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Den Haag: "Helden oder Verbrecher"

lupo-de-mare

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Helden oder Verbrecher

Stefan Tenner 18.12.2004
Die Auslieferung von mutmaßlichen Kriegsverbrechern wie Karadzic oder Mladic nach Den Haag kommt kaum voran; Kosovos neuer Premier wird auch Kriegsverbrechen beschuldigt
Seit Jahren herrscht Burgfriede auf dem Balkan. Vor mehr als fünf Jahren fielen die letzten NATO-Bomben auf Serbien. Im nächsten Jahr jährt sich das Ende des Krieges in Bosnien und in Kroatien bereits zum zehnten Mal. Seitdem können sich weder die ehemaligen jugoslawischen Teilrepubliken, noch die westlichen Staaten rühmen, das dunkelste Kapitel in Europa nach Ende des 2. Weltkrieges wenigstens in Ansätzen aufgearbeitet zu haben. Ein großer Teil dieser Geschichtsbewältigung hätte das Jugoslawien-Tribunal in Den Haag [1] übernehmen können. Als Machtinstrument des Westens hat es jedoch bislang diesen Anspruch nicht glaubhaft machen können. Weder sind die wichtigsten mutmaßlichen Kriegsverbrecher dort aufgetaucht, noch spielt bislang die Verantwortung des Westens überhaupt eine Rolle. Unterdessen laufen die ersten Vorbereitungen für die Übergabe der Prozesse an einheimische Gerichte.


"Den Haag" hat es geschafft. Als wohl einprägsamster Markenname für ein westliches "Produkt" hat es sich in den Ländern des ehemaligen Jugoslawiens eingenistet. Aus dem Schmuddel-Image ist es dort jedoch nie herausgekommen, hat es aufgrund des Drucks und Dank enormer finanzieller Mittel, den lokalen juristischen Markt für die Aufarbeitung der Balkan-Kriege völlig lahm gelegt. Ohne "Haag" geht auf dem heterogenen Absatzmarkt des Balkans mittlerweile nichts mehr.

Versuchte dennoch jemand, diesem Monopol zu entrinnen, wurde er bislang immer gnadenlos mit Sanktionen, Verdächtigungen oder Drohungen überhäuft. Für die breiten Bevölkerungsschichten des ehemaligen Jugoslawiens wurde das Produkt "Haag" tausendfach wiederholt über die Massenmedien verbreitet und als moralische Grundlage für eine neue, vielmehr für die einzige Zukunft präsentiert. Die Rechtssprechung fand dabei jedoch stets woanders statt. An einem neutralen Ort, der keiner ist. Vielleicht gerade deshalb lehnen die "Kunden" das so aufwändig beworbene Produkt bis heute noch immer ab.

Den Haag verursacht politischen Stillstand

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http://www.heise.de/bin/tp/issue/r4/dl-artikel2.cgi?artikelnr=19043&mode=html&x=17&y=9
 
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