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Das Symbolbild des Bosnienkriegs

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Das Symbolbild des Bosnienkriegs, die Aufnahme eines abgemagerten Gefangenen hinter Stacheldraht, war eine Täuschung


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ITN-Aufnahme

Wahrheit? Anfang 1993 trat die "Weltwoche" mit einem Artikel von Peter Brock über die einseitige Berichterstattung der Medien im Bosnienkrieg eine heftige Debatte los. Peter Handke liess diese Diskussion letztes Jahr neu aufflammen. Dass es westliche Zeitungen und Fernsehsender im Bosnienkrieg mit der Wahrheit nicht immer genau nahmen, zeigt eine neue Recherche unseres Autors.

Es dauerte einige Tage, bis ich selbst daran glauben wollte: Das wohl bekannteste Bild des Bosnienkriegs war eine Täuschung. Es wurde am 5. August 1992 von einem britischen Fernsehteam aufgenommen: dem Team von Penny Marshall von ITN und Ian Williams von Channel 4 in Begleitung des Reporters Ed Vulliamy vom "Guardian". Ein abgemagerter Muslim mit nacktem Oberkörper hinter Stacheldrahtzaun, Fikret Alic, in Trnopolje, einem Lager der bosnischen Serben. "The Proof" - der Beweis - schrieb die "Daily Mail" zwei Tage später in dicken Lettern über die Ablichtung des Bildes: "Das sind Szenen wie die in Schwarz und Weiss flimmernden Bilder aus fünfzig Jahre alten Filmen über Konzentrationslager der Nazis."

Weltweit wurde das Bild in millionenfacher Auflage reproduziert. Es ist ein Dokument der Zeitgeschichte geworden: ein angeblicher Beweis für die Existenz von Konzentrationslagern in Bosnien fünfzig Jahre nach dem Holocaust. Dass an der Korrektheit dieses Stacheldrahtbildes mit Fikret Alic in Trnopolje nicht zu zweifeln sei, dachte zunächst auch ich.

Als ich ITN-Aufnahmen betrachtete, die im deutschen Fernsehen ausgestrahlt wurden, stiess mich meine Frau zunächst auf ein kleines Detail: Wenn es sich bei der Aufnahme um ein Bild von Insassen eines mit Stacheldrahtzaun umgebenen Lagers drehte, warum war der Stacheldraht an die mächtigen Pfosten von der Seite angebracht, auf der sich auch die Lagerinsassen befanden? Zäune werden normalerweise aussen an den Pfosten befestigt, ein Gelände somit eingezäunt.

Was hatte es mit diesem Bild auf sich? Ich machte mich auf den Weg nach Bosnien. Meine Recherchen, die auch die Ansicht des unbearbeiteten ITN-Filmmaterials umfassten, ergaben, dass nicht die gefilmten Lagerinsassen und in ihrer Mitte Fikret Alic von einem Stacheldrahtzaun umgeben waren, sondern die britischen Journalisten, die aus einem so umzäunten Grundstück heraus in das Lagergelände hineinfilmten. Auf dem Grundstück, auf dem die Journalisten standen, befand sich eine Scheune. Daran angrenzend war das eigentliche Lagergelände: eine Schule, eine Art Bürgerhaus, genannt "Dom", mit Sporthalle und medizinischem Versorgungszentrum und ein Freigelände mit Sportanlage.

Wie war es zu diesen Aufnahmen gekommen? Das britische Journalistenteam war Ende Juli 1992 auf Einladung des damaligen Präsidenten der bosnischen Serben, Radovan Karadzic, nach Bosnien gereist. Karadzic hatte in London an einer internationalen Konferenz teilgenommen und wurde vor seiner Abreise von Redaktoren von ITN und vom "Guardian" auf Gerüchte über brutale Internierungslager angesprochen. Er stritt deren Existenz ab und willigte ein, einem Journalistenteam den Besuch dieser Orte zu gestatten.

Am 28. Juli trafen Vulliamy, Marshall und Williams in Belgrad ein. Im Gepäck hatten sie ein Papier der bosnischen Regierung, auf dem "Konzentrationslager" der Serben aufgelistet waren. Um die Zeit zu überbrücken, besuchten die Reporter von Belgrad aus zwei solcher Orte und stellten fest, dass es sich um einfache Flüchtlingslager drehte. Von KZs konnte keine Rede sein. Am 3. August wurde nach Pale geflogen. Am nächsten Tag ging es weiter nach Banja Luka und am darauffolgenden, dem 5. August, nach Prijedor. Die Journalisten wurden in Begleitung einer Militäreskorte nach Omarska und Trnopolje gebracht. Ein Artikel von Roy Gutman über Omarska mit dem Titel "Todeslager" war am 2. August in "Newsday" erschienen, und die Erwartungshaltung der Redaktionen in London war gewaltig. Marshall schrieb nach der Rückkehr in einem Artikel für die "Sunday Times", dass sie und Williams von ihren Chefredaktoren die Order erhalten hatten, nichts zu senden, bevor sie die Geschichte über die Lager im Kasten hatten.

Der Besuch des Lagers Omarska war für das Reporterteam eine bedrückende Erfahrung, aber auch eine Enttäuschung: Lagerinsassen, die von Wärtern mit Schnellfeuerwaffen bewacht wurden, und ausgehungerte Menschen, die offensichtlich eingeschüchtert waren und nicht mit den Journalisten sprechen wollten. Dennoch: Die Aufnahmen, die sie machten, waren "nicht schockierend", waren "nicht der Beweis für Folter und Mord", kommentierte auch Monika Gras in ihrer Südwestfunk-Reportage "Omarska - Das Todeslager". Marshall und Williams waren verärgert, weil ihnen trotz des Versprechens von Karadzic nicht erlaubt wurde, alle Gebäude zu betreten. Nach einem erfolglosen Wortduell mit den Militärs machten sie sich auf den Weg zur letzten Station ihrer Reise: Trnopolje, nur wenige Kilometer von Omarska entfernt.

Die Reporter filmten dort im Schulgebäude, das mit Matratzen und notdürftigen Schlafplätzen überfüllt war, im Bürgerhaus, wo sich das gleiche Bild zeigte, und im Aussenbereich, wo sich mehrere hundert Menschen aufhielten. Am gleichen Tag, als die Reporter eintrafen, war eine Gruppe von Muslimen aus dem Lager Keraterm gebracht worden.

Im mehrstündigen Filmmaterial, das aufgenommen und tags darauf in Budapest bearbeitet, nach London gesendet und abends ausgestrahlt wurde, fanden sich auch Aufnahmen von Gesprächen der Journalisten durch den Stacheldrahtzaun hindurch mit Muslimen, darunter Fikret Alic. Diese Aufnahmen, die den Eindruck erweckten, das Lager sei von Stacheldraht umgeben, kamen zustande, indem Marshall und ihr Kameramann Irvin von einer Strassengabelung von Süden her das mit Stacheldrahtzaun umzäunte Grundstück betraten. Dort gab es vor dem Krieg Agrargüter zu kaufen, und auch Baugeräte wurden dort füher untergebracht. Um das Material vor Diebstahl zu schützen, wurde lange vor dem Krieg ein Stacheldrahtzaun errichtet. Die Journalisten passierten zunächst das Trafohäuschen und die Scheune und näherten sich dann dem Stacheldrahtzaun an der Nordseite, wo sich rasch Neugierige versammelten. Vom Innenbereich dieses Grundstücks wurden die berühmten Aufnahmen gemacht.

Das unbearbeitete ITN-Filmmaterial, das ich einsah, zeigte mir, auf welche Einstellungen der Kameramann aus war. Er zoomte von verschiedenen Positionen aus durch den Zaun hindurch, stellte mal den Maschendraht und mal den Stacheldraht scharf. Das Kameraauge war auch stets auf der Suche nach abgemagerten Menschen. Alic, der am 17. August 1992 auf der Titelseite der "Time" abgebildet wurde, bot das passende Profil. Die Mehrheit der Flüchtlinge war zwar von den Kriegsmonaten gezeichnet, ihre Statur war mit der von Alic aber nicht vergleichbar.

Kein Wort zum Stacheldraht

Marshall schrieb in ihrem Artikel für die "Sunday Times": "Jeremy Irvin, unser Kameramann, wusste, dass er mit starken Bildern aus Prijedor zurückgekehrt war. Aber erst als wir die Aufnahmen in unserem kleinen Filmstudio in Budapest betrachteten, begannen wir, ihre Wirkung zu erahnen." Vulliamy fasste diese Wirkung in seinem Buch "Seasons in Hell" zusammen: "Mit seinem Rippenkäfig hinter dem Stacheldrahtzaun von Trnopolje wurde Alic zur symbolischen Figur des Krieges, auf jedem Magazinumschlag und Fernsehbildschirm der Welt" (Seasons in Hell. Simon & Schuster, London 1994, S. 202).

Als ich Trnopolje besuchte, sprach ich mit Familie Baltic, die das Gelände von früher her kannte. Der 17jährige Dragan ging bis etwa April 1992 in Trnopolje zur Schule. "Ausser im vorderen Kreuzungsbereich, um diese Art Scheune herum, hat es nirgends einen Stacheldrahtzaun gegeben", erklärte er mir. Seine 19jährige Schwester Dragana bestätigte dies und fügte hinzu, dass es an der Strasse auf Höhe der Schule einen kleinen, etwa einen Meter hohen Metallzaun gab. Er steht noch heute und ist auch auf den ITN-Bändern zu sehen. Flüchtlinge lehnen daran, und an anderer Stelle springen sie darüber. Dragana erinnerte sich daran, dass es im vorderen Strassenbereich, anschliessend an den Stacheldrahtzaun, schon vor dem Krieg einen kleinen, etwa ein Meter zwanzig hohen Maschendrahtzaun gab, "wie man ihn für die Hühnerhaltung verwendet".

Pero Curguz traf ich in seinem Büro in Prijedor. Er leitet das regionale Rote Kreuz, war während des Betriebs des Flüchtlingszentrums in Trnopolje und wurde im August 1992 auch vom britischen Reporterteam interviewt. Er erklärte damals, die Menschen seien freiwillig auf das Gelände gekommen, um Schutz zu suchen. Er berichtete mir, dass zu keiner Zeit des Lagerbetriebs irgendein Zaun aufgestellt wurde. Im Gegenteil: Als andere Lager in Keraterm und Omarska geschlossen wurden, sei Trnopolje überfüllt gewesen. Bis zu 7500 Menschen seien dort gleichzeitig untergebracht worden. Die Flüchtlinge hätten auch die Zäune in der Umgebung eingerissen, um sich Zelte und kleine Schutzhütten zu bauen. Curguz insistierte, dass es sich nicht um ein Gefangenenlager gehandelt habe, sondern ein Sammelzentrum für vertriebene Muslime. Dem ITN-Filmmaterial konnte ich entnehmen, dass das grosse Lagergelände zum Zeitpunkt der Aufnahmen nicht mit Stacheldraht umzäunt war. Man erkennt deutlich, dass sich die Menschen auf der Strasse und auf dem Gelände bewegten und einige sich bereits kleine Schutzzelte errichtet hatten. Auch auf dem mit Stacheldraht eingezäunten Grundstück sieht man eine Gruppe von etwa 15 Personen, darunter Frauen und Kinder, unter einem Baum im Schatten sitzen. In einer weiteren Bandsequenz sah ich noch einmal die kurz zuvor eingetroffene Gruppe von Männern aus Keraterm aus anderer Perspektive. Der Kameramann stand nicht mehr im Stacheldrahtgelände, sondern etwa 20 Meter westlich daneben. Die Flüchtlinge standen hinter einem weiteren niedrigen Maschendrahtzaun, der sich an den Stacheldrahtzaun um das Scheunengrundstück anschloss und bis zur hinteren Ecke der Sporthalle reichte. Sie warteten dort auf ihre Registrierung und auf weitere Anweisungen, erklärte mir Igor Curguz, ein ehemaliger Lagerwärter.

Wie man wohl mit einem solchen "Scoop" noch ruhig schlafen könne, fragte ich mich. Vulliamy hatte seine Reportage bereits einen Tag nach dem Besuch Trnopoljes fertiggestellt. Sein Artikel erschien am 7. August im "Guardian", wenige Stunden nachdem die ITN-Bilder erstmals am Abend des 6. August ausgestrahlt wurden. Auffällig ist, dass Vulliamy, der bei der Fertigstellung seines Textes den ITN-Fernsehbeitrag vermutlich noch nicht gesehen hatte, kein Wort über einen Stacheldrahtzaun verlor und zudem auch korrekt festhielt, dass Trnopolje nicht als Konzentrationslager bezeichnet werden könne. Seine recht ausgewogene und objektive Darstellung der Situation enhielt auch die Wiedergabe von Gesprächen mit vertriebenen Muslimen, die ihm berichteten, dass keine Gewalt gegen sie angewendet wurde und der Platz ihnen eine gewisse Sicherheit bot.

Der Tonfall des "Guardian"-Reporters bei der Beschreibung seiner Eindrücke von Trnopolje sollte sich aber bis zur Herausgabe seines Buches "Seasons in Hell" 1994 drastisch ändern. Anscheinend beflügelt von der Resonanz auf die Bilder, änderte er einige Passagen, und der Stacheldraht, den er in seinem ersten Artikel nicht einmal für erwähnenswert hielt, bekam auf einmal eine zentrale Bedeutung. Seine ersten Eindrücke von Trnopolje beschrieb er nun wie folgt: "Noch mehr schmutzige Wege, noch mehr abgebrannte Dörfer und letztlich etwas, was früher eine Schule war und ein weiterer erschreckender Unglücksort: ein überfülltes Lagergelände, umgeben mit Stacheldrahtzaun" (S. 104). Inar Gnoric, eine Muslimin, unterhielt sich mit Vulliamy in Trnopolje und erzählte ihm, dass sie aus Sicherheitsgründen freiwillig gekommen war. Im "Guardian"-Artikel wurde sie von Vulliamy mit den Worten zitiert: "Hier ist es sicherer, aber wir wissen nicht, welchen Status wir haben. Wir sind Flüchtlinge, aber es gibt Wärter und den Drahtzaun." Welchen Zaun sie auch immer gemeint haben mag: In Vulliamys Buch findet sich das Zitat in etwas abgewandelter Form, am Ende spricht Gnoric von einem Stacheldrahtzaun.

Wachsendes Selbstvertrauen im Umgang mit dem Stacheldrahtbild liess sich auch bei Marshall beobachten. Sie schrieb einen grossen Bericht für die "Sunday Times" am 16. August 1992. Dieser wirkte stellenweise wie eine Entschuldigung, so als sei ihr der Trubel um die besagten Bilder unangenehm gewesen. Sie verwies auf ihren Kameramann Irvin, der die Aufnahmen gemacht hatte, und auf ihren Chefredaktor, der bereit war, das Risiko des Unternehmens zu tragen.

Marshall erwähnte in ihrem ersten Artikel entgegen Vulliamy den Stacheldrahtzaun. Sie schrieb schlicht: "Draussen gab es Stacheldraht." Ihre Eindrücke bei einem zweiten Besuch des Lagers wenige Tage später hielt sie im gleichen Artikel wie folgt fest: "Draussen hatte sich das Lager in der Woche seit unserem ersten Bericht verändert. Der Stacheldrahtzaun war entfernt worden, und die Serben hatten den Gefangenen Material überlassen, um sich Schutzhütten zu bauen."

Kein Konzentrationslager

Die Schwachstelle ihrer Reportage, der Stacheldrahtzaun, war verschwunden. Doch Marshall hatte die Wahrheit geschrieben, denn die Zäune, die ihr Kameramann beim ersten Besuch filmte, wurden tatsächlich bis zu ihrer Rückkehr fast alle entfernt. Das konnte ich dem Filmmaterial entnehmen, das sie vom zweiten Besuch mit nach Hause brachte. Stehen blieben lediglich der niedrige Metallzaun um das Schulgebäude, einige kurze Zaunpfosten im Bereich der Strasse und um die Scheune mächtige Metallpfosten, an denen der Stacheldrahtzaun zuvor befestigt war. An der Westseite dieses Grundstücks blieben bis heute Reste des Stacheldrahts hängen.

Vulliamy schrieb in seinem Buch: "Vier Tage nach unserem Besuch in Trnopolje wurde der Zaun entfernt..." (S. 113). Auch er liess so das in der Öffentlichkeit verankerte Bild, das gesamte Gelände sei von Stacheldraht eingezäunt gewesen, unangetastet. Die unmenschlichen Zustände während des Krieges erscheinen für Beobachter in Westeuropa schwer nachvollziehbar und die Existenz solcher Zentren wie Trnopolje, in denen Menschen unter erbärmlichen Bedingungen lebten, zu Recht als Qual. Doch in Zeiten des Krieges sind zivile Normen nicht mehr gültig, und unter Berücksichtigung dieser Umstände lässt sich sagen, dass in Trnopolje das Leben relativ geordnet ablief. Meine Nachforschungen liessen mich zum Schluss kommen, dass die Bezeichnung dieses Ortes als Gefangenen- oder gar Konzentrationslager in dem Sinne, dass dort Menschen als Teil eines rassistischen Aggressionsplanes getötet und misshandelt wurden, jeglicher Grundlage entbehrt. Zweifelsohne kam es auch in Trnopolje zu Übergriffen und auch zu Vergewaltigungen und Morden. Doch so befremdlich es sich anhören mag: Hätte es dieses Zentrum für Vertriebene zum Zeitpunkt einer enormen Brutalisierung des Krieges und den Schutz durch serbische Soldaten nicht gegeben, hätten wohl weit mehr schutzlose muslimische Zivilisten ihr Leben verloren.

Die ITN-Reportage hatte ein falsches Bild des Lagers Trnopolje geliefert, und sie hatte auch Einfluss auf die westliche Politik gegenüber den bosnischen Serben. Eine Welle verschärfter Repressionen bis hin zur Androhung von Militärschlägen waren die Folge. Auch beim ersten Prozess des Kriegsverbrechertribunals in Den Haag gegen den bosnischen Serben Dusko Tadic spielte der Stacheldrahtzaun eine bedeutende Rolle. Tadic wurde vom Zeugen "L" - später bekannt als Dragan Opacic und überführt, von der Polizei in Sarajevo zur Falschaussage gezwungen worden zu sein - beschuldigt, im Lager Trnopolje an Morden und Vergewaltigungen teilgenommen zu haben. Opacic hatte am 15. August 1996 im Gerichtssaal in Den Haag auf eine Skizze gezeichnet, wie der Stacheldrahtzaun angeblich das gesamte Lagergelände einzäunte.

Auch Vulliamy wurde in den Zeugenstand geladen. Am 6. und 7. Juni 1996 gab er seine Erfahrungen über verschiedene Aspekte des Balkankriegs wieder. Seine Ausführungen wurden über weite Strecken vom Abspielen von ITN-Bändern begleitet. Als sich Vulliamy der Stelle mit dem Stacheldrahtbild mit Fikret Alic näherte, bat er darum, das Videogerät abschalten zu lassen: "Ich weiss nicht, wer darüber mehr verblüfft war, die anderen zu sehen. Wir, die wir die Leute hinter dem Stacheldrahtzaun erblickten, oder sie, die eine Gruppe von Leuten mit Notebooks und Kameras aus dem Bus steigen sahen. Wir liefen ihnen über ein Stück Land entgegen. Wir haben einigen von ihnen die Hände geschüttelt. Das war verwirrend. Ich beschreibe, wer hinter dem Zaun war, lieber mit abgeschaltetem Video, weil ich es besser kann, wenn ich nicht versuche, den Bildverlauf zu kommentieren."

Warum Vulliamy gerade diese eindrucksvollen Szenen nicht vorgeführt sehen wollte? Meine spontane Idee war, dass er möglicherweise Rückfragen über den Stacheldraht vermeiden wollte. Die Krönung offerierte mir Rechtsanwalt Wladimiroff. Er erzählte mir, dass er Opacic, einen Tag nach seiner Entlarvung als Lügner, über die Hintergründe seiner Falschaussage befragte. Opacic berichtete, dass ihm in Polizeigewahrsam in Sarajevo Videoaufnahmen von Dusko Tadic und von Trnopolje, das er nur flüchtig kannte, vorgeführt wurden. Darunter sei auch das Filmmaterial von ITN mit dem Stacheldrahtzaun gewesen. Wäre Opacic nicht vorzeitig der Lüge überführt worden, hätte Tadics Verteidiger den Stacheldraht zur Sprache gebracht, und möglicherweise wäre schon dann das ITN-Bild aufgeflogen.

* Thomas Deichmann (34) ist freier Journalist, Novo-Redaktor und Mitarbeiter des "London International Research Exchange". Eine Dokumentation seiner Untersuchungen mit Interviews, Fotos und Skizzen erscheint in diesen Tagen (Thomas.Deichmann@t-online.de).

Quelle: http://www.weltwoche.ch/archiv/ausland/02.97.bosnien.html
 
Wednesday September 1, 2004, The Guardian

'We can't forget'

Twelve years ago, Ed Vulliamy first revealed the horrors of Omarska, a Serbian concentration camp in Bosnia, to a stunned world. This summer the survivors returned to the place where they were tortured and raped, their friends and families murdered. He joined them

They walk in slow procession across a field of summer flowers, through the scent of mint into the nightmare of their memories. They arrive this time as survivors, not prisoners. Or else they come to pay homage to dead relatives at this accursed place: the now disused iron ore mine at Omarska, in northwest Bosnia. In 1992 it was a concentration camp, the location of an orgy of killing, mutilation, beating and rape, prior to enforced deportation for those lucky enough to survive. The victims were Bosnian Muslims and some Croats; the perpetrators their Serbian neighbours.

They move, tentatively, on this day of commemoration among desolate, rust-coloured industrial buildings, haunted by what happened within them. Nusreta Sivac places a flower on each space of floor where her dead friends once slept in the quarters for women who "served food and cleaned the walls of the torture rooms, covered with blood" - quarters just across a hallway from the now empty office where she was, like them, serially raped, night after night. And she passes the window from which she watched the slaughter of men on the tarmac below, day in, day out.
Satko Mujagic knows that tarmac well: his two-year-old daughter now plays with a ball on the very spot where he had been too weak to line up for bread because of dysentery, and had to be supported by his father. Later, the child picks a daisy. "You do this where your father lay bleeding," says one of the party. "Being here gives me the feeling of understanding nothing," says Satko. "The violence here was nothing to do with anything, not even war. It is unfathomable."
Young Sehiba Jakupovic, her face contorted with grief, stares around the rooms in a building called the White House from which hardly anyone emerged alive; her husband Alem was among those who perished. "I have a 12-year-old now," she says quietly, "just a baby at the time."
Nusreta tells the story of a family typical of Omarska and its legacy; one family among the thousands. "It was the night of one of their saints, St Peter," she recalls. "The guards were drunk and set tyres on fire, singing their songs and screaming as they took prisoners out to jump on them and beat them to death. One man, Becir Medunjanin, was being jumped upon, while his wife Sadeta watched from our quarters. She cried out, 'What are they doing to him?' and I tried to calm her lest she lost control and was taken out too. Sadeta was later killed as well. They had two sons; one had already been killed when they shelled the village - Sadeta always said that if she survived Omarska she would find his body to give it a proper burial. The other, Anes, survived Omarska, the only member of the family to live. He came with me just recently to identify Sadeta's body and gave his DNA. 'That is my mother,' he said."
The date of this commemoration of the camp's closure - August 6 - is branded into these people's minds. And I have a stake in all this: for the closure of Omarska followed the day after the putrid afternoon of August 5 1992, on which it had been my accursed honour to find a way into this place, along with a crew from ITN.
We saw little that day, but enough: terrified men emerging from a hangar, in various states of decay - some skeletal, heads shaven - and drilled across a tarmac yard, under the watchful eye of a machine-gun post, into a canteen where they wolfed down watery bean stew like famished dogs, skin folded like parchment over their bones. "I do not want to tell any lies," said one prisoner, "but I cannot tell the truth." And it is strange - traumatic, indeed - to stand again in that now empty canteen; strange to walk that tarmac killing ground.
It is disturbing to wander these dread buildings - where inmates were held and beaten, and whence they were called to their death; buildings forbidden to us that day in 1992, our paths blocked by armed guards and the camp commander, Zjelko Meakic, now awaiting trial in the Hague. Disturbing also to see the so-called Red House, where prisoners' throats were cut.
The feeling is all the more strange when I recognise a man I had met that day, in that same canteen: Sefer Haskic, who is now a joiner in Bolton, revisits the room into which he was crammed. "I was trying to remember the people they killed," he says. "All my friends. They would call out the names, and men would get up, leave us, and never come back. You could hear the screaming, the killing, you could smell burning tyres and dead bodies. Next morning, there would usually be about 30 of them: the yellow truck would arrive so that other prisoners could load them up and go to dig graves. The truck would always come back, but the men who loaded it usually not. I was forever waiting my turn, but it never came - I still can't believe I'm alive." Sefer remembers in particular a night of frenzied ferocity, during which some 150 men were killed, "and the walls were covered with blood".
However, these people have not returned to Omarska only for remembrance; it is also a gesture of defiance. It was intended by the Bosnian Serbs - as has been affirmed at The Hague - that no Muslims (or rather Bosniaks - the secular ethnic term by which they are properly known) should remain on this territory alive; that they should all be deported or killed. But all around us now are the sights and sounds of a once unthinkable return by thousands of Bosniaks to the homes from which they were brutally expelled. They come back under the shadow and insignia of their persecutors, with whom they live cheek by jowl - for this is the so-called "Republika Srpska" granted to the Bosnian Serbs at Dayton in 1995. But they do so all the same.
They return also to the village of Kozarac, the site of a savage attack on May 24 1992. It was emptied of all 25,000 Bosniak inhabitants. Every Muslim house was marked in paint for incineration; the surviving Muslims herded in droves over the mountains at gunpoint. But the place is now home to more than 6,000 Bosniak "returnees", who outnumber the Serbs as they did before, with an additional 15,000 visiting from the scattered diaspora for summer. Once again, minarets - blown apart by the Serbs - nestle, rebuilt, against the hillside.
With much greater difficulty, people return also to the local seat of authority, Prijedor, where the persecutions were planned and whence orders for establishment of the camps, for the killing and mass deportation were given. In Prijedor returnees live under the cold stare of their erstwhile persecutors; but Kozarac is an effervescent, if peculiar, place. As families sit out to enjoy pizza and beer in the warm evening, so they recognise one another: a survivor of Omarska here, of another camp there, a bereaved father here, a widowed mother there. The entire community is a concentration camp survivors' reunion. Everyone here is damaged, but resilient. No life is unaffected by the maelstrom of violence.
If there is a driving force behind the return to Kozarac, it is the quietly composed figure of Sabaduhin Garibovic, who runs the Concentration Camp Survivors' Association. "We are doing this," he says, "to show the Serbs who evicted us that they did not entirely succeed. That we can come back. They never thought they would see it. They cannot fathom what we are doing."
Sabahudin's father survived Omarska, but his brother Armin was among the first to die there, his name called from among 156 men packed into the "garage", a space just five metres by six. There was no water: the men had to drink urine to live. It was so hot that the prisoners smashed an upper window to let in air, for which Armin and another man were murdered. Sabahudin himself is a survivor of Trnopolje, another camp we entered that day in 1992: "I remember them taking out the girls to do what they would with them - six or so each night, including my niece." Trnopolje was the location for the enduring image of the war: the skeletal Fikret Alic and other prisoners behind barbed wire.
"Almost every day I see the people who did this to us," says Sabahudin. "We live separate lives - there is nothing that unifies us with the Serbs. We rely on ourselves and each other to survive." Just before our meeting, a jubilant wedding motorcade passed through town, hooting and waving the old Bosnian wartime flag. In overwhelmingly Serbian Prijedor, it was pelted with bottles and rocks. Two weeks before, a bomb had been thrown at a Bosniak-owned bar in Kozarac; a Serbian former camp guard living near Omarska was beaten up by Bosniaks. There are countless such incidents. "International foundations organise round tables to discuss living together," says Sabahudin, "but it is empty talk, and the reasons are simple: we cannot forgive or forget what happened, and they either deny it happened or say they had to do it - they were obeying orders."
Kozarac's economy depends almost entirely on the diaspora - on Omarska survivors such as Edin Kararic, who now works as a tanker driver based in Watford. Edin has managed to put some money into buying a cafe called Mustang on Kozarac's main drag, managed for him by a fellow survivor. "They drove us out," says Edin, "and we are buying it back. This cafe is my finger stuck up to the Serbs who did not want us here. In fact, that is what those minarets are, on the mosques that no one goes to: fingers stuck up at the Serbs. That is why we must come back to this place - why else would any of us want to, given what happened here?
"Mind you," he adds, pensively, "it's difficult to enjoy yourself in a place where 7,000 people are missing from a population of 25,000."
Emsuda Mujagic was among the first to come back to Kozarac, having been a refugee in Croatia. "I wanted to see in the new millennium at home," she says, "and so I came back on December 31 1999. Our house was one of the first to be destroyed in the shelling, but we rebuilt it slowly. There was literally nothing here. No birds, just snakes and a few Chetniks [slang for Serbs]. I have to stand up to their plan, which was to destroy not just a community but a whole people. That is the wish that has kept me going."
Emsuda is a survivor of Trnopolje, and on the 12th anniversary of our discovery of the camp, she takes me back to what is now a school again, closed for summer. There, sitting on the steps, Esmuda recalls how each night "the guards would just walk by and shoot or beat people while we slept in the open. Or else they would come into the women's and children's quarters with torches and read the names of young girls from a list, some as young as 10, 12 or 13. They would take them to a house where Serbian soldiers from the front would have their way with them. Some of the girls would come back, scarred and tortured - others would not, and we understood they had been tortured to death. One woman was breastfeeding her baby when they took her - she gave the child for safekeeping and came back horribly scarred."
Nusreta, who struggled to come to terms with her ordeal in Omarska, steeled herself to return to Prijedor in July 2002. By way of welcome, she found the word "Omarska" scrawled across her doorway by her new neighbours. "At first I thought I wouldn't be able to bear it," she says. "I used to stay indoors, peeping through the curtains."
There was always a macabre intimacy to Bosnia's war - people knew their torturers and murderers - and the intimacy remains. "A lot of the Omarska guards live in my neighbourhood," says Nusreta. "I see them almost every day. One of them, called Vokic, has his entrance in the next block of flats and we share a bedroom wall. I see the interrogators and even the man who ordered that I be put in Omarska - he's a bank manager and drives a Mercedes. I try to catch his eye, but he turns away. Another has been let out from prison in The Hague - called Kvocka. Last time I looked him in the eye was when he was in the dock and I was a witness. But I often see him on the street, even on the day we went to buy flowers for the burials of five women from Omarska whose bodies had been exhumed. There he was, in the florist buying flowers for his wife. I said to my friend: 'Look, Kvocka is standing behind you. On the day the dead are buried, and thousands more are dead, he walks free.'"
Nusreta, a former judge, returned not to her own apartment but to her brother's. Why? When she emerged alive from Omarska, she explains, she found a former typist from the bench called Ankica living in her flat, and was invited in for coffee. "There I was, like someone gone mad," recalls Nusreta, "straight from Omarska and a guest in my own flat. I sat down on my sofa. Ankica, wearing my clothes, made me coffee in my pot, served in the china my mother left me, and asked me: 'Why are you acting so strange?' She said the apartment suited her, she had always wanted one like this."
Years later, Nusreta returned - as was her right under the Dayton peace plan - to be promised by Ankica that everything would be left in order. "But when I finally evicted her," says Nusreta, "it had all gone. Even the built-in wardrobe. Everything I had inherited from my mother. Even my photographs. It was pure spite, to wipe out my past." Thankfully, Nusreta has a few good friends in Prijedor, notably the only Bosniak doctor in town, Azra, whose elderly father and stepmother had their throats cut when they returned home after surviving Omarska in 1992.
"Sometimes I get a crisis in the night," says Nusreta, "that someone may knock at the door or throw a brick through my window. But I will become happier in accordance with how many of our people come back. My only wish is that by us coming home, the Serbs do not get what they wanted." However, she says by way of conclusion, "I can never again be happy."
One hallmark of the aftermath of Bosnia's war is an almost complete lack of reckoning on the part of the Bosnian Serbs. Only one defendant - the former Bosnian Serb joint-president herself, Biljana Plavsic - has pleaded guilty at The Hague towhat happened, and appealed for reconciliation. But around Omarska, the returnees' narrative falls down a black hole in the perpetrators' memory. "There was no camp here," security guards at the entrance to Omarska mine told us. "It was all lies, Muslim lies, and forgery by the journalists."
"There is no remorse," says Nusreta. "No one has apologised or even admitted what happened. They say they know nothing about the camps. There are 145 mass graves and hundreds of individual graves in this region, and we invite the local authorities to our commemorations, but they never come." "Even now," says the Bosniak political leader in Prijedor, Muharem Murselovic, "the Serbs will not accept that anything happened. I am always in a dilemma - are they crazy, or are they pretending to be crazy? I think it is because they were all so deeply involved in what was happening that they cannot come forward and admit it."
"Every time I see a Serb who is extremist," says Sabahudin, "I remind him of what happened in front of their eyes. In such a way as I hope might change his viewpoint. He has to understand that if this country is to survive, they have to change their mind. Any future together is conditional upon them admitting what they did, and apologising for it."
The security guards from the all-Serbian village of Omarska signal that it is time for the commemorative procession to leave the camp. But as we leave, there remains one urgent question, one burning uncertainty.
Crucial to the reckoning of which Sabahudin speaks is the matter of the future of the site of camp Omarska. There is nothing to mark what happened here - the horrors are officially buried, hidden, denied. The Serbian local authorities are enthusiastically pursuing a plan to sell off the mine to overseas investors, which could result in the concealment of a mass grave, a monument to barbarity and suffering. The killing ground could become a car park. The physical memory of this evil but sacred ground could be obliterated.
Bosniak expectations are modest, and quite possibly doomed. "We would be pleased," says Sabahudin, "if there could just be some kind of memorial, maybe that the White House might be fenced off. We just want something to ensure that the memory is preserved, and in the smallest way to awaken the conscience of the Serbs. That is the really important thing. Because if we don't awaken that conscience, we might as well forget everything. And that would be the saddest thing of all - to forget what happened and what could happen again tomorrow. Yes, tomorrow."


http://www.guardian.co.uk/g2/story/0,3604,1294446,00.html
 
Alles Fälschungen, was? :evil:
Hat wohl der CIA ein paar ausgemergelte Somalier chemisch gebleicht und dann in Bosnien fotografiert, nur um dem großen friedliebenden serbischen Volke schaden zu können?!?
 
Der eine da oben auf dem Foto, das Berühmte. Das nen Cosuin eines Balija der mal mein Freund war.
Der aht selbst gesagt das das alles fake war..........................
 
Genau, alles ein Fake. In Wirklichkeit entstanden die Fotos in einem besonders effizienten Weight-Watchers-Feriencamp bzw. zeigen ein paar magersüchtige Muselmanen kurz bevor sie wieder aufgepäppelt und zu einer normalen Ernährung erzogen werden konnten.
 
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