Sultan Mehmet
Gesperrt
In der Geschichte von Manchester United FC gibt es unzählige Daten, die wichtige Tage dieses Traditionsklubs markieren. So wurde ManU am 29. Mai 1968 im Londoner Wembley-Stadion durch ein 4:1 n. V. gegen SL Benfica zum ersten englischen Klub, der den Pokal der europäischen Meistervereine holen konnte. Und wer in England oder Deutschland wird jemals den 26. Mai 1999 vergessen, als das Team von Sir Alex Ferguson im dramatischsten Endspiel der UEFA Champions League durch zwei Tore in der Nachspielzeit den FC Bayern München noch mit 2:1 besiegen konnte?
Schicksalhafter Tag
Doch der Tag, der jedem Fan von United für immer schicksalhaft ins Gedächtnis eingebrannt ist, ist der 6. Februar 1958 – der Tag, an dem eine große Mannschaft starb. Auch damals griff das Team aus Manchester schon nach der wertvollsten Trophäe im Vereinsfußball. Auf dem Rückweg vom 3:3 bei FK Crvena Zvezda (Roter Stern Belgrad) im Viertelfinal-Rückspiel musste das Flugzeug mit der Mannschaft von Trainer Matt Busby in München zwischenlanden, um zu tanken. Nach dem 2:1-Hinspielsieg hatten seine Jungs es in Belgrad spannend gemacht und eine 3:0-Halbzeitführung noch aus der Hand gegeben, am Ende aber doch relativ souverän das Halbfinale erreicht. Die junge Truppe hatte auch in diesen beiden Spielen eindrucksvoll bewiesen, warum so viele Experten ihr eine großartige Zukunft prophezeiten.
Wunderbare Stimmung
Nach dem Spiel gab es für beide Teams noch ein Festbankett im Belgrader Majestic-Hotel und als die Kellner bei gedämpftem Licht das mit brennenden Kerzen garnierte Dessert servierten, erhob sich die ganze ManU-Mannschaft und stimmte - angeführt von Kapitän Roger Byrne – das Lied "We'll Meet Again" an. Anschließend stand auch Busby auf und sagte in Richtung der Belgrader Mannschaft: "Kommt zu uns. Die Tore von Old Trafford werden für euch immer geöffnet sein", doch grausamerweise sollte selbst ein Großteil seiner eigenen Mannschaft das heimische Stadion nie wieder betreten.
Zu wenig Sprit
Das Flugzeug, in dem die gesamte Mannschaft mit Betreuern die Heimreise antrat, war eine Airspeed Ambassador der
British European Airlines, die auf dem Rückweg von Jugoslawien nach England in München einen Tankstopp einlegen musste. Wie in dieser Jahreszeit durchaus üblich, war das Wetter in der bayerischen Landeshauptstadt ausgesprochen schlecht, dichtes Schneetreiben fegte über die von Schneematsch bedeckte Startbahn. Schon bei der Landung hatten die Passagiere besorgt die extremen Bedingungen am Flughafen in München-Riem zur Kenntnis genommen.
Die Katastrophe
Nachdem die Mannschaft in einem Flughafen-Restaurant Kaffee getrunken und sich die Zeit vertrieben hatte, machte man sich auf den Weg zurück zur Maschine. Der erste Startversuch musste abgebrochen werden, da die Instrumente im Cockpit Probleme mit einem Propeller angezeigt hatten. Auch der zweite Versuch wurde nach der Hälfte der Startbahn abgebrochen. Um 15:04 Uhr MEZ startete der dritte Versuch - und diesmal gab es kein Zurück -, als die Triebwerke plötzlich an Schubkraft verloren und die Maschine am Ende der Startbahn einen Zaun durchbrach. Der hintere Teil des Flugzeugs krachte in ein Haus, der Rest der Maschine kollidierte mit einem Baum.
Viele Opfer
Obwohl die Rettungskräfte innerhalb von Minuten an der Unglücksstelle eintrafen, kamen sie zu spät, um die Leben von Byrne, Geoff Bent, Eddie Colman, Mark Jones, Duncan Edwards, David Pegg, Tommy Taylor und Liam Whelan zu retten. Die Trainer Bert Whalley und Tom Curry sowie Geschäftsführer Walter Crickmer überlebten das Unglück ebenfalls nicht, außerdem starben zwei Mitglieder der Flugzeugbesatzung, acht Journalisten und zwei weitere Passagiere. Wie durch ein Wunder kamen 16 Insassen mit dem Leben davon, darunter auch der schwer verletzte Busby und der junge Bobby Charlton. Doch die Mannschaft um den hoch veranlagten Edwards war mit einem Schlag ausgelöscht worden.
Trauriger Jahrestag
Mit erstaunlicher Willenskraft überstanden Busby und auch United die körperlichen und seelischen Verletzungen dieser Katastrophe. 1968 holte der Klub, durch zwei Tore von Charlton, endlich den Pokal der europäischen Meistervereine, der seit zehn Jahren überfällig war. Erneut mit einem schottischen Trainer und unbeugsamem Willen ausgestattet, reichte es weitere 31 Jahre danach in Barcelona zum zweiten Triumph in diesem Wettbewerb. Unvergessliche Tage, aber niemals so unvergesslich wie der 6. Februar 1958.
Quelle: uefa.com - UEFA Champions League - Meldungen - Nachrichtenindex