Serbien: Kirchliches Zentrum für Drogensüchtige wird aufgelöst
Heiliger Synod der serbisch-orthodoxen Kirche griff nach Mediendiskussion über Gewaltanwendung in einem Rehabilitationszentrum durch
27.05.2009
Belgrad, 27.05.2009 (KAP) Der Heilige Synod der serbisch-orthodoxen Kirche hat "mit Erstaunen und Bedauern" auf die "brutale Gewalt" reagiert, die in einem orthodoxen Rehabilitationszentrum für jugendliche Drogenabhängige in der Diözese Raska-Prizren angewendet wurde. Der zuständige Diözesanbischof Artemije (Radosavljevic) wurde aufgefordert, das Rehabilitationszentrum unverzüglich aufzulösen und gegen die beteiligten Priester ein kirchenrechtliches Verfahren einzuleiten. Außerdem rief der Heilige Synod die Sicherheits- und Justizbehörden dazu auf, alle erforderlichen Maßnahmen im Hinblick auf die Gewaltanwendung in dem Rehabilitationszentrum zu ergreifen. Insbesondere wandte sich der Heilige Synod an die Opfer der Gewalt und äußerte sein aufrichtiges Bedauern wegen der Vorfälle.
Zuvor war auf der Website der serbischen Zeitschrift "Vreme" eine Video-Aufnahme veröffentlicht worden, auf der zu sehen war, wie ein Patient vor Ikonen geschlagen wurde. Diese Aufnahmen und das Geständnis des priesterlichen Leiters des Zentrums seien "unzweifelhafte Beweise der Gewalt, die dem Geist des Evangeliums und der Mission der Kirche völlig fremd und absolut inakzeptabel" seien, heißt es in der Mitteilung des Heiligen Synods.
Bischof Artemije leugnete die Gewaltanwendung in dem Rehabilitationszentrum nicht. Allerdings behauptete er in einer Stellungnahme für die Nachrichtenagentur "Tanjug", dass das Rehabilitationszentrum nicht dem Kloster Crna Reka gehöre, wie es zuvor in den Medien geheißen hatte. Der Leiter des Zentrums, Erzpriester Branislav Peranovic, habe über die "Methoden" des Zentrums bereits mehrmals in den Medien gesprochen. Diese "Methoden" dienten der Heilung, nicht der Misshandlung, so der Bischof. Die Videoaufnahmen seien bereits vor einigen Jahren entstanden. Dass das Rehabilitationszentrum jetzt zum Medienthema wurde, sei eine "Retourkutsche" für seine kritische Haltung im Hinblick auf den Besuch des US-Vizepräsidenten Joe Biden im Königskloster Visoki Decani, meinte der Bischof.
Erzpriester Peranovic, der Leiter des Rehabilitationszentrums, sagte inzwischen, es sei "unstrittig", dass die Drogenabhängigen geschlagen worden seien. Er beklagte sich aber, dass das Zentrum in den Medien "als ein mittelalterlicher Ort der Folterungen und Misshandlungen schlimmster Sorte" dargestellt werde. Dabei äußerte Peranovic kein Bedauern wegen der Gewaltanwendung.
Der rechtliche Status des Rehabilitationszentrums ist strittig. Während Bischof Artemije angab, dass das Zentrum bei den Staatsorganen Serbiens eingetragen sei, sagte Ivana Misic, Assistentin des serbischen Gesundheitsministers, dass das Zentrum von ihrem Ministerium nicht zugelassen sei. Ein Sprecher der serbischen Regierung teilte inzwischen mit, dass gegen neun Personen aus dem Rehabilitationszentrum sowie gegen mehrere Unbekannte Ermittlungen eingeleitet worden seien.
kathweb Nachrichten .:. Katholische Presseagentur Österreich