Yutaka
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Die Schweiz gleicht einem Feudalstaat
Lange Zeit war die Schweiz der Elefantenfriedhof der Reichen. Nach einem abenteuerlichen Leben zogen vermögende Schauspieler, Sänger, Industrielle ans Ufer des Genfersees, um dort still zu sterben.
Doch das ist idyllische Vergangenheit. Inzwischen bevölkert eine neue Generation von Superreichen den Planeten. Die Kombination von Börsenboom, Internet, Globalisierung hat Milliardäre hervorgebracht wie nie zuvor.
Das hat positive Effekte: Die Banken boomen (boomten), die Luxusindustrie boomt, Immobilien boomen, der Kunstmarkt boomt.
Und es gibt Ärger: Da der Mittelstand kaum reicher wurde, zahlt er die Rechnung. Mieten explodieren, Sicherheitskosten steigen, Karrierechancen sinken, da Superreiche mit exklusiven Schulen und Klubs, privaten Spitälern und Beratern einen Wettbewerbsvorteil besitzen.
Er sieht sehr britisch aus. Die Brille, die Krawatte. Das graue Haar, das so diszipliniert geschnitten ist wie englischer Rasen. Und sein Beruf ist ebenso gepflegt, diszipliniert und unsensationell wie englischer Rasen: Hans Kissling war 14 Jahre Chef des statistischen Amts des Kantons Zürich.
Nun ist er pensioniert und hat ein Buch geschrieben: «Reichtum ohne Leistung». Es ist nur ein schmales Buch. Aber es enthält mehr politischen Sprengstoff als viele dicke Wälzer. Denn der Statistiker Kissling hat sich an ein Tabuthema gemacht: die Vermögensverhältnisse in Zürich.
Motor der Marktwirtschaft stottert
Was Kissling daran stört, steht schon im Buchtitel: «Reichtum ohne Leistung». Der Statistiker ist studierter Ökonom und seit seiner Jugend «begeistert von der Marktwirtschaft». Doch entsetzt ihn, dass der Motor der Marktwirtschaft, die Chancengleichheit, nicht funktioniert. Er habe nichts gegen Neureiche, die ihr Vermögen erarbeitet hätten. Das Problem seien die Erben und die automatische Vermehrung grosser Vermögen ohne Arbeit. Und das Tempo der Verschärfung der Ungleichheit in nur 12 Jahren habe ihn schockiert.
Dies umso mehr, als dass im Mittelstand praktisch eine eingebaute Vermögensbremse sitzt: Kinder und Alter. Die enormen Krippenkosten von 150 Franken am Tag plus die Pflege im Alter (Jahreskosten 100'000 Franken) wirft Mittelständler regelmässig in die Nähe des Existenzminimums zurück.
Die Kosten einer neufeudalen Schweiz sind laut Kissling enorm: Leistungswillige werden von weniger talentierten Erben ausgebremst. (Reiche Kinder besuchen Eliteschulen, erben Chefposten im Clanunternehmen, kaufen sich Firmen.) Grundstückpreise explodieren in Kettenreaktion - erst in den Top-Lagen, wo die Reichen kaufen, dann in den nächstteureren, wo die kaufen, die gerade ihre Häuser verkauft haben, usw. Dazu steigt die Kriminalität. All das führt dazu, dass Länder mit mehr Ungleichheit kleineres Wirtschaftswachstum haben. 3 Zürcher haben so viel wie 412'000 andere
Der Mittelstand stagniert, die Superreichen werden reicher. Das sagt der ehemalige Chefstatistiker des Kantons Zürich.
Es sind brisante Zahlen. Während der Durchschnittszürcher in 12 Jahren nur wenig Vermögen dazugewonnen hat (von 29'000 auf 35'000 Franken), ist das Vermögen der Reichsten stark gewachsen. Von 1991 bis 2003 machte das reichste Prozent der Zürcher Steuerzahler einen 70-Prozent-Sprung von 4 auf 6,8 Millionen Franken. Noch schneller wuchs das Vermögen der Superreichen. Das oberste Zehntelpromille der Zürcher Steuerzahler verdoppelte sogar sein Durchschnittvermögen: von 80 auf 157 Millionen pro Kopf.
Laut Kissling bewegt sich die Schweiz dadurch vermögensmässig auf einen Feudalstaat zu: Nirgends sonst besitzen so wenige so viel mehr als alle anderen.
Lange Zeit war die Schweiz der Elefantenfriedhof der Reichen. Nach einem abenteuerlichen Leben zogen vermögende Schauspieler, Sänger, Industrielle ans Ufer des Genfersees, um dort still zu sterben.
Doch das ist idyllische Vergangenheit. Inzwischen bevölkert eine neue Generation von Superreichen den Planeten. Die Kombination von Börsenboom, Internet, Globalisierung hat Milliardäre hervorgebracht wie nie zuvor.
Das hat positive Effekte: Die Banken boomen (boomten), die Luxusindustrie boomt, Immobilien boomen, der Kunstmarkt boomt.
Und es gibt Ärger: Da der Mittelstand kaum reicher wurde, zahlt er die Rechnung. Mieten explodieren, Sicherheitskosten steigen, Karrierechancen sinken, da Superreiche mit exklusiven Schulen und Klubs, privaten Spitälern und Beratern einen Wettbewerbsvorteil besitzen.
Er sieht sehr britisch aus. Die Brille, die Krawatte. Das graue Haar, das so diszipliniert geschnitten ist wie englischer Rasen. Und sein Beruf ist ebenso gepflegt, diszipliniert und unsensationell wie englischer Rasen: Hans Kissling war 14 Jahre Chef des statistischen Amts des Kantons Zürich.
Nun ist er pensioniert und hat ein Buch geschrieben: «Reichtum ohne Leistung». Es ist nur ein schmales Buch. Aber es enthält mehr politischen Sprengstoff als viele dicke Wälzer. Denn der Statistiker Kissling hat sich an ein Tabuthema gemacht: die Vermögensverhältnisse in Zürich.
- Im Durchschnitt ist das Vermögen der rund 730'000 Zürcher Steuerzahler in diesen 12 Jahren nur sehr moderat gestiegen: von 29'000 auf 35'000 Franken.
- Es gibt einen Sockel von Vermögenslosen. 25, später 27 Prozent versteuerten ein Vermögen von 0 Franken.
- Richtig vorwärts gemacht hat nur das reichste Prozent der Steuerzahler: Ihr Vermögen ist von 1991 bis 2003 um 70 Prozent gewachsen: von durchschnittlich 4 auf 6,8 Millionen Franken.
- Davon hat sich die oberste Spitze raketenartig abgesetzt: Das reichste Zehntelpromille verdoppelte sein Vermögen von 80 auf 157 Millionen pro Kopf.
- Noch krasser entwickelte sich die oberste Spitze der Spitze: Die reichsten 10 Steuerzahler verdreifachten ihr Vermögen von 2,7 auf 8,5 Milliarden Franken. Die reichsten drei von 1,3 auf 4,4 Milliarden.
Motor der Marktwirtschaft stottert
Was Kissling daran stört, steht schon im Buchtitel: «Reichtum ohne Leistung». Der Statistiker ist studierter Ökonom und seit seiner Jugend «begeistert von der Marktwirtschaft». Doch entsetzt ihn, dass der Motor der Marktwirtschaft, die Chancengleichheit, nicht funktioniert. Er habe nichts gegen Neureiche, die ihr Vermögen erarbeitet hätten. Das Problem seien die Erben und die automatische Vermehrung grosser Vermögen ohne Arbeit. Und das Tempo der Verschärfung der Ungleichheit in nur 12 Jahren habe ihn schockiert.
Dies umso mehr, als dass im Mittelstand praktisch eine eingebaute Vermögensbremse sitzt: Kinder und Alter. Die enormen Krippenkosten von 150 Franken am Tag plus die Pflege im Alter (Jahreskosten 100'000 Franken) wirft Mittelständler regelmässig in die Nähe des Existenzminimums zurück.
Die Kosten einer neufeudalen Schweiz sind laut Kissling enorm: Leistungswillige werden von weniger talentierten Erben ausgebremst. (Reiche Kinder besuchen Eliteschulen, erben Chefposten im Clanunternehmen, kaufen sich Firmen.) Grundstückpreise explodieren in Kettenreaktion - erst in den Top-Lagen, wo die Reichen kaufen, dann in den nächstteureren, wo die kaufen, die gerade ihre Häuser verkauft haben, usw. Dazu steigt die Kriminalität. All das führt dazu, dass Länder mit mehr Ungleichheit kleineres Wirtschaftswachstum haben. 3 Zürcher haben so viel wie 412'000 andere
Der Mittelstand stagniert, die Superreichen werden reicher. Das sagt der ehemalige Chefstatistiker des Kantons Zürich.
Es sind brisante Zahlen. Während der Durchschnittszürcher in 12 Jahren nur wenig Vermögen dazugewonnen hat (von 29'000 auf 35'000 Franken), ist das Vermögen der Reichsten stark gewachsen. Von 1991 bis 2003 machte das reichste Prozent der Zürcher Steuerzahler einen 70-Prozent-Sprung von 4 auf 6,8 Millionen Franken. Noch schneller wuchs das Vermögen der Superreichen. Das oberste Zehntelpromille der Zürcher Steuerzahler verdoppelte sogar sein Durchschnittvermögen: von 80 auf 157 Millionen pro Kopf.
Laut Kissling bewegt sich die Schweiz dadurch vermögensmässig auf einen Feudalstaat zu: Nirgends sonst besitzen so wenige so viel mehr als alle anderen.