Ricky
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Als die Inquisitoren des Bischofs von Nantes im September 1440 das Schloss Tiffauges durchsuchten, machten sie schaurige Entdeckungen: Dutzende Schädel, Skelettreste und Leichenteile von kleinen Kindern. Einer der spektakulärsten Kriminalfälle aller Zeiten stand vor seiner Aufklärung.
Der 1404 geborene Ritter Gilles de Laval, Baron de Rais, zählte zu den reichsten Grundherren der westfranzösischen Vendée. 1426 stellte er auf eigene Kosten sieben Kompanien bewaffneter Krieger in den Dienst von König Karl VII. Der Monarch wurde damals von den siegreichen Engländern im sogenannten Hundertjährigen Krieg hart bedrängt. Der tapfere Rais verteidigte Anjou und Maine; schließlich wurde er auserwählt, Jeanne d'Arc, die "Jungfrau von Orléans", auf ihrem Feldzug zu begleiten. Bald zählte er zu deren engsten Vertrauten. Er erfocht mit ihr 1429 die Siege von Jargeau und Patay.
Nachdem Karl VII. am 17. Juli 1429 in Reims als König gekrönt worden war, ernannte er Gilles de Rais zum Marschall von Frankreich. Wenig später durfte er sogar die königlichen Lilien als Saum seines Wappens tragen.
Im Mai 1430 wurde Jeanne d'Arc vor Compiègne gefangen genommen. König Karl VII., der ihr Freiheit und Krone zu verdanken hatte, tat nichts, um der Jungfrau zu helfen. Er ließ es sogar tatenlos geschehen, dass sie am 30. Mai 1431 in Rouen bei lebendigem Leib verbrannt wurde.
[h=2]Von aufgespießten und geschminkten Kinderköpfen[/h] Dieses Geschehnis muss auf Gilles de Rais eine unselige Wirkung hinterlassen haben. 1431 zog er sich auf seine Güter bei Nantes zurück. In den Schlössern von Tiffauges und Camptoce sowie dem Kastell La Suze ergab er sich zunächst alchimistischen Studien. Schon während seiner Kämpfe gegen die Engländer war bei de Rais eine sadistische Ader zum Vorschein gekommen. Er pflegte Kriegsgefangene eigenhändig in einer qualvollen Prozedur zu hängen. Nun – im Schutze der Provinz – brach sich seine gewalttätige Natur endgültig Bahn.
Sein erstes Opfer war ein Bauernjunge. Er erwürgte das Kind und schlug ihm die Hände ab. Dann riss er ihm Augen und das Herz heraus. Das abfließende Blut benutzte er als Tinte, um damit okkulte Texte zu verfassen. Nach diesem Mord gab es kein Halten mehr. Die Häscher des Gilles de Rais entführten Woche für Woche Kinder, die der Schlossherr vergewaltigte und dann in ihren Eingeweiden wühlte. Seine Folterungen wurden immer bizarrer. Auch ließ er die abgeschlagenen Kinderköpfe schminken und aufspießen, um dann makabere "Schönheitskonkurrenzen" zu veranstalten. Seine entsetzte Gemahlin verließ ihn 1434, schwieg aber über das blutige Familiengeheimnis.
Obwohl immer dann, wenn Gilles de Rais eine seiner Burgen aufsuchte, am nächsten Tag mehrere Kinder der Gegend für immer verschwanden, wagte niemand, den mächtigen Baron offen zu verdächtigen. Er stand auf gutem Fuß mit Obrigkeit und Klerus. 1435 stiftete der orgiastische Massenmörder eine große Kirche im Ort Machecoul und zwar ausgerechnet "zum Gedenken an die unschuldigen Kinder von Bethlehem"!
[h=2]Gille de Rais wird hingerichtet[/h] 1440 beging Rais jedoch einen entscheidenden Fehler. Er ließ den Priester Jean le Ferron, dessen Bruder ihm Geld schuldete, während einer Pfingstmesse in der Kirche überfallen und gefangen nehmen. Mit diesem Übergriff machte er sich den Bischof von Nantes zum Feind. Der war schon lange hellhörig geworden, als Gerüchte kursierten, wonach auf Rais Burgen "allerlei nichtsnutziges Volk" Skelettreste beseitigt habe.
Im September 1440 leitete der Bischof ein förmliches Verfahren gegen Gilles de Rais ein. Als seine Untersuchungsrichter auf Burg Tiffauges die Überreste der hingeschlachteten Kinder fanden, wurde er des Massenmordes, der Dämonenbeschwörung, Sodomie und Ketzerei angeklagt. Am 15. Oktober 1440 begann der Prozess und sechs Tage später legte Rais vor Gericht ein Geständnis ab, aus freien Stücken, ohne dass man ihn gefoltert hätte. Er bestand darauf, sein Bekenntnis "in gemeiner Sprache" (also in Französisch statt Latein) abzulegen, damit das einfache Volk ihn verstehen könne und "zur Ermahnung aller Familienväter, damit sie wachen über ihre Kinder".
Das Gericht konnte Gilles de Rais 140 konkrete Morde nachweisen, nahm aber an, dass mindestens 400 Kinder seinem Wüten zum Opfer fielen. Der Angeklagte erging sich in ebenso zynischen wie genüsslichen Schilderungen der Morde und redete fast pausenlos. Am 26. Oktober 1440 wurde dieses Ungeheuer in Menschengestalt erwürgt und abschließend sein Körper verbrannt.
Für die Literatur gab der Fall immerhin willkommenen Stoff ab. So lebt der Unhold Gilles de Rais weiter in den Legenden über den mordenden "Ritter Blaubart".
Quelle: 1440 : Die bizarren Folterungen des Gilles de Rais - Nachrichten Kultur - Geschichte - DIE WELT
Kranker Typ gewesen.
Der 1404 geborene Ritter Gilles de Laval, Baron de Rais, zählte zu den reichsten Grundherren der westfranzösischen Vendée. 1426 stellte er auf eigene Kosten sieben Kompanien bewaffneter Krieger in den Dienst von König Karl VII. Der Monarch wurde damals von den siegreichen Engländern im sogenannten Hundertjährigen Krieg hart bedrängt. Der tapfere Rais verteidigte Anjou und Maine; schließlich wurde er auserwählt, Jeanne d'Arc, die "Jungfrau von Orléans", auf ihrem Feldzug zu begleiten. Bald zählte er zu deren engsten Vertrauten. Er erfocht mit ihr 1429 die Siege von Jargeau und Patay.
Nachdem Karl VII. am 17. Juli 1429 in Reims als König gekrönt worden war, ernannte er Gilles de Rais zum Marschall von Frankreich. Wenig später durfte er sogar die königlichen Lilien als Saum seines Wappens tragen.
Im Mai 1430 wurde Jeanne d'Arc vor Compiègne gefangen genommen. König Karl VII., der ihr Freiheit und Krone zu verdanken hatte, tat nichts, um der Jungfrau zu helfen. Er ließ es sogar tatenlos geschehen, dass sie am 30. Mai 1431 in Rouen bei lebendigem Leib verbrannt wurde.
[h=2]Von aufgespießten und geschminkten Kinderköpfen[/h] Dieses Geschehnis muss auf Gilles de Rais eine unselige Wirkung hinterlassen haben. 1431 zog er sich auf seine Güter bei Nantes zurück. In den Schlössern von Tiffauges und Camptoce sowie dem Kastell La Suze ergab er sich zunächst alchimistischen Studien. Schon während seiner Kämpfe gegen die Engländer war bei de Rais eine sadistische Ader zum Vorschein gekommen. Er pflegte Kriegsgefangene eigenhändig in einer qualvollen Prozedur zu hängen. Nun – im Schutze der Provinz – brach sich seine gewalttätige Natur endgültig Bahn.
Sein erstes Opfer war ein Bauernjunge. Er erwürgte das Kind und schlug ihm die Hände ab. Dann riss er ihm Augen und das Herz heraus. Das abfließende Blut benutzte er als Tinte, um damit okkulte Texte zu verfassen. Nach diesem Mord gab es kein Halten mehr. Die Häscher des Gilles de Rais entführten Woche für Woche Kinder, die der Schlossherr vergewaltigte und dann in ihren Eingeweiden wühlte. Seine Folterungen wurden immer bizarrer. Auch ließ er die abgeschlagenen Kinderköpfe schminken und aufspießen, um dann makabere "Schönheitskonkurrenzen" zu veranstalten. Seine entsetzte Gemahlin verließ ihn 1434, schwieg aber über das blutige Familiengeheimnis.
Obwohl immer dann, wenn Gilles de Rais eine seiner Burgen aufsuchte, am nächsten Tag mehrere Kinder der Gegend für immer verschwanden, wagte niemand, den mächtigen Baron offen zu verdächtigen. Er stand auf gutem Fuß mit Obrigkeit und Klerus. 1435 stiftete der orgiastische Massenmörder eine große Kirche im Ort Machecoul und zwar ausgerechnet "zum Gedenken an die unschuldigen Kinder von Bethlehem"!
[h=2]Gille de Rais wird hingerichtet[/h] 1440 beging Rais jedoch einen entscheidenden Fehler. Er ließ den Priester Jean le Ferron, dessen Bruder ihm Geld schuldete, während einer Pfingstmesse in der Kirche überfallen und gefangen nehmen. Mit diesem Übergriff machte er sich den Bischof von Nantes zum Feind. Der war schon lange hellhörig geworden, als Gerüchte kursierten, wonach auf Rais Burgen "allerlei nichtsnutziges Volk" Skelettreste beseitigt habe.
Im September 1440 leitete der Bischof ein förmliches Verfahren gegen Gilles de Rais ein. Als seine Untersuchungsrichter auf Burg Tiffauges die Überreste der hingeschlachteten Kinder fanden, wurde er des Massenmordes, der Dämonenbeschwörung, Sodomie und Ketzerei angeklagt. Am 15. Oktober 1440 begann der Prozess und sechs Tage später legte Rais vor Gericht ein Geständnis ab, aus freien Stücken, ohne dass man ihn gefoltert hätte. Er bestand darauf, sein Bekenntnis "in gemeiner Sprache" (also in Französisch statt Latein) abzulegen, damit das einfache Volk ihn verstehen könne und "zur Ermahnung aller Familienväter, damit sie wachen über ihre Kinder".
Das Gericht konnte Gilles de Rais 140 konkrete Morde nachweisen, nahm aber an, dass mindestens 400 Kinder seinem Wüten zum Opfer fielen. Der Angeklagte erging sich in ebenso zynischen wie genüsslichen Schilderungen der Morde und redete fast pausenlos. Am 26. Oktober 1440 wurde dieses Ungeheuer in Menschengestalt erwürgt und abschließend sein Körper verbrannt.
Für die Literatur gab der Fall immerhin willkommenen Stoff ab. So lebt der Unhold Gilles de Rais weiter in den Legenden über den mordenden "Ritter Blaubart".
Quelle: 1440 : Die bizarren Folterungen des Gilles de Rais - Nachrichten Kultur - Geschichte - DIE WELT
Kranker Typ gewesen.