Karriere
Nach Abschluss der Mittelschule wurde Litwinenko 1980 in die Armee einberufen. Ab 1988 war er in der Abteilung für Spionageabwehr des sowjetischen Geheimdienstes
KGB tätig. In verschiedenen Konfliktherden der
Sowjetunion und später
Russlands war er an Kampfeinsätzen beteiligt. Beim
FSB, der russischen Nachfolgeorganisation des KGB ab 1991, war Litwinenko im Kampf gegen Terrorismus und organisiertes Verbrechen eingesetzt.
Vom Agenten zum Kritiker des russischen Machtapparates [Bearbeiten]
1998 trat Litwinenko erstmals als Kritiker des russischen Machtapparates an die Öffentlichkeit: Auf einer Pressekonferenz in
Moskau beschuldigte er – zusammen mit
Michail Trepaschkin und einigen anderen maskierten Geheimdienstlern – die Führung des Geheimdienstes FSB der Anstiftung zum Mord. Sie hätten von dieser den Auftrag bekommen, den damaligen Sekretär des Staatsicherheitsrats,
Boris Beresowski, zu töten.
[1]
Im März 1999 wurde Litwinenko erstmals verhaftet, in einem Strafverfahren im November desselben Jahres aber freigesprochen. Noch im Gerichtssaal wurde er erneut festgenommen, im Jahr 2000 schließlich aus der Haft entlassen. Litwinenko behauptete, die Anschuldigungen gegen ihn seien konstruiert gewesen. Und bei der Haftentlassung habe er sich verpflichten müssen, nicht aus der Russischen Föderation auszureisen. In der Folge wurde ein drittes Strafverfahren gegen ihn eröffnet. Nach eigenen Angaben wurden Litwinenko und seine Familie vom FSB bedroht, was ihn noch im Jahr 2000 zur illegalen Ausreise bewogen habe.
Litwinenko traf am 1. November 2000 in London ein und beantragte
politisches Asyl. Dieses wurde ihm und seiner Familie im Mai 2001 gewährt. In
Großbritannien betätigte sich Litwinenko als Journalist und Buchautor, finanziert durch den ebenfalls in London lebenden Boris Beresowski.
[2] Im Oktober 2006 – wenige Wochen vor seinem Tod – erhielt Litwinenko die britische Staatsbürgerschaft. Laut
Daily Mail betätigte sich Litwineko in London als
MI6-Agent.
[3]
Kritik aus dem Londoner Asyl (ab November 2000)
Litwinenko machte eine Reihe von Anschuldigungen öffentlich, die seine früheren Geheimdienstkollegen von KGB und FSB und den früheren FSB-Chef Wladimir Putin belasten oder diskreditieren. Diese Behauptungen konnten bislang von unabhängigen Medien weder bestätigt noch widerlegt werden.
Sprengstoffanschläge auf Wohnhäuser 1999 [Bearbeiten]
Hauptartikel: Sprengstoffanschläge auf Moskauer Wohnhäuser
Zusammen mit
Juri Felschtinski, einem
US-amerikanischen Historiker russischer Herkunft, verfasste er 2002 das Buch
Blowing up Russia: Terror from Within; russisch
ФСБ взрывает Россию[4] (deutsch: „Der FSB sprengt Russland in die Luft“). Die auf Menschenrechtsfragen spezialisierte russische Nachrichtenagentur Prima, welche vom ehemaligen Sowjetdissidenten
Alexander Podrabinek geleitet wird, ließ das Buch in
Lettland drucken und wollte es in Moskau mit einer Auflage von 4400 Exemplaren verkaufen. Der Lastwagen mit der Auflage wurde indes im Rahmen einer Antiterror-Aktion beschlagnahmt.
Die zentrale These des Buches ist, dass die
Sprengstoffanschläge von 1999 auf Wohnhäuser in Moskau und anderen russischen Städten, bei denen rund 300 Menschen den Tod fanden, entgegen den Behauptungen von offiziellen russischen Stellen nicht von
tschetschenischen Terroristen verübt wurden. Vielmehr gingen die Anschläge – so die Autoren – auf das Konto des russischen Geheimdienstes FSB und dienten im Rahmen einer
«Strategie der Spannung» als Vorwand für die Entfesselung des
Zweiten Tschetschenienkriegs. Beweise für diese Verschwörungstheorie konnte er aber nicht liefern.
[5] [6]
Dieselbe Theorie vertraten auch Mitglieder einer öffentlichen Kommission um
Sergei Kowaljow. Ihre Mitglieder wurden von einer Reihe von Zwischenfällen heimgesucht: Der Kommissionsvorsitzende Sergej Juschenkow wurde am 17. April 2003 erschossen.
[7] [8] Dem Ermittler der Kommission, dem Anwalt
Michail Trepaschkin – wie Litwinenko ein ehemaliger FSB-Offizier – wurde eine Pistole untergeschoben, er wurde im Mai 2004 wegen Verrats von Staatsgeheimnissen und illegalem Besitz von Munition zu vier Jahren Lagerhaft verurteilt. Nach Angaben von
Amnesty International war das Verfahren „offenbar politisch motiviert“ und entsprach „nicht den internationalen Standards für faire Verfahren“. Russische Menschenrechtsgruppen gingen davon aus, dass „die Anklagen gegen ihn konstruiert wurden, um zu verhindern, dass er seine Ermittlungen zu den 1999 verübten Bombenanschlägen auf Wohnhäuser fortsetzen konnte“, so Amnesty International.
[9]
Das Kommissionsmitglied
Juri Schtschekotschichin, Vize-Chefredakteur der Wochenzeitung „Nowaja Gaseta“, starb am 3. Juli 2003. Offizielle Todesursache war eine schnell verlaufende allergische Reaktion, das sogenannte
Lyell-Syndrom. Die politischen Freunde des Verstorbenen zweifelten diese Darstellung an. Sie wiesen darauf hin, dass der Verstorbene nicht an Allergie gelitten habe und dass nie geklärt wurde, was den angeblichen allergischen Schock auslöste. Ihre Versuche, die Umstände des Todes näher zu untersuchen, wurden jedoch von offizieller Seite behindert; zahlreiche Fragen konnten nicht beantwortet werden.
[10] Einige westliche Medien sprechen von Vergiftung.
[11] Die russische oppositionelle Internetzeitung grani.ru reiht den Fall unter die großen politischen Morde in Russland ein.
[12]
Organisation der Geiselnahme im Moskauer Theater 2002 [Bearbeiten]
Im Juni 2003 behauptete Litwinenko im Interview mit dem
australischen TV-Sender SBS, dass mindestens zwei der Tschetschenen, die das
Moskauer Musical-Theater erstürmt hatten, in Wahrheit für den FSB gearbeitet hatten und vom FSB zur Geiselnahme angestiftet worden waren. Angeblich konnten die beiden ihm bekannten Tschetschenen später nicht unter den Toten gefunden werden, weil sie vom FSB herausgeholt worden waren. Litwinenko war überzeugt, dass die Geiselnahme in Wahrheit eine geplante Aktion des FSB war.
[
Pädophilie-Anschuldigungen gegen Putin
Litwinenko beschuldigte im Juli 2006 auf der Website der tschetschenischen Separatistenbewegung Wladimir Putin der Veranlagung zur
Pädophilie.
[16] Er verglich ihn mit dem bekannten ukrainischen Serienmörder und Kannibalen
Andrei Tschikatilo.
Letzte, unveröffentlichte Recherchen [Bearbeiten]
Zerschlagung von Jukos [Bearbeiten]
Vor seinem Tod soll Litwinenko brisantes Material über die Zerschlagung des russischen Ölkonzerns
Jukos gesammelt haben. Dies berichtete die britische Tageszeitung
The Times. Litwinenko habe Unterlagen besessen, die bewiesen, dass mehrere Mitarbeiter des Unternehmens verschwunden oder gestorben seien und dass die russische Regierung an diesen Verbrechen direkt beteiligt gewesen sei. Die Akte habe Litwinenko dem früheren, Jukos-Vize
Leonid Newslin übergeben.
[17]
Ermordung von Anna Politkowskaja [Bearbeiten]
Eigenen Aussagen zufolge hat Litwinenko sich zuletzt auch mit dem Mord an der Moskauer Journalistin
Anna Politkowskaja beschäftigt. Er soll sich am Tag seiner
Verstrahlung mit Polonium-210 mit dem italienischen Geheimdienstexperten
Mario Scaramella getroffen haben, der ihm angeblich wichtige Unterlagen zu diesem Fall überreichte. Darin sollen Mitglieder einer Spezialeinheit des FSB als Urheber des Mordes an Politkowskaja angeführt werden. Litwinenko sei in diesen Unterlagen ebenso wie der in London lebende russische Oligarch Beresowski als nächstes Ziel von Anschlägen genannt worden.
[18]
Alexander Walterowitsch Litwinenko – Wikipedia
Alexander kämpfte nicht mit dem Schwert sondern mit der Feder und wurde zum Shehid.