EyeOfTheTiger
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K.o.-Tropfen, Vergewaltigungsdroge, Liquid Extasy: GBL ist unter zahlreichen Namen bekannt und berüchtigt. Seit Jahren ist das Mittel ein Problem, wird von Behörden und Politik aber ignoriert – bis jetzt. England schreit nach dem Tod einer 21-Jährigen nach einem Verbot der Droge. Denn die tödliche Gefahr hat nun ein Gesicht.
Sie war jung. Sie war schön. Sie war beliebt und eine ausgezeichnete Studentin. Jetzt ist sie tot. Die Engländerin Hester Stewart starb am 29. April an einer Überdosis GBL (siehe Infobox). Die Polizei fand ein Fläschen des Rauschmittels neben der Leiche der 21-Jährigen. Sie ist bereits das dritte nachweisbare GBL-Opfer der vergangenen 12 Monate in England. Ob Stewart das Mittel bewusst nahm oder es ihr eingeflösst wurde, ist noch unklar. Am Montag werden die ersten Ergebnisse der polizeilichen Ermittlungen erwartet. Eines ist aber bereits heute gewiss: Stewarts Tod hat das Bewusstein für die Droge in England verändert. Anders als bei den bisherigen Opfern blieb es nach dem Tod von Hester in den englischen Medien nicht still. Die tödliche Gefahr erhielt erstmals ein Gesicht.
BBC, Daily Mail, Daily Telegraph, The Sun, Sky-News – wochenlang berichteten die englischen Medien über den Fall. Im Fokus der Berichterstattung: Maryon Stewart. Während andere Mütter vor Trauer und Kummer über den Verlust ihres Kindes erstarren, hat sich Maryon Stewart dem Kampf gegen GBL verschrieben. «Ich habe meine Tochter verloren. Ich will wissen, wie das geschehen konnte. Ich will wissen, warum es England nicht geschafft hat, dieses Mittel zu verbieten», zitiert die englische Presse die Mutter.
«Irgendein Sesselfurzer wird doch wissen, wie man GBL verbieten kann!»
Tatsächlich ist das synthetische Mittel in seinem ursprünglichen Gebrauch als Lösungsmittel harmlos und wird in Nagellackentfernern oder Felgenreinigern verwendet. Seit Jahren wird das legal erwerbbare Mittel aber missbraucht: Einerseits als «Liquid Extasy» in der Club-Szene, oft aber als «K.o.-Tropfen» bei Sexualdelikten. Die Opferzahlen steigen nicht nur in England, sondern in ganz Europa stetig an. Erst im Frühling 2008 vermeldete die Europäische Beobachtungsstelle für Drogen und Drogensucht (EBDD) einen «alarmierenden Gebrauch von GBL».
Das englische Innenministerium versprach in der Folge ein Verbot durchzusetzen - bisher vergeblich. Für Maryon Stewart absolut unverständlich: «Die tödliche Gefahr ist bekannt. Es wird doch irgendeinen Sesselfurzer geben, der weiss, wie man dieses Mittel für den privaten Gebrauch verbieten kann!», sagte sie der «Sun».
54 Vergiftungen in der Schweiz
In der Schweiz ist der «nicht-industrielle Handel und Konsum» von GBL verboten. Dennoch gibt es auch hierzulande immer wieder Fälle von Missbrauch (20 Minuten Online berichtete), weil der Stoff «leichter erhältlich ist» als das dem Betäubungsmittelgesetz unterstehende ähnlich wirkende GHB, wie das Bundesamt für Gesundheit (BAG) auf seiner Homepage schreibt. Allein im Jahr 2008 wurden in der Schweiz offiziell 54 Vergiftungen aufgrund von GBL bekannt. Nach Angaben des Schweizerischen Toxikologischen Informationszentrums in Zürich beläuft sich die Zahl der Überdosierungen auf zwischen 90 und 100 Fälle pro Jahr. Die Dunkelziffer dürfte aber weit höher sein, denn das Mittel ist nur während wenigen Stunden in Blut und Urin nachweisbar. Aufgrund der erschreckenden Zahlen hat das BAG Anfang 2009 angekündigt, sich stärker mit Massnahmen, «die vor dem ungewollten Konsum dieser Substanzen schützen sollen», zu beschäftigen. Gleichzeitig strebt das BAG eine Revision der Verordnung zum Betäubungsmittelgesetz für 2010 an, welche den Handel mit GBL noch rigoroser gestalten soll.
Englische Regierung ist aufgeschreckt
In England hat Maryon Stewart derweil, unterstützt von ihrem Ex-Mann und Mediziner Alan Stewart sowie der englischen Presse, eine Kampagne gestartet, um ein Verbot von GBL möglichst schnell durchzusetzen. «Hester hätte gewollt, dass niemand ihr tragisches Schicksal teilen muss», begründet die Mutter. Sie hat den tragischen Tod ihrer Tochter für einen medialen Aufschrei gegen GBL genutzt: Nach dem Tod von Hester ist kaum eine Woche vergangen, ohne dass Bilder und Videos der 21-Jährigen nicht die englischen Blätter zierten. Mit Erfolg: Innenminister Alan Johnson empfing Stewart zu einem Gespräch und versprach Unterstützung im Kampf gegen GBL - erneut. Aufgeschreckt vom tragischen Fall von Hester scheint die Regierung - anders als noch vor Jahrfrist - dieses Mal gewillt, ein Verbot von GBL trotz der grossen industriellen Verwendung voranzutreiben.
quelle: 20 Minuten Online - Die tödliche Gefahr mit dem lieblichen Gesicht - Kreuz und Quer
Sie war jung. Sie war schön. Sie war beliebt und eine ausgezeichnete Studentin. Jetzt ist sie tot. Die Engländerin Hester Stewart starb am 29. April an einer Überdosis GBL (siehe Infobox). Die Polizei fand ein Fläschen des Rauschmittels neben der Leiche der 21-Jährigen. Sie ist bereits das dritte nachweisbare GBL-Opfer der vergangenen 12 Monate in England. Ob Stewart das Mittel bewusst nahm oder es ihr eingeflösst wurde, ist noch unklar. Am Montag werden die ersten Ergebnisse der polizeilichen Ermittlungen erwartet. Eines ist aber bereits heute gewiss: Stewarts Tod hat das Bewusstein für die Droge in England verändert. Anders als bei den bisherigen Opfern blieb es nach dem Tod von Hester in den englischen Medien nicht still. Die tödliche Gefahr erhielt erstmals ein Gesicht.
BBC, Daily Mail, Daily Telegraph, The Sun, Sky-News – wochenlang berichteten die englischen Medien über den Fall. Im Fokus der Berichterstattung: Maryon Stewart. Während andere Mütter vor Trauer und Kummer über den Verlust ihres Kindes erstarren, hat sich Maryon Stewart dem Kampf gegen GBL verschrieben. «Ich habe meine Tochter verloren. Ich will wissen, wie das geschehen konnte. Ich will wissen, warum es England nicht geschafft hat, dieses Mittel zu verbieten», zitiert die englische Presse die Mutter.
«Irgendein Sesselfurzer wird doch wissen, wie man GBL verbieten kann!»
Tatsächlich ist das synthetische Mittel in seinem ursprünglichen Gebrauch als Lösungsmittel harmlos und wird in Nagellackentfernern oder Felgenreinigern verwendet. Seit Jahren wird das legal erwerbbare Mittel aber missbraucht: Einerseits als «Liquid Extasy» in der Club-Szene, oft aber als «K.o.-Tropfen» bei Sexualdelikten. Die Opferzahlen steigen nicht nur in England, sondern in ganz Europa stetig an. Erst im Frühling 2008 vermeldete die Europäische Beobachtungsstelle für Drogen und Drogensucht (EBDD) einen «alarmierenden Gebrauch von GBL».
Das englische Innenministerium versprach in der Folge ein Verbot durchzusetzen - bisher vergeblich. Für Maryon Stewart absolut unverständlich: «Die tödliche Gefahr ist bekannt. Es wird doch irgendeinen Sesselfurzer geben, der weiss, wie man dieses Mittel für den privaten Gebrauch verbieten kann!», sagte sie der «Sun».
54 Vergiftungen in der Schweiz
In der Schweiz ist der «nicht-industrielle Handel und Konsum» von GBL verboten. Dennoch gibt es auch hierzulande immer wieder Fälle von Missbrauch (20 Minuten Online berichtete), weil der Stoff «leichter erhältlich ist» als das dem Betäubungsmittelgesetz unterstehende ähnlich wirkende GHB, wie das Bundesamt für Gesundheit (BAG) auf seiner Homepage schreibt. Allein im Jahr 2008 wurden in der Schweiz offiziell 54 Vergiftungen aufgrund von GBL bekannt. Nach Angaben des Schweizerischen Toxikologischen Informationszentrums in Zürich beläuft sich die Zahl der Überdosierungen auf zwischen 90 und 100 Fälle pro Jahr. Die Dunkelziffer dürfte aber weit höher sein, denn das Mittel ist nur während wenigen Stunden in Blut und Urin nachweisbar. Aufgrund der erschreckenden Zahlen hat das BAG Anfang 2009 angekündigt, sich stärker mit Massnahmen, «die vor dem ungewollten Konsum dieser Substanzen schützen sollen», zu beschäftigen. Gleichzeitig strebt das BAG eine Revision der Verordnung zum Betäubungsmittelgesetz für 2010 an, welche den Handel mit GBL noch rigoroser gestalten soll.
Englische Regierung ist aufgeschreckt
In England hat Maryon Stewart derweil, unterstützt von ihrem Ex-Mann und Mediziner Alan Stewart sowie der englischen Presse, eine Kampagne gestartet, um ein Verbot von GBL möglichst schnell durchzusetzen. «Hester hätte gewollt, dass niemand ihr tragisches Schicksal teilen muss», begründet die Mutter. Sie hat den tragischen Tod ihrer Tochter für einen medialen Aufschrei gegen GBL genutzt: Nach dem Tod von Hester ist kaum eine Woche vergangen, ohne dass Bilder und Videos der 21-Jährigen nicht die englischen Blätter zierten. Mit Erfolg: Innenminister Alan Johnson empfing Stewart zu einem Gespräch und versprach Unterstützung im Kampf gegen GBL - erneut. Aufgeschreckt vom tragischen Fall von Hester scheint die Regierung - anders als noch vor Jahrfrist - dieses Mal gewillt, ein Verbot von GBL trotz der grossen industriellen Verwendung voranzutreiben.
quelle: 20 Minuten Online - Die tödliche Gefahr mit dem lieblichen Gesicht - Kreuz und Quer