eutschlandpremiere der Science Busters
„Wissenschaft auf höchstem Niveau“
Von Julian Weinert
9. OKT 2015
Schlagworte: Veranstaltungsbericht, Wissenschaft
118Teilen
sciencebusters.png
Foto: Screenshot aus YouTube-Clip
MAINZ. (hpd) Die „schärfste Science-Boygroup der Milchstraße“ gastierte gestern mit der Deutschlandpremiere ihres neuen Programms „Das Universum ist eine Scheissgegend“ in Mainz.
Das Universum besteht zum Großteil aus gigantischer Leere und Kälte, überall lauern tödliche Gefahren. Eine richtige „Scheissgegend“ also. Diese düsteren Erkenntnis war titelgebend für die neuste Veröffentlichung der Science Busters, „Das Universum ist eine Scheissgegend“, deren Bühnenversion gestern Abend im Frankfurter Hof in Mainz ihre Deutschlandpremiere feierte. Die Science Busters sind Heinz Oberhummer, emeritierter Professor für Theoretische Physik, Werner Gruber, ebenfalls Physiker, und Kabarettist Martin Puntigam. Bereits seit 2007 vermitteln die drei Österreicher auf unterhaltsame Weise wissenschaftliche Forschung, sowohl durch Live-Auftritte als auch ihre Bücher und Rundfunksendungen.
Ihr neustes Werk widmet sich nun nichts Geringerem als dem Universum selbst und beschäftigt sich vor allem mit dessen Aufbau und den Gefahren, die es bereithält.
In Jogginghose und unvorteilhaft engem Funktionsshirt in pink, „völlig atmungsinaktiv“, wie er versicherte, betrat Puntigam die Bühne. Als weiteren optischen Anreiz hatte er sich hervorstechende Plastik-Nippel unter seinem Oberteil befestigt. Sogleich versicherte er, dass man gemeinsam den großen Fragen des Weltalls auf den Grund gehen werde, etwa, wie es irgendwann ende und ob die Hausratsversicherung das überhaupt abdeckt.
Der 46-Jährige fungiert als „Master of Ceremony“ der Gruppe. Er führte auch gestern durch das Programm, indem er den beiden Wissenschaftlern, nicht ohne freche Zwischenkommentare, Fragen stellte. Neben Oberhummer stand ihm der Astronom Dr. Florian Freistetter zur Seite, der auch am Buch mitgearbeitet hatte. Werner Gruber musste krankheitsbedingt ausfallen, sei aber auf dem Weg der Besserung, wie versichert wurde.
Freistetter ist vor allem als Science-Blogger bekannt, im vergangenen Jahr wurde sein Werk „Der Komet im Cocktailglas“ als „Wissenschaftsbuch des Jahres“ durch das Bundesministeriums für Wissenschaft und Forschung in Österreich ausgezeichnet. Er referierte einerseits über die Bedeutung von Asteroiden für die Forschung, was Puntigam wiederholt zu bissigen Kommentaren über derlei „dreckige Gesteinsbrocken“ veranlasste. Andererseits erklärte der Astronom, wie nach Leben auf anderen Planeten geforscht wird, und stellte das sich im Bau befindende Projekt „E-ELT“ vor. Dabei handelt es sich um das größte Teleskop, das jemals gebaut wurde. „E-ELT“ steht dabei für „European Extremely Large Telescope“. Astronomen seien eben nicht sonderlich phantasievoll bei der Namensgebung, wie Puntigam bemerkte.
Mit erstaunlicher Vitalität ging der 74-jährige Heinz Oberhummer zu Werke. Als zerstreut- fröhlicher Professor erläuterte er zunächst die gewaltige Struktur des Universums und warum es insgesamt eine unwirtliche „Scheissgegend“ sei. Gähnende Leere herrsche vor, an anderer Stelle wäre es entweder unglaublich heiß oder schrecklich kalt, für Menschen also nicht auszuhalten. Es gäbe demnach nur wenige Orte, an denen wir uns überhaupt aufhalten könnten.
Weiterhin schilderte er anschaulich die Theorie über die Dunkle Materie und die langwierige Entdeckung des Higgs-Teilchens, für dessen Beschreibung Peter Higgs im Jahr 2013 den Nobelpreis in Physik erhielt.
Oberhummer beeindruckte zudem mit seiner Interpretation des Rock-Evergreens „Born to be wild“ der Band Steppenwolf. Sein Gitarrenspiel erwies sich als durchaus virtuos, wenngleich das Publikum aufgrund des eigenwilligen Gesangs wohl einen Moment zum Erkennen des Songs gebraucht habe, wie Kollege Martin Puntigam vermutete. Im Anschluss berichteten sie von den sogenannten „Steppenwolf-Planeten “, also Planeten, die sich außerhalb von Sonnensystemen befinden.
Angesichts der seltenen, glücklichen Umstände, die die Entstehung von Leben auf der Erde ermöglicht haben, gab es von der Gruppe auch einige Seitenhiebe gegen religiöse Weltanschauungen. So sei der liebe Gott, wenn er denn existiere, ein recht fauler Mann, da das All ja nun mal zum Großteil aus Vakuum bestehe, wie Oberhummer schmunzelnd zu bedenken gab. Angeregt von den Erkenntnissen der Rosetta-Mission im letzten Jahr, bei der ein Forschungssatellit auf einem Kometen landete, brauten sich die beiden Forscher im großen Finale der Show ihre eigenen Miniaturnachbildung des Himmelskörpers zusammen. In einer Schale wurde hierfür eine Plastiktüte ausgebreitet, die Freistetter unter Oberhummers Anleitung zunächst mit Trockeneis befüllte. Im Anschluss kippte er vor allem Kohlenstaub und Wasser, die Hautbestandteile des Kometen, hinein. Um die Spurenelemente nachzuahmen, gab er zwei Eier, Himbeeressig, WC- Reiniger und Bittermandeln hinzu. Gemeinsam vermengten die Beiden das Gebräu und tatsächlich holten sie aus der Tüte einen schwarzen Brocken hervor, der wie ein Modell des echten Schweifsterns aussah.
Bei aller anarchischen Unterhaltung wurde so insgesamt ein aufschlussreicher Abend geboten, der zum Nachdenken und Staunen einlud. Die Science Busters sind noch bis Ende Dezember mit ihren verschiedenen Bühnenshows in Deutschland und Österreich auf Tour, die genauen Termine finden sich unter www.sciencebusters.at.
„Wissenschaft auf höchstem Niveau“
Von Julian Weinert
9. OKT 2015
Schlagworte: Veranstaltungsbericht, Wissenschaft
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Foto: Screenshot aus YouTube-Clip
MAINZ. (hpd) Die „schärfste Science-Boygroup der Milchstraße“ gastierte gestern mit der Deutschlandpremiere ihres neuen Programms „Das Universum ist eine Scheissgegend“ in Mainz.
Das Universum besteht zum Großteil aus gigantischer Leere und Kälte, überall lauern tödliche Gefahren. Eine richtige „Scheissgegend“ also. Diese düsteren Erkenntnis war titelgebend für die neuste Veröffentlichung der Science Busters, „Das Universum ist eine Scheissgegend“, deren Bühnenversion gestern Abend im Frankfurter Hof in Mainz ihre Deutschlandpremiere feierte. Die Science Busters sind Heinz Oberhummer, emeritierter Professor für Theoretische Physik, Werner Gruber, ebenfalls Physiker, und Kabarettist Martin Puntigam. Bereits seit 2007 vermitteln die drei Österreicher auf unterhaltsame Weise wissenschaftliche Forschung, sowohl durch Live-Auftritte als auch ihre Bücher und Rundfunksendungen.
Ihr neustes Werk widmet sich nun nichts Geringerem als dem Universum selbst und beschäftigt sich vor allem mit dessen Aufbau und den Gefahren, die es bereithält.
In Jogginghose und unvorteilhaft engem Funktionsshirt in pink, „völlig atmungsinaktiv“, wie er versicherte, betrat Puntigam die Bühne. Als weiteren optischen Anreiz hatte er sich hervorstechende Plastik-Nippel unter seinem Oberteil befestigt. Sogleich versicherte er, dass man gemeinsam den großen Fragen des Weltalls auf den Grund gehen werde, etwa, wie es irgendwann ende und ob die Hausratsversicherung das überhaupt abdeckt.
Der 46-Jährige fungiert als „Master of Ceremony“ der Gruppe. Er führte auch gestern durch das Programm, indem er den beiden Wissenschaftlern, nicht ohne freche Zwischenkommentare, Fragen stellte. Neben Oberhummer stand ihm der Astronom Dr. Florian Freistetter zur Seite, der auch am Buch mitgearbeitet hatte. Werner Gruber musste krankheitsbedingt ausfallen, sei aber auf dem Weg der Besserung, wie versichert wurde.
Freistetter ist vor allem als Science-Blogger bekannt, im vergangenen Jahr wurde sein Werk „Der Komet im Cocktailglas“ als „Wissenschaftsbuch des Jahres“ durch das Bundesministeriums für Wissenschaft und Forschung in Österreich ausgezeichnet. Er referierte einerseits über die Bedeutung von Asteroiden für die Forschung, was Puntigam wiederholt zu bissigen Kommentaren über derlei „dreckige Gesteinsbrocken“ veranlasste. Andererseits erklärte der Astronom, wie nach Leben auf anderen Planeten geforscht wird, und stellte das sich im Bau befindende Projekt „E-ELT“ vor. Dabei handelt es sich um das größte Teleskop, das jemals gebaut wurde. „E-ELT“ steht dabei für „European Extremely Large Telescope“. Astronomen seien eben nicht sonderlich phantasievoll bei der Namensgebung, wie Puntigam bemerkte.
Mit erstaunlicher Vitalität ging der 74-jährige Heinz Oberhummer zu Werke. Als zerstreut- fröhlicher Professor erläuterte er zunächst die gewaltige Struktur des Universums und warum es insgesamt eine unwirtliche „Scheissgegend“ sei. Gähnende Leere herrsche vor, an anderer Stelle wäre es entweder unglaublich heiß oder schrecklich kalt, für Menschen also nicht auszuhalten. Es gäbe demnach nur wenige Orte, an denen wir uns überhaupt aufhalten könnten.
Weiterhin schilderte er anschaulich die Theorie über die Dunkle Materie und die langwierige Entdeckung des Higgs-Teilchens, für dessen Beschreibung Peter Higgs im Jahr 2013 den Nobelpreis in Physik erhielt.
Oberhummer beeindruckte zudem mit seiner Interpretation des Rock-Evergreens „Born to be wild“ der Band Steppenwolf. Sein Gitarrenspiel erwies sich als durchaus virtuos, wenngleich das Publikum aufgrund des eigenwilligen Gesangs wohl einen Moment zum Erkennen des Songs gebraucht habe, wie Kollege Martin Puntigam vermutete. Im Anschluss berichteten sie von den sogenannten „Steppenwolf-Planeten “, also Planeten, die sich außerhalb von Sonnensystemen befinden.
Angesichts der seltenen, glücklichen Umstände, die die Entstehung von Leben auf der Erde ermöglicht haben, gab es von der Gruppe auch einige Seitenhiebe gegen religiöse Weltanschauungen. So sei der liebe Gott, wenn er denn existiere, ein recht fauler Mann, da das All ja nun mal zum Großteil aus Vakuum bestehe, wie Oberhummer schmunzelnd zu bedenken gab. Angeregt von den Erkenntnissen der Rosetta-Mission im letzten Jahr, bei der ein Forschungssatellit auf einem Kometen landete, brauten sich die beiden Forscher im großen Finale der Show ihre eigenen Miniaturnachbildung des Himmelskörpers zusammen. In einer Schale wurde hierfür eine Plastiktüte ausgebreitet, die Freistetter unter Oberhummers Anleitung zunächst mit Trockeneis befüllte. Im Anschluss kippte er vor allem Kohlenstaub und Wasser, die Hautbestandteile des Kometen, hinein. Um die Spurenelemente nachzuahmen, gab er zwei Eier, Himbeeressig, WC- Reiniger und Bittermandeln hinzu. Gemeinsam vermengten die Beiden das Gebräu und tatsächlich holten sie aus der Tüte einen schwarzen Brocken hervor, der wie ein Modell des echten Schweifsterns aussah.
Bei aller anarchischen Unterhaltung wurde so insgesamt ein aufschlussreicher Abend geboten, der zum Nachdenken und Staunen einlud. Die Science Busters sind noch bis Ende Dezember mit ihren verschiedenen Bühnenshows in Deutschland und Österreich auf Tour, die genauen Termine finden sich unter www.sciencebusters.at.