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Dick Cheney Spuren eines Monsters

lulios

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Dick Cheney Spuren eines Monsters

Am 20. Januar 2009 um zwölf Uhr mittags endet die Ära der Regierung Cheney. In zwei Legislaturperioden stürzte der Vizepräsident das Land in seine tiefste wirtschaftliche und moralische Depression. Künftige Generationen werden sich wundern, wie der Mann eine Parallelregierung betreiben konnte, ungebremst von seinem Vorgesetzten, von Gerichten oder Ministern. Amerikas künftiger Präsident wird Cheneys Chaos aufräumen müssen – wenn es dafür nicht zu spät ist.

Bradford A. Berenson, bis Januar 2003 Rechtsberater der Regierung, ist einer der Zeugen, die Cheney in Aktion erlebt haben. In John Nichols‘ Buch „Dick – The Man Who Is President“ erzählt Berenson: „Bush stand oben auf dem Mast des Schiffes und schaute in die Weite, während Cheney gleichzeitig das Ruder in der Hand hielt und unter Deck die Peitsche schwang.“ Übersetzt heißt das: Bush saß desinteressiert im Oval Office, während Cheney mit seinen Anwälten David Addington und John Yoo die juristischen Grundlagen seiner Verbrechen entwarf: Irakkrieg, Guantanamo, Plamegate, die Energie-, Umwelt-, Finanzpolitik der letzten acht Jahre.

Am Ende tat er, was der Vize will

Wer so viel kriminelle Energie entwickelt, liefert wunderbaren Stoff für Journalisten, Historiker, Künstler und Filmemacher. Amerikas Kulturschaffende arbeiten daran, die Geschichte des Mannes aus Lincoln, Nebraska zu schreiben. Die eindrucksvollsten Momente in Oliver Stones Film „W“ sind jene, in denen der Vertreter (wie ein Dämon: Richard Dreyfuss) den überforderten Präsidenten manipuliert. Bei Sitzungen des Kabinetts lungert Cheney schweigend in zweiter Reihe, während sich Rice, Powell und Wolfowitz streiten. Am Ende wird Bush ohnehin tun, was der Vize will. Von dem guten Dutzend Dokumentarfilmen über Cheney ist vor allem „The BYU 25“ sehenswert: Als Cheney 2007 an der konservativen Brigham Young University die Abschlussrede halten sollte, formierte sich ungeahnt heftiger Protest und ein Kamerateam filmte den Aufruhr der republikanischen Studenten gegen Cheneys Auftritt.

Doch wer wirklich wissen will, was seit dem 20. Januar 2001 im Weißen Haus vor sich ging, muss lesen. Die Autoren der gelungenen Cheney-Biografien teilen sich in zwei Gruppen. Jene, die ihn aus der Rolle des investigativen Journalisten beobachten. Etwa Jane Mayer vom „New Yorker“, die mit „The Dark Side – The Inside Story of How the War on Terror Turned into a War on American Ideals“ das Buch schrieb, das als Standardwerk zum Thema gilt.

Die Cheney-Doktrin

Mayer liefert erschütternde Details darüber, wie Cheney mit Addington und Yoo die Verfassung aushebelte, Folter legalisierte und geheime Gefängnisse in aller Welt gründen ließ. Weder Bush noch Außenminister Powell, Justizminister Ashcroft oder Sicherheitsberaterin Rice wussten von Cheneys Weisungen an Militär und Geheimdienste. Eingeweiht war lediglich sein ältester Freund Rumsfeld.

Der oben erwähnte John Nichols, Washington-Korrespondent von „The Nation“ schrieb auch „The Rise and Rise of Richard B. Cheney“, wo er Jugend und Karriere des Politikers betrachtet.

Ron Suskind mit „The One Percent Doctrine: Deep Inside America‘s Pursuit of Its Enemies Since 9/11“ konzentriert sich auf Cheneys Kriegshunger. Der Titel spielt auf die so genannte Cheney-Doktrin an, nach der eine einprozentige Wahrscheinlichkeit eines Ereignisses behandelt werden muss wie eine hundertprozentige Gewissheit. Der Vizepräsident meinte Massenvernichtungswaffen im Irak. Bis heute versucht er auf Basis derselben Doktrin einen Angriff auf den Iran einzufädeln.

Die andere Gruppe von Autoren besteht aus ehemaligen Weggefährten Cheneys, die sich von ihm abwandten. Ex-Finanzminister Paul O‘Neill schrieb mit Ron Suskind „The Price of Loyalty“, ein Versuch, zu klären, wie der umsichtige Dick Cheney, der unter George H. W. Bush als Verteidigungsminister eine Invasion des Irak ablehnte, zum Kriegstreiber mutierte. Richard Clarke, bis 2004 Bushs oberster Terrorismusbekämpfer, legte „Against All Enemies – Inside America‘s War on Terror“ vor. Er wundert sich, dass ihm erst Ende 2002 auffallen konnte, nur mit Cheney über die Anti-Terror-Strategie gesprochen zu haben, nie mit dem Präsidenten.

Ein großer Spurenverwischer

Der ehemalige Regierungssprecher Scott McClellan veröffentlichte „What Happened: Inside the Bush White House and Washington‘s Culture of Deception“. Dessen Inhalt in einem Satz: Cheney fälschte in der Manier eines Mafiabosses Informationen und spielte Pentagon, Geheimdienste, Rice, Powell und Bush aus, bis alle überzeugt waren, der Irakkrieg sei unausweichlich.

Kein Zufall, dass bei fast allen Büchern das Wort „Inside“ im Titel vorkommt. Wie jeder talentierte Verbrecher beherrscht es Cheney, CIA-Codename „Angler“, seine Spuren zu verwischen. Er gibt nicht bekannt, wie viele Mitarbeiter er hat und wer sie sind; veröffentlicht keinen Kalender; übergibt Nachrichten nur mündlich, nie schriftlich; hat alle Besucherlisten seiner Privatwohnung und vom Weißen Haus vernichten lassen. Zwischendurch verbrannte in einem Feuer viel Papier. Die über Cheney schreiben haben ähnliche Problem wie die, die ihn anklagen wollen: Beweise sind kaum zu finden. Also schreibt man aufs Buchcover, wenn man einen Hauch von „Insider“-Wissen besitzt.

Am 1. November 2001 räumte die Executive Order 13233 Dick Cheney als erstem Vizepräsidenten in der Geschichte der Vereinigten Staaten die gleichen Privilegien ein wie dem Präsidenten. Executive Order 13292 vom 1. März 2003 erweiterte Cheneys Möglichkeiten um das Recht, Dokumente geheim halten oder vernichten zu dürfen. Cheney war ab sofort kein Vizepräsident mehr, sondern ein Co-Präsident, der außerhalb des Rechtssystems agiert.

Genialer Strippenzieher

Zu den ersten, die diese entfesselte Macht zu spüren bekamen, gehörten republikanische Anwälte von „Judicial Watch“. Die hatten Cheney verklagt, eine Teilnehmerliste der geheimen Energie-Konferenzen vom Frühjahr 2001 zu veröffentlichen. Damals entwarfen die Chefs führender Energie-Konzerne (sie hatten fünfzig Millionen Dollar für Bushs Kampagne gespendet) mit Cheney die Energiepolitik. Das Konzept: Verbrauch steigern, Produktion steigern, Gewinne steigern.

Inzwischen möchten viele Leute wissen, was passierte. Warum diskutierten die Teilnehmer über die Ölreserven des Irak? Doch ein Gericht teilte Cheneys Ansicht: „Der Vizepräsident ist eine Institution, die weder der Legislative noch der Exekutive angehört und deswegen befreit ist von den Regeln, denen beide unterliegen.“

Neben der Fähigkeit, keine Spuren zu hinterlassen, besitzt Cheney auch das zweite Talent, das ein kriminelles Genie ausmacht: Er erkennt instinktiv Schwächen und Ambitionen der Personen in seiner Umgebung. Kombiniert mit seiner enzyklopädischen Kenntnis der föderalen Bürokratie macht ihn das zu einem unaufhaltsamen Strippenzieher.

Der Fall „Klamath River“ zeigt, wie Cheney operiert: 2001 und 2002 litt der Bundesstaat Oregon unter Dürre. Farmer erlitten Verluste und der republikanische Abgeordnete des Bezirks, Robert Smith, fürchtete, bei den Wahlen zu unterliegen. Um die Farmer zu besänftigen, wollte er eine Talsperre öffnen und einen Stausee in den Klamath River leiten. Problem: Das warme Wasser würde die geschützte Süßwasser-Fauna zerstören.

Smith schrieb an Cheney, den er seit 1980 kannte – beide saßen im innenpolitischen Ausschuss des Kongresses. Cheney rief darauf bei Frau Wooldridge an, einer Angestellten im Innenministerium. Ihr gab er den Befehl, den Farmern Wasser zuzuführen. Doch wie? Der Vizepräsident schlug vor, sich von Wissenschaftlern Argumente liefern zu lassen. Diesen Job übernahm die „National Academy of Sciences“ und kam wunschgemäß zu der Erkenntnis, warmes Wasser stelle kein Problem dar für die Fische. Darauf legte der Biologe Michael Kelly vom „National Marine Fisheries Service“ einen gegensätzlichen Befund vor. Seine Vorgesetzte schrieben den Text um und er kündigte. Kurz darauf floss warmes Wasser in den Klamath. Drei Jahre später waren zwei bedrohte Lachsarten ausgestorben. Inzwischen musste Washington an Fischer, die ihre Existenz verloren, sechzig Millionen Dollar überweisen.

Das plausibelste Motiv ist Gier

Freunde und Feinde, die den Vizepräsidenten schon lange kennen, wundern sich, wann und warum sich seine Persönlichkeit wandelte. Bis Anfang der 90er-Jahre galt er als umgänglicher Politiker. Die Metamorphose zum Monster begann, als der junge Bush ihn 2000 zum Chef seiner Findungskommission für einen Vizepräsidenten machte. Erst zerstörte er mit Lügenkampagnen den Ruf der anderen Kandidaten, dann nominierte Cheney sich selbst.

Geboren 1941, war er ein mittelmäßiger Schüler und schlechter Student. Immerhin taugte er als Sportler und Trinkkumpan. Um den Kriegsdienst drückte Cheney sich, und als seine akademische Karriere nicht vorankam, ging er in die Politik. Protegiert von Donald Rumsfeld bekam er Jobs im Weißen Haus unter Nixon und Ford. Zehn Jahre lang diente er als Kongressabgeordneter und schließlich als Verteidigungsminister.

Was passierte dann? Lösten Herzoperationen und Medikamente eine Demenz aus? Beeinflusste ihn seine als ultrakonservativ bekannte Frau Lynne? Frustrierte ihn, dass seine Tochter lesbisch ist? Das plausibelste Motiv scheint wie bei anderen Verbrechern Gier zu sein – nach Macht und Geld. Man muss nur untersuchen, wer von Cheneys Machenschaften am heftigsten profitierte: der Industriedienstleister Halliburton, bei dem Cheney zwischen 1995 und 2000 Vorstandsvorsitzender war.

Cheneys Sonderwünsche

Vom Fertigmenü bis zur Bohrinsel liefert die Firma alles, was man braucht, um Öl zu fördern oder Kriege zu führen. Ein Konzern, gegen den so viele Verfahren laufen – von Betrug in Milliardenhöhe bis zur Massenvergewaltigung weiblicher Mitarbeiter, dass er einen Weltrekord hält: Kein Unternehmen gibt mehr Geld aus für Anwälte als Halliburton. Unter Cheney umging die Firma die Embargos gegen Iran und Irak, steigerte den Gewinn um ein Vielfaches und reduzierte die Steuern dank Offshore-Töchtern auf null. In dieser Zeit verdiente der CEO 44 Millionen Dollar Gehalt, doch als wertvoller sollten sich die Aktienoptionen erweisen. Seit dem Beginn der Invasion des Irak erhielt Halliburton vom Pentagon Aufträge über mindestens 24 Milliarden Dollar. Cheneys Vermögen wuchs in der Zwischenzeit auf über hundert Millionen – dank seiner Halliburton-Anteile und Aktien anderer Öl- und Rüstungskonzerne.

Barton Gellman, Cheney-Experte der Washington Post und Autor von „Angler“, schreibt, Cheney habe 2000 alle Verbindungen zu seinem ehemaligen Arbeitgeber abgebrochen, Aktien verkauft und Gewinne gespendet. Cheney würde nie darüber reden, weil er aus Prinzip nichts von sich preisgibt. Allerdings tauchen in dessen Steuererklärung vom Jahr 2007 Halliburton-Anteile im Wert von bis zu fünf Millionen Dollar auf.

Bevor er abtritt, wird der Vizepräsident seine Spuren verwischen. Nun müssen uns also die Künstler helfen, die Psyche des Angler zu verstehen. Leute wie Jennifer und Kevin McCoy, denen ein besonders wirkungsvolles Cheney-Kunstwerk gelang.

Auf der Website Thesmokinggun fanden die beiden eine originale Liste mit Cheneys Sonderwünschen für den Aufenthalt in einem Hotel. Mit Hilfe dieser Anweisungen bauten die McCoys in der New Yorker Galerie „Artists Space“ einen Raum nach dem Geschmack des Vizepräsidenten aus: King Size Bett; alle Lichter an; Raumtemperatur 19 Grad; die Fernseher zeigen Fox News; eine Mikrowelle steht bereit; ebenso vier Dosen Sprite Light.

Man steht in diesem Zimmer und spürt die psychopathische Beschränktheit des Dick Cheney. Eine Mikrowelle! Wie soll man einem Multimillionär trauen, der eine Mikrowelle für seine Suite verlangt?



Text: F.A.Z.
Bildmaterial: AP


Dick Cheney: Spuren eines Monsters - Themen - Feuilleton - FAZ.NET
 
Ein sehr interessanter Artikel wobei ich jedoch die Meinung vertrete, dass hier nur eine weitere Person gesucht und gefunden ist, die meinen alles anhängen kann.

Nur Cheney wusste von allem, er könnte alle von seinem Vorhaben überzeugen etc....
Auf keinen trifft Schuld zu, Cheney ist an allem schuld...
Doch an seinem Werdegang kann man erkennen, dass er noch Anfang der 90er ein guter Politiker war doch entweder seine Frau oder eher die Gier nach Geld und Macht hat diesen Menschen zu einem Monster gemacht....:rolleyes::rolleyes::rolleyes::rolleyes:

Für mich nur ein weiteres Beispiel, dass versucht die dreckigen Machenschaften der politischen Führer der USA zu vertuschen und sogar einem!!! einzigen Mann in die Schuhe zuschieben!!!
 
zwar nix neues, aber immer wieder interessant über den herrn zu lesen.... soll er in der hölle schmoren.
 
Ich weiss nicht aba ich hab generell ein schlechtes gefühl bei bush's leuten. Schon allein wenn man sich ein foto von cheney anschaut dieser komische hinterhältige leicht nach oben schauende blick.
Oder donald rummsfeld, der ex-verteidigunsminister.....allein wenn ich ihn sehe läuft mir ein kalter schauer über den rücken
 
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