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Das ist Wahnsinn, einfach Wahnsinn

Leverkusen98

legend...
Kosovo-Albanerin ist Weltmeisterin

Einige der deutschen Weltmeisterinnen kennen das Gefühl noch nicht, den wertvollsten Pokal zu stemmen. So wie Fatmire Bajramaj, die Jüngste im Team, die nach Papas Wunsch was anderes werden sollte als Fußballerin.

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Das Spiel war vorbei, das Stadion leer, da rauschte neben dem wartenden Mannschaftsbus am Hongkou Football Stadion in Schanghai plötzlich eine Gruppe kreischender, singender Frauen heran. Hätten sie nicht die roten Auswärtstrikots der deutschen Frauenfußball-Nationalmannschaft angehabt, man hätte die Mädels für eine aufgekratzte Partyrunde in der Nacht von Schanghai halten können.

Doch wie soll man einen Abend feiern, an dem man ein WM-Endspiel gewonnen hat, wenn nicht auf eine besondere Art und Weise? Die alten und neuen Weltmeisterinnen tanzten, sangen ohne Text und ohne Scheu ihre Freude in die Nacht. Und mittendrin diese junge, zierliche Person, die mit Mühe, aber sichtbarem Spaß den goldenen Pokal in Händen hielt.

"Der ist unglaublich schwer“, meinte Fatmire Bajramaj, "und es ist unglaublich, den jetzt in Händen zu halten.“ Die 19-jährige Mittelfeldspielerin aus dem Kosovo ist die jüngste und schmalste in der DFB-Mannschaft. Dennoch schenkte ihr die Bundestrainerin nicht nur das Vertrauen, sie mit zur WM zu nehmen, sie wechselte sie dort auch in fünf der sechs Partien ein.

Jetzt stand Bajramaj vor dem von Fans und Fifa-Mitarbeitern umzingelten Bus, diese geschwungene Trophäe in Händen, und konnte nicht anders, als ein ums andere Mal laut zu schreien. "Das ist Wahnsinn“, rief Bajramja, "einfach Wahnsinn.“ Normal ist es jedenfalls nicht, was die junge Frau aus dem Ruhrgebiet in China erreicht hat. Denn eigentlich sollte die junge Muslimin nie eine Fußballerin werden.

Mit vier Jahren ist Bajramaj mit ihrer Familie aus dem Kosovo nach Deutschland geflohen, "wir hatten nur ein paar Taschen dabei, mehr nicht“, erinnert sich Bajramaj. Ihre beiden Brüder spielten in Mönchengladbach bald Fußball, wie das Jungs eben so machen. Nur Lira, wie die junge Frau gerufen wird, sollte nach dem Willen ihres Vaters "mal etwas Schönes machen“, erzählt Bajramaj, "Tänzerin oder Schauspielerin, das hätte ihm gefallen.“

Doch die kleine Lira ging im Stadtteil Rheydt heimlich zum Bolzplatz, spielte dort mit den Jungs und lieh sich dafür von einer Freundin die Sportschuhe. Als sie einmal bei einem Hallenturnier mitspielte, entdeckte ein Vereinstrainer ihr Talent, und wie das in so einem Fall dann nun mal ist, schaute er bei Papa Bajramaj vorbei, um zu fragen, ob Lira nicht bei ihm im Verein spielen möchte. "Fußball? Lira?“, erwiderte der perplexe Vater.

Seine Tochter hatte ein Talent, von dem er nichts wusste, und das er sich nicht vorstellen konnte. Die Neugier und das Vertrauen aber überwogen die Skepsis, und "inzwischen ist er stolz auf seine kleine Fußballerin“, sagt Bajramaj.

Als er erfuhr, dass die Bundestrainerin Lira für die WM in China nominiert hat, standen dem gläubigen, aber nicht strengen Muslim Tränen in den Augen. Bajramaj mag sich gar nicht vorstellen, wie es wohl für ihren Vater war, als mit dem Schlusspfiff in Schanghai klar war, dass die junge, zierliche Lira aus dem Kosovo nun Weltmeisterin ist.

Anstatt eine Tänzerin zu sein, ist Bajramaj heute in der Sportfördergruppe der Bundeswehr und nun also Fußball-Weltmeisterin. Irgendwann, wenn dieser Traum vom Fußballer-Leben einmal vorbei ist, "dann möchte ich Kosmetikerin werden.“ Sie hat eben einen Sinn für das Schöne, ob im Fußball oder sonst im Leben. Und Tanzen, das mag sie auch. Vor allem in der Nacht nach einem gewonnenen WM-Finale.

Frauenfußball-WM ''Das ist Wahnsinn, einfach Wahnsinn'' - Sport - sueddeutsche.de
 
Zuletzt bearbeitet:
[h2]Vom Kosovo in die deutsche Nationalmannschaft[/h2]
[h1]Kick it like Bajramaj[/h1]
Fatmire Bajramaj vom FCR Duisburg ist mit 19 Jahren die jüngste bislang eingesetzte deutsche Akteurin bei der Frauenfußball-WM in China - und gleichzeitig ein Aushängeschild für die Integration von Migrantentöchtern durch den Sport.


WDR.de: Frau Bajramaj, Sie haben offenbar ihre Rolle als erste Einwechselspielerin in der Frauen-Nationalmannschaft gefunden. Sind Sie zufrieden mit ihren Einsatzzeiten?
Fatmire Bajramaj: Bundestrainerin Silvia Neid sagt mir, dass es meine Aufgabe ist, neuen Schwung in eine Begegnung zu bringen und den Abschluss zu suchen. Also versuche ich, das umzusetzen. Ich glaube, dass mir das gegen Japan ganz gut gelungen ist.

WDR.de: Der Name Bajramaj klingt nicht sehr deutsch. Wie sind Sie denn nach Deutschland gekommen?
Bajramaj: Meine Eltern sind mit mir und meinen beiden Brüdern aus dem Kosovo ausgewandert, weil wir da nicht mehr leben wollten und konnten. Ich war damals vier Jahre alt. Wir sind zu Verwandten nach Remscheid, später haben sich meine Eltern hier mühevoll Arbeit gesucht.

WDR.de: DFB-Präsident Theo Zwanziger hat sie wegen Ihres Migrationshintergrundes als Vorbild bezeichnet. Er will künftig noch viel mehr Mädchen mit ähnlicher Geschichte durch den Fußball in die Gesellschaft integrieren. Kann der Sport dabei tatsächlich helfen?
Bajramaj: Mir hat der Fußball geholfen - wer weiß, was ich sonst treiben würde, wenn ich mich da nicht für entschieden hätte.

WDR.de: Fiel die Entscheidung in ihrem Fall denn schwer?
Bajramaj: Schon ein bisschen. Ich habe als kleines Kind mit sieben Jahren heimlich mit den Jungs gespielt. Mein Vater hat mich dann mal beim Kicken erwischt.

WDR.de: Das klingt ja, als wäre das ein schlimmes Verbrechen ...
Bajramaj: ... dachte ich damals auch. Mein Papa war dann auch zuerst wirklich böse auf mich, später hat er aber dann ganz toll reagiert und mir dann das Fußballspielen erlaubt, obwohl es seinem Weltbild total widersprochen hat.

WDR.de: Weil er Moslem ist?
Bajramaj: Nein, das nicht. Mein Vater ist zwar Moslem, aber in religiösen Dingen nicht sehr streng. Es ist aber einfach eine Kulturfrage. Für meinen Vater war es normal, dass meine beiden Brüder Fußball spielen, die kleine Lira aber was Schönes machen soll.

WDR.de: Was wäre das gewesen?
Bajramaj: Singen und Tanzen hätten ihm sicher besser gefallen. Aber heute ist er ganz stolz auf seine Fußballerin.

WDR.de: Glauben Sie denn wie Zwanziger, dass der Mädchenfußball wirklich etwas verändern kann auf dem Weg der Integration von Mädchen mit Migrationshintergrund?
Bajramaj: Ja, absolut. Da hat Herr Zwanziger absolut recht. Er hat mich mal in eine Schule mitgenommen, wo mich viele ausländische Mädchen genau danach gefragt haben, wie ich es geschafft habe, dass ich Fußball spielen durfte. Da konnte ich ihnen schon Mut machen, dass sie sich mal gegen ihren Vater auflehnen und sich durchsetzen. Das gibt dann auch Selbstvertrauen.

WDR.de: Haben Sie Freundinnen, denen das nicht so gelungen ist wegen strengerer Väter?
Bajramaj: Für viele Freundinnen von mir war das nie nachvollziehbar, dass ich den Männersport Fußball betreibe. Meine Cousinen haben sich auch immer gewundert, weil es für sie ganz selbstverständlich war, dass nur die Jungs in unserer Familie Fußball spielen. Die haben erst recht nie verstanden, wieso ich das überhaupt durfte, weil ihre Väter strenger waren. Heute schauen sie aber gerne bei meinen Spielen zu.

WDR.de: Hätten Sie auch Nationalspielerin werden können mit einem streng muslimischen Vater?
Bajramaj: Ich denke eher nicht. Ich bekomme das in vielen Familien mit, dass das nicht klappt. Ich denke, dass wir da noch ein bisschen Zeit brauchen.
Das Interview führte Daniel Meuren.

Fußball-Nationalspielerin Fatmire Bajramaj im Interview - WDR.de - Sport
 
Deutschland ist mal wieder Weltmeisterin im Fußball geworden! Gratulation!


PS. Frauenfußball ist kein Sport. :mrgreen:
 
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