine Gruppe kreischender, singender Frauen heran. Hätten sie nicht die roten Auswärtstrikots der deutschen Frauenfußball-Nationalmannschaft angehabt, man hätte die Mädels für eine aufgekratzte Partyrunde in der Nacht von Schanghai halten können.
Doch wie soll man einen Abend feiern, an dem man ein WM-Endspiel gewonnen hat, wenn nicht auf eine besondere Art und Weise? Die alten und neuen Weltmeisterinnen tanzten, sangen ohne Text und ohne Scheu ihre Freude in die Nacht. Und mittendrin diese junge, zierliche Person, die mit Mühe, aber sichtbarem Spaß den goldenen Pokal in Händen hielt.
"Der ist unglaublich schwer“, meinte Fatmire Bajramaj, "und es ist unglaublich, den jetzt in Händen zu halten.“ Die 19-jährige Mittelfeldspielerin aus dem Kosovo ist die jüngste und schmalste in der DFB-Mannschaft. Dennoch schenkte ihr die Bundestrainerin nicht nur das Vertrauen, sie mit zur WM zu nehmen, sie wechselte sie dort auch in fünf der sechs Partien ein.
Jetzt stand Bajramaj vor dem von Fans und Fifa-Mitarbeitern umzingelten Bus, diese geschwungene Trophäe in Händen, und konnte nicht anders, als ein ums andere Mal laut zu schreien. "Das ist Wahnsinn“, rief Bajramja, "einfach Wahnsinn.“ Normal ist es jedenfalls nicht, was die junge Frau aus dem Ruhrgebiet in China erreicht hat. Denn eigentlich sollte die junge Muslimin nie eine Fußballerin werden.
Mit vier Jahren ist Bajramaj mit ihrer Familie aus dem Kosovo nach Deutschland geflohen, "wir hatten nur ein paar Taschen dabei, mehr nicht“, erinnert sich Bajramaj. Ihre beiden Brüder spielten in Mönchengladbach bald Fußball, wie das Jungs eben so machen. Nur Lira, wie die junge Frau gerufen wird, sollte nach dem Willen ihres Vaters "mal etwas Schönes machen“, erzählt Bajramaj, "Tänzerin oder Schauspielerin, das hätte ihm gefallen.“
Doch die kleine Lira ging im Stadtteil Rheydt heimlich zum Bolzplatz, spielte dort mit den Jungs und lieh sich dafür von einer Freundin die Sportschuhe. Als sie einmal bei einem Hallenturnier mitspielte, entdeckte ein Vereinstrainer ihr Talent, und wie das in so einem Fall dann nun mal ist, schaute er bei Papa Bajramaj vorbei, um zu fragen, ob Lira nicht bei ihm im Verein spielen möchte. "Fußball? Lira?“, erwiderte der perplexe Vater.
Seine Tochter hatte ein Talent, von dem er nichts wusste, und das er sich nicht vorstellen konnte. Die Neugier und das Vertrauen aber überwogen die Skepsis, und "inzwischen ist er stolz auf seine kleine Fußballerin“, sagt Bajramaj.
Als er erfuhr, dass die Bundestrainerin Lira für die WM in China nominiert hat, standen dem gläubigen, aber nicht strengen Muslim Tränen in den Augen. Bajramaj mag sich gar nicht vorstellen, wie es wohl für ihren Vater war, als mit dem Schlusspfiff in Schanghai klar war, dass die junge, zierliche Lira aus dem Kosovo nun Weltmeisterin ist.
Anstatt eine Tänzerin zu sein, ist Bajramaj heute in der Sportfördergruppe der Bundeswehr und nun also Fußball-Weltmeisterin. Irgendwann, wenn dieser Traum vom Fußballer-Leben einmal vorbei ist, "dann möchte ich Kosmetikerin werden.“ Sie hat eben einen Sinn für das Schöne, ob im Fußball oder sonst im Leben. Und Tanzen, das mag sie auch. Vor allem in der Nacht nach einem gewonnenen WM-Finale.
Frauenfußball-WM ''Das ist Wahnsinn, einfach Wahnsinn'' - Sport - sueddeutsche.de
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