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leylak
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In deutschen Kernkraftwerken wird nach SZ-Informationen seit Jahren Uran aus russischen Atomwaffen eingesetzt. Ein mysteriöses Geschäft der Energiekonzerne, dessen wahres Ausmaß erst nach und nach ans Licht kommt. Vertrauliche Papiere legen nahe, dass es den Managern nicht nur um den Erhalt des Weltfriedens ging.
Vertrauliche Dokumente der Atombranche machen klar, welche Dimension das Projekt hatte: Es geht um mindestens 100 Tonnen militärisches Uran. Vertrauliche Papiere führender Atommanager enthüllen einen wüsten Verdacht: Sie sollen geplant haben, die Bundesregierung auszutricksen und mit Abrüstungsplänen längere Laufzeiten durchzuboxen. Von den diskreten Geschäften führen Spuren zu einer weiteren Affäre. In deren Zentrum steht Andrey Bykow. Der umstrittene russische Lobbyist gilt als Schlüsselfigur im Skandal um versickerte Millionen bei Atomgeschäften des Energiekonzerns EnBW.
Bykow und führende deutsche Atommanager halfen Putin offenbar gerne. Den Angaben zufolge setzte die Atomindustrie in den vergangenen zehn Jahren mehr als 1000 Brennelemente ein, die mit militärischem Uran bestückt waren. Bei weiteren 500 gilt dies als sehr wahrscheinlich. Damit wurden sie zum wichtigen Stromlieferanten der Deutschen. Zum Vergleich: Mit 200 Brennelementen lässt sich ein ganzes AKW fünf Jahre befeuern. Und die Aktion ist noch nicht zu Ende. Der Einsatz weiterer 180 Elemente ist geplant.
Die Geschäfte machen endgültig klar, wie Atomwaffen der Atomenergie nutzen. Aus einer Mischung von wiederaufbereitetem Uran aus Westeuropa und höher angereichertem Uran aus Russland wurden bei Moskau Brennelemente hergestellt, die dann in Spezialbehältern per Bahn, Schiff und Lastwagen zu ihren deutschen Bestimmungsorten transportiert wurden - in die Kernkraftwerke Obrigheim und Neckarwestheim (beide EnBW), Brokdorf (Eon), Unterweser (Eon) sowie Gundremmingen (RWE und Eon).
Es sind Zeilen, die in Berlin für Fassungslosigkeit sorgen dürften: Teile der Wirtschaft glauben nicht nur, die Politik dank ihres Lobbyings im Griff zu haben. Sie enthalten ihr offenbar auch noch hochbrisante Informationen vor, um sie bei einer der wichtigsten politischen Entscheidungen der vergangenen Jahre hinters Licht zu führen, dem Atomausstieg. Selbst Jahre später ist dem EnBW-Konzern zu den Vorgängen nicht mehr als ein Achselzucken zu entlocken: Wie EnBW heute den Versuch bewerte, die Regierung beim Atomausstieg auszutricksen? "Der von Ihnen zitierte Satz ist eine Sachverhaltsdarstellung", lässt EnBW auf SZ-Anfrage wissen. "Wir verwahren uns gegen eine pauschale Unterstellung einer geplanten Täuschung.