Die „zehn“ Gebote
Eine esoterische Deutung von Elias Erdmann
e-Mail: elias.erdmann@gmx.de
Homepage: http://www.elias-erdmann.tk/
Jedes Kind weiß, dass Moses uns die „zehn Gebote“ gab. Das ist eine der ganz elementaren Grundlagen des christlichen Glaubens und erscheint einem als so selbstverständlich, dass es wohl kaum einer in Frage stellen würde. Aber hat schon mal jemand den Text genommen und nachgezählt? So eindeutig ist das nämlich gar nicht mit der Anzahl und der Zählweise der Gebote. Zwar kommen die unterschiedlichen Konfessionen übereinstimmend alle auf die Gesamtzahl „zehn“, aber sie zählen ganz unterschiedlich. So besteht zwischen den Konfessionen z.B. keine Einigkeit darüber, ob diese beiden Aussagen nun ein Gebot sind oder zwei:
Du sollst nicht begehren deines Nächsten Haus.
Du sollst nicht begehren deines Nächsten Weib, Knecht, Magd, Rind, Esel noch alles, was dein Nächster hat.
Ich jedenfalls komme bei Zählen auf „zwölf Gebote“ Die Juden ziehen bezogen auf diese Gesamtzahl von 12 die Gebote 2 und 3 zusammen und die Gebote 11 und 12. Die Katholiken ziehen stattdessen die Gebote 1,2 und 3 zusammen und bei den Protestanten gibt es sogar Unterschiede bei der Zählweise zwischen der evangelisch-reformierten Kirche und der evangelisch-lutherischen Kirche.
Bei der Struktur dieser „zwölf Gebote“ fiel mir jedoch eine gewisse Ähnlichkeit zum Dreifachkreuz auf, das ich im meinem Text „Die 3 Ebenen der Schöpfung“ ausführlich hergeleitet habe Dieses Dreifachkreuz konnte ich bei meinen Recherchen zur Symbolik der antiken Mysterienschulen aus sehr vielen esoterischen und religiösen Quellen rekonstruieren.. Da ich im alten Testament auch vorher schon mehrfach auf die typische Symbolik der antiken Mysterienschulen gestoßen war, kam ich auf die Idee, auch die „zwölf Gebote“ einmal aus der Perspektive der Dreifachkreuz-Symbolik zu interpretieren. Um den Text kompakt zu halten, habe ich hier jedoch auf eine Darstellung und Herleitung der Dreifachkreuz-Symbolik verzichtet.
Der Text der „zehn“ Gebote
In der Bibel werden die „zehn“ Gebote an zwei Stellen aufgelistet: 2. Mose 20,2 und 5. Mose 5, 6
(Zitiert nach 2. Mose 20,2 der revidierten Luther-Bibel)
Ich bin der HERR, dein Gott, der ich dich aus Ägyptenland, aus der Knechtschaft, geführt habe.
1. Du sollst keine anderen Götter haben neben mir.
2. Du sollst dir kein Bildnis noch irgendein Gleichnis machen, weder von dem, was oben im Himmel, noch von dem, was unten auf Erden, noch von dem, was im Wasser unter der Erde ist:
3. Bete sie nicht an und diene ihnen nicht! Denn ich, der HERR, dein Gott, bin ein eifernder Gott, der die Missetat der Väter heimsucht bis ins dritte und vierte Glied an den Kindern derer, die mich hassen, aber Barmherzigkeit erweist an vielen Tausenden, die mich lieben und meine Gebote halten.
4. Du sollst den Namen des HERRN, deines Gottes, nicht missbrauchen; denn der HERR wird den nicht ungestraft lassen, der seinen Namen missbraucht.
5. Gedenke des Sabbattages, dass du ihn heiligest. Sechs Tage sollst du arbeiten und alle deine Werke tun. Aber am siebenten Tage ist der Sabbat des HERRN, deines Gottes. Da sollst du keine Arbeit tun, auch nicht dein Sohn, deine Tochter, dein Knecht, deine Magd, dein Vieh, auch nicht dein Fremdling, der in deiner Stadt lebt. Denn in sechs Tagen hat der HERR Himmel und Erde gemacht und das Meer und alles, was darinnen ist, und ruhte am siebenten Tage. Darum segnete der HERR den Sabbattag und heiligte ihn.
6. Du sollst deinen Vater und deine Mutter ehren, auf dass du lange lebest in dem Lande, das dir der HERR, dein Gott, geben wird.
7. Du sollst nicht töten.
8. Du sollst nicht ehebrechen.
9. Du sollst nicht stehlen.
10. Du sollst nicht falsch Zeugnis reden wider deinen Nächsten.
11. Du sollst nicht begehren deines Nächsten Haus.
12. Du sollst nicht begehren deines Nächsten Weib, Knecht, Magd, Rind, Esel noch alles, was dein Nächster hat.
Der Grund, weshalb diese 12 Gebote auf 10 verkürzt werden, liegt an folgenden Bibelstellen:
2. Mose 34,28 Und er war allda bei dem HERRN vierzig Tage und vierzig Nächte und aß kein Brot und trank kein Wasser. Und er schrieb auf die Tafeln die Worte des Bundes, die Zehn Worte.
Die „zehn Worte“ werde auch bei 5. Mose 4,13 und 5. Mose 10, 4 erwähnt. Hier ist jedoch nicht von 10 Geboten die Rede, sondern von 10 Worten. Daher kommt übrigens auch der Ausdruck „Zehnwort“ bzw. „Dekalog“ (deka = zehn, logos = Wort). Doch egal wie man nun die Gebote zählt, so enthält der Text der 10 Gebote ganz offensichtlich mehr als 10 Worte. Geht es hier also evtl. um 10 ganz bestimmte Worte aus dem Gesamttext der Gebote?
Es könnte aber auch sein, dass die 10 hier nicht als Mengenangabe zu sehen ist, sondern symbolisch als eine Eigenschaft der Worte. Auch wenn man die damaligen Zahlensysteme noch nicht mit unserem heutigen Dezimal-System vergleichen kann, so hat auch damals schon die 10 eine Sonderrolle gespielt, was sicherlich daran liegt, dass wir 10 Finger haben. Mit Zehn beginnt eine neue Zählung und auch schon damals sah man in der 10 eine 1 auf einer höheren Ebene Mit dieser „10“ könnte also evtl. auch eine Anhebung des Bewusstseins bzw. eine Einweihung gemeint sein.
Die esoterische Deutung
Das Kreuz des Geistes - Luft
Ich bin der HERR, dein Gott, der ich dich aus Ägyptenland, aus der Knechtschaft, geführt habe.
In der Symbolik des alten Testaments steht Ägypten für die materielle Ebene. Das Denken der meisten Menschen ist primär auf diese materielle Ebene ausgerichtet und so sind diese Menschen Gefangene des materie-orientierten Denkens. Die Befreiung aus der Knechtschaft dieses Denkens ist verbunden mit einem Empfinden für die geistigen und abstrakten Prinzipien, die hinter allen Dingen stehen – also für die Ur-Ideen und für den Geist, der sich in der Materie offenbart. Die Befreiung des Denkens weckt einerseits dieses Empfinden für die höhere Wirklichkeit und dieses Empfinden führt andererseits wiederum zur Befreiung des Denkens.
Das bedeutet aber nicht, dass man sich von der materiellen Welt abwenden soll, denn den Geist, der sich in allen Dingen offenbart, kann man nur erkennen, wenn man sich den Dingen zuwendet. Es ist eine Gratwanderung: Sich den Dingen zuwenden, aber das Denken nicht von den Dingen gefangen nehmen lassen, sondern sich wiederum so weit von den Dingen lösen, dass man von ihnen abstrahieren kann – dass man also das allgemeine Prinzip hinter der Vielfalt der Dinge erkennt.
Und was für die materiellen Dinge gilt, das gilt in ähnlicher Weise auch für die Mythen. Hier ist es der Buchstabenglaube - das buchstaben-orientierte Denken und das wortwörtliche Textverständnis, das viele Menschen gefangen nimmt. Die Befreiung aus der Knechtschaft dieses Denkens ist ebenfalls verbunden mit einem Empfinden für die geistigen und abstrakten Prinzipien, die in den unterschiedlichen Mythen verpackt sind.
Der Prozess der Befreiung beginnt oftmals mit nur ganz kleinen Impulsen: ein Funke der Inspiration, ein kurzer Blick in die andere Wirklichkeit, ein ungenaues Empfinden von den geistigen Zusammenhängen, ... Es sind zwar nur Bruchstücke, aber sie sprechen ein Urwissen an, das ganz tief in uns ruht. Sie wecken Erinnerungen an unsere wahre Heimat und es entsteht dabei manchmal fast so etwas wie Heimweh. Es ist eine Sehnsucht, mehr über diese Heimat unserer Seele zu erfahren und weitere Informationen zu finden. Manchmal geht der Wunsch sogar so weit, dass man der materiellen Welt regelrecht entfliehen möchte, um zu dieser Heimat in der anderen Wirklichkeit zurück zu kehren. Diese kleinen Impulse, die Erinnerungen und die Sehnsucht nach der wahren Heimat unserer Seele leiten den Menschen auf seiner Suche nach spiritueller Erkenntnis. Durch manche dieser Impulse werden wir auch in kleinen Schritten aus der Gefangenschaft des Geistes geführt.
Mit der Einleitung zu den zehn Geboten wird ausgesagt, dass sich hier genau die göttliche Kraft offenbart, die den Menschen aus der Gefangenschaft des Geistes führt. Und so sollten wir diesen Text auch nicht mit einem „gefangenen Geist“ lesen, der an den Buchstaben klebt, sondern wir sollten uns so weit von den Buchstaben lösen, dass wir den tieferen bzw. den esoterischen Sinn hinter den Buchstaben erkennen können.
1. Du sollst keine anderen Götter haben neben mir.
Hier geht es um das „eine“ Prinzip hinter der Vielfalt der Erscheinungen – um die eine Idee, die allen Dingen zugrunde liegt. Es geht um den „einen“ Ursprung und um die eine und gemeinsame Grundlage aller Dinge.
Auf der obersten Ebene des Dreifachkreuzes steht nur eine Position – die Ur-Idee. Daneben ist nichts.
2. Du sollst dir kein Bildnis noch irgendein Gleichnis machen, weder von dem, was oben im Himmel, noch von dem, was unten auf Erden, noch von dem, was im Wasser unter der Erde ist.
Dieses Gebot überrascht zunächst etwas, denn die Bibel enthält in ihren Geschichten selbst sehr viele Gleichnisse und bildhafte Umschreibungen und würde damit eigentlich selbst diesem Gebot widersprechen. Und es geht hier ganz ausdrücklich nicht nur um Gleichnisse für Gott, sondern auch um Gleichnisse und Bilder von Dingen, die „unten auf Erden“ sind. Jedes Bild und jede Beschreibung würden eigentlich diesem Gebot widersprechen: jedes Passbild, jedes Strichmännchen, jeder Stadtplan, ... denn alles sind Abbilder.
Weiterhin irritiert es, dass hier vom „Wasser unter der Erde“ die Rede ist, denn aus der Gesamtstruktur der Gebote ergibt sich eindeutig ein anderes Ebenen-Schema:
Luft - die Welt des Geistes (Gebote 1-4)
Vorhang (Gebot 5)
Wasser - die seelische Welt (Gebote 6-8)
Erde - die materielle Welt (Gebote 9-12)
Da die Begriffe Himmel, Erde und Wasser direkt angesprochen werden, liegt es nahe, dass dieses Gebot etwas mit diesem Ebenen-Schema zu tun hat. Es geht also bei diesen Bildern um die bildlichen Vorstellungen, die wir uns oftmals von diesen Begriffen machen.
Man könnte das Gebot auch so formulieren: Stellt euch die Symbolik mit Himmel, Erde und Wasser nicht zu bildlich vor.
Das Schichten-Modell Luft-Wasser-Erde in Kurzform:
(Eine ausführliche Beschreibung findet man im Text über „die drei Ebenen der Schöpfung“)
Luft ist ein Symbol für die geistige Welt. Hier sind die abstrakten und immateriellen Ur-Ideen noch nicht greifbar und erfahrbar.
Der Vorhang trennt die Ebene des Wassers von der Ebene der Luft, also die Seelen vom Geist. Dadurch erhalten die Seelen ihre Eigenständigkeit.
Wasser ist ein Symbol für sie seelische Ebene. Hier sind die Dinge „im Fluss“ und die Ideen werden konkreter.
Erde ist schließlich die materielle Ebene, in der die Dinge greifbar und erfahrbar werden und wo sich zeigt, ob sie sich bewähren.
Wenn man mit so einer Symbolik arbeitet, dann besteht natürlich immer die Gefahr, dass jemand die Symbolik von Luft-Wasser-Erde nicht als solche erkennt, sondern meint, mit diesem symbolischen Wasser sei tatsächlich echtes Wasser gemeint u.s.w.
Um dieses Missverständnis zu vermeiden ist folgender Hinweis ganz wichtig:
Stellt euch diese abstrakten Ebenen Luft, Wasser und Erde nicht als die materiellen Dinge vor, die ihr aus eurem Alltag kennt. Das gilt auch für die Wesen und Dinge auf diesen Ebenen. Hier geht es um Symbolik und nicht um die wirkliche Luft und auch nicht um das, was man normalerweise als Wasser bezeichnet. Auch mit Erde ist nicht nur der Ackerboden gemeint, sondern jegliche Form von Materie.
Diesen Hinweis kann man übrigens auch noch auf ganz viele andere religiöse und symbolische Motive ausweiten, die üblicherweise als irdische Ereignisse, Personen und Dinge (fehl-)interpretiert werden.
In mythischen Geschichten werden beispielsweise geistige Zusammenhänge und Kräfte häufig personifiziert, so als würde es sich dabei um Menschen oder zumindest um menschenähnliche Wesen handeln. Wenn wir diese Personen abbilden, an sie glauben, sie verehren, ihnen opfern, zu ihnen beten, u.s.w. dann wenden wir uns einem Abbild zu und gleichzeitig verlieren wir natürlich die geistigen Zusammenhänge und Kräfte aus dem Blickfeld. Das Bild lenkt in so einem Fall von dem ab, worum es eigentlich geht. Stattdessen sollten wir die Personifizierungen als Hinweise auf die entsprechenden geistigen Zusammenhänge und Kräfte verstehen und uns auf diese Kräfte und Zusammenhänge konzentrieren.
Das „Wasser unter der Erde“ hat vermutlich folgenden Hintergrund: Im Dreifachkreuz gibt es das Element Erde auch auf der Ebene der Luft. Damit liegt die Ebene des Wassers unterhalb dieser „Erde“. In der folgenden Darstellung ist die Position mit (*) gekennzeichnet.
Luft
Wasser
Feuer
Erde (*)
Ebene der Luft
Vorhang
Vorhang
Wasser
Luft
Ebene des Wasser
Erde
Wasser
Feuer
Ebene der Erde
Luft
Wir befinden und mit diesem Gebot auf der Ebene der Luft und es geht um materielle Vorstellungen, also um Erde – also geht es genau um diese Position. Es ist der erste Hinweis, dass die Struktur etwas komplizierter ist als ein reines Ebenen-Schema mit Luft-Wasser-Erde.
3. Bete sie nicht an und diene ihnen nicht! Denn ich, der HERR, dein Gott, bin ein eifernder Gott, der die Missetat der Väter heimsucht bis ins dritte und vierte Glied an den Kindern derer, die mich hassen, aber Barmherzigkeit erweist an vielen Tausenden, die mich lieben und meine Gebote halten.
Die Anbetung von Abbildern ist die typische Form wie Exoteriker ihren Glauben praktizieren. Doch von Holzkreuzen und Marienstaturen hat man keine Gnade zu erwarten, wenn man sie anbetet. Es nutzt nichts, einen Jesus am Holzkreuz anzubeten und an seine Auferstehung zu glauben, wie es die Exoteriker machen. Stattdessen sollte man den Funken des göttlichen Bewusstseins finden, der in jedem von uns schlummert und diesen „auferstehen“ lassen. Die Geschichte von Jesus ist nur ein Gleichnis für diesen Prozess, der in uns passieren soll und es nutzt nichts wenn man Gleichnisse anbetet.
Möglicherweise haben die Zahlen „dritte“, „vierte“ und „Tausende“ auch symbolische Bedeutung. Beim Wunder der Brotvermehrung durch Jesus gibt es z.B. einen Zusammenhang zwischen dem Sieben-Stufen-Modell und den Tausender-Zahlen: 1000, 2000, 3000, 4000, 5000, 6000 und 7000. In der Struktur von Dreifachkreuz geht die materielle Ebene bis zur dritten Ebene und auch die vierte Ebene liegt noch unterhalb des Vorhangs und somit auf der von Gott abgetrennten Seite.
4. Du sollst den Namen des HERRN, deines Gottes, nicht missbrauchen; denn der HERR wird den nicht ungestraft lassen, der seinen Namen missbraucht.
„Gott will es“ – Unter dieser Devise zogen einst die Kreuzritter nach Jerusalem und auch manches andere Unheil wurde schon auf vergleichbare Weise zum Willen Gottes erklärt. Doch oftmals standen hinter dem angeblichen Willen Gottes sehr weltliche Interessen. Wenn wir nun unser Handeln durch den angeblichen Willen Gottes begründen, so müssen wir trotzdem allein die Verantwortung und die Konsequenzen tragen. Gott wird uns diese Verantwortung nicht abnehmen, auch dann nicht, wenn wir etwas in seinem Namen getan haben. Er wird und nicht „lossprechen“, wie es in der Interlinear-Übersetzung der Bibel heißt.
Der Wille Gottes bzw. die Kraft, die vom Göttlichen ausgeht, wird durch das Element Feuer symbolisiert.
Die ersten 4 Gebote können wir nun direkt in Analogie zum Dreifachkreuz anordnen, so dass auch nichts neben dem ersten Gebot ist.
keine anderen Götter
Himmel/Luft
„kein Bildnis anbeten“
Gnade
Wasser „Name des Herrn nicht missbrauchen“
(Wille=Feuer)
„kein Bildnis anfertigen“
materielle Vorstellungen
Erde
Der Vorhang
5. Gedenke des Sabbattages, dass du ihn heiligest. Sechs Tage sollst du arbeiten und alle deine Werke tun. Aber am siebenten Tage ist der Sabbat des HERRN, deines Gottes. Da sollst du keine Arbeit tun, auch nicht dein Sohn, deine Tochter, dein Knecht, deine Magd, dein Vieh, auch nicht dein Fremdling, der in deiner Stadt lebt. Denn in sechs Tagen hat der HERR Himmel und Erde gemacht und das Meer und alles, was darinnen ist, und ruhte am siebenten Tage. Darum segnete der HERR den Sabbattag und heiligte ihn.
Am siebten Tage ruhte Gott und ließ die Schöpfung laufen. Diese „Nichteinmischung“, der wir unsere Willensfreiheit verdanken, wird symbolisiert durch den Vorhang.
Somit können wir die Struktur um den Vorhang ergänzen:
keine anderen Götter
Himmel/Luft
„kein Bildnis anbeten“
Gnade
Wasser „Name des Herrn nicht missbrauchen“
(Wille=Feuer)
„kein Bildnis anfertigen“
materielle Vorstellungen
Erde
Sabbat-Gebot
Nichteinmischung
Vorhang
Damit haben wie das erste Kreuz.
Das Kreuz der Seele - Wasser
6. Du sollst deinen Vater und deine Mutter ehren, auf dass du lange lebest in dem Lande, das dir der HERR, dein Gott, geben wird.
Die leiblichen Eltern zu ehren hat sicher kaum einen Einfluss auf die eigene Lebenserwartung. Wenn wir jedoch Vater und Mutter symbolisch übersetzen mit Geist und Materie bzw. Körper und im Begriff „Leben“ eine Metapher für „Bewusstsein“ erkennen, dann bekommt dieses Gebot einen Sinn.
Geist
Vater
Das Bewusstsein als Kind
von Geist und Materie
Materie / Körper
Mutter
Das Bewusstsein ist das Kind von Geist und Materie und es braucht beide Seiten. Reine Materie wäre tot und nicht zur Wahrnehmung fähig. Reiner Geist hätte keine Möglichkeit Erfahrung zu sammeln, denn es gäbe nichts, was er wahrnehmen könnte. Erst im Miteinander von Geist und Materie ist es möglich, Ideen zu realisieren und Erfahrungen zu sammeln. Nur so kann der Geist wachsen und sich entwickeln.
Bewusstsein ist eine Verbindung einer äußeren Sache mit einer inneren Vorstellung. Wenn wir uns einer Sache bewusst werden, dann schaffen wir diese Verbindung – dann erkennen wir beispielsweise, dass ein bestimmtes Objekt mit unserer Vorstellung von einem Stuhl zusammen passt. Das Objekt selbst ist Materie, die Vorstellung vom Stuhl ist Geist. Erfahrung bedeutet, dass man Vorstellungen von neuen Dingen und Situationen entwickelt. Aus Materie wird Geist. Schöpfung bedeutet hingegen, dass man seine Vorstellungen realisiert und entsprechende Dinge und Situationen schafft. Aus Geist wird Materie.
Im täglichen Leben dominiert meistens die materielle Seite. Man benutzt die Dinge einfach und für die hochgeistigen Dinge hat man keine Zeit. Man untersucht die Dinge nicht und man erkundet auch nicht die Möglichkeiten, die man mit den Dingen hat. Aus der Beschäftigung mit den Dingen entsteht nach der Gewöhnungsphase zumeist keine weitere Erfahrung.
In vielen religiösen Traditionen wird hingegen der Geist überbetont und die materielle Seite wird als minderwertig empfunden, manchmal sogar als böse oder verführerisch. Und oftmals wird sogar die Befreiung von allem Materiellen gepredigt und ein Leben in Keuschheit und Armut wird zum Ideal erhoben. Es ist der Irrglaube, man müsse sich vom Materiellen abwenden, um sich dem Geistigen zuwenden zu können. Das wäre genau so absurd, als würde man glauben, dass ein Strom fließt, wenn man sich vom Minus-Pol der Batterie abklemmt und sich stattdessen mit dem Plus-Pol verbindet. Das Resultat dieser spirituellen Weltflucht sind abgehobene Luftschlösser und weltfremde Ideale.
Die Überwindung des „materie-orientierierten Denken“ bedeutet etwas anderes. Es geht nicht um Armut und Keuschheit, sondern um die Fähigkeit zur Abstraktion, also um die Fähigkeit, die allgemeinen Prinzipien hinter den Dingen zu erkennen.
7. Du sollst nicht töten.
Dieses Gebot in seiner scheinbaren Klarheit verblüfft schon etwas - gerade weil im Alten Testament sonst in dieser Hinsicht nicht all zu zimperlich vorgegangen wird, z.B. bei der Landnahme in Israel. Auch gibt es etliche, zum Teil sehr harmlose Verbrechen, auf die sogar ausdrücklich die Todesstrafe steht.
2. Mose 22,17: Die Zauberinnen sollst du nicht am Leben lassen.
2. Mose 22,18 Wer einem Vieh beiwohnt, der soll des Todes sterben.
2. Mose 31,15 Wer eine Arbeit tut am Sabbattag, soll des Todes sterben.
3. Mose 20,9 Wer seinem Vater oder seiner Mutter flucht, der soll des Todes sterben.
3. Mose 20,10 Wenn jemand die Ehe bricht mit der Frau seines Nächsten, so sollen beide des Todes sterben.
3. Mose 20, 13 Wenn jemand bei einem Manne liegt wie bei einer Frau, so haben sie getan, was ein Greuel ist, und sollen beide des Todes sterben.
... u.s.w.
Wenn man jedoch das vorhergehende Gebot betrachtet, wird deutlich, welcher Tod gemeint ist, denn das bewusste Leben finden statt im Spannungsfeld zwischen Geist und Materie. Wenn man diesen Punkt verlässt und sich nur einer Seite zuwendet, dann tötet man das Bewusstsein. Man soll also beide Seiten ehren, um lange bewusst zu leben, denn anderenfalls verliert man dieses bewusste Leben. Wer sich z.B. einseitig der Materie zuwendet, der wird zum Gefangenen der Gier und zum Sklaven seiner Bedürfnisse. Wer sich einseitig den geistigen Dingen zuwendet, der verliert den Sinn für die Realität. Es geht immer um den Ausgleich beider Seiten: Wer hoch hinaus will, braucht ein gutes Fundament.
8. Du sollst nicht ehebrechen.
Neben der Mutter-Vater-Polarität für Geist und Materie gibt es noch die Mann-Frau-Polarität für Vernunft und Gefühl (Pneuma und Psyche). Es sind die zwei Seiten unserer Urteilskraft. Eine Situation können wir verstandesmäßig und gefühlsmäßig erfassen und beurteilen. Jeder der beiden Seiten hat ihre Stärken und ihre Schwächen. Würde ein Tier die Situation verstandesmäßig erfassen können, so würde es nicht in die Falle gehen. Es gibt aber auch Situationen, wo eine schnelle Entscheidung notwendig ist und wo man einfach nicht die Zeit hat, alle Argumente und Möglichkeiten gedanklich abzuwägen.
Geist
Vater
Gefühl
Frau Das Bewusstsein als Kind
von Geist und Materie
Vernunft
Mann
Materie / Körper
Mutter
Damit haben wir das zweite Kreuz. Es symbolisiert einen Menschen, der im Gleichgewicht ist zwischen Geist und Materie und zwischen Gefühl und Vernunft. In diesem Zustand des Gleichgewichts hat sein Bewusstsein die besten „Lebensbedingungen“.
Das Kreuz der Materie - Erde
9. Du sollst nicht stehlen.
10. Du sollst nicht falsch Zeugnis reden wider deinen Nächsten.
11. Du sollst nicht begehren deines Nächsten Haus.
12. Du sollst nicht begehren deines Nächsten Weib, Knecht, Magd, Rind, Esel noch alles, was dein Nächster hat.
Es bietet sich an, diese vier Gebote den vier Elementen Feuer, Luft, Wasser und Erde zuzuordnen. Dabei lassen sich jedoch ganz unterschiedliche Zuordnungen
herleiten und begründen.
„nicht stehlen“
„nicht begehren deines Nächsten Weib, Knecht, ...“
„nicht falsch Zeugnis reden“
„nicht begehren deines Nächsten Haus“
Bei einer wörtlichen Interpretation stellt sich die Frage, warum es in drei Geboten (9, 11,12) um den Besitz anderer Menschen geht. Das hätte man ebenso auch in einem Gebot zusammenfassen können. So lohnt es sich, die Symbolik dieser Gebote etwas genauer zu untersuchen.
Das Haus könnte man zwar durchaus als materiellen Besitz interpretieren, doch in der Symbolik stehen Häuser häufig für „Gedankengebäude“. Es gibt auch heute in unserer modernen Sprache noch sehr viele Haus- bzw. Bau-Metaphern für das Denken. Man „baut“ auf den Ideen anderer auf, hat ein sicheres Fundament, „verbaut“ sich den Weg, errichtet Luftschlösser und Pläne die wie ein Kartenhaus zusammen brechen, ...
Das Gebot 12 enthält ausschließlich „lebendiges Inventar“. So kann man dieses als „Lebensumstände“ interpretieren.
Es ist möglich, dass die Reihenfolge „Weib, Knecht, Magd, Rind, Esel“ auch eine Bedeutung hat. Die Kombination Rind und Esel ist sicherlich kein Zufall, denn diese beiden Tiere stehen für Seele und Körper. Der Esel ist ein Lasttier und trägt uns. Damit ist er ein Gleichnis für unseren Körper, der uns auch durch das Leben trägt. Die Franziskaner bezeichnen übrigens den Körper als „Bruder Esel“. Der symbolische Zusammenhang zwischen Rind bzw. Stier und Seele ist heute nicht mehr so geläufig. Es sind die Hörner, die von der Form an eine Wasser-Schale und an die Mondsichel erinnern. Auch die Kombination Knecht und Magd wirkt wie eine Polarität. Aber bislang habe ich zu wenige Hinweise, um diese zwei Polaritäten deuten zu können. Möglicherweise ist es einfach nur Hinweis auf die Kreuzstruktur auf der materiellen Ebene. (mater = Mutter = weiblich)
Das Dreifachkreuz
Wir haben oben das Kreuz des Geistes und unten das Kreuz der Materie. Das mittlere Kreuz verbindet Geist und Materie. Somit können wir die drei Kreuze zu einem Dreifachkreuz zusammen setzen:
1
keine anderen Götter
Himmel/Luft
7
3
„kein Bildnis anbeten“
Gnade
Wasser
4
Vater
„Name des Herrn nicht missbrauchen“ 2
„kein Bildnis anfertigen“
materielle Vorstellungen
Erde
6 Luft
5
Sabbat-Gebot
Nichteinmischung
Vorhang
5
Gefühl
Frau 6,7,8
Das Bewusstsein als Kind
von Geist und Materie
Vernunft
Mann
4 Wasser
9
„nicht stehlen“ 3
12
„nicht begehren deines Nächsten Weib, Knecht, ...“ Mutter 10
„nicht falsch Zeugnis reden“
2 Erde
11
„nicht begehren deines Nächsten Haus“ 1
Eine esoterische Deutung von Elias Erdmann
e-Mail: elias.erdmann@gmx.de
Homepage: http://www.elias-erdmann.tk/
Jedes Kind weiß, dass Moses uns die „zehn Gebote“ gab. Das ist eine der ganz elementaren Grundlagen des christlichen Glaubens und erscheint einem als so selbstverständlich, dass es wohl kaum einer in Frage stellen würde. Aber hat schon mal jemand den Text genommen und nachgezählt? So eindeutig ist das nämlich gar nicht mit der Anzahl und der Zählweise der Gebote. Zwar kommen die unterschiedlichen Konfessionen übereinstimmend alle auf die Gesamtzahl „zehn“, aber sie zählen ganz unterschiedlich. So besteht zwischen den Konfessionen z.B. keine Einigkeit darüber, ob diese beiden Aussagen nun ein Gebot sind oder zwei:
Du sollst nicht begehren deines Nächsten Haus.
Du sollst nicht begehren deines Nächsten Weib, Knecht, Magd, Rind, Esel noch alles, was dein Nächster hat.
Ich jedenfalls komme bei Zählen auf „zwölf Gebote“ Die Juden ziehen bezogen auf diese Gesamtzahl von 12 die Gebote 2 und 3 zusammen und die Gebote 11 und 12. Die Katholiken ziehen stattdessen die Gebote 1,2 und 3 zusammen und bei den Protestanten gibt es sogar Unterschiede bei der Zählweise zwischen der evangelisch-reformierten Kirche und der evangelisch-lutherischen Kirche.
Bei der Struktur dieser „zwölf Gebote“ fiel mir jedoch eine gewisse Ähnlichkeit zum Dreifachkreuz auf, das ich im meinem Text „Die 3 Ebenen der Schöpfung“ ausführlich hergeleitet habe Dieses Dreifachkreuz konnte ich bei meinen Recherchen zur Symbolik der antiken Mysterienschulen aus sehr vielen esoterischen und religiösen Quellen rekonstruieren.. Da ich im alten Testament auch vorher schon mehrfach auf die typische Symbolik der antiken Mysterienschulen gestoßen war, kam ich auf die Idee, auch die „zwölf Gebote“ einmal aus der Perspektive der Dreifachkreuz-Symbolik zu interpretieren. Um den Text kompakt zu halten, habe ich hier jedoch auf eine Darstellung und Herleitung der Dreifachkreuz-Symbolik verzichtet.
Der Text der „zehn“ Gebote
In der Bibel werden die „zehn“ Gebote an zwei Stellen aufgelistet: 2. Mose 20,2 und 5. Mose 5, 6
(Zitiert nach 2. Mose 20,2 der revidierten Luther-Bibel)
Ich bin der HERR, dein Gott, der ich dich aus Ägyptenland, aus der Knechtschaft, geführt habe.
1. Du sollst keine anderen Götter haben neben mir.
2. Du sollst dir kein Bildnis noch irgendein Gleichnis machen, weder von dem, was oben im Himmel, noch von dem, was unten auf Erden, noch von dem, was im Wasser unter der Erde ist:
3. Bete sie nicht an und diene ihnen nicht! Denn ich, der HERR, dein Gott, bin ein eifernder Gott, der die Missetat der Väter heimsucht bis ins dritte und vierte Glied an den Kindern derer, die mich hassen, aber Barmherzigkeit erweist an vielen Tausenden, die mich lieben und meine Gebote halten.
4. Du sollst den Namen des HERRN, deines Gottes, nicht missbrauchen; denn der HERR wird den nicht ungestraft lassen, der seinen Namen missbraucht.
5. Gedenke des Sabbattages, dass du ihn heiligest. Sechs Tage sollst du arbeiten und alle deine Werke tun. Aber am siebenten Tage ist der Sabbat des HERRN, deines Gottes. Da sollst du keine Arbeit tun, auch nicht dein Sohn, deine Tochter, dein Knecht, deine Magd, dein Vieh, auch nicht dein Fremdling, der in deiner Stadt lebt. Denn in sechs Tagen hat der HERR Himmel und Erde gemacht und das Meer und alles, was darinnen ist, und ruhte am siebenten Tage. Darum segnete der HERR den Sabbattag und heiligte ihn.
6. Du sollst deinen Vater und deine Mutter ehren, auf dass du lange lebest in dem Lande, das dir der HERR, dein Gott, geben wird.
7. Du sollst nicht töten.
8. Du sollst nicht ehebrechen.
9. Du sollst nicht stehlen.
10. Du sollst nicht falsch Zeugnis reden wider deinen Nächsten.
11. Du sollst nicht begehren deines Nächsten Haus.
12. Du sollst nicht begehren deines Nächsten Weib, Knecht, Magd, Rind, Esel noch alles, was dein Nächster hat.
Der Grund, weshalb diese 12 Gebote auf 10 verkürzt werden, liegt an folgenden Bibelstellen:
2. Mose 34,28 Und er war allda bei dem HERRN vierzig Tage und vierzig Nächte und aß kein Brot und trank kein Wasser. Und er schrieb auf die Tafeln die Worte des Bundes, die Zehn Worte.
Die „zehn Worte“ werde auch bei 5. Mose 4,13 und 5. Mose 10, 4 erwähnt. Hier ist jedoch nicht von 10 Geboten die Rede, sondern von 10 Worten. Daher kommt übrigens auch der Ausdruck „Zehnwort“ bzw. „Dekalog“ (deka = zehn, logos = Wort). Doch egal wie man nun die Gebote zählt, so enthält der Text der 10 Gebote ganz offensichtlich mehr als 10 Worte. Geht es hier also evtl. um 10 ganz bestimmte Worte aus dem Gesamttext der Gebote?
Es könnte aber auch sein, dass die 10 hier nicht als Mengenangabe zu sehen ist, sondern symbolisch als eine Eigenschaft der Worte. Auch wenn man die damaligen Zahlensysteme noch nicht mit unserem heutigen Dezimal-System vergleichen kann, so hat auch damals schon die 10 eine Sonderrolle gespielt, was sicherlich daran liegt, dass wir 10 Finger haben. Mit Zehn beginnt eine neue Zählung und auch schon damals sah man in der 10 eine 1 auf einer höheren Ebene Mit dieser „10“ könnte also evtl. auch eine Anhebung des Bewusstseins bzw. eine Einweihung gemeint sein.
Die esoterische Deutung
Das Kreuz des Geistes - Luft
Ich bin der HERR, dein Gott, der ich dich aus Ägyptenland, aus der Knechtschaft, geführt habe.
In der Symbolik des alten Testaments steht Ägypten für die materielle Ebene. Das Denken der meisten Menschen ist primär auf diese materielle Ebene ausgerichtet und so sind diese Menschen Gefangene des materie-orientierten Denkens. Die Befreiung aus der Knechtschaft dieses Denkens ist verbunden mit einem Empfinden für die geistigen und abstrakten Prinzipien, die hinter allen Dingen stehen – also für die Ur-Ideen und für den Geist, der sich in der Materie offenbart. Die Befreiung des Denkens weckt einerseits dieses Empfinden für die höhere Wirklichkeit und dieses Empfinden führt andererseits wiederum zur Befreiung des Denkens.
Das bedeutet aber nicht, dass man sich von der materiellen Welt abwenden soll, denn den Geist, der sich in allen Dingen offenbart, kann man nur erkennen, wenn man sich den Dingen zuwendet. Es ist eine Gratwanderung: Sich den Dingen zuwenden, aber das Denken nicht von den Dingen gefangen nehmen lassen, sondern sich wiederum so weit von den Dingen lösen, dass man von ihnen abstrahieren kann – dass man also das allgemeine Prinzip hinter der Vielfalt der Dinge erkennt.
Und was für die materiellen Dinge gilt, das gilt in ähnlicher Weise auch für die Mythen. Hier ist es der Buchstabenglaube - das buchstaben-orientierte Denken und das wortwörtliche Textverständnis, das viele Menschen gefangen nimmt. Die Befreiung aus der Knechtschaft dieses Denkens ist ebenfalls verbunden mit einem Empfinden für die geistigen und abstrakten Prinzipien, die in den unterschiedlichen Mythen verpackt sind.
Der Prozess der Befreiung beginnt oftmals mit nur ganz kleinen Impulsen: ein Funke der Inspiration, ein kurzer Blick in die andere Wirklichkeit, ein ungenaues Empfinden von den geistigen Zusammenhängen, ... Es sind zwar nur Bruchstücke, aber sie sprechen ein Urwissen an, das ganz tief in uns ruht. Sie wecken Erinnerungen an unsere wahre Heimat und es entsteht dabei manchmal fast so etwas wie Heimweh. Es ist eine Sehnsucht, mehr über diese Heimat unserer Seele zu erfahren und weitere Informationen zu finden. Manchmal geht der Wunsch sogar so weit, dass man der materiellen Welt regelrecht entfliehen möchte, um zu dieser Heimat in der anderen Wirklichkeit zurück zu kehren. Diese kleinen Impulse, die Erinnerungen und die Sehnsucht nach der wahren Heimat unserer Seele leiten den Menschen auf seiner Suche nach spiritueller Erkenntnis. Durch manche dieser Impulse werden wir auch in kleinen Schritten aus der Gefangenschaft des Geistes geführt.
Mit der Einleitung zu den zehn Geboten wird ausgesagt, dass sich hier genau die göttliche Kraft offenbart, die den Menschen aus der Gefangenschaft des Geistes führt. Und so sollten wir diesen Text auch nicht mit einem „gefangenen Geist“ lesen, der an den Buchstaben klebt, sondern wir sollten uns so weit von den Buchstaben lösen, dass wir den tieferen bzw. den esoterischen Sinn hinter den Buchstaben erkennen können.
1. Du sollst keine anderen Götter haben neben mir.
Hier geht es um das „eine“ Prinzip hinter der Vielfalt der Erscheinungen – um die eine Idee, die allen Dingen zugrunde liegt. Es geht um den „einen“ Ursprung und um die eine und gemeinsame Grundlage aller Dinge.
Auf der obersten Ebene des Dreifachkreuzes steht nur eine Position – die Ur-Idee. Daneben ist nichts.
2. Du sollst dir kein Bildnis noch irgendein Gleichnis machen, weder von dem, was oben im Himmel, noch von dem, was unten auf Erden, noch von dem, was im Wasser unter der Erde ist.
Dieses Gebot überrascht zunächst etwas, denn die Bibel enthält in ihren Geschichten selbst sehr viele Gleichnisse und bildhafte Umschreibungen und würde damit eigentlich selbst diesem Gebot widersprechen. Und es geht hier ganz ausdrücklich nicht nur um Gleichnisse für Gott, sondern auch um Gleichnisse und Bilder von Dingen, die „unten auf Erden“ sind. Jedes Bild und jede Beschreibung würden eigentlich diesem Gebot widersprechen: jedes Passbild, jedes Strichmännchen, jeder Stadtplan, ... denn alles sind Abbilder.
Weiterhin irritiert es, dass hier vom „Wasser unter der Erde“ die Rede ist, denn aus der Gesamtstruktur der Gebote ergibt sich eindeutig ein anderes Ebenen-Schema:
Luft - die Welt des Geistes (Gebote 1-4)
Vorhang (Gebot 5)
Wasser - die seelische Welt (Gebote 6-8)
Erde - die materielle Welt (Gebote 9-12)
Da die Begriffe Himmel, Erde und Wasser direkt angesprochen werden, liegt es nahe, dass dieses Gebot etwas mit diesem Ebenen-Schema zu tun hat. Es geht also bei diesen Bildern um die bildlichen Vorstellungen, die wir uns oftmals von diesen Begriffen machen.
Man könnte das Gebot auch so formulieren: Stellt euch die Symbolik mit Himmel, Erde und Wasser nicht zu bildlich vor.
Das Schichten-Modell Luft-Wasser-Erde in Kurzform:
(Eine ausführliche Beschreibung findet man im Text über „die drei Ebenen der Schöpfung“)
Luft ist ein Symbol für die geistige Welt. Hier sind die abstrakten und immateriellen Ur-Ideen noch nicht greifbar und erfahrbar.
Der Vorhang trennt die Ebene des Wassers von der Ebene der Luft, also die Seelen vom Geist. Dadurch erhalten die Seelen ihre Eigenständigkeit.
Wasser ist ein Symbol für sie seelische Ebene. Hier sind die Dinge „im Fluss“ und die Ideen werden konkreter.
Erde ist schließlich die materielle Ebene, in der die Dinge greifbar und erfahrbar werden und wo sich zeigt, ob sie sich bewähren.
Wenn man mit so einer Symbolik arbeitet, dann besteht natürlich immer die Gefahr, dass jemand die Symbolik von Luft-Wasser-Erde nicht als solche erkennt, sondern meint, mit diesem symbolischen Wasser sei tatsächlich echtes Wasser gemeint u.s.w.
Um dieses Missverständnis zu vermeiden ist folgender Hinweis ganz wichtig:
Stellt euch diese abstrakten Ebenen Luft, Wasser und Erde nicht als die materiellen Dinge vor, die ihr aus eurem Alltag kennt. Das gilt auch für die Wesen und Dinge auf diesen Ebenen. Hier geht es um Symbolik und nicht um die wirkliche Luft und auch nicht um das, was man normalerweise als Wasser bezeichnet. Auch mit Erde ist nicht nur der Ackerboden gemeint, sondern jegliche Form von Materie.
Diesen Hinweis kann man übrigens auch noch auf ganz viele andere religiöse und symbolische Motive ausweiten, die üblicherweise als irdische Ereignisse, Personen und Dinge (fehl-)interpretiert werden.
In mythischen Geschichten werden beispielsweise geistige Zusammenhänge und Kräfte häufig personifiziert, so als würde es sich dabei um Menschen oder zumindest um menschenähnliche Wesen handeln. Wenn wir diese Personen abbilden, an sie glauben, sie verehren, ihnen opfern, zu ihnen beten, u.s.w. dann wenden wir uns einem Abbild zu und gleichzeitig verlieren wir natürlich die geistigen Zusammenhänge und Kräfte aus dem Blickfeld. Das Bild lenkt in so einem Fall von dem ab, worum es eigentlich geht. Stattdessen sollten wir die Personifizierungen als Hinweise auf die entsprechenden geistigen Zusammenhänge und Kräfte verstehen und uns auf diese Kräfte und Zusammenhänge konzentrieren.
Das „Wasser unter der Erde“ hat vermutlich folgenden Hintergrund: Im Dreifachkreuz gibt es das Element Erde auch auf der Ebene der Luft. Damit liegt die Ebene des Wassers unterhalb dieser „Erde“. In der folgenden Darstellung ist die Position mit (*) gekennzeichnet.
Luft
Wasser
Feuer
Erde (*)
Ebene der Luft
Vorhang
Vorhang
Wasser
Luft
Ebene des Wasser
Erde
Wasser
Feuer
Ebene der Erde
Luft
Wir befinden und mit diesem Gebot auf der Ebene der Luft und es geht um materielle Vorstellungen, also um Erde – also geht es genau um diese Position. Es ist der erste Hinweis, dass die Struktur etwas komplizierter ist als ein reines Ebenen-Schema mit Luft-Wasser-Erde.
3. Bete sie nicht an und diene ihnen nicht! Denn ich, der HERR, dein Gott, bin ein eifernder Gott, der die Missetat der Väter heimsucht bis ins dritte und vierte Glied an den Kindern derer, die mich hassen, aber Barmherzigkeit erweist an vielen Tausenden, die mich lieben und meine Gebote halten.
Die Anbetung von Abbildern ist die typische Form wie Exoteriker ihren Glauben praktizieren. Doch von Holzkreuzen und Marienstaturen hat man keine Gnade zu erwarten, wenn man sie anbetet. Es nutzt nichts, einen Jesus am Holzkreuz anzubeten und an seine Auferstehung zu glauben, wie es die Exoteriker machen. Stattdessen sollte man den Funken des göttlichen Bewusstseins finden, der in jedem von uns schlummert und diesen „auferstehen“ lassen. Die Geschichte von Jesus ist nur ein Gleichnis für diesen Prozess, der in uns passieren soll und es nutzt nichts wenn man Gleichnisse anbetet.
Möglicherweise haben die Zahlen „dritte“, „vierte“ und „Tausende“ auch symbolische Bedeutung. Beim Wunder der Brotvermehrung durch Jesus gibt es z.B. einen Zusammenhang zwischen dem Sieben-Stufen-Modell und den Tausender-Zahlen: 1000, 2000, 3000, 4000, 5000, 6000 und 7000. In der Struktur von Dreifachkreuz geht die materielle Ebene bis zur dritten Ebene und auch die vierte Ebene liegt noch unterhalb des Vorhangs und somit auf der von Gott abgetrennten Seite.
4. Du sollst den Namen des HERRN, deines Gottes, nicht missbrauchen; denn der HERR wird den nicht ungestraft lassen, der seinen Namen missbraucht.
„Gott will es“ – Unter dieser Devise zogen einst die Kreuzritter nach Jerusalem und auch manches andere Unheil wurde schon auf vergleichbare Weise zum Willen Gottes erklärt. Doch oftmals standen hinter dem angeblichen Willen Gottes sehr weltliche Interessen. Wenn wir nun unser Handeln durch den angeblichen Willen Gottes begründen, so müssen wir trotzdem allein die Verantwortung und die Konsequenzen tragen. Gott wird uns diese Verantwortung nicht abnehmen, auch dann nicht, wenn wir etwas in seinem Namen getan haben. Er wird und nicht „lossprechen“, wie es in der Interlinear-Übersetzung der Bibel heißt.
Der Wille Gottes bzw. die Kraft, die vom Göttlichen ausgeht, wird durch das Element Feuer symbolisiert.
Die ersten 4 Gebote können wir nun direkt in Analogie zum Dreifachkreuz anordnen, so dass auch nichts neben dem ersten Gebot ist.
keine anderen Götter
Himmel/Luft
„kein Bildnis anbeten“
Gnade
Wasser „Name des Herrn nicht missbrauchen“
(Wille=Feuer)
„kein Bildnis anfertigen“
materielle Vorstellungen
Erde
Der Vorhang
5. Gedenke des Sabbattages, dass du ihn heiligest. Sechs Tage sollst du arbeiten und alle deine Werke tun. Aber am siebenten Tage ist der Sabbat des HERRN, deines Gottes. Da sollst du keine Arbeit tun, auch nicht dein Sohn, deine Tochter, dein Knecht, deine Magd, dein Vieh, auch nicht dein Fremdling, der in deiner Stadt lebt. Denn in sechs Tagen hat der HERR Himmel und Erde gemacht und das Meer und alles, was darinnen ist, und ruhte am siebenten Tage. Darum segnete der HERR den Sabbattag und heiligte ihn.
Am siebten Tage ruhte Gott und ließ die Schöpfung laufen. Diese „Nichteinmischung“, der wir unsere Willensfreiheit verdanken, wird symbolisiert durch den Vorhang.
Somit können wir die Struktur um den Vorhang ergänzen:
keine anderen Götter
Himmel/Luft
„kein Bildnis anbeten“
Gnade
Wasser „Name des Herrn nicht missbrauchen“
(Wille=Feuer)
„kein Bildnis anfertigen“
materielle Vorstellungen
Erde
Sabbat-Gebot
Nichteinmischung
Vorhang
Damit haben wie das erste Kreuz.
Das Kreuz der Seele - Wasser
6. Du sollst deinen Vater und deine Mutter ehren, auf dass du lange lebest in dem Lande, das dir der HERR, dein Gott, geben wird.
Die leiblichen Eltern zu ehren hat sicher kaum einen Einfluss auf die eigene Lebenserwartung. Wenn wir jedoch Vater und Mutter symbolisch übersetzen mit Geist und Materie bzw. Körper und im Begriff „Leben“ eine Metapher für „Bewusstsein“ erkennen, dann bekommt dieses Gebot einen Sinn.
Geist
Vater
Das Bewusstsein als Kind
von Geist und Materie
Materie / Körper
Mutter
Das Bewusstsein ist das Kind von Geist und Materie und es braucht beide Seiten. Reine Materie wäre tot und nicht zur Wahrnehmung fähig. Reiner Geist hätte keine Möglichkeit Erfahrung zu sammeln, denn es gäbe nichts, was er wahrnehmen könnte. Erst im Miteinander von Geist und Materie ist es möglich, Ideen zu realisieren und Erfahrungen zu sammeln. Nur so kann der Geist wachsen und sich entwickeln.
Bewusstsein ist eine Verbindung einer äußeren Sache mit einer inneren Vorstellung. Wenn wir uns einer Sache bewusst werden, dann schaffen wir diese Verbindung – dann erkennen wir beispielsweise, dass ein bestimmtes Objekt mit unserer Vorstellung von einem Stuhl zusammen passt. Das Objekt selbst ist Materie, die Vorstellung vom Stuhl ist Geist. Erfahrung bedeutet, dass man Vorstellungen von neuen Dingen und Situationen entwickelt. Aus Materie wird Geist. Schöpfung bedeutet hingegen, dass man seine Vorstellungen realisiert und entsprechende Dinge und Situationen schafft. Aus Geist wird Materie.
Im täglichen Leben dominiert meistens die materielle Seite. Man benutzt die Dinge einfach und für die hochgeistigen Dinge hat man keine Zeit. Man untersucht die Dinge nicht und man erkundet auch nicht die Möglichkeiten, die man mit den Dingen hat. Aus der Beschäftigung mit den Dingen entsteht nach der Gewöhnungsphase zumeist keine weitere Erfahrung.
In vielen religiösen Traditionen wird hingegen der Geist überbetont und die materielle Seite wird als minderwertig empfunden, manchmal sogar als böse oder verführerisch. Und oftmals wird sogar die Befreiung von allem Materiellen gepredigt und ein Leben in Keuschheit und Armut wird zum Ideal erhoben. Es ist der Irrglaube, man müsse sich vom Materiellen abwenden, um sich dem Geistigen zuwenden zu können. Das wäre genau so absurd, als würde man glauben, dass ein Strom fließt, wenn man sich vom Minus-Pol der Batterie abklemmt und sich stattdessen mit dem Plus-Pol verbindet. Das Resultat dieser spirituellen Weltflucht sind abgehobene Luftschlösser und weltfremde Ideale.
Die Überwindung des „materie-orientierierten Denken“ bedeutet etwas anderes. Es geht nicht um Armut und Keuschheit, sondern um die Fähigkeit zur Abstraktion, also um die Fähigkeit, die allgemeinen Prinzipien hinter den Dingen zu erkennen.
7. Du sollst nicht töten.
Dieses Gebot in seiner scheinbaren Klarheit verblüfft schon etwas - gerade weil im Alten Testament sonst in dieser Hinsicht nicht all zu zimperlich vorgegangen wird, z.B. bei der Landnahme in Israel. Auch gibt es etliche, zum Teil sehr harmlose Verbrechen, auf die sogar ausdrücklich die Todesstrafe steht.
2. Mose 22,17: Die Zauberinnen sollst du nicht am Leben lassen.
2. Mose 22,18 Wer einem Vieh beiwohnt, der soll des Todes sterben.
2. Mose 31,15 Wer eine Arbeit tut am Sabbattag, soll des Todes sterben.
3. Mose 20,9 Wer seinem Vater oder seiner Mutter flucht, der soll des Todes sterben.
3. Mose 20,10 Wenn jemand die Ehe bricht mit der Frau seines Nächsten, so sollen beide des Todes sterben.
3. Mose 20, 13 Wenn jemand bei einem Manne liegt wie bei einer Frau, so haben sie getan, was ein Greuel ist, und sollen beide des Todes sterben.
... u.s.w.
Wenn man jedoch das vorhergehende Gebot betrachtet, wird deutlich, welcher Tod gemeint ist, denn das bewusste Leben finden statt im Spannungsfeld zwischen Geist und Materie. Wenn man diesen Punkt verlässt und sich nur einer Seite zuwendet, dann tötet man das Bewusstsein. Man soll also beide Seiten ehren, um lange bewusst zu leben, denn anderenfalls verliert man dieses bewusste Leben. Wer sich z.B. einseitig der Materie zuwendet, der wird zum Gefangenen der Gier und zum Sklaven seiner Bedürfnisse. Wer sich einseitig den geistigen Dingen zuwendet, der verliert den Sinn für die Realität. Es geht immer um den Ausgleich beider Seiten: Wer hoch hinaus will, braucht ein gutes Fundament.
8. Du sollst nicht ehebrechen.
Neben der Mutter-Vater-Polarität für Geist und Materie gibt es noch die Mann-Frau-Polarität für Vernunft und Gefühl (Pneuma und Psyche). Es sind die zwei Seiten unserer Urteilskraft. Eine Situation können wir verstandesmäßig und gefühlsmäßig erfassen und beurteilen. Jeder der beiden Seiten hat ihre Stärken und ihre Schwächen. Würde ein Tier die Situation verstandesmäßig erfassen können, so würde es nicht in die Falle gehen. Es gibt aber auch Situationen, wo eine schnelle Entscheidung notwendig ist und wo man einfach nicht die Zeit hat, alle Argumente und Möglichkeiten gedanklich abzuwägen.
Geist
Vater
Gefühl
Frau Das Bewusstsein als Kind
von Geist und Materie
Vernunft
Mann
Materie / Körper
Mutter
Damit haben wir das zweite Kreuz. Es symbolisiert einen Menschen, der im Gleichgewicht ist zwischen Geist und Materie und zwischen Gefühl und Vernunft. In diesem Zustand des Gleichgewichts hat sein Bewusstsein die besten „Lebensbedingungen“.
Das Kreuz der Materie - Erde
9. Du sollst nicht stehlen.
10. Du sollst nicht falsch Zeugnis reden wider deinen Nächsten.
11. Du sollst nicht begehren deines Nächsten Haus.
12. Du sollst nicht begehren deines Nächsten Weib, Knecht, Magd, Rind, Esel noch alles, was dein Nächster hat.
Es bietet sich an, diese vier Gebote den vier Elementen Feuer, Luft, Wasser und Erde zuzuordnen. Dabei lassen sich jedoch ganz unterschiedliche Zuordnungen
herleiten und begründen.
„nicht stehlen“
„nicht begehren deines Nächsten Weib, Knecht, ...“
„nicht falsch Zeugnis reden“
„nicht begehren deines Nächsten Haus“
Bei einer wörtlichen Interpretation stellt sich die Frage, warum es in drei Geboten (9, 11,12) um den Besitz anderer Menschen geht. Das hätte man ebenso auch in einem Gebot zusammenfassen können. So lohnt es sich, die Symbolik dieser Gebote etwas genauer zu untersuchen.
Das Haus könnte man zwar durchaus als materiellen Besitz interpretieren, doch in der Symbolik stehen Häuser häufig für „Gedankengebäude“. Es gibt auch heute in unserer modernen Sprache noch sehr viele Haus- bzw. Bau-Metaphern für das Denken. Man „baut“ auf den Ideen anderer auf, hat ein sicheres Fundament, „verbaut“ sich den Weg, errichtet Luftschlösser und Pläne die wie ein Kartenhaus zusammen brechen, ...
Das Gebot 12 enthält ausschließlich „lebendiges Inventar“. So kann man dieses als „Lebensumstände“ interpretieren.
Es ist möglich, dass die Reihenfolge „Weib, Knecht, Magd, Rind, Esel“ auch eine Bedeutung hat. Die Kombination Rind und Esel ist sicherlich kein Zufall, denn diese beiden Tiere stehen für Seele und Körper. Der Esel ist ein Lasttier und trägt uns. Damit ist er ein Gleichnis für unseren Körper, der uns auch durch das Leben trägt. Die Franziskaner bezeichnen übrigens den Körper als „Bruder Esel“. Der symbolische Zusammenhang zwischen Rind bzw. Stier und Seele ist heute nicht mehr so geläufig. Es sind die Hörner, die von der Form an eine Wasser-Schale und an die Mondsichel erinnern. Auch die Kombination Knecht und Magd wirkt wie eine Polarität. Aber bislang habe ich zu wenige Hinweise, um diese zwei Polaritäten deuten zu können. Möglicherweise ist es einfach nur Hinweis auf die Kreuzstruktur auf der materiellen Ebene. (mater = Mutter = weiblich)
Das Dreifachkreuz
Wir haben oben das Kreuz des Geistes und unten das Kreuz der Materie. Das mittlere Kreuz verbindet Geist und Materie. Somit können wir die drei Kreuze zu einem Dreifachkreuz zusammen setzen:
1
keine anderen Götter
Himmel/Luft
7
3
„kein Bildnis anbeten“
Gnade
Wasser
4
Vater
„Name des Herrn nicht missbrauchen“ 2
„kein Bildnis anfertigen“
materielle Vorstellungen
Erde
6 Luft
5
Sabbat-Gebot
Nichteinmischung
Vorhang
5
Gefühl
Frau 6,7,8
Das Bewusstsein als Kind
von Geist und Materie
Vernunft
Mann
4 Wasser
9
„nicht stehlen“ 3
12
„nicht begehren deines Nächsten Weib, Knecht, ...“ Mutter 10
„nicht falsch Zeugnis reden“
2 Erde
11
„nicht begehren deines Nächsten Haus“ 1