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I S L A M
Auf Seelenfang in Bosnien
Saudi-Arabien will Europas Muslime für seine rigorose Heilslehre gewinnen. Neue Moscheen und Millionengaben sollen sie bekehren
Christian Schmidt-Häuer
Sarajevo
Alle Fassaden sind gleich, nur einige haben noch mehr Kriegsnarben als andere. Von der Wohnung im 15. Stock ist eine leere, schwarze Höhle geblieben. Die Fenster darüber decken dunkle Plastikplanen ab. Der angeschossene Balkon vor der 17. Etage ragt spitz aus der Wand wie ein entstellter Kiefer. Seit sieben Jahren herrscht Frieden. Doch die Hochhäuser in Dobrinja, draußen vor Sarajevos Altstadt, tragen noch immer die Gesichter des Krieges.
Seit zwei Jahren haben sie einen neuen, reichen Nachbarn mit Grünanlage ringsum. Der festungsgroße Kuppelbau mit seinen runden Zwillingstürmen ähnelt einem kompakten Klinikum. Und das gilt nicht nur für die Außenansicht. Die Moschee König Fahd beherbergt auf ihrem Gelände alles, was operativ benötigt wird zur Verbreitung der wahhabitischen Heilslehre. Dazu gehören eine Religionsschule, eine islamische Bibliothek und ein Turnsaal, damit Sport die Unterrichtung im Gebetsritus stützen kann. Die Scheiben der Seitengebäude sind verspiegelt. Auf ihnen drängen sich die Silhouetten der invaliden Wohnblocks wie arme Patienten. Goldene Lettern über eisgrauem Marmor und Granit laden am Ende des Areals in das Kulturzentrum König Fahd Bin Abd al Aziz Al Saud. Vor dem Eingang herrscht Parkverbot. Alle Plätze sind reserviert für die Saudische Hohe Kommission.
Die Kommission ist eine humanitäre Hilfsorganisation, an deren Spitze ein Diplomat steht. Sie hat mehr für Bosnien gespendet als all die anderen. Und das schon seit 1993, als der Westen noch schlief. Mit großen Summen ließ sie nicht nur Moscheen aufbauen und Religionsschulen gründen, sondern auch Wohnungen wieder instandsetzen. Alle Spenden stammen aus den Schatullen und Kollekten der Dynastie Al Saud in Riad. Die Fahd-Moschee ist ihr Geschenk an die bosnischen Muslime, die sie als Opfer der Christen sieht - auch wenn Serben und Kroaten bei ihren mörderischen Vertreibungsfeldzügen zur Aufteilung Bosniens alles andere als christlich handelten.
http://www.zeit.de/archiv/2002/12/200212_saudisinbosnien.xml
PS: In Albanien, wurden etliche dieser Leute verhaftet und die Hilfs Organisation geschlossen in 2004
Auf Seelenfang in Bosnien
Saudi-Arabien will Europas Muslime für seine rigorose Heilslehre gewinnen. Neue Moscheen und Millionengaben sollen sie bekehren
Christian Schmidt-Häuer
Sarajevo
Alle Fassaden sind gleich, nur einige haben noch mehr Kriegsnarben als andere. Von der Wohnung im 15. Stock ist eine leere, schwarze Höhle geblieben. Die Fenster darüber decken dunkle Plastikplanen ab. Der angeschossene Balkon vor der 17. Etage ragt spitz aus der Wand wie ein entstellter Kiefer. Seit sieben Jahren herrscht Frieden. Doch die Hochhäuser in Dobrinja, draußen vor Sarajevos Altstadt, tragen noch immer die Gesichter des Krieges.
Seit zwei Jahren haben sie einen neuen, reichen Nachbarn mit Grünanlage ringsum. Der festungsgroße Kuppelbau mit seinen runden Zwillingstürmen ähnelt einem kompakten Klinikum. Und das gilt nicht nur für die Außenansicht. Die Moschee König Fahd beherbergt auf ihrem Gelände alles, was operativ benötigt wird zur Verbreitung der wahhabitischen Heilslehre. Dazu gehören eine Religionsschule, eine islamische Bibliothek und ein Turnsaal, damit Sport die Unterrichtung im Gebetsritus stützen kann. Die Scheiben der Seitengebäude sind verspiegelt. Auf ihnen drängen sich die Silhouetten der invaliden Wohnblocks wie arme Patienten. Goldene Lettern über eisgrauem Marmor und Granit laden am Ende des Areals in das Kulturzentrum König Fahd Bin Abd al Aziz Al Saud. Vor dem Eingang herrscht Parkverbot. Alle Plätze sind reserviert für die Saudische Hohe Kommission.
Die Kommission ist eine humanitäre Hilfsorganisation, an deren Spitze ein Diplomat steht. Sie hat mehr für Bosnien gespendet als all die anderen. Und das schon seit 1993, als der Westen noch schlief. Mit großen Summen ließ sie nicht nur Moscheen aufbauen und Religionsschulen gründen, sondern auch Wohnungen wieder instandsetzen. Alle Spenden stammen aus den Schatullen und Kollekten der Dynastie Al Saud in Riad. Die Fahd-Moschee ist ihr Geschenk an die bosnischen Muslime, die sie als Opfer der Christen sieht - auch wenn Serben und Kroaten bei ihren mörderischen Vertreibungsfeldzügen zur Aufteilung Bosniens alles andere als christlich handelten.
http://www.zeit.de/archiv/2002/12/200212_saudisinbosnien.xml
PS: In Albanien, wurden etliche dieser Leute verhaftet und die Hilfs Organisation geschlossen in 2004