Unter seinem Führer und Lehrmeister Enver Hoxha (1908-1985) - gesprochen: Hodscha -, der es zum dienstältesten Partei- und Regierungschef der europäischen Nachkriegszeit brachte, sah es sich als einen Hort des reinen, unverfälschten Sozialismus, als einen unbeirrbaren Wegbereiter des Kommunismus. Die Regierung in Tirana (Tiranë) war bestrebt, fremde Einflüsse fernzuhalten, Kontakte zu unterbinden, das Volk vor der Ansteckungsgefahr westlich-freiheitlicher Ideen zu bewahren. Damit machte sich die "Sozialistische Volksrepublik Albanien" zu einem notorischen Außenseiter, kein Land in Europa isolierte sich mehr als das Land der Skipetaren.
Man hat von Albaniens schicksalhafter Geographie gesprochen, von seiner Brückenkopffunktion, die es in seiner fast dreitausendjährigen Geschichte für Eroberer auf dem Balkan hatte.
Seit der Antike diente Albanien als Sprungbrett kriegsführender Mächte, seine Bewohner wurden bis in unsere Zeit daran gehindert, sich zur selbständigen Nation zu formieren. Ausgeprägtes Misstrauen gegen alles Fremde ging daraus hervor. Albaniens Alleingang schien Ausdruck dieser Haltung zu sein.
Unter Enver Hoxha bildete sich ein albanischer Nationalkommunismus heraus. Seine große Stunde war gekommen, als sich im Herbst 1944 die deutsche Wehrmacht zum Rückzug aus Albanien gezwungen sah. Das von Hoxha geführte "Antifaschistische Befreiungskomitee" übernahm nun die Macht im Land. Die Kommunisten gewannen rasch die Oberhand; nach stalinistischem Vorbild liquidierten sie ihre Gegner und säuberten auch ihre eigenen Reihen. Enver Hoxha wurde zur Kult- und Symbolfigur des "neuen Albanien".
Erst in den 1920er Jahren, unter dem Regime des aus ungefestigten demokratischen Verhältnissen an die Macht gekommenen Königs Zogu I. (Regierungszeit 1928-1939) und während der fünfjährigen italienischen Besatzungszeit, hatte sich Tirana zur Hauptstadt Albaniens entwickelt. 1941 war in einem Tabakladen der Altstadt die Kommunistische Partei Albaniens gegründet worden. Ihr Generalsekretär, der Bürgersohn Enver Hoxha, hatte sich im Zweiten Weltkrieg bereits als Partisanenkämpfer hervorgetan. Er fühlte sich seinem jugoslawischen Nachbarn Josip Tito verbunden, der ihn nach Kriegsende wirtschaftlich unterstützte. Doch schon 1948 sagte sich Hoxha von Tito los. Aus Tirana verlautete, Jugoslawiens Hilfe habe lediglich das Ziel gehabt, Albanien zu schlucken. Hoxha unterstellte sich nunmehr dem Moskauer Patronat und erhielt sowjetische Entwicklungshilfe. Doch Albanien drohte immer mehr unter das Moskauer Kommando zu geraten. Im Jahr 1961 erfolgte deshalb der
Abbruch der diplomatischen Beziehungen zur UdSSR.
Aber das kleine, arme, machtlose Albanien musste sich irgendwo anlehnen. Zur rechten Zeit fand es in den Chinesen neue Bundesgenossen. Als aber auch die
Volksrepublik China nach dem Tod Mao Zedongs (1893-1976) eine andere, aus albanischer Sicht revisionistisch-opportunistische Linie einschlug, ließ Hoxha Ende der 1970er Jahre die chinesischen Wirtschafts- und Militärberater ausweisen. Albanien wollte sich fortan auf die eigenen Kräfte stützen, hieß es in Tirana.
Gemäß seiner neuen Verfassung von 1976 verzichtete Albanien auf ausländische Kredite. Erst nach den Unruhen von 1990, als Tausende von Albanern über ausländische Botschaften ihre Ausreise erzwangen, öffnete sich Albanien für ausländische Kredite und Hilfe. 1991 wurde eine neue Verfassung verabschiedet. Die Einheitspartei "Partei der Arbeit" verzichtete auf ihr Machtmonopol, distanzierte sich von ihrer bisherigen Politik und änderte ihren Namen in Sozialistische Partei. Trotzdem fand das Land keine politische Stabilität. Es kam zu häufigen Regierungswechseln. Nach dem Zusammenbruch betrügerischer Anlagegesellschaften 1997 führten bürgerkriegsähnliche Unruhen zu Chaos und Anarchie. Eine internationale Schutztruppe gewährte humanitäre Hilfe. Wegen der serbischen Unterdrückung der albanischen Bevölkerung im Kosovo kam es zu Auseinandersetzungen mit Jugoslawien. Zahlreiche Kosovo-Albaner flüchteten nach Albanien, was die sozialen Probleme des Landes verschärfte.
Entwicklungen
Der ab Oktober 1999 amtierende Ministerpräsident Ilir Meta (*1969) konnte sein Land in keine
bessere politische Zukunft führen. Auch die seit Juli 2005 amtierende Mitte-rechts-Regierung konnte bisher keine wesentliche Besserung bewirken. Korruption, politische Grabenkämpfe, die demokratische Entwicklungen blockieren, Menschenrechtsverletzungen, organisierte Kriminalität und eine ab Januar 2007 entfachte Energiekrise bestimmen momentan das politische Klima im Lande. Dabei benötigt Albanien dringend politische Reformen, die die Demokratie und damit die ökonomische Situation stärken. Mitte Juli 2006 hat noch das amtierende Anti-Folter-Komitee des Europarats der albanischen Regierung die Duldung schwerer Grundrechtsverletzungen durch die Polizei vorgeworfen.
Trotz eines jährlichen Wirtschaftswachstums von etwa 6% (dem höchsten in Südosteuropa), leidet Albanien an einer hohen Arbeitslosigkeit, die nach offiziellen Angaben bei 15%, tatsächlich aber doppelt so hoch liegt. Die nationale Armutsrate lag 2006 bei rund 19 Prozent.
Mit einer Mitte August 2006 von Ministerpräsident Berisha verkündeten unkonventionellen Initiative zum Anschub der Wirtschaft sollen ausländische Investoren ins Land gelockt werden. Insgesamt 110.000 ha im Staatsbesitz befindliches Land soll für 1 EUR/m² von Interessenten erworben werden können. Auch die erforderlichen Lizenzen für Gewerbeeinrichtungen sollen für 1 EUR vergeben und darüber hinaus mit steuerlichen Vergünstigungen gefördert werden. Im Rahmen des Programms schrieb das Wirtschaftsministerium im Februar 2007 ein Wärmekraftwerk in Fier zum Verkauf für 1 EUR aus. Allerdings musste sich der Erwerber verpflichten, den Betrieb zu sanieren und die Kraftwerksleistung zu steigern.
Albanien unterstützte die Unabhängigkeitsbestrebungen des
Kosovos und dessen Loslösung von Serbien. Hierzu erhielt das Land Unterstützung von Europa und den USA, die in Kosovo mit Camp Bondsteel die größte Militärbasis auf dem Balkan installiert haben.
Aussichten
Durch die Schließung des Atomkraftwerks Kosloduj in Bulgarien Ende 2006 verlor Albanien etwa 40% seiner Stromversorgung und rutschte im Januar 2007 in die schwerste Energiekrise seit der politischen Wende Anfang der 1990er Jahre.
Albanien ist nicht nur reich an Bodenschätzen wie Chrom, Kupfer, Nickel, Eisen, Kohle und Erdgas sondern insbesondere auch an Erdöl. Hier ist das 1932 entdeckte Ölfeld Patos Marinza zu nennen, wo noch rund zwei Milliarden Barrel Öl liegen und damit das größte europäische Onshore-Ölfeld ist.
Neben anderen internationalen Öl-Firmen ist Manas-Petroleum besonders stark in Albanien engagiert und vermutet neben den bisherigen Ölabbaufeldern ein riesiges Öl-und Gas-Potential (
Gustavson Report). Das Unternehmen verfügt über Produktions-Sharing-Verträge für mehr als 3000 Quadratkilometer. Wie erst im Januar 2008 verkündet, wurden neue Erdölfelder in Nordalbanien ausgemacht, in denen Schätzungen zufolge Reserven von fast 3 Milliarden Fässern Öl lagern. Ebenso wurden in gleicher Region Erdgasreserven in einer Größenordnung von etwa 3 Billionen Kubikmetern entdeckt (
Albania to get German funds for park, canal network,
Manas Petroleum mit PSA in Albanien,
Vast oil reserves found in northern Albania).
Das erhebliche Potenzial an Wasserkraft aber auch die Entwicklung des Tourismus könnten mehr zur Wirtschaftsentwicklung beitragen.
Die 26 Nato-Mitgliedstaaten haben sich am 2. April 2008 beim Nato-Gipfel in Bukarest für eine Aufnahme von Albanien - trotz nach wie vor bestehendem Reformbedarf - und Kroatien ins Bündnis ausgesprochen. Die einzelnen Staaten müssen den Beitritt noch ratifizieren, so dass er voraussichtlich in etwa einem Jahr vollzogen werden kann. Die Aufnahme in die Nato ist für Albanien ein grosser Schritt in der seit Jahren verfolgten Integrationspolitik.
Literatur