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Der Tunnel von Sarajevo

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Lima

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Ein Dokumentarfilm von Michael Möller und Slavica Vlahovic
Deutschland/Schweiz/Frankreich


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Donnerstag, 24. November 2011, 23.15 - 00.45 Uhr .

Er war nur 90 cm breit, 1,60 m hoch und 800 m lang und rettete doch einer ganzen Stadt das Leben. Zum ersten Mal erzählt ein Dokumentarfilm die Geschichte des geheimen Tunnels von Sarajevo, der am längsten eingekesselten Stadt des 20. Jahrhunderts. Während der Belagerung der Stadt von 1992 bis 1996 wurde dieser schmale Tunnel unter dem Flughafenfeld zur Lebensader für über 300 000 Menschen.


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Der Tunnel von Sarajevo


Sarajevo im Mai 1996: Ringsum auf den Bergen stehen die serbischen Truppen mit schwerem Gerät. Es gibt keinen Ausweg aus der Stadt: Keinen Weg hinaus, keinen Weg hinein, keine Hoffnung. Nachts versuchen verzweifelte Menschen die Landebahn des Flughafens zu überqueren. Sie ist der einzige Verbindungsweg nach draußen. Doch der Flughafen wird von UN-Truppen kontrolliert. Sobald die UNPROFOR-Soldaten Schemen von Flüchtlingen entdecken, tauchen sie die Landebahn mit riesigen Strahlern in gleißendes Licht und geben die Menschen zum Abschuss frei. Die Rettung: ein geheimer Tunnel unter dem Flughafen.



800 Meter müssen für den Bau überwunden werden, 2.800 Kubikmeter Erde sind allein mit Muskelkraft zu bewegen. Mit einfachsten Mitteln – Schaufel, Spitzhacke und Schubkarre – gelingt es, innerhalb von vier Monaten unbemerkt von der UNPROFOR und den serbischen Belagerern unter dem Flughafen eine Verbindung zur Außenwelt herzustellen. Durch den schmalen Tunnel kriecht ein Menschenstrom in beide Richtungen, kommen Lebensmittel, Benzin, Öl, Medikamente und vor allem Waffen in die Stadt. Selbst ein von Deutschland gespendetes 12 Megawatt Starkstromkabel sowie eine Treibstoffpipeline werden verlegt. Der Tunnel hat das belagerte Sarajevo gerettet.


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Die Tunnelbauer treffen sich nach 15 Jahren wieder.



Es ist verwunderlich, dass bis heute kein längerer Dokumentarfilm zu diesem Überlebenskampf gedreht worden ist, obwohl in den Archiven der Stadt wahre Schätze an historischem Filmmaterial über den Tunnel lagern. Der Grund: Mit dem Tunnel verbinden sich auch unangenehme Wahrheiten wie Korruption und Verrat. Auch diese kontroversen Seiten der menschlichen Natur, wie sie gerade in Kriegen aufbrechen, greift der Film auf und zeigt, wie die Folgen bis heute die Atmosphäre in der vordergründig blühenden Balkanmetropole prägen.

Der Tunnel von Sarajevo ist eine noch kaum bekannte, einzigartige europäische Kriegsgeschichte. Er war während der Belagerung nicht nur der einzig sichere Weg aus der Stadt, er gab den Menschen vor allem wieder Hoffnung. Durch den Tunnelbau entwickelten sie eine unvergleichliche existentielle Kraft und Kreativität. Der Film erzählt die Tragödien dieser Zeit und lässt gleichzeitig diese Kraft, entstanden in einer schier ausweglosen, eingekesselten Lage, wieder aufleben.

WDR Erstausstrahlung
 
Heute gibt's in den Resten des Tunnels ein kleines Museum, ich war letztes Jahr dort:


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Den Eingang dazu (Pfeil) kann man heute besichtigen.

Eine Familie hat dafür ihr Haus zur Verfügung gestellt, erst für den Tunneleingang, und dann, als alles vorbei war, für das Museum. Dass die Wühlerei dem Haus nicht gut bekommen ist, sieht man deutlich.
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Das Haus gegenüber diente als Polizeistation.
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Wenige Meter entfernt vom Tunneleingang starten und landen die Flugzeuge.
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Jenseits des Belagerungsrings liegt das damals unter Kontrolle der Armee von Bosnien und Herzegowina befindliche Igman-Gebirge. Eine einzige Straße (Pfeile), die von den Serben häufig beschossen wurde, führte da durch; an deren Ende lag das andere Tunnelende (dort kommen wir heute nicht hin).
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Der Tunnel war an den meisten Stellen nur ca. 150m hoch und musste ständig von Wasser freigepumpt werden; da war es eine große Erleichterung, als man Schienen hindurch verlegt hatte, und man Versorgungsgüter und gelegentlich auch Krankentragen mit Verwundeten auf Loren durch den Tunnel schieben konnte.
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Inzwischen ist der Tunnel mit Ausnahme eines wenige Meter langen Demontrationsstollens
nicht mehr zugänglich ...
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... und über der Tunnelstrecke wird Wein, Obst und Gemüse geerntet.
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Der Tunnel war an den meisten Stellen nur ca. 150m hoch und musste ständig von Wasser freigepumpt werden; da war es eine große Erleichterung, als man Schienen hindurch verlegt hatte, und man Versorgungsgüter und gelegentlich auch Krankentragen mit Verwundeten auf Loren durch den Tunnel schieben konnte.

^^

Was man dazu noch erwähnen sollte, bevor die Pumpe installiert wurde, hatte man auf einer Seite ein Stromkabel und auf der anderen Seite eine Pipeline.
 
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