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Kosovo-Unruhen: Wer wusste was?
Stefan Tenner 22.11.2004
Ein neuer Informationsskandal bahnt sich an. Der BND und damit auch Bundesregierung und Bundeswehr sollen vorab über die März-Gewaltwelle im Kosovo informiert gewesen sein
Nach bisheriger offizieller Lesart sind NATO-Truppen und UN-Verwaltung im März von der antiserbischen Gewaltwelle (siehe: Terror im Kosovo) im Kosovo überrascht worden. Ob es auch den ausländischen Geheimdiensten so ging, könnte in den nächsten Wochen die deutsche Politik und Öffentlichkeit beschäftigen. Dem Auslandsgeheimdienst (BND) sollen entsprechende Informationen vorab vorgelegen haben. Dabei ging es um Abhörprotokolle des UCK-Kämpfers und Kosovo-Albaners Samidin Xhezairi. Die zusätzliche Brisanz an der Geschichte: Xhezairi war vermutlich BND-Informant gewesen, der zudem Verbindungen zu Al-Qaida unterhalten haben soll.
Diese Informationen veröffentlichte Journalist Franz Josef Hutsch als Mitautor eines Beitrages, der zuvor im holländischen Sender VPRO und im ZDF ausgestrahlt wurde. Der ehemalige Bundeswehr-Major ist seit Mitte der 90er Jahre Kriegs- und Krisenreporter und erreichte gerade erst einige Wochen zuvor als Zeuge im Milosevic-Prozess internationale Aufmerksamkeit.
Zu seinen neuesten Recherchen hat sich der betroffene BND bislang nicht geäußert. Die deutsche Regierung hat ihren Geheimdienst bereits in Schutz genommen, gerät jedoch innenpolitisch unter Druck. Die CDU denkt bereits über einen Untersuchungsausschuss zu diesem Vorfall nach.
Im Telepolis-Interview Erich Schmidt-Eenboom, Geheimdienstexperte und Autor verschiedener Bücher über den BND. Er geht davon aus, dass die brisanten Informationen der Bundesregierung und der Bundeswehr übermittelt worden sind. Das würde auch bedeuten, dass die antiserbische Gewalt "bundeswehrseitig geduldet" gewesen sei.
Der BND und andere ausländische Geheimdienste sollen vorab von der antiserbischen Gewaltwelle im Kosovo im März des Jahres gewusst haben. Wie sicher sind diese Informationen?
Erich Schmidt-Eenboom: Die Recherchen - überwiegend von den niederländischen Kolleginnen und Kollegen vom Radio VPRO - sind zutreffend und haben eine lange Traditionslinie. Weil der BND seit Anfang der 90er Jahre zu der bis dahin als terroristisch eingestuften Organisation UCK Verbindungen unterhält. Zugleich muss man einräumen, dass der BND bei weitem nicht die erste und wichtigste Rolle spielt. Denn die UCK ist seit Anfang der 90er Jahre vor allem ein Kind der CIA. Das hat sich insbesondere im Frühjahr 2001 in Makedonien gezeigt, als UCK-Kämpfer unter amerikanischen Militärschutz evakuiert worden sind.
Das Spiel der Geheimdienste
Was wissen Sie über Samidin Xhezairi selbst?
http://www.heise.de/tp/r4/artikel/18/18865/1.html
Stefan Tenner 22.11.2004
Ein neuer Informationsskandal bahnt sich an. Der BND und damit auch Bundesregierung und Bundeswehr sollen vorab über die März-Gewaltwelle im Kosovo informiert gewesen sein
Nach bisheriger offizieller Lesart sind NATO-Truppen und UN-Verwaltung im März von der antiserbischen Gewaltwelle (siehe: Terror im Kosovo) im Kosovo überrascht worden. Ob es auch den ausländischen Geheimdiensten so ging, könnte in den nächsten Wochen die deutsche Politik und Öffentlichkeit beschäftigen. Dem Auslandsgeheimdienst (BND) sollen entsprechende Informationen vorab vorgelegen haben. Dabei ging es um Abhörprotokolle des UCK-Kämpfers und Kosovo-Albaners Samidin Xhezairi. Die zusätzliche Brisanz an der Geschichte: Xhezairi war vermutlich BND-Informant gewesen, der zudem Verbindungen zu Al-Qaida unterhalten haben soll.
Diese Informationen veröffentlichte Journalist Franz Josef Hutsch als Mitautor eines Beitrages, der zuvor im holländischen Sender VPRO und im ZDF ausgestrahlt wurde. Der ehemalige Bundeswehr-Major ist seit Mitte der 90er Jahre Kriegs- und Krisenreporter und erreichte gerade erst einige Wochen zuvor als Zeuge im Milosevic-Prozess internationale Aufmerksamkeit.
Zu seinen neuesten Recherchen hat sich der betroffene BND bislang nicht geäußert. Die deutsche Regierung hat ihren Geheimdienst bereits in Schutz genommen, gerät jedoch innenpolitisch unter Druck. Die CDU denkt bereits über einen Untersuchungsausschuss zu diesem Vorfall nach.
Im Telepolis-Interview Erich Schmidt-Eenboom, Geheimdienstexperte und Autor verschiedener Bücher über den BND. Er geht davon aus, dass die brisanten Informationen der Bundesregierung und der Bundeswehr übermittelt worden sind. Das würde auch bedeuten, dass die antiserbische Gewalt "bundeswehrseitig geduldet" gewesen sei.
Der BND und andere ausländische Geheimdienste sollen vorab von der antiserbischen Gewaltwelle im Kosovo im März des Jahres gewusst haben. Wie sicher sind diese Informationen?
Erich Schmidt-Eenboom: Die Recherchen - überwiegend von den niederländischen Kolleginnen und Kollegen vom Radio VPRO - sind zutreffend und haben eine lange Traditionslinie. Weil der BND seit Anfang der 90er Jahre zu der bis dahin als terroristisch eingestuften Organisation UCK Verbindungen unterhält. Zugleich muss man einräumen, dass der BND bei weitem nicht die erste und wichtigste Rolle spielt. Denn die UCK ist seit Anfang der 90er Jahre vor allem ein Kind der CIA. Das hat sich insbesondere im Frühjahr 2001 in Makedonien gezeigt, als UCK-Kämpfer unter amerikanischen Militärschutz evakuiert worden sind.
Das Spiel der Geheimdienste
Was wissen Sie über Samidin Xhezairi selbst?
http://www.heise.de/tp/r4/artikel/18/18865/1.html