Wien - Der Iran hat nach Angaben von Präsident Mahmud Ahmadinedschad die ersten Chargen von Uran auf 20 Prozent angereichert. Damit nährt das Land den Verdacht westlicher Staaten, heimlich eine Atombombe bauen zu wollen. Es folgen einige Fakten und Ungereimtheiten des Atomprogramms:
- Bis vor kurzem verfügte der Iran rund 1,8 Tonnen Uran mit einem Anreicherungsgrad von nur 3,5 Prozent. Für eine Atombombe wird auf 90 Prozent angereichertes Uran benötigt. Ist allerdings erst einmal eine bestimmte Menge von 20-Prozent-Uran vorhanden, ist der Sprung auf 90 Prozent in wenigen Monaten getan.
- Iran will nach offiziellen Angaben Uran auf 20 Prozent anreichern, um damit einen Reaktor in Teheran für medizinische Zwecke zu betreiben. Dort werden bestimmte Isotope produziert, die für die Krebstherapie benötigt werden. Noch in diesem Jahr wird der Teheraner Reaktor den Rest von 115 Kilogramm geeignetem Uran verbraucht haben, das Argentinien 1993 geliefert hatte.
- Schon die Anreicherung von Uran auf 3,5 Prozent hat im Ausland Zweifel an einem rein zivilen Ziel des iranischen Atomprogramms aufkommen lassen. Grund ist, dass in dem Land noch kein für dieses Material geeigneter Atomreaktor zur Stromproduktion existiert. Es gibt nur Pläne dafür.
- Auch bei der angelaufenen Anreicherung des Urans auf bis zu 20 Prozent gibt es Unstimmigkeiten. Das Land verfügt nicht über die technischen Möglichkeiten, die Brennstäbe herzustellen, die der Teheraner Medizinreaktor benötigt. Die Entwicklung der Brennelemente würde Jahre in Anspruch nehmen, lange Zeit vorher wäre der argentinische Brennstoff aber aufgebraucht.
- Nichtsdestotrotz blieben bedeutende technische Hürden, bis der Iran eine Atombombe bauen könnte - falls die Regierung dies anstreben sollte. So hat der Iran zugesichert, die Anreicherung auf 20 Prozent von der Internationalen Atomenergiebehörde IAEA überwachen zu lassen. Unter ihren Augen ließe sich unbemerkt kein Uran auf 90 Prozent anreichern.
- Nach offiziellen Angaben reichert der Iran das Uran in Natans an. Dort steht demnach die einzige im Betrieb befindliche Zentrifugen-Anlage. Allerdings wurde vergangenes Jahr die Existenz einer noch nicht arbeitsfähigen Anreicherungsanlage bei Ghom bekannt, die der IAEA seit 2006 verheimlicht worden war. Vergangenes Jahr hatte Iran zudem den Bau von zehn weiteren Anreichungsanlagen von der Größe der in Natans stehenden Anlage angekündigt; die Standorte sollen vorerst geheim bleiben.
- - Aber selbst wenn der Iran über genügend 90-Prozent-Uran für eine Nuklearwaffe verfügen würde, ist es noch ein langer Weg bis zur Herstellung einer einsatzfähigen Atombombe. Das gasförmige Uran müsste in einen festen Zustand gebracht und ein Zünder entwickelt werden. Die Ausmaße dürften bestimme Größen nicht sprengen, um als Sprengkopf auf einer Shahab-3-Rakete einsatzfähig zu sein. Der US-Geheimdienst geht nach offiziellen Angaben bislang davon aus, dass der Iran nicht vor 2013 nukleares Material waffenfähig machen kann