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Die Amerikaner und der Terror Aufbau im Balkan

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"Wichtiger Beitrag zur allgemeinen Aufklärung"

Rezension von "Wie der Dschihad nach Europa kam" im Schattenblick

19. April 2005: Der "weltweite Terrorismus" ist echt - wer das bestreitet oder gar behauptet, Militärs und Politiker im Westen bauschten die "islamistische Gefahr" auf beziehungsweise instrumentalisierten muslimische Wirrköpfe, um Repression im Inland und Intervention im Ausland zu rechtfertigen, bedient sich eines gefährlichen "neuen" Revisionismus. So argumentierte am 16. April in einem Essay für die WDR-3-Sendung "Gedanken zur Zeit" Jürgen Krönig. Der Zeit-Autor kritisierte mit seinem Rundumschlag gegen das linke, angeblich hoffnungslos antiamerikanisch eingestellte Intellektuellentum Westeuropas allen voran die vielbeachtete, mehrteilige BBC-Dokumentation "The Politics of Fear" von Ende letzten Jahres, mit der der renommierte britische Filmemacher Adam Curtis jedem Fernsehzuschauer allzu deutlich die ideologische und personelle Kontinuität zwischen den neokonservativen Umtrieben am Hofe George W. Bushs und dem jahrzehntelangen Säbelrasseln der Kalten Krieger von einst vor Augen geführt hatte. (Am 17. April hat Curtis mit "Politics of Fear" bei den prestigeträchtigen British Academy of Film & Television Awards (BAFTA) den Preis für die beste Dokumentationsreihe des Jahres 2004 gewonnen.)

Ganz im Sinne notorischer Kriegstreiber wie der grauen Eminenz Richard Perle behauptete Krönig, die islamischen Dschihadisten um Osama Bin Laden und Co. seien noch gefährlicher als die Gegner, denen Winston Churchill und John F. Kennedy als Führer der freien Welt einst die Stirn boten - gemeint sind natürlich die Militärkolosse Nazi-Deutschland und Sowjetunion -, weil sie mindestens so ambitioniert seien, d. h. nach der Weltherrschaft strebten und darüber hinaus keine Angst vor dem Tod hätten, was durch ihren Hang zu Selbstmordanschlägen belegt werde. Zum weiteren Beweis dieser haarsträubenden These verwies Krönig beispielsweise auf die vermeintlichen Erfolge des britischen Sicherheitsapparats, der in den letzten Jahren geplante Großanschläge mit Massenvernichtungswaffen auf der Insel verhindert hätte.

Nur schade für Krönig, daß sich gerade drei Tage vor der Ausstrahlung seines WDR-Beitrags bei NDR Kultur der große Rizin- Komplott aus dem Jahre 2002, der schon bei US-Außenminister Colin Powells Schauermärchenstunde im Februar 2003 vor dem UN- Sicherheitsrat als Indiz für die Aktivitäten der angeblich von Saddam Hussein und Al Kaida gemeinsam unterstützten Schläferzellen in Europa herhalten sollte, vor dem High Court in London als Windei entpuppt hatte. Wie höchstrichterlich festgestellt wurde, gab es weder ein Mikrogramm des Giftstoffs Rizin - dessen Tauglichkeit als "Massenvernichtungswaffe" sogleich als Phantasieprodukt übereifriger Sicherheitsfanatiker abgetan werden kann -, noch gab es die großangelegte Verschwörung, deren Zerschlagung sich die Blair- Regierung dennoch über zwei Jahre lang ans Revers heften lassen sollte.

Folglich kann der große "Rizin-Komplott" wie vieles andere mehr sehr wohl als Beweis dafür gewertet werden, daß tatsächlich die Regierungen der westlichen Welt aus Ermangelung anderer plausibler Bedrohungen den "transnationalen Terrorismus" hauptsächlich islamischer Prägung hochstilisieren, um ihn als neues gesellschaftliches Mobilisierungsmoment zu nutzen. Wenn nun Jürgen Krönig meint, die Medien erfüllten ihren gesellschaftlichen Auftrag nicht, weil sie die Öffentlichkeit über die neue Bedrohung nicht besser oder nicht detaillierter informierten, so ist das blanker Humbug. Die großen Medien scheuen alles, was über eine oberflächliche Auseinandersetzung mit dem Phänomen des gewaltbereiten Islamismus hinausgeht, wie der Teufel das Weihwasser. Der Grund für diese verlogene Haltung läßt sich nach der Lektüre von Jürgen Elsässers fulminantem Buch "Wie der Dschihad nach Europa kam - Gotteskrieger und Geheimdienste auf dem Balkan" leicht verstehen. Die Terrortruppe um Osama Bin Laden, Aiman Al Zawahiri und Co. haben die westlichen Geheimdienste selbst herangezüchtet und auf die Welt losgelassen - und das nicht nur in Afghanistan beim Kampf gegen die Rote Armee in den Achtzigern, sondern auch auf dem Balkan bei der Zerschlagung Jugoslawiens in den Neunzigern.

Bezeichnend ist beispielsweise die Tatsache, daß man in den offiziellen Untersuchungsberichten über die Flugzeuganschläge vom 11. September 2001 - dem der "unabhängigen" 9/11-Kommission von 2004 sowie dem der beiden Geheimdienstsausschüsse des Kongresses von 2002 - wie auch in der gängigen Berichterstattung der Konzernmedien mit der Lupe nach Hinweisen auf die Balkan-Verbindungen der mutmaßlichen Attentäter und ihre vermeintlichen Hintermänner suchen muß. Diese Mühe hat Elsässer auf sich genommen und dabei nicht nur die westliche Presse, die offiziellen Untersuchungen Washingtons, die Bücher hochrangiger Politiker wie Madeleine Albright, Richard Clarke, Bill Clinton, Richard Holbrooke, David Owen und Wolfgang Petritsch, die gesamte Literatur rund um den 11. September, diverse, nur auf serbokroatisch erschienene Publikationen sowie die rund 3000 Seiten starke, 2002 veröffentlichte Studie des niederländischen Armeeinstituts über die Vorgänge von Srbrenica ausgewertet, sondern auch zahlreiche Interviews mit Zeitzeugen, darunter zwei nicht namentlich genannten Geheimdienstsmitgliedern, geführt.

Zwar ist vieles, was Elsässer berichtet, dem Schattenblick nicht unbedingt neu, doch die Dichte, mit der er im vorliegend Buch die unzähligen, im allgemeinen wenig bekannten, hochbrisanten Details über die jahrelange, heimliche Zusammenarbeit zwischen den islamischen Fundamentalisten auf dem Balkan und den Geheimdiensten des Westens, darunter übrigens der Bundesnachrichtendienst (BND), präsentiert, ist - im rein positiven Sinne - erdrückend und entlarvt die Behauptungen der Vertreter der "Wertegemeinschaft" NATO, diese habe in Verbindung mit den blutigen Auseinandersetzungen zwischen den Völkern des ehemaligen Jugoslawiens lediglich vermittelnd, konfliktverhütend, gar "humanitär" eingegriffen, als vielleicht dreisteste Propagandalüge der jüngeren Geschichte.

Im Unterschied zu Autoren wie Matthias Bröckers, Andreas von Bülow und Gerhard Wisnewski, die in den letzten Jahren notgedrungen versucht haben, die gigantischen Lücken in der offiziellen Version vom Tathergang des 11. September zu schließen und die dafür von den staatstragenden Medien als "Verschwörungstheoretiker" diffamiert worden sind, begnügt sich Elsässer in erster Linie damit, den zahlreichen Spuren nachzugehen, welche die "Topterroristen" von heute auf dem Balkan hinterlassen haben, und die aus nachvollziehbaren Gründen unterbelichteten Aspekte der Sezessionskriege im ehemaligen Jugoslawien zu untersuchen. Hier stellt die während der Ära Bill Clintons vom Pentagon betriebene, systematische Mißachtung des gegen die Kriegsparteien in Bosnien-Herzegowina von den Vereinten Nationen verhängten und von der NATO angeblich überwachten Waffenembargos mit dem Ziel, riesige Mengen Rüstungsmaterial an die bosnischen Moslems um Alija Itzetbegovic zu liefern und Tausende ausländische Mudschaheddin in den Kampf hauptsächlich gegen die Serben zu schicken, nur die Spitze des Eisbergs dar.

Gemeinsam haben damals die Geheimdienste der USA, Deutschlands, Österreichs, der Türkei, des Irans und Saudi-Arabiens einen gewaltigen Waffenschmugglerring, der über Kroatien lief, aufgebaut. Elsässer rechnet die Gesamtsumme, welche den bosnischen Muslimen für Rüstungsbeschaffung zur Verfügung stand, auf mindestens 3,5 Milliarden US-Dollar hoch (Zum Vergleich: den Krieg der afghanischen Mudschaheddin gegen die Sowjetunion haben sich die USA und Saudi- Arabien rund sechs Milliarden Dollar kosten lassen). Der Transport des zum Teil hochmodernen Kriegsgeräts wie ferngelenkte Anti-Panzer- und Boden-Luft-Raketen wurde von Maschinen der Iran Air und C-130- Hercules-Flugzeugen der US-Luftwaffe erledigt. Ein wichtiger Umschlagplatz war der Militärflughafen bei Tuzla im Norden Bosniens. Laut Elsässer sind europäische NATO-Offiziere, die an der ständigen Verletzung der Flugverbotszone im Rahmen der Operation Deny Flight Anstoß nahmen, massiv bedroht worden.

Ehemalige US-Offiziere des einschlägig bekannten, unweit des Pentagons ansässigen "Sicherheitsunternehmens" Military Professional Resources Inc. (MPRI) haben die blutige Eroberung der Krajina-Enklave durch die Kroaten und damit in der Folge die Vertreibung von 200.000 Serben geplant und geleitet. Diese größte ethnische Vertreibung in Europa seit dem Zweiten Weltkrieg hat die NATO mit massiven Luftangriffen auf serbische Stellungen tatkräftig unterstützt. Auch bei der 78tägigen Bombardierung von Jugoslawien im Frühjahr 1999 im Rahmen des sogenannten "Kosovokrieges" war MPRI mit von der Partie. Sie bildete Mitglieder der ein Jahr zuvor vom US-Außenministerium als "terroristische Organisation" gebrandmarkten Kosovo-Befreiungsarmee unter anderem in Albanien aus und schickte sie anschließend zurück über die Grenze, wo sie serbische Bürgermeister ermordeten, Überfälle auf die serbische Polizei durchführten, zögernde Kosovo-Albaner einschüchterten und geeignete Bombardierungsziele für das US-Militär auskundschafteten. Und das trotz oder gerade wegen der Tatsache, daß die UCK in dem Ruf stand, sich sowohl durch den Großhandel mit Heroin als auch durch Spenden seitens islamischer Länder und Individuen, darunter auch Osama Bin Laden, zu finanzieren.

Beim Einsatz der UCK als Stellvertretermiliz ähnlich der über Kokainschmuggel und illegalen Waffenschmuggel organisierten Unterstützung der konterrevolutionären Contras gegen die linksgerichtete Sandinista-Regierung Nicaraguas in den achtziger Jahren ging es den USA kurzfristig nicht nur darum, Slobodan Milosevic zu stürzen und das Rest-Jugoslawien als eines der wenigen noch verbliebenen sozialistischen Regime aufzulösen, sondern langfristig auch darum, das Monopol Rußlands über die eurasischen Öl- und Gastransportrouten zu brechen und pro-westliche Regierungen in der strategischen Region vom Schwarzen Meer bis zum Kaspischen Meer an die Macht zu bringen. Besonders bezeichnend in diesem Zusammenhang ist die von Elsässer ausführlich belegte Tatsache, daß diejenigen, welche seit Jahren die Drecksarbeit für das Pentagon bei der Umzingelung Rußlands erledigen, aus dem selben Personenkreis stammen wie diejenigen, die nach dem Untergang der Sowjetunion die große "Terrorgefahr" entfacht haben.

Bin Laden und sein wichtigster Mitstreiter Al Zawahiri vom Ägyptischen Islamischen Dschihad sind in den neunziger Jahren mehrfach auf dem Balkan gewesen. Wegen seiner Verdienste um die muslimische Sache soll der Al-Kaida-Chef sogar von der Itzetbegovic- Regierung in Sarajevo einen bosnischen Reisepaß erhalten haben. Von den nach offizieller Version sieben Hauptakteuren des 911-Komplotts kämpften vier - die beiden mutmaßlichen Organisatoren Chalid Scheich Mohammed und Ramsi Binalschibh sowie die beiden mutmaßlichen Piloten/Logistiker Chalid Al Midhar und Nawaz Al Hasmi - in Bosnien gegen die Serben. Auch Mohammed Atta, der Chef der mutmaßlichen Selbstmordattentäter, ist laut Elsässer "von drei Bosnien- Mudschahedin auf den Terrorgeschmack gebracht worden". Inwieweit letztere Behauptung zutrifft, ist unklar. Eher sprechen die von Elsässer vielleicht zu wenig beachteten Erkenntnisse des Enthüllungsjournalisten Daniel Hopsicker über das Lotterleben Attas in der Zeit vor dem 11. September 2001, als der ehemalige Wahl- Hamburger während seines Aufenthalts in Florida eine Stripperin als Freundin hatte und vermutlich in den Drogen- und Waffenschmuggel verwickelt war, dem Bild eines Söldners als eines Allah verpflichteten "heiligen Kriegers".

Dafür heben die Ausführungen Elsässers über die Person Ali Mohammeds das von den Politikern in Washington, London, Tel Aviv und Berlin entworfene Weltbild vom manichäischen Antiterrorkrieg Gut gegen Böse aus den Angeln. Der ehemalige Major der ägyptischen Spezialstreitkräfte, der in der US-Armee in den achtziger Jahren als Feldwebel und Experte für Nahost-Studien am U. S. Special Operations Command in Fort Bragg im Bundesstaat North Carolina gedient hat, verkehrte spätestens seit Anfang der neunziger Jahre als Doppelagent entweder des Pentagons oder der CIA in den höchsten Islamistenkreisen. Seinen eigenen Angaben zufolge hat Ali Mohammed Osama Bin Laden jahrelang als persönlicher Leibwächter gedient und ihn nach dem Rausschmiß aus Saudi-Arabien zunächst in den Sudan und später wieder nach Afghanistan geholt. Der ägyptische Experte auf dem Feld der psychologischen Kriegsführung, der zahlreiche "Terroristen" in Afghanistan und Ostafrika Bombenbau und andere mörderische Fertigkeiten beibrachte, war nachweislich sowohl in den ersten Anschlag auf das World Trade Center im Jahre 1993 wie auch in den spektakulären Doppelanschlag auf die US-Botschaften in Nairobi und Daressalam im Jahre 1998 verwickelt. Möglicherweise hat er sie sogar initiiert.

Während seiner Zeit als Leibwächter Bin Ladens unterhielt der sonderbare Moslembruder eine Wohnung in Kalifornien, was sogar in der veröffentlichten Kuzrversion des berühmt-berüchtigen Presidential Daily Briefing (PDB) George W. Bushs vom 6. August 2001 Erwähnung fand. Bei dem im Spätherbst 2001 vor einem Bundesgericht in New York zu Ende gegangenen Prozeß um die Anschläge in Ostafrika diente Ali Mohammed den US-Justizbehörden als wichtigster Kronzeuge. Bis heute ist diese mysteriöse Figur formell immer noch nicht bestraft worden. Ob sich Ali Mohammed tatsächlich, wie es offiziell heißt, noch im Gewahrsam der US-Behörden befindet, ist unklar. Womöglich läuft er im Rahmen eines Zeugenschutzprogramms wieder frei herum. Wer eine solche Vorstellung abstrus findet, sei daran erinnert, daß es laut einem Artikel, den der angesehene US-Militärexperte William Arkin am 26. Oktober 2002 in der Los Angeles Times veröffentlichen ließ, zur Strategie des Pentagons gehört, im Rahmen der sogenannten "Proactive, Preemptive Operations Group (P2OG)" "terroristische Gruppen" zu Anschlägen zu provozieren, um sie - angeblich - besser bekämpfen, eventuell ausschalten zu können.

Angesicht der ständigen Flut an offensichtlicher und nicht- offensichtlicher Kriegspropaganda, der sich die Welt spätestens seit dem 11. September 2001 ausgesetzt sieht, hat Jürgen Elsässer mit "Wie der Dschihad nach Europa kam - Gotteskrieger und Geheimdienste auf dem Balkan" einen wichtigen Beitrag zur allgemeinen Aufklärung geleistet, der nicht hoch genug bewertet werden kann. Wenn es etwas an diesem Buch zu kritisieren gibt, dann einzig die fehlende Aufarbeitung der Rechercheergebnisse Daniel Hopsickers in Florida sowie derjenigen Informationen, die in Zusammenhang mit der Affäre um die gefeuerte FBI-Übersetzerin Sibel Edmonds an die Öffentlichkeit gelangt und inzwischen zum Teil durch eine Untersuchung des Generalinspekteurs des US-Justizministeriums bestätigt worden sind.

Edmonds wurde im Frühjahr 2002 aus dem Dienst beim zentralen FBI- Übersetzungsbüro in Washington fristlos entlassen, nachdem sie die dortigen Aktivitäten einer Doppelagentin des türkischen Geheimdienstes mit Namen Can Dickerson wie zugleich deren Verbindung zu Verdächtigen im Rahmen der Ermittlungen um den 11. September ihren Vorgesetzten gemeldet hatte. Der Hinweis von Edmonds, wonach die Hintergründe der Flugzeuganschläge im Bereich der sogenannten "organisierten Kriminalität", sprich des illegalen Drogen- und Waffenhandels zu suchen seien, die Tatsache, daß Can Dickersons Ehemann Douglas Dickerson, ein Major der US-Luftwaffe, im Pentagon zuletzt ausgerechnet für die Militärhilfe an die neuen Verbündeten Washingtons im öl- und gasreichen Zentralasien zuständig war, sowie die Rückendeckung, welche dem Ehepaar bis zu seiner Flucht aus den USA offenbar von höchsten Stellen in Washington zuteil wurde, stimmen mit den Erkenntnissen Jürgen Elsässers überein, wonach es sich beim sogenannten "Antiterrorkrieg" um einen perfiden und heuchlerischen Betrug handelt.

Jürgen Elsässer, "Wie der Dschihad nach Europa kam - Gotteskrieger und Geheimdienste auf dem Balkan", 2005 im Verlag der Niederösterreichischen Presse (www.np-buch.at), St. Pölten, erschienen. 246 Seiten, ISBN 3-85326-376-3, 19,90 Euro.

Autor: N.N., in: Schattenblickwww.schattenblick.de, Mai 2005
 
Hier ist noch so'ne naive, behämmerte, die Verbreitung von serbischen Stammtischparolen an linksliberale deutsche Verschwörungstheoretiker begrüßende Rezension:

Deutschlandfunk, 06.06.2005

Jürgen Elsässer: Wie der Dschihad nach Europa kam. Gotteskrieger und Geheimdienste auf dem Balkan.

Über die Söldnertruppe der muslimischen Fundamentalisten im Balkan-Krieg wusste man bisher wenig. Dabei gehörten die, die aus dem Nahen und Mittleren Osten nach Bosnien und später in den Kosovo reisten, zu den professionellsten Killertruppen auf dem Balkan. "Wie der Dschihad nach Europa kam" ist ein Band überschrieben, in dem Jürgen Elsässer zusammengetragen hat, was er über "Gotteskrieger und Geheimdienste auf dem Balkan" in Erfahrung bringen konnte.

Der Irrsinn der Balkan-Kriege machte sich selbst auf dem Busbahnhof in München bemerkbar. Von dort fuhren damals regelmäßig Busse voller junger Männer an die verschiedenen Fronten. Die Kroaten fuhren nach Zagreb, die Serben nach Belgrad, die Bosniaken nach Sarajevo. Dort ließen sie sich einteilen, dann teilten sie aus und brachten sich gegenseitig um. Unter der Woche schraubte man Autos zusammen, stand am Fliessband oder servierte serbische Bohnensuppe im Jugoslawia-Grillrestaurant. Am Wochenende ließ man sich in einen miesen kleinen Krieg fahren. Auf der Rückfahrt nahmen die Busfahrer dann auf den frei gewordenen Plätzen Frauen und Kinder mit; Flüchtlinge, die Schutz vor den Schlachten in deutschen Asylbewerberheimen suchten.

Solche Geschichten zum Kriegstourismus konnte man während der Balkan-Kriege überall lesen. Wie in der hier zitierten Variante, die der Reportagensammlung "Die Signatur des Krieges" entnommen ist, die Claus Christian Malzahn, bei Matthes & Seitz herausgebracht hat, bleibt eine Söldnertruppe seltsam unterbelichtet. Dabei stellten die muslimischen Fundamentalisten, die aus dem Nahen und Mittleren Osten nach Bosnien und später in den Kosovo reisten, die professionellsten Killertruppen auf dem Balkan. "Wie der Dschihad nach Europa kam" ist ein Band überschrieben, in dem Jürgen Elsässer zusammengetragen hat, was er über "Gotteskrieger und Geheimdienste auf dem Balkan" in Erfahrung bringen konnte. Ursula Rütten stellt das Buch vor.

Sind die Terroristen Wesen von außerhalb unserer Welt, gilt also die Formel: Muslime gleich Aliens? Sind sie nicht vielmehr auf dem Boden unserer Zivilisation herangewachsen? Vor allem: In welchem Verhältnis stehen diese unbegreiflichen Krieger zu unseren Dr. Frankensteins, die schon in der Vergangenheit so viele Monster gezüchtet haben, also zu den Geheimdiensten, insbesondere den US-amerikanischen? Der Leser wird die Antwort finden können, wenn er auf den folgenden Seiten die Hauptverdächtigen des 11. September dahin begleitet, wohin sie noch niemand begleitet hat. Niemand ist ihnen bisher in jenes "schwärzeste Afrika" gefolgt, das direkt vor unserer Haustür liegt. Dort, eine Flugstunde von München und Wien entfernt, [in Bosnien], wurden sie im Hass auf alle "Ungläubigen" geschult - und darin, sie zu töten.

Zugegeben, eine etwas reißerische Verheißung und schwer missverständlich dieses suggestive Bild vom "schwärzesten Afrika". Aber endlich hat ein Autor dieses "heiße Eisen" angepackt! Jürgen Elsässer beruft sich bei seiner Suche nach Spuren und Beweisen der islamistischen Infiltration in Europa und ihrer globalen Vernetzung auf US-Regierungs- und Parlamentsausschussberichte, amerikanische Publikationen einschlägiger prominenter Zeitzeugen, auf amerikanische, deutsche, serbische und bosnische Medien. Und immer wieder verweist er auch auf geheime Dossiers, die ihm natürlich anonym bleibende Agenten zur Verfügung gestellt hätten. Leider übermannt den Autor die Nostalgie, wenn er über das alte "Modell Jugoslawien" spricht und über die Komplexität seines Endes. Dann lässt er analytische Schärfe und Tiefgang vermissen. Aber sein Thema ist ja auch weit übergreifend und spektakulärer.

Als unsere Medien während des bosnisch-serbischen Krieges vor gut zehn Jahren ab und an Informationen über das dubiose Erstarken des islamischen Fundamentalismus in Bosnien streuten, wurde dieser Aspekt meist ignoriert oder gar weit von sich gewiesen. Wie bitte? Die verheerenden Massaker an Zivilisten auf Märkten von Sarajevo könnten auch vom bosnisch-muslimischen Widerstand mit Hilfe von Mudschaheddin verübt worden sein? Anstatt von den serbischen Aggressoren? Um Kapital aus der politischen Eskalation für die Muslime zu schlagen? Oder: ein Jahrzehnt später und weitaus brisanter: Amerikanische Geheimdienste, das Pentagon, die US-Regierung in Washington und ihr zuarbeitende private US-amerikanische Söldnerfirmen als Steigbügelhalter der islamistischen Terrorkräfte vom 11. September 2001? Exakt. Eben solche, hier zu Lande allenfalls als publizistische Fußnoten bekannt gewordene Informationen stehen im Mittelpunkt der Recherchen von Jürgen Elsässer über die verschlungenen Wege, die der Dschihad nach Europa nahm und damit der islamistische Terror seinen Anfang.

In der Tat liest sich dieses in über 20 Kapiteln aufgerollte wirre Knäuel von transnationalen politischen, klerikalen, militärischen und großkapitalistischen Verbandelungen zwischen Bosnien, bin Laden und Al Qaida, den USA und insbesondere Saudi-Arabien wie der Plot zu einem schlechten Hollywood-Agenten-B-Film. Aber dafür ist nicht der Autor, dafür sind die prominenten Protagonisten verantwortlich.

Der Inhalt in Stichworten: Das afghanische Bündnis zwischen den USA und den Mudschaheddin erlebt auf dem Balkan eine Neuauflage. Bosnien-Hercegovina bietet günstige Voraussetzungen für den Aufbau einer Dschihad-Front aufgrund seiner partiell profaschistischen Geschichte. Durch westlichen Einfluss wird nach Erlangung der Unabhängigkeit die gemäßigte Strömung der bosnischen Muslime ausgeschaltet. Förderer des Heiligen Krieges gelangen an die Macht. Wien wird Anfang der 90er Jahre Schaltstelle des Waffenschmuggels. 1993 erhält Osama bin Laden einen bosnischen Pass von der bosnischen Botschaft ebendort. Mit Geld und Kämpfern aus dem Nahen und Mittleren Osten, ebenfalls mit bosnischen Pässen ausgestattet, wird die bosnisch-muslimische Armee aufgebaut. Vor allem die Dschihadmigranten verüben unvorstellbare Gräueltaten, was Propagandavideos zur Ausbildung des Mudschaheddin-Nachwuchses belegen. Die US-Regierung unter Clinton unterläuft das Waffenembargo gegen Bosnien und ermöglicht Waffenlieferungen großen Ausmaßes an die bosnisch-muslimische Armee. Die wichtigste Rolle spielt dabei die private Pentagonvertragsfirma MPRI, die nach dem Friedensschluss von Dayton auch die Kontrolle über die bosnische Armee übernimmt. MPRI wirbt die fähigsten Mudschaheddin an, bildet sie in Albanien aus und schickt sie zur Unterstützung der UCK ins Kosovo und nach Makedonien. Ein Großteil dieser Aktivitäten wird finanziert aus saudisch-amerikanischem Spendensumpf über angeblich humanitärer Organisationen mit Niederlassungen zwischen Wien, Zagreb, Sarajevo, Prishtina und Tirana. Lange schon gibt es eine große Wanderungsbewegung von Dschihad-Kämpfern zwischen dem Balkan und Tschetschenien. Das sieht der Westen aber nicht als Gefahr, da die US-Öl-Lobby längst die russischen Energiereserven im Auge hat.

Nach der Lektüre des Buches ist der Kopf voll haarsträubender Details organisierter krimineller, brutaler Undercover-Weltpolitik, voller vor allem arabischer Namen - von Scheichs und Mullahs, von Bankern wie von Killern - in engem Schulterschluss mit der politischen und ökonomischen Oligarchie in den USA. Aber auch mit Namen von politisch gewieften und berechnenden Erbfolgern des verstorbenen bosnischen Muslimführers Izetbegovic. Von Repräsentanten des heutigen Bosnien, das - so die Spurensicherung Elsässers - als Vorposten des islamischen Fundamentalismus mitten im Herzen Europas durchaus und dringlich die kritische Aufmerksamkeit der Internationalen Gemeinschaft auf sich ziehen sollte.

Solche Eröffnungen gehen unter die Haut. Es ist das Verdienst Jürgen Elsässers, diese Fakten, das Ergebnis beinahe zehnjähriger journalistischer Recherche, in dieser nachvollziehbaren Buchform zusammengetragen zu haben. Eigentlich müsste dies international Schlagzeilen machen und Wogen der Empörung hoch schlagen lassen. Vor allem aber dazu stimulieren, unsere sakrosankten politischen Seilschaften und Tabus kritisch zu hinterfragen.

Ursula Rütten über: Jürgen Elsässer: Wie der Dschihad nach Europa kam
Gotteskrieger und Geheimdienste auf dem Balkan. Der Band ist im Niederösterreichischen Pressehaus in St. Pölten, Wien und Linz erschienen. 246 Seiten, 19,90 Euro.

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Hat das jetzt jemand tatsächlich gelesen? Hätte ich auch nicht...
 
Jürgen Elsässer: Wie der Dschihad nach Europa kam!

Dieses Buch gibt es jetzt auch auf serbisch und ist sehr zu emphehlen.

Elsässer schreibt u.a. beim anerkannten Artikel Forum Telepolis Artikel und andere seriöse Presse übernimmt seine Artikel.

Elsässer deckt vor allem die Waffenschiebereien und Verbrechen der Westlichen Politiker auf dem Balkan auf.
 
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