Serbischer Präsident soll zu Aufklärung in der Frage der Vermissten beitragen - Gedenken an Opfer des Massakers in Ovcara
Vukovar - Kein Grashalm liegt schief, kein Papierl ist auf der Straße - Vukovar zeigt sich anlässlich des historischen Besuchs des serbischen Präsidenten Boris Tadic von seiner besten Seite. Die Vorbereitungen für den inoffiziellen Besuch in der slawonischen Stadt liefen seit Tagen auf Hochtouren. Etwa 1.000 Polizisten sind Medienberichten zufolge für die Sicherheit des Gastes zuständig. Tadic wird am heutigen Donnerstag mit seinem kroatischen Amtskollegen Ivo Josipovic und Ministerpräsidentin Jadranka Kosor zusammentreffen.
Der Besuch ist für beide Länder von großer symbolischer Bedeutung. Sowohl von Medien als auch vonseiten der Politik wird eine Entspannung der Verhältnisse zwischen Kroatien und Serbien erwartet. Josipovic sagte, dass es ihn besonders freue, dass über die Wichtigkeit des Besuches bei allen Parteien Konsens herrsche.
Gedenken in Ovcara
Tadic wird am heutigen Donnerstag an der Gedenkstätte beim früheren Landgut Ovcara, wo am 20. November 1991 rund 200 kroatische Zivilisten, großteils Deportierte aus dem Krankenhaus Vukovar, und Soldaten von serbischen Streitkräften ermordet wurden, einen Kranz niederlegen. In Paulin Dvor bei Osijek, wo am 11. und 12. Dezember 1991 in einer Racheaktion 18 serbische Zivilisten ermordet wurden, werden Tadic und Jopsipovic ebenfalls der Opfer gedenken. In Vukovar schließlich werden sie mit Familien zusammentreffen, deren Angehörige seit dem Krieg als vermisst gelten. Kosor erwartet, dass mit Tadic' Besuch wieder Bewegung in die Suche nach Vermissten komme.
Laut einer Umfrage des kroatischen Senders Nova TV begrüßen 60 Prozent der Bewohner Vukovars den Besuch des serbischen Präsidenten. 52 Prozent erwarten, dass Tadic sich für die Verbrechen in Ovcara entschuldigen werde. Der heutige Besuch ist der erste eines serbischen Präsidenten in Vukovar. Es werden ruhige Proteste erwartet. Die Partei des Rechts (HSP) will vom Wasserturm Vukovar bis zum Landgut Ovcara eine Menschenkette bilden.
Die ostslawonische Stadt Vukovar gilt als Symbol für den Unabhängigkeitskrieg Kroatiens. Sie war im Herbst 1991 wochenlang von serbischen Truppen belagert und durch Granatbeschuss praktisch völlig zerstört worden. Am 18. November 1991 nahmen serbische Truppen die Stadt, in der nur noch 2000 Menschen lebten, schließlich ein. (APA)